Bauhaus Dessau
Das Bauhaus Dessau auch Bauhaus-GebĂ€ude Dessau ist ein GebĂ€udekomplex in Dessau, der 1925 bis 1926 nach PlĂ€nen von Walter Gropius als SchulgebĂ€ude fĂŒr die Kunst-, Design- und Architekturschule Bauhaus entstand.
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Lage und Umgebung
Gropiusallee 38, 06846 Dessau
Architektur, Konstruktion und Daten
Das im " Internationalen Stil " errichtete GebĂ€ude besteht aus drei additiv in flĂŒgelform angeordneten, funktional gegliederten Teilen: Einem FlĂŒgelbau der "Technischen Lehranstalten" (spĂ€ter Berufsschule), dem WerkstĂ€ttentrakt mit der markanten Glas vorhangfassade (Curtain Wall) und dem Atelierhaus. Im Atelierhaus sind die Mensa und Wohnateliers fĂŒr die Studenten untergebracht. FlĂŒgelbau und WerkstĂ€ttentrakt sind durch eine zweigeschossige BrĂŒcke verbunden. Diese BrĂŒcke war fĂŒr VerwaltungsrĂ€ume und das BaubĂŒro von Gropius (spĂ€ter die Architekturabteilung) gedacht. In einem flachen Bau zwischen WerkstĂ€ttentrakt und Atelierhaus befinden sich Aula und BĂŒhne.
Das Besondere am ganzen Komplex ist neben der damals neuartigen funktionalen Trennung durch einzelne, zu einem Organismus gefĂŒgten Einzelbaukörpern die völlig in Glas aufgelöste Wand des WerkstĂ€ttentraktes, die fĂŒr groĂe Aufregung in der damaligen Zeit sorgte. Die StĂŒtzen des GebĂ€udes sind komplett von der Glasfassade zurĂŒckgesetzt, sodass die GlasschĂŒrze ĂŒber alle drei Geschosse und die gesamte GebĂ€udelĂ€nge reicht und nicht unterbrochen wird. Es herrscht ein GefĂŒhl der Transparenz, Leichtigkeit und FlĂ€chigkeit. Selbst die im Detail durchdachten GebĂ€udeecken sind durchsichtig gestaltet. Diese neuartige, transparente MonumentalitĂ€t hatte alle herrschenden Vorstellungen von Ăsthetik ĂŒberwunden. Ornamentlosigkeit bestimmt dabei konsequent den gesamten Komplex. Durch die "offene" Fassade entsteht eine neue, auch pĂ€dagogisch wirksame Beziehung zwischen AuĂen und Innen, vermittelt den Eindruck von Freiheit und Ăbersichtlichkeit. Die feingliedrige Curtain Wall in Stahl verursachte jedoch groĂe Probleme bezĂŒglich Sonnenschutz und GebĂ€udeklimatisierung. Im Sommer heizt sich das GebĂ€ude infolge der direkten Sonneneinstrahlung enorm auf. Ein notwendiges Sonnenschutzsystem aus VorhĂ€ngen wiederum zerstört die beabsichtigte Transparenz. Im Winter kĂŒhlt das GebĂ€ude aufgrund der Einfachverglasung sehr schnell aus und muss stark beheizt werden. Die Be- und EntlĂŒftung erfolgt dabei ĂŒber mechanisch gesteuerte, im Detail sehr ausgearbeitete LamellenflĂŒgel.
Entstehungsgeschichte
Das Bauhaus wurde bereits 1919 unter der neuen Leitung von Walter Gropius , der Henry van de Velde ablöste, als Nachfolge-Institution der 1906 vom GroĂherzog von Sachsen-Weimar gegrĂŒndeten Kunstschule bzw. Kunstgewerbeschule Weimar umbenannt und reorganisiert und ist Deutschlands berĂŒhmteste Kunst - und Designschule der Klassischen Moderne . Ihr Leiter war von 1919 bis 1928 der Architekt Walter Gropius . Nachdem das VerhĂ€ltnis zum zunehmend von rechten politischen KrĂ€ften dominierten thĂŒringischen Staat immer kritischer geworden war, musste das Bauhaus 1924 auf politischen Druck hin aufgelöst werden. Der BĂŒrgermeister von Dessau und sein Kultureferent Ludwig Grote ermöglichten Gropius jedoch die Verlagerung der Schule nach Dessau, wo das Bauhaus in den Jahren 1925 bis 1926 nach EntwĂŒrfen von Gropius neu errichtet und 1926 als Staatliche Hochschule von Anhalt anerkannt wurde.
