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Letzte Änderung für Artikel KZ Sachsenhausen: 18.02.2006 21:36

KZ Sachsenhausen

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Lage von Sachsenhausen in Deutschland
Konzentrationslager Sachsenhausen: Eingang zum Lager – Turm A
Konzentrationslager Sachsenhausen: Eingang zum Lager – Turm A

KZ Sachsenhausen war der Name eines ab 1936 eingerichteten nationalsozialistischen Konzentrationslagers im Oranienburger Ortsteil Sandhausen (heute Sachsenhausen).

Es ist weder örtlich noch zeitlich identisch mit dem KZ Oranienburg, das bereits 1933/34 mitten in Oranienburg als Lager fĂŒr politische Gefangene errichtet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Eingangstor mit dem fĂŒr KZ ĂŒblichen Spruch Arbeit macht frei - Dahinter befindet sich der Appellplatz - Im Hintergrund das Mahnmal
Eingangstor mit dem fĂŒr KZ ĂŒblichen Spruch Arbeit macht frei - Dahinter befindet sich der Appellplatz - Im Hintergrund das Mahnmal

Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936 / 37 auf Befehl der SS durch HÀftlinge erbaut und nahm eine Sonderrolle unter den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ein. In diesem Musterlager erfolgte die Ausbildung von SS-Wachmannschaften, die spÀter in anderen Konzentrationslagern eingesetzt wurden.

In etwa 100 Außenlagern leisteten die HĂ€ftlinge Zwangsarbeit, vor allem in der RĂŒstungsindustrie. Im Sommer 1945 diente das Revier des ehemaligen KZ Sachsenhausen als Übergangs- Lazarett fĂŒr ehemalige HĂ€ftlinge und andere Opfer des Krieges, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht in die Heimat zurĂŒckkehren konnten. Im August 1945 nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das KZ Sachsenhausen von der Sowjetischen MilitĂ€radministration (SMAD) bis 1950 als Internierungslager (Speziallager Nr. 7) verwendet.

Unter den etwa 60.000 inhaftierten Menschen befanden sich NS-FunktionĂ€re der unteren und mittleren Ebene, Wehrmachtsangehörige, Jugendliche unter " Werwolf -Verdacht", Gegner der neuen politischen Ordnung und völlig willkĂŒrlich Verhaftete. Nach bisherigen Erkenntnissen starben dort mindesten 12.000 HĂ€ftlinge an UnterernĂ€hrung, Krankheiten, psychischer und physischer EntkrĂ€ftung. Das Speziallager Nr. 1 wurde als letztes 1950 geschlossen. Die Kasernierte Volkspolizei ĂŒbernahm 1950 das GelĂ€nde als Kaserne.

1955 kamen durch einen Spendenmarkenverkauf des Kuratoriums fĂŒr den Aufbau nationaler GedenkstĂ€tten in kurzer Zeit zwei Millionen Mark zusammen. Es wurden AuftrĂ€ge fĂŒr die Gestaltung einer GedenkstĂ€tte in Sachsenhausen vergeben. Beteiligt waren der Landschafts- und Gartenarchitekt Reinhold Lingner und die Architekten Ludwig Deiters , Horst Kutzat und Kurt Tausendschön . RenĂš Graetz schuf die Plastik "Befreiung". 1961 wurde die Plastik "Die Anklagende" von Fritz Cremer am Schloss Oranienburg aufgestellt. 1961 wurde die nationale Mahn- und GedenkstĂ€tte feierlich eröffnet. Seit 1993 gehören die GedenkstĂ€tte und das Museum zur Stiftung Brandenburgische GedenkstĂ€tten .

KZ-Geschichte

1936–1945

Inhaftierte in HĂ€ftlingsuniform laufen in Zweierreihen an WĂ€rtern vorbei (1938)
Inhaftierte in HĂ€ftlingsuniform laufen in Zweierreihen an WĂ€rtern vorbei (1938)

Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von HĂ€ftlingen aus den Emslandlagern im Stadtteil Oranienburg–Sandhausen errichtet. Seinen Namen erhielt es wegen des nahen Bahnhofs Sachsenhausen, der wegen der geringen Entfernung vom KZ genutzt wurde.

