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Letzte Änderung für Artikel Großvoigtsberg: 25.12.2005 12:54

Großvoigtsberg

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Großvoigtsberg ist ein Ortsteil der Stadt Großschirma im Freistaat Sachsen

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ortsteil liegt im Norden des Landkreises Freiberg östlich des Zellwaldes und westlich des Tals der Freiberger Mulde in einem Seitetal zwischen Großschirma und Siebenlehn in einer Höhenlage zwischen 300 und 360 m über NN . Durch ihn führt die Bundesstraße 101, auf der in Richtung Norden die Autobahn A 4, Nossen und Meißen und nach Süden Freiberg erreicht werden kann.

Geschichte

Wohnhaus in Großvoigtsberg
Wohnhaus in Großvoigtsberg

Die Geburtsurkunde des Ortes stammt aus dem Jahre 1224 . Doch das ist keineswegs das Gründungsdatum. Seit 1197 währte ein Grenzstreit zwischen dem Kloster Altzella und dem Ritter von Nussin (Nossen). Es ging um ein Stück des Zellwaldes und einige Dörfer. Es liegen zehn Urkunden aus dem Jahren 1197 , 1223 , 1224 , 1228 , 1254 und 1263 vor. Die wertvollste ist die von 1224. Sie beinhaltet folgendes:

Um den Streit zwischen dem Kloster Altzella und den Ritter von Nossen zu beenden, wurde ein unparteiisches Schiedsgericht eingesetzt. Es bestand aus dem Landgraf Ludwig IV. von Thüringen und den Bischöfen Conrad von Hildesheim und Engelhardt von Naumburg . Am 28. November 1224 wurde in diesem Streit entschieden, das die Dörfer Großvoigtsberg (Vogilsberg), Kleinvoigtsberg (minor Vogilsberg) und Großschirma (Scirmena) sowie das betreffende Stück des Zellwaldes zum Kloster gehören. Die Ritter von Nossen mußten alle alten Urkunden über diese Angelegenheit für nichtig erklären, die sie vormals von den Bischöfen Gerung und Bruno erhalten hatten.

Zunächst wird bewiesen, das diese Dörfer schon vor Ausbruch des Streites 1197 bestanden. Weiter können wir annehmen, das weder die Ritter von Nossen, noch das Kloster Altzella die Dörfer gegründet haben, denn sonst hätte man sich in diesem Streit darauf bezogen. Außerdem verbot eine bis 1208 bestehende Ordensregel der Zisterzienser , den Mönchen die Anlage von Dörfern. Mithin dürften die genannten Dörfer schon vor der Klostergründung 1162 - 1175 bestanden haben. Ferner entnehmen wir dem Schiedsspruch von 1224, dass die Ritter von Nossen Urkunden des Bischofs Gerung besaßen, die sich auf diese Beweise bezogen. Da Bischof Gerung bereits 1170 starb, haben wir einen weiteren Beweis dafür, das die Dörfer schon vorher bestanden haben. Wenn wir nun noch in Betracht ziehen, dass in der Urkunde über die Schenkung von 800 Hufen an das Kloster Altzella vom Jahre 1162 erwähnt wird, das der Markgraf Otto der Reiche auf seine Kosten Lehnhufendörfer innerhalb dieses verschenkten Gebietes habe ausroden lassen, können wir den Zeitpunkt der Gründung unseres Ortes ziemlich genau festlegen. Die Gründung muß vor der Ausstellung der Urkunde 1162 erfolgt sein, aber nach dem Regierungsantritt des Markgrafen Otto. Innerhalb dieses eng begrenzten Zeitraums von sechs Jahren zwischen 1156 und 1162 dürfte also Großvoigtsberg entstanden sein. Eine frühere Gründung ist unwahrscheinlich, da einesteil der Text der Schenkungsurkunde dagegen spricht und andererseits die Region in diesem Zeitraum ziemlich gleichmäßig besiedelt wurde.

Die Feudalherren waren an der Gründung von Dörfern auf ihrem Gebiet interessiert, da der Wert dieses Gebietes gesteigert wurde und sich Einnahmen erst aus vorhandenen Bauerndörfern ergaben. Daher betrieben die Feudalherren die bäuerlich Besiedelung und gaben ihr ihre Unterstützung.

