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Letzte Änderung für Artikel Oberkirche (Bad Frankenhausen): 23.01.2006 20:37

Oberkirche (Bad Frankenhausen)

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Die Kirche „Unser Lieben Frauen am Berge“ oder auch Berg- oder Oberkirche ist heute eine evangelische Kirche in Bad Frankenhausen im Kyffhäuserkreis. Durch Gips- und Salzauslaugungen ist die Spitze des Kirchturms um mehr als 4 m aus der Senkrechten geneigt. Damit ist er der schiefste Turm Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Oberkirche Bad Frankenhausen
Oberkirche Bad Frankenhausen

Bau und katholische Zeit

Die Kirche wurde am 25. April 1382 als Basilika im gotischen Stil fertig gestellt. Die Brüderschaft „Corporis Christi“ (Leichnam Christi) ließ sie auf den Fundamenten einer verfallenen romanischen Anlage errichten. Lange Zeit bestimmte die Oberkirche das Bild Frankenhausens dominanter als die - ehemals zahlreichen - anderen Kirchen der Stadt. Der älteste Teil des Kirchenschiffes war als Gewölbebau und mehrschiffiges Langhaus ausgeführt. Spitzbogige gotische Fenster und Türen zierten das Bauwerk. Der Turm hatte ursprünglich ein spitz zulaufendes Dach mit vier kleinen Seitentürmen. Zu ihren Glanzzeiten besaß die Oberkirche viele Altäre und verfügte über hohe Einkünfte.

Im Verlauf des Deutschen Bauernkriegs , dessen Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 oberhalb der Stadt tobte, wurde die Oberkirche beschädigt und geplündert. Die im Grunde Luthers Wirken gewogenen Schwarzburger Grafen versuchten - beeindruckt durch den Bauernkrieg und die Schlacht bei Frankenhausen - die Umsetzung der Reformation in ihren Landen zu unterbinden. Deshalb erlangten ihre Untertanen in dieser Region erst 1539 ihre Religionsfreiheit . Im gleichen Jahr fand in der Oberkirche der letzte katholische Gottesdienst statt. Danach wurde der erste protestantische Geistliche an die Kirche berufen.

Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) wurde die Oberkirche - besonders während der dreitägigen Plünderung vom 21. bis 24. Oktober 1632 - erneut geplündert. Bereits im Jahre 1692 wird dokumentiert, dass die Kirche sehr baufällig gewesen sein soll und eine Ausbesserung zwingend erforderlich war. Mangelnde Mittel waren die Ursache für eine sehr schleppende Sanierung, bei der das Bauwerk zudem rücksichtslos verunstaltet wurde. Besonders der Anblick von der Südseite zeugt noch heute von den regellos durchgeführten Veränderungen. Erst 1724 konnte die erste Leichenpredigt in der sanierten Kirche gehalten werden, die am 14. September 1727 wieder eingeweiht wurde.

Im Siebenjährigen Krieg ( 1756 - 1763 ) wurde die Kirche durch durchziehende Truppen ein weiteres Mal geplündert. Am 27.05. 1759 fiel die Spitze des Oberkirchturms einem der vielen Stadtbrände zum Opfer. Ein Übergreifen auf das gesamte Kirchengebäude konnte zwar verhindert werden, aber Übereifrige richteten großen Schaden an, als sie die Pfeifen der Orgel herausrissen, um sie vor den Flammen zu retten. Bereits am 13. Juli 1760 wurde mit dem Neubau des oberen Turmteils begonnen, der am 22. August 1761 als barocker Bau beendet wurde. Dabei wurde der damals schon vorhandenen Schiefstellung des Turms bautechnisch entgegen gewirkt. Die bei dem Brand vernichteten Glocken wurden 1765 ersetzt.

Während des französischen Eroberungsfeldzuges 1806 erlitt die Kirche neue Schäden, als 2.678 gefangene Preußen unter der Bewachung von 300 Franzosen nach Frankenhausen gebracht wurden und Ober- und Unterkirche der Stadt als Gefangenenlager missbraucht wurden. Das Kircheninnere war anschließend sanierungsbedürftig und die Orgel unbrauchbar. Eine neue Orgel und die notwendige Sanierung wurden durch Spenden finanziert und die neue Orgel am 1. Mai 1867 geweiht.