Die von SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage sollte dem Weltbild der SS architektonisch Ausdruck geben und die HĂ€ftlinge auch symbolisch der absoluten Macht der SS unterwerfen. Das HĂ€ftlingslager wurde in Form eines gleichschenkligen Dreiecks angelegt. Alle GebĂ€ude waren symmetrisch um die Mittelachse gruppiert und auf den Turm A, den Sitz der SS-Lagerleitung, auf der Mitte der Grundlinie des Dreiecks bezogen. Vor diesem Turm lag der halbkreisförmige Appellplatz, der wiederum von vier Ringen fĂ€cherförmig angeordneter Baracken umschlossen wurde. Um die Fortsetzung der Mittelachse ĂŒber den Turm A und die Lagerstraße hinaus wurde das SS-Truppenlager angelegt, in dem die AxialitĂ€t und Symmetrie des HĂ€ftlingslagers und der Kommandanturbereichs sich weitgehend fortsetzte. Zum 388 Hektar umfassenden SS-Komplex in Oranienburg gehörten darĂŒber hinaus umfangreiche Wohnsiedlungen fĂŒr die höheren SS-Dienstgrade und ihre Familien sowie das ab 1938 an der Lehnitzschleuse errichtete Außenlager Klinkerwerk.

Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen aus ca. 40 Nationen inhaftiert. HĂ€ftlingen waren zunĂ€chst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer grĂ¶ĂŸerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch und biologisch minderwertig erklĂ€rten Gruppen und ab 1939 zunehmend BĂŒrger der besetzten Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der SS oder medizinischer Experimente. HĂ€ftlinge wurden unter anderem schwere Wundinfektionen zugefĂŒgt, um die Wirkung von Medikamenten zu testen - Kinder wurden mit Hepatitis infiziert, um Erkenntnisse ĂŒber die VerĂ€nderungen an der Leber zu gewinnen.

Der Zellenbau wurde 1936 als T-förmiges GebĂ€ude errichtet, das mit 80 Zellen fĂŒr Einzelhaft, Dunkelarrest und Massenunterbringung als LagergefĂ€ngnis und SondergefĂ€ngnis der Gestapo diente. Im vom ĂŒbrigen Lager isolierten Hof des Zellenbaus dienten ein Erdbunker und Vorrichtungen zum "PfahlhĂ€ngen" dem Vollzug besonders brutaler Strafen.

Verbrennungsöfen (2001)
Verbrennungsöfen (2001)

Das Krematorium befand sich auf dem durch die Lagermauer vom HĂ€ftlingslager abgetrennten Industriehof und war ab Herbst 1939 Schauplatz von Vernichtungsaktionen. Im Herbst 1941 wurden hier mindestens 12.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet. 1942 wurde das provisorische Krematorium durch einen Neubau mit Krematorium und Genickschussanlage ersetzt, in dem 1943 auch eine Gaskammer eingerichtet wurde.

Um neue Opfergruppen unterbringen zu können, wurde in Abweichung vom „Idealplan“ im Sommer 1938 das "kleine Lager" als Barackenkomplex errichtet, in dem bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz im Oktober 1942 die meisten der jĂŒdischen HĂ€ftlinge untergebracht waren.

SchuhprĂŒfstrecke
SchuhprĂŒfstrecke

Auf der 1940 auf dem Appellplatz angelegten Schuh prĂŒfstrecke mit unterschiedlichen BodenbelĂ€gen mussten HĂ€ftlinge des Strafkommandos durch tagelanges Marschieren Sohlenmaterial fĂŒr die Wehrmacht testen.

HĂ€ftlinge wurden zunĂ€chst in SS-eigenen WerkstĂ€tten und Betrieben auf dem dem HĂ€ftlingslager benachbarten Industriehof zur Arbeit eingesetzt, wo sich u.a. eine Schneiderei, Tischler-, Schlosser- und ElektrikerwerkstĂ€tten befanden. Vor allem im Zuge des massenhaften Einsatzes der Zwangsarbeit von KZ-HĂ€ftlingen in der RĂŒstungsindustrie ab 1942 entstanden mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen in der NĂ€he der RĂŒstungsbetriebe und bei Berliner Industriebetrieben wie Siemens, DEMAG-Panzer, Henschel Berlin, Daimler-Benz, IG Farben und AEG.