Im MĂ€rz 1925 erhielt das BĂŒro Gropius von der Stadt Dessau den Auftrag, das GemeinschaftsgebĂ€ude der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Dessau (ab 1926 Technische Lehranstalten) und des Bauhauses zu entwerfen. Im September 1925 war der Baubeginn fĂŒr das gemeinsame SchulgebĂ€ude. Am 21. MĂ€rz 1926 war das Richtfest und am 4. Dezember 1926 die Einweihung. Meister und Bauhaus-WerkstĂ€tten hatten groĂe Teile der Einrichtung selbst geplant und durchgefĂŒhrt: Möbel und Einbauten stammten aus der Tischlerei (Bestuhlung des Hörsaals von Marcel Breuer). Die Lampen wurden in der Metallwerkstatt entworfen (Leuchtkörper im Hörsaal von Max Krajewsky), Möbelstoffe und Vorhangstoffe entstanden in der eigenen Weberei. Die Beschriftungen kamen aus der Reklamewerkstatt und die Farbgestaltung aus der Werkstatt fĂŒr Wandmalerei.
Mit der GrĂŒndung 1926 wurde auch eine Architekturabteilung aufgebaut, deren Leitung 1927 Hannes Meyer ĂŒbernahm. 1928 trat Gropius von der Leitung zurĂŒck und der politisch stark engagierte Hannes Meyer ĂŒbernahm seine Nachfolge und baute die Architekturabteilung weiter aus, wurde aber ebenfalls aus politischen GrĂŒnden 1930 entlassen. Ihm folgte Ludwig Mies van der Rohe, dem es trotz fachlich-wissenschaftlicher StĂ€rkung der Schule nicht gelang, das Bauhaus aus den politischen Wirren herauszuhalten. 1931 gewann die NSDAP die Gemeinderatswahlen in Dessau. 1932 musste das Bauhaus auf Beschluss des Stadtparlaments zum zweiten Mal schlieĂen. Mies van der Rohe versuchte die FortfĂŒhrung als Privatinstitut in Berlin-Steglitz; aber schon kurze Zeit spĂ€ter 1933 wurde die Institution von den Nationalsozialisten endgĂŒltig zur Selbstauflösung gezwungen.
Geschichte des GebÀudes
1945 brannte das GebÀude nach dem schweren Luftangriff auf Dessau teilweise aus. Es wurde erst 1976 rekonstruiert.
Seit 1994 ist das GebĂ€ude in Dessau Sitz der Stiftung Bauhaus Dessau , die "das Erbe des historischen Bauhauses zu bewahren und der Ăffentlichkeit zu vermitteln" und "angesichts dieses Erbes BeitrĂ€ge zur Gestaltung der heutigen Lebensumwelt zu leisten" verpflichtet ist. 1996 wurde der GebĂ€udekomplex in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. GegenwĂ€rtig wird das GebĂ€ude trotz aller bisherigen Rekonstruktionen noch immer renoviert.
MeisterhÀuser
In der NĂ€he des Bauhauses (Ebertallee 65-71) baute Gropius zusĂ€tzlich zum Bauhaus die MeisterhĂ€user, die als Unterkunft fĂŒr die Professoren des Bauhauses (Klee, Kandinsky, Feininger, Gropius, Schlemmer, Muche, Moholy-Nagy) dienen sollten und gleichzeitig MusterhĂ€user fĂŒr modernes Wohnen waren. Das Meisterhaus von Gropius wurde durch Kriegseinwirkung vernichtet und in den 1950er Jahren durch ein Wohnhaus von untergeordneter Bedeutung ersetzt. Die beabsichtigte Rekonstruktion des Meisterhauses Gropius ist heftig umstritten. Alle anderen HĂ€user wurden nach 1990 z. T. mit privaten Mitteln aufwĂ€ndig restauriert. Dabei wurde auch versucht, die farbliche Gestaltung, die auf die Farbenlehre des Bauhauses zurĂŒckging, wiederherzustellen.
