Mariaspring
Mariaspring war bis zum zweiten Weltkrieg beliebtes Ausflugsziel etwa zehn Kilometer nördlich von Göttingen, unterhalb der Burg Plesse gelegen. Zweimal pro Woche traf sich dort die Göttinger Gesellschaft zum Tanz.
Geschichte
Um 1800 entwickelte sich Mariaspring, im Volksmund auch "MariechenhĂŒpp" genannt, zu einem beliebten Ausflugsziel fĂŒr Göttinger BĂŒrger. Die Betreiber der dortigen PapiermĂŒhle eröffneten aus diesem Grund 1804 eine GaststĂ€tte. An den HĂ€ngen der Umgebung wurden BĂ€nke aufgestellt und eine TanzflĂ€che angelegt. Da er sehr romantisch gelegen war, wurde der Ort schnell populĂ€r. Bereits fĂŒr 1831 ist ĂŒberliefert, dass die Studenten und Göttinger BĂŒrger sich mittwochs und freitags dorthin begaben. In aller Regel fuhr man mit geschmĂŒckten Kutschen vor. Als Göttingen 1854 an die Eisenbahn angeschlossen wurde, wurde die Bahn eines der Hauptverkehrsmittel fĂŒr den Transport nach Göttingen. Der Andrang war teilweise so groĂ, dass SonderzĂŒge eingesetzt werden mussten. Als vor dem Ersten Weltkrieg ĂŒberlegt wurde, in Göttingen eine StraĂenbahn zu bauen, gab es ernsthafte Ăberlegungen eine Haltestelle in Mariaspring einzurichten. Um einen guten Platz zu ergattern, trafen die ersten GĂ€ste teilweise bereits um 9 Uhr morgens ein, um 15 Uhr waren alle PlĂ€tze besetzt. Um diese Uhrzeit begann die örtliche Kapelle mit dem Konzert, und gegen Abend begann der Tanz, der meistens zwischen 22 und 24 Uhr beendet war. Insbesondere die Verbindungsstudenten nutzten Mariaspring intensiv. Sie hatten ihre unangefochtenen StammplĂ€tze neben der TanzflĂ€che. Dabei wurden die Fahrer mit Geld animiert, so schnell wie möglich zu fahren, um vor allen anderen dort zu sein.
Es gab kaum einen Göttinger Studenten, der nicht in Mariaspring war. So gelangte dieser Ort auch auĂerhalb der Göttinger Umgebung zu einem hohen Bekanntheitsgrad. Angeblich soll eine aus New York abgeschickte Karte mit der Adressangabe "Mariaspring-Deutschland" ihr Ziel erreicht haben.
Die Besucherzahlen stiegen bis zum Jahr 1914 kontinuierlich an. WĂ€hrend des Krieges ruhte der Betrieb, wurde aber 1919 wieder aufgenommen. Den Höhepunkt seiner Geschichte hatte die Gastwirtschaft zu Beginn der 20er Jahre. 1927 brannte ein Teil der GebĂ€ude in Mariaspring ab. Sie wurden in einem gröĂeren Stil wieder aufgebaut. Allerdings gingen die Besucherzahlen in den Folgejahren stark zurĂŒck, wohl auch bedingt durch die wirtschaftliche Situation.
Das Ende fĂŒr Mariaspring kam 1935 . Mit dem Verbot der Studentenverbindungen wurde der GaststĂ€tte auch die Haupteinnahmequelle genommen. ZunĂ€chst wurden die historische MĂŒhle und das alte Gasthaus verkauft und in Wohnungen umgewandelt. 1942 wurde in dem neu errichteten GebĂ€ude ein BDM -Heim (Bund Deutscher MĂ€del) eingerichtet. Seit 1952 ist hier eine Heimvolkshochschule untergebracht.
Literatur
- Henning Hardege: Mariaspring, in: Plesse-Archiv 23 (1987), S.161-191
- Franz StadtmĂŒller: Geschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1809-1959, Göttingen 1963
Weblinks
Kategorien : Göttingen | Studentenverbindung
Wikipedia
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