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Letzte Änderung für Artikel Obervorschütz: 19.02.2006 18:31

Obervorschütz

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Ansicht von Obervorschütz im Herbst 2005
Ansicht von Obervorschütz im Herbst 2005
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Obervorschütz ist größter Ortsteil der hessischen Stadt Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis.

Obervorschütz am Emsbach liegt im historisch belegtem Chattengau. Das typisch nordhessische Haufendorf hatte 2005 1400 Einwohner. Das Kfz-Kennzeichen ist HR.

Inhaltsverzeichnis

Topographie

An der evangelischen Kirche hat der Ort eine Höhe von 170 m ü. NN . Die geografischen Daten sind 51° 11' 0" N 9° 22' 0" E .

Die charakteristische Basaltkuppenlandschaft hat vulkanischen Ursprung. Es entstanden urzeitlich typische Basaltkuppen. Zu diesen Basalatkuppen gehören in Obervorschütz zum einen der Nacken mit dem Kaiserdenkmal des Deutschen Kaisers Wilhelm I. im Norden und zum anderen im Westen der Judenfriedhof. Eine geologische Besonderheit ist die Basaltkuppe Nacken, der charakerisiert ist durch waagrechten Basltsäulenverlauf. Der fruchtbare tiefbraune Lößboden , der sich an den Wind abgewandten Seiten angesammelt hat, liegt auf einer Tonschicht. Der Lößboden wird aufgrund seiner hohen landwirtschaftlichen Bodenwerte volkstümlich Hessenlands Krone genannt. Die Tonschicht ist mit Gipskristallen und geringen Mengen Eisenerz durchsetzt.

Das Quellgebiet des Flutgrabens, der westlich von Obervorschütz in den Emsbach mündet, ist besonders wasserreich und wurde früher zur Trinkwassergewinnung genutzt. Es befindet sich noch heute eine ungenutzte Wassergewinnungsanlage dort. Eine Quelle mit erheblich geringerer Ausschüttung, die so genannte "Waals Quelle" liegt westlich von Obervorschütz. Oberhalb des jüdischen Freidhofs liegt eine ungenutzte und renaturisierte Lehmgrube , deren Erzeugnisse zur Ausfachung beim Fachwerkhausbau benutzt wurde. Es erinnern noch heute in Obervorschütz Strassennamen an diesen Wasserreichtum, der vermutlich auch ausschlaggebender Grund für die frühe Besiedlung war. Der Straßenname Hohe Litt wird hergeleitet aus dem Verb leiten im Sinne von Wasser umleiten. Heute ist Obervorschütz an ein öffentliches Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Im ehemaligen Pfarrgarten südlich von Obervorschütz liegt der kleine Tümpel "Paars Dich " in einem kleinen Waldstück.

Geschichte

Das Gebiet muss bereits schon zur frühsten bäuerlichen Kultur um 3000 v. Chr. besiedelt gewesen sein. Dies belegt der archäologische prähistorische Fund eines Steinbeils, der heute im Fritzlarer Geschichts- und Heimatmuseum im Hochzeithaus aufbewahrt wird. Zumindest hielten sich Jäger und Sammler zeitweise am Emsbach auf. Nero Claudius Germanicus hat vermutlich die Region mit seinen römischen Legionen um 14 n. Chr bis 16 n. Chr durchzogen, da das Mattium , wie dies Tacitus in Germania literarisch beschreibt, wohl im nahen Maden oder Metze gelegen haben muss. Aus Fränkischer Zeit wurde ein aus dem 5. Jahrhundert stammendes Wehrgehängefragment mit bemerkenswert feiner Bearbeitung im geometrischen Tierstil gefunden, dessen heutiger Aufbewahrungsort ebenfalls das Fritzlarer Geschichts- und Heimatmuseum im Hochzeitshaus ist. Im 7. Jahrhundert wurde die Region mit der Fällung der Donareiche durch Bonifatius christianisiert. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass bereits im 8. Jahrhundert eine ständige Siedlung in der Emsaue erstmalig aufgrund leicht erreichbarer Wasserquellen angelegt wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung ist mutmaßlich 1074 als Burrisuzze zu belegen. Weiterhin ist Obervorschütz 1275 nachweisbar als villa superior Vorskutheund und 1357 als Obirm Vorschütz. Bis 1535 war das Dorf hessisches Lehnen der Herren von Elben, dann zog Philipp I. (Hessen) die Ortschaft ein. 1627 erschien die älteste Abbildung der Umgebung von Obervorschütz auf dem Stich der Stadt Gudensberg von dem Kupferstecher Matthäus Merian d.Ä.
Kupferstich nach Matthäus Merian d. Ä. von Gudensberg mit Umgebung,um 1850
Kupferstich nach Matthäus Merian d. Ä. von Gudensberg mit Umgebung,um 1850

