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Letzte Änderung für Artikel Denkmale in der Südwestpfalz: 17.02.2006 12:15

Denkmale in der Südwestpfalz

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In der Südwestpfalz befinden sich mehrere Denkmale für Teilnehmer und Opfer der Kriege der letzten beiden Jahrhunderte (» Krieger-Ehrenmäler «).

Denkmale/Monumente sollen Erinnerungszeichen sein an Ereignisse oder Personen, die nach Ansicht ihrer Erbauer bei den Nachfahren die besondere Bedeutung des zu Erinnernden dokumentieren sollen. Eine weitere Funktion ist die der Identitätsstiftung oder -Bewahrung der denkmalerrichtenden Institution, die gemeinsame Wertvorstellungen oder Geschehensdeutungen bildhaft dokumentieren und dauerhaft in die Nachwelt transportieren will.

Da die Wertvorstellungen der Nachfahren auf Grund eines sich verändernden Lebenskontextes ebenfalls Veränderungen unterworfen sind, kann es dann geschehn, dass die ursprüngliche Denkmalsfunktion nicht mehr erfasst wird, das Denkmal seine Funktion und damit seine Daseinsberechtigung verliert. Bei erheblichem Wandel des Wertesystems kann es sogar dazu kommen, dass nachfolgende Generationen ihre Identität im Gegensatz zu den Wertvorstellungen der Denkmalserbauer definieren und mit einem "Denkmalssturm" gleichsam ihre "Befreiung" von der Vergangenheit demonstrieren.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Dieser Arbeit ist ein Beitrag zur „ Mentalitätsgeschichte “, regional begrenzt auf die Westpfalz, d.h. den Landkreis Südwestpfalz und die beiden kreisfreien Städte Pirmasens und Zweibrücken - ein Territorium , das wegen seiner Grenzlage durch die drei letzten Kriege in besonderem Maße betroffen war. Anhand der vorhandenen „Überreste“ lässt sich eine Längsschnitt durch gut 150 Jahre Denkmalskultur ziehen: [1]

  • Wie gedachten Menschen nach dem Schrecken oder auch nach der Euphorie eines Krieges dieses Ereignisses;
  • wie wollten sie es der Nachwelt monumental überliefern;
  • wie wollten sie derjenigen aus ihrem näheren Umfeld gedenken, die dadurch zu Tode gekommen waren, oder aber – überlebend – Ruhm ernteten?

Wer immer im 21. Jahrhundert dieses Thema angeht, muss sich darüber im Klaren sein, dass in der Vergangenheit der Tod im Kriege als ein Ereignis von moralisch hohem Wert gesehen wurde, dem die Zeitgenossen und Nachfahren mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber zu stehen hatten. Diese Einstellung ist von Heutigen von Jahr zu Jahr schwerer nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, dass inzwischen Sechzigjährige den Krieg als sie persönlich betreffendes Ereignis nicht mehr direkt wahrgenommen haben. Mentalitätsgeschichte an Hand dieser Denkmale zu betreiben, heißt aber nicht nur, ihre Aussage zur Entstehungszeit zu hinterfragen, sondern auch deren eigene Geschichte zum Objekt der Betrachtung zu machen. So ist es nicht nur bedeutsam, welche Einstellung zu Krieg und Tod zum Zeitpunkt seiner Errichtung dokumentiert wird - die Geschichte des Denkmals selbst wird zum Zeitzeugnis: seine Pflege, seine Verlagerung, Umbau oder gar Abriss belegen das Verhältnis der Menschen zum Denkmal und seiner ursprünglichen Aussage - bis hin zur Gegenwart [2] . Leider ist aber in sehr vielen Fällen aufgrund nicht mehr vorhandenen Materials [3] und schwindender Erinnerung manche Veränderung [4] nicht mehr sicher nachzuvollziehen und zu dokumentieren. [5] So bleibt oft nur die pure Bestandsaufnahme des aktuellen Zustandes, der aber dennoch manches an Aussagekraft zukommt. Die noch nach dem 1. Weltkrieg übliche Bezeichnung »Krieger-Ehrenmäler«,die sich bis in die 50er Jahre letzten Jahrhunderts hielt, dann allmählich abgemildert wurde in „Krieger-/Soldatendenkmale“ , scheint in der heutigen Umgangssprache völlig abhanden gekommen; extrem minimalisiert heißt es einfach: „das Denkmal“ — Mentalitätswandel? Trotz der geographischen Beschränkung kommt bei einer Zahl von 80 Kommunen insgesamt eine Zahl von ca. 180 Monumenten zusammen, über die mehr oder weniger Material zusammengetragen werden konnte, insgesamt aber durchaus ausreichend; um einigermaßen verlässliche Aussagen zu machen. Aufgenommen in diesen Katalog wurden ausschließlich Monumente , die von öffentlich-rechtlichen Institutionen errichtet und/oder von diesen derzeit unterhalten werden; d.h. die sich in der Obhut bzw. auf dem Gelände von Kommunen oder kirchlichen Einrichtungen befinden. Monumente, die von Vereinen oder Privaten errichtet wurden und auch heute noch betreut werden, sind nur bedingt aufgenommen worden, obwohl auch sie durchaus tiefe Einblicke in die Mentalität ihres Entstehungs-Umfeldes geben. Ebenfalls außer Acht blieben die Monumente, die sich in der Obhut des ‚ Volksbundes deutsche Kriegsgräber-Fürsorge ’ befinden; dabei ist allerdings eine strikte Trennung der örtlichen Gegebenheiten wegen nicht immer möglich. [6] Für eine umfassende Erschließung der meisten Monumente ist die Zeit bereits zu weit fortgeschritten. Dokumente (z.B. Ratsprotokolle, Zeitungsausschnitte) sind nicht mehr vorhanden, ‚ oral history ’ [7] greift nicht mehr hinreichend auf Grund der inzwischen verstrichenen Zeit.

  • Was bleibt ist nicht, festzustellen „wie es einmal gewesen war“, sondern meistenteils „was noch vorhanden ist“. Aber auch das ist oft noch recht ergiebig, vor allem wenn man die verschiedenen Monumente in ihrer bildnerischen Gestaltung und besonders auch in ihren Textaussagen vergleicht. Dann werden oft verblüffende, manchmal aber auch erschreckende Zusammenhänge zwischen Â»Denkmal« und Mentalität derjenigen deutlich, die diese Werke gestalten ließen. — Und der Betrachter sieht diese Bezeichnung oft genug für sich selbst als Imperativ.