Rettungs- und Sanierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert

Im Jahr 1908 hat die Schrägstellung der Kirche durch einen Erdfall in der Nähe mit starker Absackung von Erdmassen und Wasserabfluss enorm zugenommen. Erste Baumaßnahmen zur Absicherung der Schiefstellung des Oberkirchturmes wurden 1911 durchgeführt. Dabei wurden vor der Nordostecke zwei ca. 11 m hohe Strebpfeiler aus Sandsteinquadern mit Beton - und Steinfüllung errichtet, die der Neigung des Turms entgegenwirken sollten, aber leider nicht den erwünschten Effekt erzielten. Ebenso wurden aufgetretene Risse im Mauerwerk abgedichtet. Nach diesen Erhaltungsmaßnahmen wurde die Kirche am 8. Oktober 1911 neu geweiht. Die große Glocke fiel 1917 zusammen mit der mittleren Glocke dem Ersten Weltkrieg zum Opfer.

Im Frühjahr 1920 wurden erstmals Bohrungen zur Untersuchung der Untergrundverhältnisse durchgeführt. Dabei wurde eine Neigung des Turms gegen die Senkrechte von 5 cm auf 1 m Höhe festgestellt. 1925 wurde das Gebäude wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt und der Abriss erwogen. Ein Kostenvoranschlag aus dieser Zeit ergab, dass die Kosten für Abriss oder Sanierung etwa gleich hoch sein würden.

Prof. Rüth aus Dresden veranlasste zwischen September 1935 und März 1936 erfolgreiche Erhaltungsmaßnahmen an der Oberkirche: Ringanker aus Flacheisen wurden um den Turm gelegt und verankerten ihn von nun an mit dem Langhaus. Anschließend wurde der Ostgiebel der Kirche abgerissen, da er durch die unter ihm hindurchführende Erdspalte stark gerissen und verschoben war. Er wurde durch einen in Leichtbauweise errichteten Giebel aus Bimsbeton-Hohlblocksteinen mit Eisenbetonskelett ersetzt. Am 27. Juni 1937 fand der Einweihungsgottesdienst in der wiederhergestellten Oberkirche statt.

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Oberkirche als Arsenal der SS benutzt. Nachdem die Alliierten Truppen die dort gehorteten Güter im Frühjahr 1945 zur Verteilung freigaben, wurde die Kirche durch den Ansturm der Bevölkerung erneut geplündert. Orgel, Fenster und Kircheninneres wurden dabei stark zerstört.

1952 erhielten Turm und die Südseite des Kirchenschiffes eine neue Schiefereindeckung. Wegen starkem Schwammbefall musste das Kirchendach jedoch schon 1962 wieder abgetragen werden.

1984 wurde die gesamte Kirche durch die Staatliche Bauaufsicht des Kreises Artern (Bezirk Halle) gesperrt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Abriss der barocken Turmhaube gefordert. Fehlende Kapazitäten verhinderten diesen jedoch.

Nach erneuten Sicherungsmaßnahmen am Turm konnte die Vollsperrung am 9. September 1993 in eine Teilsperrung umgewandelt und am 12. September 1993 der erste Gottesdienst in der Ruine der Oberkirche abgehalten werden.

Nach letzten Messungen erreicht der Turm der Oberkirche eine Neigung von 4,5°. Die Spitze des 56 m hohen Turms ist damit 4,22 m in Richtung Nordost außer Lot (Stand: Herbst 2005 ). Derzeit neigt sich der Oberkirchturm pro Jahr ca. 6 cm weiter. Ursache sind die unterschiedlichen Bodenverhältnisse: etwa diagonal unter dem Turm trennt sich fester Felsen von losem Schotter, aus dem im Laufe der Zeit der Gips ausgespült wurde.

Literatur

  • Kirche ``Unser Lieben Frauen am Berge´´ auch Ober- oder Bergkirche Bad Frankenhausen/Kyffhäuser, Hrsg. Förderverein Oberkirche Bad Frankenhausen e.V. 2.Aufl. 2001

Weblinks


Koordinaten: 51° 21' 31" N, 11° 06' 20" O

Wikipedia

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