In der Topographia Germaniae, die von 1642 bis 1688 von Matthäus Merian d.Ä. herausgegeben wurde, wurde der Fischreichtum des Emsbaches erwähnt. Von 1678 gibt es einen Nachweis über das Vorhandensein einer Schule, die schon im Dreißigjährigen Krieg bestanden hatte. Der Unterricht fand nur in den Wintermonaten statt. Belegt wird dies durch eine Schulchronik vom Lehrer Johannes Koch . Von 1901 ist ein Klassenbuch der Oberstufe, das so genannte Stofftuch, der Obervorschützer Schule erhalten. Wissenschaftlich beobachtet werden die neuen Lehrmethoden der Obervorschützer Grundschule von dem Österreichischen Pädagogen Peter Posch und der nahegelegenen Universität Kassel. Obervorschütz weist weiterhin mit dem bis in das Jahr 1730 zurückzudatierenden jüdischen Friedhof eine Jüdische Kultur auf. 1757 wurde an dem spätgotischen Wehrturm die Kirche angebaut und 1785 vollendet. Um 1820 wird der Totenacker um die evangelische Kirche letztmalig genutzt. Es erinnern noch heute aufgestellte Grabsteine aus Sandstein an diese ehemalige sakrale Nutzung. Am 23. September 1878 nahm der Deutsche Kaiser und König Wilhelm I. (Deutsches Reich) ein Militärmanöver beim Nacken ab. Ein vom Altkreis Fritzlar und privaten Personen 1879 gestiftetes Denkmal erinnert an den Kaiserbesuch. Um 1938 ist die Jüdische Kultur erloschen. Obervorschütz wurde 1945 ohne Widerstand kampflos von der Amerikanischen Armee befreit. 1958 wurde das Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten Kriegsteilnehmer des 1. Weltkriegs und des 2. Weltkriegs aus poliertem Granit eingeweiht. Das Dorfgemeinschaftshaus wurde 1958 im Rahmen des hessischen Sozialen Plans im Zentrum begonnen zu errichten und mehrfach umgebaut. 1963 erfolgte eine grundlegende Restaurierung der Kirche. 1974 wurde das evangelische Gemeindehaus der Öffentlichkeit übergeben. 1980 wurde als Dorferneuerungsmaßnahme der Ausbau der Ortskanalisation und die Renovierung vieler Häuser durchgeführt. Ein Anschluss an die in der Obervorschützer Emsaue befindlichen Abwasserkläranlage wurde im gleichen Jahr fertig gestellt. Bis zum Jahr 2000 wurde traditionell im Herbst das gemeindeeigene Strassen- und Streuobstes durch den Ortsvorsteher versteigert.

Literarische Erwähnung fand Obervorschütz durch den Österreichischen Schriftsteller Josef Haslinger , der ein Jahr in Kassel lebte, Teile des Romans "Opernball" dort verfasste und die Umgebung bereiste.

"Ein gewisser Stefan Roepel aus Obervorschütz hielt es für nötig, die Welt darüber aufzuklären, dass es die goldenen Tafeln nie gegeben habe".

Zudem war der Lauterbacher Hof in Obervorschütz letzter Wohnort des bedeutenden Sozialphilosophen und Schriftstellers Prof. Dr. Ulrich Sonnemann .

Wirtschaft

Um den historischen Dorfkern mit zahlreichen Fachwerkbauten entstehen vermehrt moderne Neubauten.

Fachwerkhäuser in Obervorschütz
Fachwerkhäuser in Obervorschütz

Der Tonabbau einer Ziegelei wurde um 1980 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Landwirtschaftlich werden die umliegenden Felder genutzt.

Auf dem fruchtbaren Lößboden werden Kohl , Zuckerrüben , Weizen , Roggen , Hafer , Mais und Raps angebaut.

Bei der Tierhaltung wird vorwiegend Futterbau für Milchkühe, Schweinemasthaltung und Schweineremontierung in kleinen Bestallungen betrieben. Zudem gibt es eine Schäferei. Die Selbstvermarktung von veredelten landwirtschaftlichen Produkten durch Hofläden gewinnt zunehmend an Bedeutung. Zum Dorf gehören zwei Wassermühlen am Emsbach. Eine wird betrieben und stellt Mehl für regionale Bäckereien her.