Versuch einer Typologie

Der Umfang des vorliegenden Materials fordert den Versuch, die Zahl der weit über hundert Monumente aus zwei Jahrhunderten zu einer beschränkten Typologie des »Kriegerdenkmals« zu nutzen. Verschiedene Kategorien bieten sich dabei an: Errichtungs- bzw. Umgestaltungszeit, historischer Bezug, Textaussagen, Symbolsprache, ideologischer Hintergrund u.a.m. Sobald man jedoch näher in die Fülle des Materials eindringt, ergibt sich rasch ein durchaus logischer Zusammenhang zwischen den genannten Kategorien; eine keineswegs überraschende Tatsache, wenn man berücksichtigt, dass diese Bauwerke den Geist Ihrer Entstehungszeit spiegeln.

Denkmale vor dem Ersten Weltkrieg

Diese kleine und historisch gesehen erste Gruppe der Monumente lohnt es nicht. nicht weiter aufzuteilen: Es sind diejenigen, die sich auf den so genannten Einigungs-Krieg von 1870/71 beziehen. Sie bilden nicht nur von der Entstehungs-Zeit her sondern auch was ihre Gestaltung angeht eine Einheit: Typisches Merkmal ist die Obelisken- bzw. Stelen-Form, meist gekrönt von einem aussagekräftigen Symbol ( Eisernes Kreuz [8] , Bayerischer Wappenlöwe [9] , Krone [10] ). Weiterhin ist dabei als entscheidendes Merkmal festzustellen, dass es sich üblicherweise um Denkmale handelt, die den Teilnehmern an den kriegerischen Ereignissen gewidmet sind, die deren Todesjahr festhalten (logischerweise nur, sofern dies vor der Denkmalserrichtung liegt) und die meist von örtlichen „Krieger-& Veteranen -Vereinen“ errichtet wurden. Dabei scheint das nahe zeitliche Zusammentreffen der Denkmalserrichtung in Eppenbrunn (1908) und PS [11] - Niedersimten (1910) auf eine Art Wettbewerb hinzudeuten. Häufig sind diese Monumente im Laufe der Zeit in Denkmalsanlagen zusammen mit Objekten aus späterer Zeit zusammengefasst [12] oder aber mit den Namen der in den beiden folgenden Kriegen Gefallenen ergänzt [13] . Eine Besonderheit bildet dabei das Denkmal Hinterweidenthal – es nennt auch Teilnehmer am Schleswigschen Krieg (1848/49) und am Bundeskrieg gegen Preußen (1866) – sowie einen Teilnehmer der Aktionen in China (1900) und einen Gefallenen in DSW-Afrika (1904) [14] . Die Texte dieser Monumente sind meist knapp im Pathos des erfolgreichen „Einigungskrieges“ gehalten [15] .

  • Ein Monument aus diesem Zeitraum vor dem 1. Weltkrieg bedarf allerdings noch ganz besonderer Erwähnung: Es ist der sog. Napoleons -Stein auf dem Hauptfriedhof in Zweibrücken, errichtet im Oktober 1837:
»Die unter Napoleons Fahnen | gedienten | und wieder in die Heimat | zurückgekehrten Krieger | der Stadt und Umgegend | Zweibrückens | weihen ihren | auf dem Felde der Ehre | gefallenen Kriegskameraden | dieses Denkmal«. Gekrönt wird das Monument von einem Napoleonischen Kürassierhelm, darunter der Wappenschild des Empereur mit dem Adler; an drei Seiten trägt es die Namen der vermutlichen Stifter, sechzig an der Zahl, geordnet nach ihrem Todestag; der letzte Eintrag stammt aus dem Jahr 1870. Und im Sockel ist vermerkt «Renové en 1950».

Denkmale in der Zwischenkriegszeit (1919-39)

Die Gruppe der Monumente aus dieser Zeit ist zwar auf Grund ihrer zeitlichen Zuordnung als Einheit zusammenzufassen von Gestaltung und Aussageabsicht her sind kaum größere Gegensätze denkbar:

Der Feldgraue

Es findet sich der Standard-Typus des aufrechten „Feldgrauen“ [16] (meist in Granit oder Betonguss) mit erheblichen Unterschieden in Gestus und Attributen (nachdenklich [17] , trauernd, betend [18] ; mit Fahne [19] |oder Gewehr [20] ); ebenso aber auch der Gefallene [21] , Niedergestreckte, Sterbende [22] . Ebenfalls hier einzuordnen ist der „Soldat im Fels“ von Niederhausen , auch wenn dieses Denkmal durch seine Monumentalität durchaus Züge zeigt, die es der folgenden Gruppe zuordnen:

Aus einem schroffen Sandsteinabbruch herausgehauen und dadurch gleichsam in einer Grotte [23] ruhend, liegt ein weit überlebensgroßer Soldat des WK I wie aufgebahrt [24] vor dem Betrachter, den ein kleines Wasserbecken auf gebührender Distanz hält.

Der Krieger

Ein weiterer Typus ist der Heldenhafte, der oft weit ins Mythische überhöhte Krieger, charakterisiert durch manchmal auf kriegerische Attribute (Helm, Schwert) reduzierte Kleidung, begleitet von bäumendem Ross [25] oder sich verabschiedend von Gefährtin [26] und bäuerlichem Leben. Varianten sind die in Pilaster integrierten „Helden“ [27] der Nachbardenkmäler in Dietrichingen, Mauschbach und Hornbach. Diese drei Monumente sind besonders auffallend in der gemeinsamen Umsetzung der Vorstellung vom „heldischen Krieger“. Besonders auffallend in dieser Gruppe ist das Monument von Waldfischbach : Auf einer hoch emporragenden Stele steht eine Schwert schwingende Gestalt: eher in ein klassisch leichtes Gewand gehüllt, in der Linken einen kleinen Parade-Schild empor hebend. Unter ihr windet sich ein glubschäugiges drachenähnliches Wesen. Die Front des Monuments trägt die Jahreszahlen 1914 / 1918 und dazwischen ein EK, jeglicher Text, der eine Verbindung der Namenslisten auf den Seitenflächen zum zu Erinnernden herstellt fehlt. Dafür sind unter der überkragenden Deckplatte der Stele auf der Rückseite Architekt und ausführender Bildhauer genannt. Das Monument für sich alleine mag in diese Kategorie einzuordnen sein – gemeinsam mit der dahinter burgähnlich aufragenden kath. Pfarrkirche – entstanden um etwa die gleiche Zeit – bildet es ein höchst eigenartiges Ensemble: Der Betrachter sieht sich vor die Frage gestellt: Siegfried oder Michael!