Eine Dorfgründung erfolgte etwa folgendermaßen: Der Feudalherr beauftragte einen Siedlermeister (locator), aus dem Westen Deutschlands Siedler heranzuführen. Dort hatten sich durch zahlreiche Erbteilungen bei großem Kinderreichtum der Bauern Kleinbetriebe entwickelt, die wenig Ertrag abwarfen. Drückend lagen Abgaben und Verpflichtungen auf den Bauern. Daher fanden sich viele für die Umsiedelung nach dem Osten bereit. Der Siedlermeister bevorzugte bei seiner Auswahl junge, gesunde Familien. Viele nachgeborene Bauernsöhne konnten zwar von ihren Eltern kein Land erhalten. wohl aber eine Abfindung , ein Erbteil aus Ackergeräten , Vieh , Saatgut und anderen brauchbaren Dingen bestehend. Der Siedlermeister war meist im späten Herbst nach Westen gereist, hatte im Winter seinen Treck zusammengestellt, und im zeitigen Frühjahr zog man mit Hab und Gut in die neue Heimat . Der Platz für das neue Dorf war vorher ausgewählt und abgesteckt worden. Wir sehen in unserer Gegend eine ganz systematische Anlage der Dörfer Augustusberg , Obergruna , Großvoigtsberg, Großschirma, Tuttendorf , Weigmannsdorf , Helbigsdorf usw. in den linken Nebentälern der Freiberger Mulde. Ähnliches kann man auf der rechten Muldenseite oder an anderen Flüssen verfolgen. Das Nebental führte einen Bach, dem das für Mensch und Vieh so notwendige Wasser entnommen werden konnte. Zu beiden Seiten des Baches lagen die abgesteckten Flurstücke bzw. Grundstücke , die so genannten Hufen . Dort bauten die Siedler ihre Höfe. In Richtung des noch ungerodeten Waldes lief ihr Ackerstreifen und dort am Waldrand begann dann die Rodetätigkeit , dort wurden die Streifen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter in den Wald vorgetrieben, bis die Grenze der Ortsgemarkung erreicht war.

Dann traf man auf die Siedler des Nachbardorfes, die ihrerseits den ersteren entgegen rodeten. Anfangs blieb immer zwischen den Dörfern etwas Wald stehen. Im Laufe der Jahrhunderte verschwand aber auch dieser Grenzwald. Solch einen Ackerstreifen nannte man eine Huf, die Größe der Hufe betrug im mittleren Sachsen durchschnittlich etwa 24 Hektar . Wenn sie vielfach bedeutend kleiner angegeben wird, so ist das wohl darauf zurückzuführen, das zunächst das zur Verfügung stehende Ackerland sehr klein war, da ja vorerst der größere Teil des Streifens mit Wald bestanden war. Die hier beschriebene Dorfform ist unter dem Namen Waldhufendorf bekannt.

Die Siedler mußten sich zunächst ein einfaches Haus bauen, um vor der Witterung geschützt zu sein, dann mußten sie das wenige vorhandene Land bestellen und schließlich die Rodearbeiten vorantreiben. So konnten sie zumindest im ersten Jahr, manchmal auch wohl etliche Jahre, ihren Lebensunterhalt nicht selbst aufbringen, und der Feudalherr mußte mit Saat - und Brotgetreide aushelfen. Freilich brachte das die Bauern von vorn herein in eine starke Abhängigkeit vom Grundherren . Die Siedler waren zwar im ersten Jahre frei von Abgaben. Später, wenn diese neugegründeten Dörfer sich gefestigt hatten, brachten sie dem Feudalherren seinen Einsatz mit viel Gewinn wieder ein. Der Siedlermeister erhielt auch seinen Lohn . In der Regel bekam er in dem Ort 2 Hufen Land, also ein doppelt so breites Stück wie die anderen Bauern. Er erhielt meist auch die Brau -, Schank - und Bankgerechtigkeit (das Recht Bier zu brauen, auszuschenken und eine Schlachterei zu unterhalten). Außerdem wurde er gewöhnlich Dorfschulze und Ortsrichter ( Erb - oder Lehnrichter ) für die niedere Gerichtsbarkeit , für die kleineren Vergehen. Als solche hatte er Anspruch auf 1/3 der der eingehenden Strafgelder . Das Amt war an das Gut gebunden und erbte sich folglich in der Familie fort (Erbgericht). Der Siedelmeister leitete auch meist die Anlage des Dorfes, und so kam es häufig vor, das dann der Ort nach ihm benannt wurde, wenn nicht der Grundherr selbst dem Ort seinen Namen gab. So können wir die Namen Berthelsdorf (Bertholdsdorf), Bräunsdorf (Brunodorf), Erbisdorf (Erlwinsdorf) u. a. erklären. Das trifft jedoch bei Großvoigtsberg nicht zu, denn aus unserem Ortsnamen läßt sich zwar kein Vorname, allerdings eine Berufs- oder Amtsbezeichnung ableiten.