Von MĂ€rz 1936 bis Mai 1936 wurden die Heinkelwerke in Germendorf/Oranienburg errichtet, da das Stammwerk in Rostock-Marienehe ausgelastet war. In diesem Werk bestand ebenfalls ein Außenlager, in dem bis zu 5.000 HĂ€ftlinge aus dem KZ Sachsenhausen arbeiten mussten. Im Klinkerwerk , einem Großziegelwerk mit eigenem Hafen an der Lehnitzschleuse, wurden Ziegel fĂŒr Albert Speers Großbauvorhaben in Berlin produziert. Am 22. April 1945 wurden etwa 3.000 Kranke, Ärzte und Pfleger, die im Lager nach der Evakuierung zurĂŒckgelassen wurden, von russischen und polnischen Einheiten der Roten Armee befreit. In den folgenden Wochen starben noch mindestens 300 ehemalige HĂ€ftlinge an den Folgen der KZ-Haft. Sie wurden in sechs MassengrĂ€bern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers bestattet.

Von 1942 bis 1945 mussten im KZ Sachsenhausen 144 jĂŒdische HĂ€ftlinge unter Zwang auslĂ€ndische WĂ€hrungen, vor allem englische Pfundnoten in Milliardenhöhe fĂŒr die Aktion Bernhard fĂ€lschen, um den Feind zu destabilisieren.

Geistliche im KZ Sachsenhausen

Unter den inhaftierten politischen Gefangenen befanden sich auch zahlreiche Geistliche. Bis 1941 waren im Zellenbau in Sachsenhausen 230 Geistliche inhaftiert, darunter Martin Niemöller von MĂ€rz 1938 bis 1941 als 'persönlicher Gefangener' Hitlers bis zu seiner ÜberfĂŒhrung ins KZ Dachau, sowie von Dezember 1939 bis August 1940 der Jesuitenpater Rupert Mayer .

Todesmarsch

Noch erhaltene Zaun-Anlagen (2001)
Noch erhaltene Zaun-Anlagen (2001)

Die RĂ€umung des KZ Sachsenhausen begann in den Morgenstunden des 21. April 1945 . 33.000 der noch verbliebenen 36.000 HĂ€ftlingen wurden in Gruppen von 500 HĂ€ftlingen nach Nordwesten in Marsch gesetzt.

Gedenktafel im Ortsteil Nassenheide von Löwenberger Land
Gedenktafel im Ortsteil Nassenheide von Löwenberger Land

Nur die ersten Kolonnen erhielten einige Lebensmittel. Viele HÀftlinge, die am Tag zwischen 20 und 40 Kilometer marschieren mussten, starben bei nasskaltem Wetter an EntkrÀftung oder wurden von der SS erschossen. Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verteilten auf den MÀrschen Lebensmittel-Pakete an die HÀftlinge und retteten somit viele vor dem Hungertod. Trotzdem starben auf den TodesmÀrschen nach der Evakuierung des Lagers im April 1945 noch einmal Tausende von HÀftlingen.

Im Belower Wald nördlich von Wittstock wurden ab dem 23. April 1945 in einem großen Lager mehr als 16.000 HĂ€ftlinge zusammengezogen. FĂŒr die auf dem bisherigen Marsch Umgekommenen ist hier eine GedenkstĂ€tte errichtet worden. Ab dem 29. April wurde das Waldlager aufgelöst, und die HĂ€ftlinge erreichten auf unterschiedlichen Wegen den Raum zwischen Parchim und Schwerin, wo sie, inzwischen von ihren SS-Bewachern verlassen, auf Einheiten der Roten Armee und der US Army trafen.

Die befreiten HĂ€ftlinge wurden mit Gefangenen aus dem Frauen-KZ RavensbrĂŒck und dem Außenlager Wöbbelin des KZ Neuengamme in zwei Kasernen in Schwerin untergebracht. Im Mai konnten die meisten westeuropĂ€ischen HĂ€ftlinge in ihre HeimatlĂ€nder zurĂŒckkehren, wĂ€hrend HĂ€ftlinge aus Osteuropa nicht selten zunĂ€chst eine ÜberprĂŒfung in Repatriierungslagern ĂŒber sich ergehen lassen mussten.