Eine andere Variante bietet dagegen das Monument von Burgalben : Auf der Namens- Stele beugt eine verhältnismäßig kleine (ca. 1,50m hohe) männliche Gestalt das rechte Knie, gekleidet in ein dünnes, die Körperkonturen deutlich modellierendes Gewand (Totenhemd?). Der Kopf ist auffallend proportioniert: das Gesichtsmittelteil ist deutlich überbetont, Kinn und Stirn dagegen nicht den üblichen Maßen entsprechend. Mit der Rechten stützt diese Figur ein blankes Schwert von unverhältnismäßiger Größe mit der Spitze auf den Boden und hält sich daran gleichsam kniend aufrecht und blickt geradeaus und über den Betrachter hinweg; auf der vor den Körper angewinkelten Linken hält sie den typischen Helm des WK I [28] .

. Es entsteht beim Betrachter der Eindruck: Salut des Gefallenen vor einer unendlich höheren und keinesfalls irdischen Macht; all das, was die vorgenannten ‚Helden’denkmäler dem Betrachter gleichsam entgegen schreien, wird hier zurückgenommen durch die stille und aufrechte Akzeptanz dessen, was diesem Menschen widerfahren ist.

ohne Statue

Eine Vielzahl von Monumenten ohne Statuen, z.T. aber doch figuralem Beiwerk bildet eine weitere Gruppe. Hierbei sind häufig die Namenstafeln bzw. Textelemente dominierend. Meist handelt es sich um quaderförmige Blöcke mit aufgesetzter Flammenschale [29] bzw. Helm [30] oder aber Monolithe [31] . Ein besonderes Beispiel dieses Typs findet sich in Herschberg: Ein Pilaster wird von einem detailliert ausgearbeiteten Wappenadler gekrönt und trägt in drei Zeilen umlaufend den Widmungstext.

„unmilitärische“ Monumente

Wenige Monumente bilden eine eigene Gruppe; ihr Charakteristikum ist, dass die dominierenden Statuen „unmilitärisch“ sind: Einerseits handelt es sich um eine klassische Pieta, überlebensgroß auf einem Sandsteinunterbau; jegliches militärisch-kriegerische Beiwerk fehlt. [32] Ein weiters höchst bemerkenswertes Monument dieses Typs steht in Hauenstein vor der alten kath. Kirche: Eine Christusgestalt wendet sich, das Gewand über der Brust öffnend und die Lanzenwunde präsentierend, einem am Boden liegenden, sich sterbend nach hinten beugenden Soldaten zu – eine höchst ungewöhnliche Mischung aus Religiösem und Militärischem, für die Zeitgenossen offenbar verknüpft über die Motive ‚Opfertod’ und ‚Verheißung’ – für uns heute kaum nachvollziehbar. Christliches mit Kriegerischem verbindend zeigen sich die Monumente, die einerseits das Motiv des Drachentöters {{Ref|32|}– hier meist in Engels(!)gestalt – reproduzieren oder aber den christlich verbrämten kriegerischen Reitersmann [33] abbilden. Die militärischen Aspekte des Tötens und Siegens (nach 1918!) werden hier in sublimierter Form gestalterisch umgesetzt – und der heutige Betrachter fragt sich, wie groß die geistige Distanz zu den Denkmalen der braunen Zeit ist [34] . Ein anderes Monument ganz besonderer Art ist das Denkmal von Schmalenberg – so ungewöhnlich, dass es jeglicher Typenzuordnung entzieht und in seiner Einzigartigkeit auch keinen eigenen Typus schafft:

Auf einem mächtigen Sandstein-Unterbau am Steilhang vor der ev. Kirche ruht eine junge Frau aufgestützt und gegen eine Urne gelehnt, voller trauriger Grazie und in ein kaum verhüllendes Gewand gekleidet. Sie ist der absolute Gegenpol zu den Soldatengestalten mit Helm und Mantel oder den halbnackten Heroen -Figuren. [35]

Eben so unterschiedlich wie der bildnerische Aufbau ist auch die Ausgestaltung der Monumente mit Texten, aber auch hier sind gewisse Kategorien feststellbar:

unpathetischer Text

Ein einfacher und unpathetischer Text ist nur auf wenigen Monumenten zu finden, etwa in Form einer sachlichen Widmung: Â»Dem Gedächtnis unserer Gefallenen gewidmet von der Gemeinde Herschberg« oder in sachlicher Kürze Â»ZUM GEDENKEN | AN UNSERE | GEFALLENEN« [36] , in einigen wenigen Fällen auch mit leichtem religiösen Bezug und einer gewissen Hoffnung auf friedliche Zukunft: Â»GEDENKET UNSERER TOTEN UND BETET DASS ALLES KRIEGEN ENDE«. [37] Es muss dabei allerdings berücksichtigt werden, dass eine größere Zahl von Denkmalen des WK I im Zuge ihrer Ausweitung auf WK II und der dabei erfolgten Änderung der Schrifttafeln möglicherweise ihren ursprünglichen Text ‚verloren’ haben.

Helden-Pathos

Häufiger dagegen trifft man auf Texte voller Pathos, meist politischer Art: Â»ZUM GEDENKEN 1914 1918 | IN DIESEM DENKMAL IST EINGESCHLOSSEN | HEILIGE VOM BLUT UNSERER BRÃœDER | GETRÄNKTE ERDE VOM SCHLACHTFELD | BEI MÖRCHINGEN IN LOTHRINGEN« [38] , ähnlich auch: Â»EHRE DEN HELDEN | DIE TREU UNS BEWACHT | FÃœR UNS GELITTEN | IN MANCH HEISSER SCHLACHT | DIE GUT UND BLUT UNS- | RER HEIMAT GEWEIHT | SEGNEN DIE ENKEL | NOCH IN FERNSTER | ZEIT« [39] - Â»IHR STARBET DASS | DEUTSCHLAND LEBE, DEN | HELDEN DES WELTKRIEGES | 1914-1918. DIE DANKBARE | HEIMAT. | A. D. 1935.« [40] . - Und Contwigs Hahnberg-Denkmal verkündet in klassisch anmutender Sprache Â»DEUTSCHE GEDENKET MIT STOLZ | IN DER BRUST | UND MIT FROMMEN GEFÃœHLEN | DER TRAUER | DER MÄNNER AUS CONTWIGS | GEMEINDE | DIE TREU IHREM SCHWUR | BIS ZUM TODE DIE HEIMAT | BESCHÃœTZTEN« - Auch einfacher Reim soll das Pathos transportieren: Â»SIE HABEN IHREN LEIB, BLUT UND LEBEN FÃœR UNS DAHIN GEGEBEN« [41] . Kaum mehr zu übertreffen ist wohl die Aussage auf dem Sockel des Rieschweiler er Denkmals: Â»ICH HABE DEN SCHWERSTEN KAMPF | GEKÄMPFT | DEN JE DIE WELT GESEHEN«.

religiöser Wortschatz

Der zuletzt zitierte Text leitet über zu den Monumenten, die völlig ungeniert den religiösen Wortschatz des Neuen Testaments benutzen: Â»EINE GRÖSSERE LIEBE HAT NIEMAND ALS DER, DER SEIN LEBEN HINGIBT FÃœR SEINE FREUNDE | JOH. XV.13« [42] - in damaliger Zeit wohl allgemein akzeptiert in der Tradition der Rechtfertigung des „gerechten Krieges“ durch die Kirchen; deutlich wird dies auch in der Variation Â»Ich habe den guten Kampf | gekämpft | 2.Tim.4,7« [43] .