Siedlung und LaubenganghÀuser
Weiterhin entstanden im heutigen Dessau-SĂŒd 1926 / 1928 eine Siedlung mit ReihenhĂ€usern (GroĂring, Mittelring, Kleinring) sowie 1930 die LaubenganghĂ€user in industrieller Bauweise. Hier wurden wesentliche Auffassungen der Architekten des Bauhauses berĂŒcksichtigt wie Sonneneinstrahlung zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, die LebensablĂ€ufe in einem Wohnhaus sowie die Nutzung der anliegenden GĂ€rten fĂŒr die eigene Versorgung und die Erholung. Hier wurde umgesetzt, was Walter Gropius bereits formuliert hatte: Bauen ist das Gestalten von LebensvorgĂ€ngen. Durch die industrielle Bauweise wurden gĂŒnstige Preise erreicht, die fĂŒr die KĂ€ufer einen Ausweg aus den steigenden Mieten durch Kauf eines Eigenheimes ermöglichen sollten. Wegen der Flachdachbauweise wurden die HĂ€user von Konservativen stark kritisiert.
Die Siedlung ist trotz nachtrÀglicher Umbauten noch gut erhalten.
Haus Fieger
Nahe der Siedlung, in der SĂŒdstraĂe ist das Haus Fieger zu besichtigen. Der Bau des Hauses erfolgte im Sommer 1927 . Das Haus ist der einzige umgesetzte Entwurf von Carl Fieger aus einer Reihe von PlĂ€nen fĂŒr KleinhĂ€user, die in rationeller Bauweise mit wandlungsfĂ€higen RĂ€umen entstehen sollten.
Stahlhaus
Das so genannte Stahlhaus wurde in den Jahren 1926 / 1927 errichtet und war ein Gemeinschaftswerk von Richard Paulick und dem Bauhaus-Meister Georg Muche . Sie wollten die Rationalisierungsbestrebungen von Walter Gropius (Vorfertigung von Betonteilen) fortsetzen indem sie vorgefertigte Stahlplatten im Trockenmontageverfahren benutzten. Das Stahlhaus blieb jedoch ein Experiment.
Arbeitsamt
Das erste stĂ€dtische Arbeitsamt (heute StraĂenverkehrsamt) entstand 1928 / 1929 nach EntwĂŒrfen von Walter Gropius . Die AusfĂŒhrung erfolgte durch das private BaubĂŒro von Gropius. Richard Paulick war maĂgeblich am Bau des Arbeitsamtes beteiligt, das heute als eines der schönsten GebĂ€ude von Gropius gilt.
KonsumgebÀude
Das 1928 nach einem Entwurf von Walter Gropius entstandene KonsumgebÀude wurde zu einem Zentrum der Törtener Siedlung.
Kornhaus
Die AusflugsgaststÀtte Kornhaus wurde 1929 / 1930 im Auftrag der Stadt Dessau und der Schultheiss-Patzenhofer-Brauerei direkt auf dem Elbdeich nach PlÀnen von Carl Fieger errichtet. Der Name erinnert an einen alten Getreidespeicher, der hier unmittelbar an der Elbe von Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die 1870er -Jahre stand.
Weblinks
Quedlinburg | Bauhaus-StĂ€tten in Dessau und Weimar | Martin Luther -StĂ€tten in Eisleben und Wittenberg | Das klassische Weimar | Wartburg | Dessau-Wörlitzer Gartenreich | Kulturlandschaft Dresdner Elbtal | FĂŒrst-PĂŒckler-Park Bad Muskau
Kategorien : Weltkulturerbe in Deutschland | BildungsgebÀude | Architekturikone
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