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Letzte Änderung für Artikel Altpörtel: 01.02.2006 18:12

Altpörtel

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Altpörtel und Maximiliansstraße
Altpörtel und Maximiliansstraße
Ansicht von Süden
Ansicht von Süden

Das Altpörtel war das westliche Stadttor der Stadt Speyer. Mit einer Höhe von 55 Metern ist es eines der höchsten und bedeutendsten Stadttore Deutschlands. Es wurde im Jahr 1176 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Es war einer von 68 Mauer- und Tortürmen der Freien Reichsstadt Speyer neben den 25 Kirchtürmen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Turms

Altpörtel von Westen
Altpörtel von Westen

Das Altpörtel wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet und trat an die Stelle eines schon früher vorhandenen Tores. Der untere Teil des Turms wurde zwischen 1230 und 1250 erbaut; das oberste Turmgeschoß wurde in dem Zeitraum von 1512 bis 1514 hinzugefügt.

Im Jahr 1511 wird unter den Amtspflichten der Bürgermeister auch aufgeführt: „Item das altporthor zu buwen". Die Jahreszahl 1514 am Altpörtel beweist, dass dieser Auftrag ausgeführt wurde.

Der Turm überstand die Stadtzerstörung im Jahr 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs und ist einer der wenigen Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Sprengung des Turmes war schon vorbereitet, da machten Prior und Konvent des nahen Karmeliterklosters, in dem der französische Marschall Duras mit seiner Begleitung wohnte, darauf aufmerksam, dass bei Sprengung dieses Turms Gefahr für sein Stabsquartier bestehe. Der Prior sagte zu Marschall Duras: „Gar leicht könne das Kloster zerschmettern, für dessen Erhaltung der Marschall ja sein Wort gegeben habe". Duras meinte aber, seine Leute verstünden es wohl, den Turm dorthin zu werfen, wo er wolle. Als die Ingenieure mit brennenden Lunten auf das Signal des Marschalls warteten, fiel der ganze Karmeliterkonvent dem Marschall zu Füßen. Der Prior sprach: „Unser Kloster ist alt und baufällig, wenn auch des Turmes Sturz unsere Wohnung nicht begräbt, so werden doch diese morschen Mauern und lockeren Gewölbe unter dem gewaltigen Stoße der ungeheueren stürzenden Steinmasse erbeben und einbrechen. Drum Herr, habt Erbarmen und schont des Turmes". Der Marschall schaute vor sich hin und rief endlich: „Steht auf Kinder, der Turm soll stehen bleiben!" Daraufhin wurde das Altpörtel geschont, während die Stadt Speyer und der Dom zu einem Trümmerfeld wurden.

Das steile, 20 Meter hohe Dach wurde erst im Jahr 1708 aufgesetzt.

Das Altpörtel war der wichtigste Torturm. Ursprünglich als Außentor errichtet, stellte es später die Verbindung zwischen Altstadt und der St. Gilgenvorstadt dar.

Zwei Reihen von Schießscharten waren die einzigen Öffnungen an der Westseite. Sie waren zu Verteidigungszwecken angebracht. Die östliche Seite ist reicher gegliedert. Über dem Torbogen führte der Wehrgang um den Turm herum, von dem noch die einen Meter vorspringenden zehn Steinkonsolen erhalten sind. Sie bildeten einst die Verbindung zwischen den sich nördlich und südlich anschließenden Wehrmauern.

Im Jahr 1773 stand neben dem Altpörtel, das über dem Speyerbach gebaut wurde, eine Lohmühle. Der Bach biegt hier nach Norden ab und fließt unter Häusern der Salzgasse hindurch.

Name des Turms

Im 18. Jahrhundert glaubte man den Namen Altpörtel auf eine lateinische Form „alta porta" (= hohes Tor) zurück führen zu können. Doch diesen Namen hat es nie gegeben. In der ersten urkundlichen Erwähnung des Torturms aus dem Jahr 1197 heißt er schon „vetus porta" (lateinisch: „altes Tor"), im Gegensatz zum nicht mehr existierenden Neupörtel, der „nova porta".