Aber es gibt auch Beispiele, die zeigen, dass Religion in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig propagandistisch eingesetzt wird: Wie anrührend klingt doch das Â»Mutter Trösterin der Betrübten | Sprich für sie ein sühnend Wort« [44] oder der Spruch auf dem Monument in Spirkelbach [45] : Â»ALLE DIE GEFALLEN IN MEER UND LAND | SIND GEFALLEN IN GOTTES HAND«. Hier ist klar erkennbar, dass Religion zwar als Trost gesehen wird – ohne aber die Gefallenen in blasphemischer Weise christusgleich zu überhöhen.

Monumente aus der NS -Zeit

Eine Besonderheit bilden die Monumente, die heute noch – nach 1933 entstanden – nicht nur durch den Gestalttypus der Figuren und deren gigantenhafte Größe sondern teilweise auch durch ihre Texte den Geist der braunen Zeit beschwören: Â»IHR STARBET DASS DEUTSCHLAND LEBE« [46] - Â»EVER TOD WAR VNSER LEBEN SO SEI DENN VNSER LEBEN EVRES TODES DANK« [47] , und die Mär vom „im Felde unbesiegt“ der Dolchstoßlegende General Ludendorffs auf den Friedhof in Dietrichingen transportierend: Â»DENNOCH SIEG! | 1914 1918«. [48] Auffallend ist dabei, dass diese drei Musterbeispiele nicht nur relativ spät - in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre - entstanden und auf eine plumpe Monumentalität ausgelegt sind, die uns heute erschreckt, sondern offensichtlich auch die gleiche Architekten-Handschrift aufweisen und räumlich dicht beieinander in der Südwestecke des Landkreises liegen. [49]

Das Monument in Wilgartswiesen (1938) stellt auf der dem Ort zugewandten Seite zwei Soldaten dar, einer mit Gewehr, der andere mit Handgranate [50] , nicht statisch wie bei den drei vorher genannten Beispiele, sondern relativ dynamisch und auch stärker aus der Fläche hervortretend. Der heutige(!) Text lautet schlicht: Â»DIE GEMEINDE WILGARTSWIESEN IHREN GEFALLENEN SÖHNEN. 1938«.
Besonders bemerkenswert scheint darüber hinaus, dass diese Monumente nach WK II wohl ohne größere Bedenken für die Opfer dieses Krieges „mitverwertet“ wurden [51] , wenn auch das Mauschbacher Exemplar auf der Rückseite offensichtliche Löschungsspuren zeigt.

Gebäude

Als Sonderfall ist in diesem Abschnitt die Gedächtniskapelle auf dem Häsel bei Reifenberg zu erwähnen, das einzige Monument in Form eines Gebäudes, und dazu noch durch Ausgestaltung und Funktion eng an die Religion gebunden. Dass es durch seine exponierte Lage auf einer der höchsten Erhebungen der Sickinger Höhe ebenfalls einen besonderen Rang hat, sei nur noch beiläufig bemerkt.

Aber auch in ZW-Bubenhausen und im benachbarten ZW-Wattweiler’' entstanden im oder auf dem Friedhof zwei- bzw. dreiseitig offene „Gedenkhallen“.

Denkmale nach dem Zweiten Weltkrieg

Bezüglich der Denkmale, die an die Toten des Zweiten Weltkrieges erinnern, sind zunächst einige grundlegende Feststellungen zu treffen:

    • Ein sehr großer Teil der Monumente zum WK II beruht räumlich und gestalterisch auf Bauwerken, die der soeben abgehandelten Gruppe zuzuordnen sind, sie sind sozusagen aufgepfropft, angebaut, integriert.
    • Ein weiterer, etwa ebenso großer Teil ist zwar erst nach dem WK II erbaut, schließt aber seinerseits die Gedenkfunktion an die Toten des WK I ein, während die dafür originär eingerichteten Gedenkstätten beseitigt wurden.
    • Nur ein sehr geringer Teil der nach 1945 entstandenen Monumente ist von seinem Ursprung und seiner Ausgestaltung ausschließlich auf den Zweiten Weltkrieg ausgerichtet.

So ergibt sich keineswegs eine schlüssige Typologie, wie sie bei den Denkmalen nach dem WK I möglich ist, vor allem die beiden ‚Mischformen’ verhindern jegliche Systematik. Es bleibt daher nur die Möglichkeit, zunächst die originär auf den Zweiten Weltkrieg bezogene Monumente näher zu betrachten und an ihnen den Versuch zu unternehmen, die Denkmalskultur dieser Zeit etwas näher zu beleuchten. Im Anschluss daran sollen einige Monumente herausgegriffen werden, die sozusagen ‚kriegsübergreifend’ das Gedenken in unterschiedlicher Weise darstellen.

Monumente mit Bezug nur auf den Zweiten Weltkrieg

Kennzeichnendes Merkmal aller Denkmalen dieses Typus ist, dass jegliches militärische Attribut fehlt, wenn man nicht ein Kreuz in einer Form ähnlich der des ‚Eisernen Kreuzes’ [52] als solches werten will. Ebenso fehlt in den meisten Fällen eine bildnerische Ausgestaltung in Gestalt von Statuen. Einen gewissen Ausgleich dafür bietet häufig das benachbarte Denkmal für den Ersten Weltkrieg, evtl. sogar in Gemeinschaft mit einem Monument für die Teilnehmer des 1870/71er Krieges. [53] Zum Teil sind Monumente dieser Gruppe als Namenstafeln in Kirchen gestaltet, wie z.B. Hauenstein [54] . Bei allen anderen dominiert die Funktion: ‚Dokumentation’ in Form von Namenstafeln und als ‚Kultstätte’ für die früher allerorts üblichen Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag. Die Texte sind extrem zurückhaltend, selbstverständlich ohne jeden ‚heldischen’ Beigeschmack und auch nur sehr dezent in religiösen Anspielungen. Das schon genannte Hinterweidenthaler Denkmal für die Opfer des WK II mag als das typische dieser Gruppe gelten: Großes Namensfeld, darüber kurzer Text [55] und gekrönt von einem typischen EK [56] , daneben auf einer Art Rednerplattform drei weitere Kreuze. Eine Ausnahme bildet die in der ev. Kirche von Großbundenbach hängende Gedenktafel [57] mit einer Art stilisiertem EK, Widmung, Bibelzitat, ohne Namensliste: Â»DEN GEFALLENEN | UND VERMISSTEN | DES II. WELTKRIEGES || IN DANKBARER ERINNERUNG | DIE GEMEINDE | GROSSBUNDENBACH || SEI GETREU BIS IN DEN TOD | SO WILL ICH DIR DIE KRONE | DES LEBENS GEBEN – OFFB.2.10. Eine Sonderstellung nimmt Dahn ein: Das ‚Denkmal’ besteht in Namenstafeln innerhalb der Gedächtniskapelle auf dem Soldatenfriedhof , der vom ‚Volksbund’ mitbetreut wird. Die Tafel verzeichnet darüber hinaus die Dienstgrade der Gefallenen und Vermissten und steht unter dem Motto: Â» DEIN BUDER WIRD AUFERSTEHEN JOH.11.K.23.V«