Lagerkommandanten

  • Hermann Baranowski ("Vierkant")
  • Walter Eisfeld
  • Hans Loritz
  • Anton Kaindl (7. und letzter Lagerkommandant)

Inspektion der Konzentrationslager

Als Modell- und Schulungslager der SS und Konzentrationslager in unmittelbarer NĂ€he der Reichshauptstadt nahm Sachsenhausen eine Sonderstellung im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein. Diese wurde unterstrichen, als 1938 die Inspektion der Konzentrationslager , die Verwaltungszentrale fĂŒr alle Konzentrationslager im deutschen Machtbereich, von Berlin nach Oranienburg verlegt wurde. Die Inspektion der Konzentrationslager und die FĂŒhrung der SS-TotenkopfverbĂ€nde zogen im August 1938 in ein großes StabsgebĂ€ude sĂŒdlich des KZ Sachsenhausen, das wegen seiner charakteristischen dreiflĂŒgeligen Form "T-GebĂ€ude" genannt wird. Die Inspektion war fĂŒr die Lebensbedingungen der HĂ€ftlinge im Lager verantwortlich. Sie legte grundsĂ€tzlich und in EinzelfĂ€llen fest, in welches Lager die HĂ€ftlinge kamen, welche Zwangsarbeit sie zu leisten hatten und welche Hungerration sie erhielten.

1945–1950: Sowjetisches Speziallager

Warnschilder vor dem Todes-Streifen (2001)
Warnschilder vor dem Todes-Streifen (2001)

Seit August 1945 kam es zu einer neuen Nutzung des ehemaligen Schutzhaftlagers. Sie begann mit der Verlegung von 150 HĂ€ftlingen des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 in Weesow bei Werneuchen. Außer Krematorium und Vernichtungsanlage wurden fast alle LagergebĂ€ude, vor allem die Holzbaracken, das LagergefĂ€ngnis und die WirtschaftsgebĂ€ude, wieder in Betrieb genommen. Gegen Ende 1945 war das Lager wieder voll belegt (12.000 Personen). Im folgenden Jahr waren zeitweise bis zu 16.000 Menschen ohne Rechtsgrundlage und unter menschenverachtenden Bedingungen im Lager eingesperrt. Etwa 2.000 weibliche HĂ€ftlinge lebten in einem gesonderten Bereich des Lagers.

Das als "Zone I" bezeichnete ehemalige Schutzhaftlager war fĂŒr internierte deutsche Zivilisten ohne rechtskrĂ€ftige Verurteilung vorgesehen. In dem "Zone II" genannten ehemaligen Sonderlager fĂŒr alliierte Kriegsgefangene befanden sich zunĂ€chst SowjetbĂŒrger, die auf ihre RĂŒckfĂŒhrung in die Sowjetunion warteten. Das Lager war kein Arbeitslager. Die HĂ€ftlinge litten unter der erzwungenen UntĂ€tigkeit, unter stĂ€ndigem Hunger, KĂ€lte, Ungeziefer und medizinisch nicht behandelten Folgeerkrankungen. Sie starben zu Tausenden und wurden in MassengrĂ€bern verscharrt. Von den in den Jahren 1945 bis 1950 etwa 60.000 Inhaftierten starben schĂ€tzungsweise 12.000, darunter auch der Schauspieler Heinrich George. Ab 1948 waren dann wenigstens Brettspiele, Sport sowie zwischenzeitlich auch Zeitungen und die Übertragung von Radiosendungen erlaubt. Das Speziallager war von der Außenwelt fast völlig isoliert. Angehörige wurden nicht ĂŒber den Verbleib und das Schicksal der Festgehaltenen informiert. Nach dem offiziellen Abschluss der Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone wurden im Sommer 1948 etwa 5.000 HĂ€ftlinge aus dem Speziallager Nr. 7 entlassen. Bei den Inhaftierten hatte es sich jedoch nicht nur um Mitglieder der NSDAP gehandelt, sondern auch um Sozialdemokraten, viele Jugendliche und um willkĂŒrlich Denunzierte, sowie um politisch Mißliebige, von denen Opposition gegen das sozialistisch-kommunistische Gesellschaftssystem befĂŒrchtet wurde.

Ab 1948 war Sachsenhausen als Speziallager Nr. 1 das grĂ¶ĂŸte von drei Speziallagern in der sowjetischen Besatzungszone. Im FrĂŒhjahr 1950 wurden auch die letzten Lager aufgelöst, aus dem Speziallager Nr. 1 wurden ca. 8.000 HĂ€ftlinge entlassen. Eine kleinere Gruppe wurde in die Sowjetunion transportiert. 5.500 HĂ€ftlinge ĂŒberstellte der sowjetische Geheimdienst an die Behörden der DDR. Das Unrecht der Weiternutzung der Nazi-KZ-Lager durch die sowjetische Besatzungsmacht und das damit verbundene erneute qualvolle Sterben Tausender Menschen wurde durch das SED-Regime vertuscht oder verharmlost. Manche Überlebende wurden noch viele Jahre in DDR-ZuchthĂ€usern wie Waldheim und Bautzen festgehalten. Mit dem Betreiben von Speziallagern durch die sowjetische Besatzungsmacht hatte sich das Prinzip des Gulag -Lagersystems der Sowjetunion auf dem Boden des besetzten Nachkriegsdeutschlands manifestiert.