Eine orthopädische Schuhfabrik hat überregionalen Ruf erlangt. Obervorschütz ist Standort einer Bäckerei, von zwei Zimmereien, zwei Dachdeckern, einer Roll-Ladenfabrik, einer Bankfiliale und weiteren kleineren Handels- und Dienstleistungsbetrieben. Einige wenige Einzelhändler nutzen den modernen E-Commerce Vertriebsweg und handeln nunmehr weltweit.

Zunehmend wird der umliegende Wald wieder zur Gewinnung von Heizmaterial genutzt. Photovoltaikanlagen erzeugen neuerdings auf Standorten mit Südhanglage Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist wird. Viele Arbeitnehmer pendeln ins Nahe Kassel, Baunatal und ins Umland.

Auswanderer aus Obervorschütz

Zahlreiche gebürtige Obervorschützer sind über die Jahrhunderte hinweg ausgewandert. Obervorschützer Ahnen haben nunmehr Bürger aus den USA , Chile , Samoa und der Schweiz .

Brauchtum

Der nahe Emsbach hat zum Spitznamen der männlichen Einwohner geführt hat. Diese werden "Emmesgänzer" genannt. Dieser Spitzname hat seinen Ursprung in der Jahrhunderte andauernden wirtschaftlichen Hütehaltung von Gänsen. Seit 2003 erinnert ein Denkmal nahe der aus Sandstein erbauten Emsbrücke daran. Kindersegen wird durch das Streuen von Zucker auf die Fensterbank und damit verbunden das Anlocken des Klapperstorches erbeten. Die Kinder kommen der Sage nach aus dem Paars Dich. Mit Hä geht schonn rinn wird der neue Schwiegersohn von den Nachbarn begrüßt.

Seit 1985 wird der Winter mit einem Saal karneval in Obervorschütz ausgetrieben. Eine Sonnenwendfeier findet am 31. Mai mit einem Feuer auf dem "Nacken" statt. Im Sommer findet eine Kirmes statt, deren Höhepunkt ein Umzug ist. Hauptattraktion dieses Umzugs ist der verkleidete und geheim gehaltene Kirmesbär, der das Publikum aufschreckt. Gebändigt wird der Kirmesbär durch den Bärenführer.

Am 6. Dezember , dem Nikolaustag, der in Obervorschütz Globesabend genannt wird, ziehen verkleidete Kinder nach Einbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus, sagen Kinderverse auf und erbitten sich dafür kleine Geschenke und Süßigkeiten.

Am Martinstag stellt sich ein Laternenzug nach Einbruch der Dunkelheit aus singenden Kindern zusammen, der durch das Dorf zieht.

Traditionell sind die Wurstwaren Weckewerk, Möhrnworscht, Aahle Worscht und Strakke, die noch bei Hausschlachtungen mit handwerklichem Geschick angefertigt werden. Aus Kartoffeln stellt man die Schnäpperte her und aus Schmad und Heringen den Schmandhäring. Himmel un Äre ist ein einfaches Gericht aus Kartoffeln und Äpfeln. Kälberzähne ist ein einfaches Suppengericht aus Gerste. Zu Silvester wird die Silvesterkreppel aus Hefeteig gebacken.

Vereine, Religionsgemeinschaften und Parteien in Obervorschütz

  • TSV 1894 Obervorschütz
  • SPD Ortsverein
  • Evangelische Kirchengemeinde Obervorschütz-Maden
  • Freiwillige Feuerwehr Obervorschütz
  • Modellbauclub und Modellbauflughafen Obervorschütz

Bürgermeister von Obervorschütz

  • Konrad Freudenstein ( 1923 bis 1939 )
  • Heinrich Schöne ( 1954 bis 1966 )
  • Georg Haake ( 1966 bis 1974 )

Freizeiteinrichtungen

  • Sportplatz
  • Dorfgemeinschaftshaus
  • Evangelisches Gemeindehaus
  • Kinderspielplatz
  • Radwege

Persönlichkeiten

  • Ulrich Sonnemann (Schriftsteller)

Literatur

  • Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck, A. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S.303
  • Josef Haslinger:Opernball, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 1995, S. 371

Weblinks

Informationen aus der Umgebung

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