Der heilige Hieronymus im Gehäus ( 1514 ) ist einer der drei Meisterstiche (s.: Ritter, Tod und Teufel, Melencolia I) Albrecht Dürers. Auch dieser Stich zeichnet sich durch eine Vielzahl von Symbolen aus der Ikonographie aus. Gehäus ist ein veraltetes Wort für Haus bzw. Stube / Studierzimmer.

Bildinhalt und Symbolik

• Der heilige Hieronymus sitzt im Bildhintergrund an einem Schreibpult. Der Tisch ist ein für die Renaissance typischer Wangentisch.
• In einer Ecke des Tisches steht ein Kalvarienkreuz . Zieht man vom Kopf des Hieronymus über das Kreuz eine Linie, wird der Blick des Betrachters zum Totenschädel neben dem Fenster gelenkt und damit diese zwei Gegenstände –  Auferstehung und Tod â€“ miteinander in Verbindung gebracht. Die Frage bleibt für den Betrachter offen, ob letztlich der Tod oder das Leben siegt.
• Im Bildvordergrund befinden sich ein Löwe , traditionell ein Bestandteil der Ikonographie des Hieronymus, und ein Hund, ein Tier, das in Dürers Werken häufig vorkommt und für Treue steht.
• Die unglaubliche Detailtreue und feine Ausarbeitung sind äußerst bemerkenswert. Das Bild ist voll von kleinen Gegenständen, die den Blick des Betrachters einfangen und typisch für die nordische Renaissance und für Dürer sind.

Deutung

Einer gängigen Interpretation zufolge stellen die drei Meisterstiche drei unterschiedliche Lebensweisen dar. Hieronymus steht für die vita contemplativa des Mönches, der durch Studium und Meditation Weisheit erlangt.

Auf Dürers Signatur stützt sich eine weitere Interpretation. 1514 + 1 (Zahlenwert von A) + 4 (Zahlenwert von D) ergibt 1519 , das Todesjahr Leonardo da Vincis . Hieronymus ähnelt zudem einem Selbstporträt da Vincis. Dürer hat also möglicherweise auf subtile Weise eine Hommage an den großen Künstler ins Bild eingebaut.

Weblinks

• http://www.aiwaz.net/modules.php?name=News&file=article&sid=33 – interpretiert die Figur des Hiernoymus als Leonardo da Vinci .