1961–1990: Nationale Mahn- und GedenkstĂ€tte

Spendenmarke
Spendenmarke

Nach der jahrelangen Nutzung des GelĂ€ndes durch die sowjetische Armee, die Kasernierte Volkspolizei und die Nationale Volksarmee der DDR begannen 1956 die Planungen fĂŒr die Nationale Mahn- und GedenkstĂ€tte, die am 22. April 1961 eingeweiht wurde.

Sie beschrĂ€nkte sich auf den Bereich des ehemaligen HĂ€ftlingslagers und umfasste lediglich etwa 5 % der FlĂ€che des ehemaligen Konzentrationslagers. Lediglich die "Station Z" sowie der Erschießungsgraben, ursprĂŒnglich Teil des Industriehofes, wurden durch Versetzung der Lagermauer in die GedenkstĂ€tte integriert. Um den Appellplatz wurde eine Ringmauer aus kreuzförmigen Betonelementen angelegt, in der die Giebel des ersten Barackenringes angedeutet sind.

1976 wurden 200 einheitliche Tafeln an den vier Hauptstrecken des Todesmarsches zwischen Oranienburg und Raben-Steinfeld aufgestellt.

Ab 1993: GedenkstÀtte und Museum Sachsenhausen

Zerstörtes Dach der Baracke 38
Zerstörtes Dach der Baracke 38

Am 26. September 1992 setzten Neonazis die Baracke 38 in der GedenkstĂ€tte des ehemaligen KZ Sachsenhausen in Brand. Das GebĂ€ude, in dem ein "Museum fĂŒr die Leiden der jĂŒdischen Kameraden" untergebracht war, wurde zerstört.

GedenkstÀtte, Eingang zum Besucherinformationszentrum
GedenkstÀtte, Eingang zum Besucherinformationszentrum

Seit Januar 1993 sind die GedenkstĂ€tte und das Museum Sachsenhausen Teil der Stiftung Brandenburgische GedenkstĂ€tten, einer gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Brandenburg finanzierten Stiftung öffentlichen Rechts. Die Stiftung hat die Aufgabe, an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern. Sie soll mit lokalen Initiativen und BildungstrĂ€gern zusammenarbeiten, Forschungen anregen, Kontakte in das In- und Ausland sowie zu anderen GedenkstĂ€tten und wissenschaftlichen Einrichtungen knĂŒpfen. Zur Stiftung gehören neben der GedenkstĂ€tte Sachsenhausen die Mahn- und GedenkstĂ€tte RavensbrĂŒck , das Museum des Todesmarsches im Belower Wald, sowie die Dokumentationsstelle Zuchthaus Brandenburg an der Havel. Als Außenstelle der GedenkstĂ€tte ist das 1981 eingerichtete Museum des Todesmarsches im Belower Wald bei Wittstock angeschlossen.

Eingang zum Museum des Speziallagers Nr.7/Nr.1
Eingang zum Museum des Speziallagers Nr.7/Nr.1

Ende 2001 eröffnete die GedenkstĂ€tte Sachsenhausen in einem Museumsneubau eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des sowjetischen Speziallager Nr. 7/Nr. 1 (1945 – 1950). Im Rahmen der kompletten Sanierung und Neugestaltung der GedenkstĂ€tte Sachsenhausen erhielt der Ort des Gedenkens ein neues Gesicht. Die Sanierungsarbeiten wurden zu den Feierlichkeiten anlĂ€sslich des 60. Jahrestages der Befreiung im April 2005 weitgehend abgeschlossen.

Sonderausstellung „BitterSĂŒĂŸâ€œ

Plakat zur Sonderausstellung
Plakat zur Sonderausstellung

Zum 60. Jahrestag der Errichtung des sowjetischen Speziallagers Nr.7/Nr.1 in Sachsenhausen wurde eine Sonderausstellung im neuen Museum eröffnet (12. August 2005 - 31. August 2006): BitterSĂŒĂŸ, Geschichte(n) des Hungers: Zuckerdosen aus dem sowjetischen Speziallager Nr.7/Nr.1 Sachsenhausen 1945 - 1950.