Bedeutung des Turms

In städtebaulicher Hinsicht war das Altpörtel der Abschluss einer repräsentativen Straße und bildete den Gegenpol zum Speyrer Dom . Die Straße zwischen dem Altpörtel und dem Kaiserdom war eine so genannte Triumphstraße, die lateinisch „Via Triumphalis" genannt wurde. Auf dieser 25 bis 50 Meter breiten Prachtstraße, die eine Länge von 700 Metern hat, zog der Kaiser an besonderen Festtagen mit großem Gefolge in den Dom. Heute ist die Straße zwischen Altpörtel allerdings um eine Häuserzeile schmaler.

Der Speyrer Normalschuh

Bis in die ersten Jahre des 19 Jahrhunderts hatte Speyer ein eigenes Maß- und Gewichtssystem. Auf der nördlichen Seite der Durchfahrt befindet sich eine eiserne Klammer, das Speyerer Normalmaß von 28 Zentimetern, der Speyerer Normalschuh, nach dem sich jeder Handelstreibende der Stadt richten musste. Er ist ein Rechtszeichen aus dem Bereich des Wirtschaftslebens und zeigt das alte Speyerer Normalmaß, den Speyerer Schuh, der in 12 Zoll unterteilt war. Umgerechnet in heutige Maße hatte er eine Gesamtlänge von 28,889 Zentimetern. Der Speyrer Normalschuh war an dieser leicht zugänglichen Stelle angebracht, damit jeder Bürger der Stadt dort Maß holen konnte.

Der „Speyerer Werkschuh" ist heute noch für jedermann sichtbar in Form eines Eisenstabes angebracht. Er wird oben und unten durch vorspringende Nasen begrenzt. Die untere Hälfte ist durch Striche in 6 Zoll eingeteilt. In der „Beschreibung der des heiligen Römischen Reichs Freyen Stadt Speyer sambt denen vier Vorstädten - Anno 1773" ist „Ein Stadt Speyerischer Werckschuh von 12 Zoll" abgebildet. Mit diesem Schuh hatte der Senator Johannes Becker in den Jahren 1772/73 mit Hilfe des Ratsschreibers die ganze Stadt samt ihrer vier Vorstädte abmessen lassen.

Der Turmwart und die Turmuhren

Doppeluhr des Altpörtels
Doppeluhr des Altpörtels

Die Torwächter erhoben neben ihrem Amt als Pförtner das Wegegeld und bewachten Waffen und Munition, die in den Türmen gelagert wurden. Die Wächter des Altpörtels, Neupörtels, des Juden-, Salz- und Roten Turmes mussten außerdem die Gefangenen bewachen, die in diesen Türmen inhaftiert waren. Im Altpörtel wurden zudem die Werkzeuge des Scharfrichters in einer Eichenholzkiste aufbewahrt.

Im Altpörtel versah jahrhundertelang ein Türmer bzw. Turmwart seinen Dienst. Einen kleinen Einblick in die Arbeit eines Türmers gibt das Buch "Das Altpörtel zu Speyer":

"An der Tür in der Turmdurchfahrt stand auf ovalem Porzellanschild: Gg. Schappert, Schuhmacher und Turmwart. Ein über Stockwerke geführter Klingelzug endete in Wohnung und Werkstatt Oft haben wir die knarrenden steilen Holzstiegen erklommen und schauten ihm zu, wenn er das „Armsünderglöcklein" zu den Betstunden läutete. Wir sahen ihm zu, wenn er die Gewichte der alten Räderuhr an Seilen und Zügen hob, um das verwirrende Werk dieser Zeitmaschine in Gang zu halten Die Altpörteluhr mit ihren zwei Zifferblättern, selbst ein Unikum, hat ein mächtiges Gehwerk: Die Walze mit dem Gewichts- und Aufzugsseil, das Wälzrad, das in den Trieb des Steigrades eingreift, das Steigrad selbst und der lotrechte Spindelgang. mit der Waag und die sinnvolle Mechanik für die Übertragung auf das Stunden- und Viertelstunden-Zifferblatt, desgleichen das Schlagwerk in ähnlicher Anordnung."
Alfred Becker, Anton Doll, Otto Hess, Wolfgang Medding: Das Altpörtel zu Speyer. Die Geschichte des siebenhundertjährigen Torturms. Karl-Graf-Verlag, Speyer, o. J.

An der Ost- und Westseite des Altpörtels sind je zwei Zifferblätter der Turmuhr angebracht. Die Zeiger auf den großen Zifferblättern zeigen die Stunde an, die Zeiger auf den kleinen Zifferblättern die Viertelstunden. Früher war die Stunde die wichtigste Zeitangabe. Deshalb sind die Zifferblätter, die die vollen Stunden anzeigen erheblich größer als die Zifferblätter, die "nur" die Viertelstunden anzeigen. Darüber hinaus ist das Stundenzifferblatt an der Außenseite größer, damit Reisende schon aus der Ferne die Uhrzeit erkennen konnten.