Monumente, die auch auf vorangegangene Kriege hinweisen

Hier seienzunächst vier Beispiele herausgegriffen, denen allen gemeinsam ist, dass sie figürliche Darstellungen unterschiedlicher Ausprägung bieten: Das völlig neu gestaltete Denkmal Vinningen mit Statuen ist auch WK I gewidmet (Namenstafeln), gleiches gilt für Darstein; einen etwas anderen Darstellungstypus (nicht frei stehend sondern als Wandtafel) repräsentieren dagegen Lug und Merzalben:

Vinningen nimmt auf seiner das Ensemble nach hinten abschließenden Wand das von früher bekannte Motiv des Soldaten in Mantel, mit Helm und Gewehr auf, hier allerdings als ein Zug von zehn Figuren ohne Individualität hintereinander auf das Feld mit den Namenstafeln zu marschierend. Davor dominiert eine kniende, den Kopf gesenkt haltende Frauenfigur, die ihr Gewand ein wenig um das vor ihr stehende Mädchen geschlagen hat. Der Text – den Namenstafeln – entsprechend, lautet „UNSEREN SÖHNEN“ [58] . – Traditionelle Rollenverteilung?
Darstein zeigt die klassische Gruppe Kind, Frau und Mann in Abschied nehmender Haltung und verwendet den nach 1945 fast standardmäßigen Begriff „Opfer“, wie er auch auf dem Monument in Lug benutzt wird, das in etwas verwirrender Darstellungsweise wohl ebenfalls eine Abschieds-Szene abbildet.

Gemeinsam ist diesen drei Monumenten, dass der familiäre Bezug bildnerisch herausgearbeitet wird – d.h. dass sie in gewisser Weise nicht nur Denkmale zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten sind, sondern dass den allein gebliebenen Familienangehörigen ebenfalls der ‚Status’ von Opfern des Krieges zugestanden wird. Merzalben dagegen betont auf einer Granitwand, deren Zentrum eine typische ‚Christus Resurrectus’-Figur einnimmt, den religiösen Aspekt der Verheißung, verstärkt durch den von den früheren Denkmalen [59] hinreichend bekannten Vers Joh.15,13. Die Namenstafeln für die Opfer beider Kriege treten, nicht zuletzt durch die extrem schwache Schrift, weitgehend in den Hintergrund. Der Text spricht – ähnlich Vinningen von „VÄTERN UND SÖHNEN“.

Verschiedene Denkmale der Nachkriegszeit sind – verglichen mit denen der Zwischenkriegszeit – von einer geradezu auffallenden Schlichtheit: Oft sind es ganz einfach Mahntafeln, deren Inhalt sich aber in wenigen Jahrzehnten vielen Betrachtern nicht mehr erschließen wird. So z.B. Schwanheim [60] oder noch karger Ruppertsweiler [61] und in ganz extremer Weise Donsieders: eine Sandsteinmauer mit Kreuz-Relief und dem Text: Â»DEN OPFERN DER KRIEGE UND DER GEWALT« - Nicht einmal durch Jahreszahlen wird hier ein Bezug zu konkreten historischen Ereignissen hergestellt und eine Auflistung von Namen fehlt [62] bei dieser Kargheit selbstverständlich auch.

Die Denkmalsanlagen in Kröppen (Friedhof) und Pirmasens (Alter Friedhof) fallen dadurch auf, dass sie außer WK I auch den Deutsch-französischen Krieg 1870/71 einbeziehen und ebenfalls keinerlei individuelle Opferhinweise in Form von Namenstafeln tragen: In Kröppen beherrscht am Eingang des Friedhofsgeländes [63] ein hohes Sandsteinkreuz die ansteigende Geländefläche mit drei Tafeln, die die Jahreszahlen tragen und einem Block mit sehr sparsamem Text: Â»KRÖPPEN | SEINEN KRIEGSOPFERN«; die zugehörigen Namenstafeln befinden sich im offenen Vestibül der Leichenhalle. Das Pirmasenser Monument [64] auf dem Alten Friedhof, einer Parkanlage, ist das einzige dieser Gruppe, das in seiner ungewöhnlichen Gestaltung auffällt und zu einer eigenständigen Aussage kommt: Drei rechteckige Pilaster von etwa sechs Metern Höhe mit den Jahreszahlen der letzten drei Kriege tragen eine Dornenkrone aus Bronzeguss, Namenstafeln fehlen völlig – wie auch bei den beiden benachbarten älteren Denkmalen: Das Kenotaph-ähnliches Monument des Kriegervereins gilt den im Laufe des Ersten Weltkriegs Â»VERMISSTEN(!) KAMERADEN«– ohne Namenstafel, allerdings in einem Gräberfeld des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge stehend Und der in sehr schlechtem Zustand befindlichen Sockel des ‚Germania’-Monuments, das Ende der 60er Jahre durch „unbekannte Täter“ zerstört wurde, hier ist der Tod im Laufe der Zeit ebenfalls anonym geworden.