Vitrine in der Sonderausstellung
Vitrine in der Sonderausstellung

Bei Sanierungsarbeiten in der GedenkstĂ€tte Sachsenhausen wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche kleine Aluminiumdosen geborgen. Erstmals widmet sich eine Ausstellung ausfĂŒhrlich diesen AlltagsgegenstĂ€nden, die vielen Haftlingen des sowjetischen Speziallagers ab 1947 zur Aufbewahrung von Zucker- und Marmeladerationen dienten.

Sie dokumentieren zentrale Aspekte des Haftalltags im Speziallager: MangelernĂ€hrung und massenhaftes Verhungern, aber auch menschliche Isolation und erzwungene UntĂ€tigkeit. Einige Zuckerdosen tragen die eingravierten NamenszĂŒge ihrer Besitzer. Die Ausstellung erzĂ€hlt die Lebensgeschichten von 16 ehemaligen HĂ€ftlingen des Speziallagers, deren Dosen nach ĂŒber 50 Jahren wieder ans Tageslicht gekommen sind. Die Biografien mit ihren unterschiedlichen historischen und politischen HintergrĂŒnden deuten die HeterogenitĂ€t der HĂ€ftlingsgesellschaft an. Insgesamt hielt der sowjetische Geheimdienst in Sachsenhausen 60.000 Menschen gefangen: Internierte, Verurteilte, ehemalige deutsche Wehrmachtsoffiziere und AuslĂ€nder. Über 12.000 von ihnen starben.

Literatur

  • Harry Naujoks, Martha Naujoks (Herausgeber) (Hg.): Mein Leben im KZ Sachsenhausen: 1936–42. Erinnerungen des ehemaligen LagerĂ€ltesten. Pahl-Rugenstein Nachf. 1989. ISBN 3891443218
  • GĂŒnter Morsch: Von der Erinerung zum Monument. Die Entstehungsgeschichte der nationalen Mahn- und GedenkstĂ€tte Sachsenhausen. Edition Hentrich, Berlin 2001. ISBN 3894681853
  • GĂŒnter Morsch, Alfred Reckendrees (Hrsg.): Befreiung des KZ Sachsenhausen 1945. Edition Hentrich, Berlin. 1996. ISBN 3894682132
  • GĂŒnter Morsch: Mord und Massenmord im Konzentrationslager Sachsenhausen. Metropol, 2005. ISBN 393641193X
  • Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung: GedenkstĂ€tten fĂŒr die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Berlin 1999
  • Sepp Hahn, Helle Carola Gaertner-Scholle: Außenstelle Heinkelwerk. Verlag Neues Leben, Berlin. 1963. (B0000BIZEO)
  • Inge Lammel, GĂŒnter Morsch: Sachsenhausen-Liederbuch. Edition Hentrich, Berlin. 2000. ISBN 3894681624
  • Erika Riemann: "Die Schleife in Stalins Bart. Ein MĂ€dchenstreich, acht Jahre Haft und die Zeit danach." Piper, 2004. ISBN 3492240933 (Persönliche Geschichte ĂŒber den Aufenthalt im sowj. Straflager 1946 bis 1954)
  • Stephan Jegielka: Das KZ-Außenlager Genshagen. Struktur und Wahrnehmung der Zwangsarbeit in einem RĂŒstungsbetrieb 1944/45. Tectum, Struktur, Marburg 2005. ISBN 382888895X (Studie ĂŒber ein Außenlager des KZ Sachsenhausen)
  • Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung: Gegen das Vergessen - HĂ€ftlingsalltag im KZ-Sachsenhausen 1936-1945. CD-ROM. Bonn, 2005. Bestellnummer 1806.
  • GĂŒnter Morsch, Ines Reich (Hrsg.): "Sowjetisches Speziallager Nr. 7/Nr.1 in Sachsenhausen (1945-1950)". Katalog der Ausstellung in der GedenkstĂ€tte und Museum Sachsenhausen, Berlin 2005. ISBN 3938690135
  • Jan von Flocken/Michael Klonovsky :"Stalins Lager in Deutschland 1945-1950,Dokumentation Zeugenberichte", Ullstein 1991. ISBN 3550074883
  • Adolf Burger : "Des Teufels Werkstatt Die GeldfĂ€lscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen", Hentrich & Hentrich, Dezember 2004. ISBN 393347180

Siehe auch

  • Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich

Weblinks

   
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