Speyrer Türme um 1730

Altpörtel von Westen
Altpörtel von Westen

Im Jahr 1469 waren die stärksten Türme den Zünften zur Verteidigung zugeteilt. Aus dem Waffeninventar von 1611 gehen die Verteidiger der Türme hervor:

Salzturm - Salzgießer
Lauerturm – Lauer
Judenturm – Bäcker
Totengräberturm – Schuster
Weidentor – Krämer
Roter Turm – Weber
Eurichsturm – Tucher
Neupörtel – Metzger
Schmiedturm – Schmiede
Armbrusterturm – Münzer
Zimmermannsturm – Zimmerleute
Kürschnerturm – Kürschner
Nikolausturm - Schneider
Für das Altpörtel, wie auch vermutlich alle übrigen Türme, war der Stadthauptmann mit seinen Söldnern zuständig.

Es folgt hier eine Liste der Türme und Tore Speyers, so wie sie noch im Jahr 1730 aufgezeichnet worden waren.

Innere Stadt

Durchgang durch das Altpörtel
Durchgang durch das Altpörtel
Lage des Altpörtel am linken Rand der Karte
Lage des Altpörtel am linken Rand der Karte
1 Salztorturm
2 Schusterturm (Pulverturm)
3 Lauerturm (1772 schon abgebrochen)
4 Judenturm
5 Totengräberturm
6 Weidentorturm
7 Roter Turm
8 Runder Turm (Alter Mühlturm)
13 Torturm (Weißes Tor, auch Rheinburgtor)
14 Ärmbrusterturm
15 Metzgerturm
16 Zimmermannsturm (1771 abgebrochen)
17 Heidentürmchen (um 1281 erbaut)
18 Uden- oder Kürschnerturm
19 Nikolausturm oder Domstaffelturm
20 Tränktorturm
21 Mittelstegturm oder das Holzburgtor (Mittelsteg über den Speyerbach)

Gilgen- oder Landauer Vorstadt

22 Klüpfelstorturm
23 Storchenturm
24 Schwalbenturm (noch erhalten)
25 Habichtsturm
26 Kautzenturm
27 Hatzelturm (Turm zur Atzel, Elster)
28 Mühltürmlein
29 Turm zur „Maiße" (Meise)
30 Turm zum Strauß
31 Turm zum Wächter
32 Turm zum Papagei
33 Gilgentorturm
34 Turm zum hl. Kreuz oder zum Adler
35 Turm zum Falken (erst 1958 abgerissen)
36 Turm zum Greifen
37 Turm zur Nachtigall
38 Turm zum Kranich
39 Streifertorturm
40 HI.-Kreuz-Torturm, auch Kreuztor
41 Turm zum Hahnen
42 Turm zum Bock (steht noch)
43 Turm zur Taube (steht noch)
44 Turm zum Drachen (steht noch)
45 Alexiusturm

Vorstadt über dem Hasenpfuhl

46 Allmendturm (Durchlaß, das „Almentorlin an der Knoltzengasse")
47 Turm zum Bären (steht noch)
48 Turm zum Löwen
49 Turm zum Widder (steht noch, im Garten von St. Magdalena)
50 Farrenturm
51 Kühtorturm, (Kuhpforte, abgebrochen um 1860)
52 Gackturm.
53 Fischertorturm
54 Stephansturm
55 Euwenturm
56 Schleicherturm
57 Marxtorturm
58 Hammelturm
59 Rohrturm
60 Germansturm zum Doppelhaken
61 Äußeres Germanstörlein

Vorstadt Altspeier

62 Turm zur Linde
63 Turm zur Tanne (beim Judenkirchhof)
64 Turm zur Eiche
65 Turm zur Erle
66 Turm zur Birke (Siechenturm)
67 Heiliggrabtorturm, das Wormsertor
68 Diebstorturm an der Diebsbrücke

Weblinks

Literatur

Alfred Becker, Anton Doll, Otto Hess, Wolfgang Medding: Das Altpörtel zu Speyer. Die Geschichte des siebenhundertjährigen Torturmes. Karl Graf-Verlag, Speyer, o. J.

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