Denkmale, die über WK II hinaus weisen

Mit zunehmendem Abstand von den Ereignissen der braunen Zeit keimte offensichtlich mancherorts die Erkenntnis, dass es in dieser Epoche nicht nur Kriegsopfer gab, sondern dass Mitbürgern Gewalt auch von deutscher Seite angetan worden war – und dass auch diesen Opfern ein Zeichen ehrenden Gedenkens gebührte. Beispielhaft seien dafür genannt Herschberg [65] und Waldfischbach [66] . Eine andere – zunächst eher kurios anmutende „Erweiterung“ der Denkmale findet sich am Denkmal in Erfweiler und in Dahn im ‚Namenbuch’ der Gedenk-Kapelle: Der unbefangene Betrachter wundert sich in Dahn zunächst, dass der erste Name auf der Liste mit dem Todesjahr 1938 aufgeführt ist, die Reihe dann mit Gefallenen des Jahres 1940 fortgesetzt wird. In Erfweiler dagegen findet sich auf der letzten Namenstafel als letzter in der Reihe ein Name mit dem Todesdatum 9-9-38. Da es sich in beiden Fällen wohl nicht um ein Versehen handelt – Angehörige hätten sicher gegen diesen „Scherz“ protestiert und eine Korrektur durchgesetzt, kann es wohl nur eine Erklärung geben: Die beiden hier Aufgeführten sind als Soldaten der deutschen Wehrmacht im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Westwall zu Tode gekommen. [67] Ebenso seltsam mutet die „Verlängerung“ des WK II bis 1947 auf dem Denkmal in Lemberg-Glashütte an, vermutlich bezieht sie sich darauf, dass einer der Genannten erst spät an Kriegsfolgen verstorben ist. [68] In gewisser Weise gehören auch jene Denkmale in diese Kategorie, die eine eigene Auflistung „ Heimatvertriebene “ [69] aufweisen: Offensichtlich haben nach dem Kriege in den jeweiligen Gemeinden ansässig gewordener Heimatvertriebener aus den Gebieten östlich des „Eisernen Vorhangs“ eine Art „posthumer Einbürgerung“ ihrer Angehörigen erreicht. In ihren früheren Heimatgemeinden war schließlich ein entsprechendes Gedenken nicht mehr möglich. Ein Dokument der Nachkriegsgeschichte.

Monumente, die solche aus vorhergegangener Zeit erweitern

Diese Gruppe umfasst eine erhebliche Anzahl von Beispielen, die – wie schon oben gesagt – sozusagen auf existierende Monumente aufgepfropft, an sie angebaut, in sie integriert wurden. Dabei handelt es sich meist um An- bzw. Einfügung von Namenstafeln der Opfer des WK II. Diese in einigen Fällen höchst problematische Kombination mag hier an drastischen Beispielen aufgezeigt werden:

  • So werden in Dietrichingen die Toten des zweiten Krieges mit ihren Kameraden des ersten unter das Motto Â» DENNOCH SIEG« gestellt [70] . Gleiches geschieht bei den benachbarten Denkmalen von Hornbach und Mauschbach, wo dem Gedenken an die Toten des zweiten Krieges die Konfrontation mit Â»IHR STARBET DASS | DEUTSCHLAND LEBE« bzw. Â»EVER TOD WAR VNSER LEBEN SO SEI DENN | VNSER LEBEN EVRES TODES DANK« zugemutet wird.
  • In ZW-Oberauerbach sind die Namenslisten der im zweiten Krieg in die beiden bis dahin nur mit Schmuckelementen versehenen Seitenteile eingemeißelt – ausgerechnet unter den „alten“ Texten: Â»UNSER BLUT UND UNSER LEBEN | HABEN WIR FÃœR EUCH GEGEBEN« und Â»DIE HELDEN TOT | DAS VOLK IN NOT«.

Es sei ferne, den Konstrukteuren solcher Ungeheuerlichkeiten etwa bewusstes Handeln zu unterstellen; Gedankenlosigkeit und ökonomische Interessen dürften dafür verantwortlich gewesen sein: Warum sollte man das Denkmal, das ja schon vorhanden war, nicht einfach ‚fortschreiben’.

  • Im Vergleich damit zieht sich Saalstadt geradezu bewundernswert aus der Affäre, indem der alte Text ergänzt wird Â»DEN HELDEN | VON 1914-18 | ZUM DANKE«-»UND IHREN | BRÃœDERN UND | SÖHNEN VON | 1939-45 ZUM | GEDÄCHTNIS«.
  • Höhfröschen ergänzt dagegen in der nach altem Vorbild neu gestalteten Mitteltafel das Eiserne Kreuz mit dem Motto Â»DER FAHNE TREU BIS IN DEN TOD« [71] durch eine leichte Veränderung des Daten-Teils: Es heißt nun Â»DEN GEFALLENEN DER WELTKRIEGE 1914/18 – 1939/45«. Dass die Fahne des zweiten Krieges die Hakenkreuzfahne war und der Treueschwur nicht einem rechtsstaatlichen Ordnungssystem galt, sondern ausdrücklich der Person des „Führers“ eines verbrecherischen Systems, das ist dabei wohl nicht bedacht worden. [72]
  • In Zweibrücken-Niederauerbach allerdings ist dem Monument des Ersten Weltkriegs nach dem zweiten Krieg etwas absolut Unübliches widerfahren: Vor der Errichtung des neuen Denkmals für die Opfer des WK II in seine Basisplatte eingemeißelt, trägt es den Appell: Â»Nie wieder Krieg!« [73]

Frauendarstellung im Wandel der Zeit

Eine gesonderte Betrachtung wert ist der Aspekt der Darstellung der Frau auf „Krieger“- oder „Kriegsopfer“-Denkmalen. Zwar bietet das Material aus unserer Umgebung nicht viele Beispiele, aber die wenigen heute noch vorhandenen Monumente mit Frauendarstellungen lassen doch einen bemerkenswerten Wandel erkennen. Auf den Denkmalen zum „Einigungskrieg“ 1870/71 ist die Frau nur als allegorische Figur darstellbar: entweder als Siegesgöttin mit der Waffe in der Hand – wie auf dem zerstörten Denkmal in Pirmasens – oder als eine trauernde Friedensallegorie – wie in Zweibrücken. Die wenigen Abbildungen [74] , die von der Pirmasenser Denkmalsstatue überliefert sind, lassen eine gewisse Verwandtschaft zur Siegesgöttin des Niederwalddenkmals erkennen. Die in Zweibrücken so genante „Germania“ erinnert dagegen fast an eine Schutzmantel-Madonna: Sie trägt zwar einen Zinnenkranz mit Lorbeer umwunden und die Linke, knapp aus dem sich öffnenden Mantel-Umhang hervorragend, hält ein in der Scheide steckendes Schwert, mit der Spitze nach unten gerichtet. Mit leicht gesenktem Kopf fällt ihr Blick über das abwärts gestreckte Lorbeerbündel in ihrer Rechten und den darunter stehenden Sarg ins Nichts – oder zu den Gedenkkreuzen zu ihren Füßen. Dabei deckt ihr rechter Mantelsaum einen Teil des Sarges – kein Monument des Sieges sondern tiefer Trauer. Drei Monumente nach WK I zeigen vollplastisch Frauengestalten: Das bereits näher besprochene in Schmalenberg [75] , ihm nahe stehend PS-Erlenbrunn und dann noch Thaleischweiler.

  • In PS-Erlenbrunn kniet eine junge Frau in einfachem Kleid und mit straff zurück geflochtenem Haar. Leicht nach vorn gebeugt stützt sie das Kinn in die rechte Hand, in der sie ein Tuch hält. Der Unterarm – aufgestellt auf das angewinkelte Bein – verstärkt die Abwärtsrichtung ihres Blicks auf einen imaginären Punkt rechts vor ihr. Der Kranz, den sie mit der Linken gerade ablegt, scheint für sie bedeutungslos. Der Kontrast zwischen der offensichtlichen Fassungslosigkeit in tiefer Trauer und dem scheinbar nebensächlichen offiziellen Zeichen der Verbundenheit – dem Kranz – vermag den Betrachter auch heute noch zu erschüttern.
  • Thaleischweilers Denkmal verkörpert einen völlig anderen Geist. Es dominiert der Infanterist im Mantel, mit schweren Patronentaschen am Gürtel, einem leicht überdimensioniert wirkenden Helm. Eben nimmt er das Gewehr aus der Ruhestellung auf, der linke Fuß ist schon vorgesetzt – Richtung Westen. Die beiden Frauen hinter ihm sind Beiwerk, noch weniger differenziert ausgestaltet als der Norm-Soldat. So wird dem Betrachter nicht ganz klar, was ihre Botschaft ist: Bewundert die hinter ihm beidbeinig Kniende den Soldaten oder soll ihre Rechte, die zum Kopf greift, Fassungslosigkeit ausdrücken? Ihre hinter ihr stehende Gefährtin wendet sich leicht nach rechts, zwar scheinbar unbeteiligt und aufrecht gerade vor sich schauend, aber wie tröstend fasst sie doch die Kniende mit ihrer rechten Hand am Oberarm. Die Botschaft zur Entstehungszeit lässt sich nur vorsichtig erschließen: Der Mann zieht befehlsgemäß in den Krieg, um die zurückbleibenden Frauen zu verteidigen; die Frauen nehmen das als eine Art Schicksal – emotional bewegt – oder standhaft.

Zwei weitere Monumente zeigen ebenfalls Frauengestalten als Reliefabbildungen und sollen wenigstens kurze Erwähnung finden:

  • In Hinterweidenthal sitzt eine Frau im klassischen Faltengewand auf einer Art Thronstuhl, den Kopf vorgeneigt in die rechte Hand gestützt. Der Rückgriff auf das antike Trauer-Motiv wird verstärkt durch eine unter dem Stuhl stehende Amphore .
  • Das Wilgartswieser Monument [76] zeigt auf der – der Kirche zugewandten – Seite die klassische arische Bauern-Gefährtin: Mit festem Händedruck und offenem Blick verabschiedet sie ihren mit der Fahne und gerüstet (Helm, Uniform) davonziehenden Gefährten – beim Pflug zurückbleibend. Immerhin eine sehr deutliche Aussage über die den Frauen durch den Krieg aufgebürdete Last: die des „Ernährers“, üblicherweise doch dem Mann zugeordnet.

Die wenigen nach dem WK II entstandenen Denkmale, die figürliche Teile nichtreligiöser Bedeutung enthalten, stellen die Frau dar, nicht den dem Krieg zum Opfer gefallenen Mann.

  • Die Bronzetafel des Rieschweilerer Denkmals setzt in gewisser Weise den klassischen Stil der ‚Trauernden’ fort: in ein sie dicht umschließendes Gewand gehüllt, barfuß, gebeugt kniend, die zusammengelegten Hände auf das aufgestellte linke Knie gelegt. Der geneigte Kopf, die geschlossenen Augen verstärken noch den Eindruck der Selbstisolation im Schmerz.
Die anderen Monumente dagegen zeigen die Frau als den Teil der zurück gebliebenen Familie der die Verantwortung für die folgende Generation zu tragen hat: Stets sind Kinder Teil des Motivs, meist Mädchen – die Schutzlosigkeit betonend [77] .
  • Am meisten beeindruckt die in Vinningen gelungene Gestaltung:
Auf einem flachen Sockel inmitten einer Grünanlage kniet die Mutter, wie die Tochter in ein einfach fließendes Gewand gekleidet. Sie hält den Kopf leicht gesenkt, ernst, nachdenklich. Das Mädchen, ein wenig rechts vor ihr stehend, reicht seine Linke mit der Fläche nach vorn zur Mutter, die sie nur leicht berührend mit ihrer Rechten hält. Das Gewand der Mutter umfasst von hinten das Mädchen ein wenig von rechts her. Das klassische Schutzmantel-Madonna-Motiv ist also auch hier angedeutet. Beide, Mutter wie Tochter, zeigen keinen Schmerz, kaum Trauer, eher Gefasstheit, besonders das den Betrachter direkt anblickende Kind wirkt fast vorwurfsvoll. Der Zug der zehn Soldaten auf der rückwärtigen Mauer, die ohne Individualität, das Gewehr geschultert, auf die Namenstafeln der im Krieg gebliebenen zumarschiert, bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Trotz des auf den ersten Blick so klassisch martialisch wirkenden Soldatenzugs ein wirkliches Anti-Kriegs-Denkmal.

Zusammenfassung

Verschiedene Feststellungen lassen sich treffen, die bei der Gesamtschau deutlich hervortreten, was aber nicht bedeutet, dass diese generalisierenden Aussagen prinzipiell auf jedes einzelne Denkmal anwendbar sind:

  • Die Denkmale werden – geordnet nach ihrer Entstehungszeit – immer anonymer: Die Monumente zum Andenken an den 70/71er Krieg verzeichnen die Namen der Teilnehmer; wenn die Gemeinde keine Gefallenen zu beklagen hatte, sogar nur diese, Hinterweidenthal nennt zusätzlich die Namen von Teilnehmern an kolonialen Militärunternehmungen. Dagegen sind eine Reihe von Monumenten, die erst relativ spät nach dem WK II entstanden [78] völlig ohne Namenshinweise.
  • In gleicher Weise wandelt sich die Botschaft der Monumente: Zunächst dominiert der Stolz auf eine erfolgreiche kriegerische Aktion, die das hochgeschätzte Ziel der politischen Einheit Deutschlands herbeiführte.
In dieser Einfachheit war das Gedenken nach WK I nicht zu gestalten: Der Krieg, in den man guten Gewissens und auch mit kirchlichem Segen gezogen war, hatte nach den unvorstellbaren Verlusten des Maschinenkriegs in einer fürchterlichen, die staatliche Existenz Deutschlands gefährdenden Niederlage geendet. In irgendeiner Weise mussten die Monumente die Aufgabe übernehmen, diesen Krieg mit allen seinen Opfern auch nachträglich noch zu legitimieren. Den Hinterbliebenen vor Augen zu führen, dass der Krieg sozusagen zu Recht verloren wurde, das hätte die politisch und gesellschaftlich weiter herrschende Schicht im höchsten Maße in Misskredit gebracht – schließlich hatten alle Reichstags-Parteien des Jahres 1914 den Krieg gutgeheißen. Folglich ist das dominierende Motiv der einfache Soldat, drastisch gesagt das „Frontschwein“: trauernd, niedergedrückt, betend, sich schützend vor Zivilisten stellend, sterbend. Die heutigen Texte auf diesen Monumenten sind dagegen (von einigen Ausnahmen abgesehen) nur wenig hilfreich, um den Geist der Denkmalsstifter zu ergründen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei manchen Monumenten anlässlich der Bedeutungserweiterung nach WK II verändert wurden, ist nicht grundsätzlich von der Hand zu weisen; jedenfalls überwiegt aber die Häufigkeit des Begriffs „Opfer“ die des „Helden“. Dass auch die Religion dafür herhalten musste, das Sterben in einem vorgeblichen „Verteidigungskrieg“ - in Wirklichkeit aber um einen „Platz an der Sonne“ - nachträglich zu rechtfertigen, zeigen die wiederholten Zitate von Joh.15,13 [79] oder ein Text wie: «SEID DER | TATEN EURER | VÄTER EINGEDENK WELCHE DIESE | ZU IHRER ZEIT | VOLLBRACHTEN | I.MARK 2.51» [80] .
  • Die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Monumente, die zum allergrößten Teil auch Gedenkstätten-Funktion für die Opfer des Ersten Krieges übernehmen mussten - auch bei den Feiern zum „Volkstrauertag“ -, sind in der Mehrheit gesichtslos – um nicht zu sagen charakterlos.
Die Botschaft lautet oft ganz einfach: ‚Da waren Kriege, in denen Menschen ums Leben kamen. Vergesst sie nicht.’ Als Steigerung scheint gerade noch zulässig: ‚Lernt daraus, damit so etwas nicht noch einmal geschieht.’ Lediglich das Monument in Kleinsteinhausen appelliert ganz eindeutig: Â»EUERE OPFER - UNSERE VERPFLICHTUNG - HALTET FRIEDEN«. [81]
Viele dieser Monumente sind nicht nur ohne figurale Ausgestaltung, eine große Anzahl verzichtet auch auf Namenstafeln. Ist das Zeichen von Sparsamkeit finanzieller, emotionaler oder geistiger Art? Dennoch ist das Weglassen der Namenstafeln in gewisser Weise nachvollziehbar, wenn das Monument erst viele Jahre nach Kriegsende entstanden ist – denn wer von den Lebenden hat dann noch einen persönlichen Bezug zu den Opfern gehabt? Zu bedenken ist aber auch:
Wird nicht durch das Anonyme der Monumente das Schreckliche des Krieges entpersonalisiert und in eine unbestimmte Ferne gerückt?
  • Eine Art Sonderfall bilden diejenigen Monumente, die auf der Grundlage von vorhandenen zum Gedenken an den WK I einfach gesagt „aufgestockt“ wurden. Wie oben ausgeführt, ist hier so manches höchst fragwürdige „Denkmal“ entstanden (s. S. 3-14).
Von der Mentalitätsgeschichte her sind aber gerade diese Monumente Zeugen von unschätzbarem Wert: Zeigen sie doch recht deutlich, dass zu organisierendes pflichtgemäßes „Gedenken“ zu Ergebnissen führt, die für die nachfolgenden Generationen bestenfalls sinnleer, wenn nicht sogar sinnwidrig erscheinen. [82]
Wie einfach und effektiv aber von den Zuständigen verfahren werden kann, um nachfolgenden Generationen das Verständnis zu erleichtern, demonstriert die Stadt Speyer an ihrem vorzüglich restaurierten Denkmal für WK I in der Fußgängerzone, das u.a. den zeittypischen Text trägt: Â»DEUTSCHLAND MUSS LEBEN AUCH WENN WIR STERBEN MÃœSSEN«. Eine kleine stilgerechte Zusatztafel informiert: „Der Brunnen wurde 1930 als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Die Inschriften und Reliefs sind Ausdruck des damaligen Zeitgeistes.“

.

Der Krieg von 1870/71 war ein erinnerungswürdiges Ereignis von hohem national-politischem Wert, ein Aufbruch in eine gemeinsame positive Zukunft, jeder Beteiligte – tot oder überlebend – hatte zur Entstehung dieses neuen Deutschen Reichs beigetragen und war der Verehrung würdig und durch die Gedenkfeiern an diesen Monumenten geschah Identitätsstiftung für die gerade Staat gewordene deutsche Nation.
Die Erschütterung der niemals eingestandenen Niederlage von 1918 machte die Gefallenen je nach politischer Sichtweise zu Opfern oder zu Helden von jedenfalls tragischer Größe – stets mit dem Anspruch immerwährender Erinnerung und zur Wahrung der - durch Niederlage, Besatzung, Gebietsverlust und zunehmende innere Gegensätze - traumatisierten staatliche Gemeinschaft.
Die nach 1945 nur widerwillig und längst nicht von allen eingeräumte Schuld erschwerte den Umgang mit den eigenen Opfern, die in unbestimmter Weise ja auch Täter waren, im Tode dann aber in einen seltsamen Zwischenzustand gerieten, der sich einem rationalen und emotionalen Erfassen entzog, und der ein immer mehr sinnentleertes, automatisiertes und schließlich hinfällig gewordenes ‚Gedenken’ produzierte. Was bleibt ist Distanz [83] .
Damit ist der Kreis geschlossen: Denkmale über mehr als hundert Jahre hinweg – vordergründig betrachtet immer das gleiche Ereignis betreffend – zeigen unübersehbar den Wandel, den dieses Ereignis in der Wahrnehmung durch die Zeitgenossen erfahren hat. Und auch die Denkmale selbst sind diesem Wahrnehmungswandel unterworfen [84] .

Was hat diesen Wandel hervorgerufen, fragt sich der Historiker:

Ist der Tod im Krieg nicht immer der Selbe?
Ist der Krieg ein anderer geworden?
Hat sich etwas in der Wahrnehmungsfähigkeit oder in dem Wertesystem der Wahrnehmenden verändert?

Fragen, die sich wohl jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, aus seinem eigenen Wissen und Gewissen beantworten muss, um daraus vielleicht auch noch Folgerungen für sein eigenes Handeln zu ziehen.

Anmerkungen

Weblinks

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