In älteren Darstellungen findet man zuweilen die Annahme, das ein Voigt hier gesessen habe. Wir wissen, das die Feudalherren auf ihrem Grundbesitz selbst die Gerichtsbarkeit ausübten. Der Abt des Klosters durfte dies jedoch noch, da damals seinem geistlichen Stand durch die kirchliche Gebote die Ausübung eines Richteramtes verboten war. Daher wurde bei kirchlichen Besitzungen meist ein besonderer Gerichtsherr eingesetzt, das war der Voigt. Da Großvoigtsberg zum Kloster gehörte, konnte man in unserem Dorf den ehemaligen Sitz eines Voigtes vermuten - wenn wir nicht genau wüßten, dass das markgräfliche Haus sich die Voigtei über das Gebiet des Klosters Zelle selbst vorbehielt. Also müssen wir diese Ortsnamendeutung als irrig zurückweisen. Wahrscheinlich gaben die ersten Siedler unserem Ort einen Namen, der an der alten Heimat erinnert. Das findet man sehr oft, und viele unserer Ortsnamen findet man in Hessen, Schwaben oder Württemberg wieder. Nehmen wir doch mal an unsere Vorfahren stammten vom Vogelsberg in Hessen, so können wir eine bedeutende Ähnlichkeit in der Schreibweise erkennen, denn unser Ortsname tritt in Urkunden wie folgt auf:

  • 1224 Vogilsberg
  • 1234 minor Vogilsberg (Kleinvoigtsberg)
  • 1382 von dem Vogilsberge
  • 1447 Foilsberg
  • 1482 Voelsberg
  • 1530 Groß Voytsbergk
  • 1544 Groß- und Kleinvoigtsberg

Die Bedeutung des Namens kann als "Bergsiedlung mit reichem Vogelflug" angegeben werden. Später erfolgte eine Umdeutung in "Bergsiedlung des Vogtes".

Die Namen Vogilsberg und Minor Vogilsberg lassen erkennen, das Großvoigtsberg das ältere ist. Aus der Dorfanlage und der kleinen Gemeindeflur von Kleinvoigtsberg kann man schließen, das dieser Ort nicht bei der großen Besiedelung unserer Gegend angelegt wurde, sondern erst einige Jahrzehnte später entstanden ist, wobei die Ortsgründer durchaus nicht vom Vogelsberg stammen brauchen; denn da der Ort am Rande von Großvoigtsberg entstand, kann er von diesem den Namen angenommen haben. Zusammenfassend können wir von der Gründung unseres Heimatdorfes mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, das hessische Siedler in der Zeit von 1156 bis 1162 unseren Ort als Waldhufendorf im Auftrag und Unterstützung des Markgrafen Otto gründeten.

Natürlich wissen wir weder die Namen der ersten Ansiedler, noch ihre Anzahl. 1162, kurz nach seiner Gründung, wurde das Dorf mit der 800-Hufen-Schenkung dem neugestifteten Kloster Zelle übereignet, zu dem es bis 1545 gehörte.

Bergbau

weiteres Beispiel eines Wohnhauses in Großvoigtsberg
weiteres Beispiel eines Wohnhauses in Großvoigtsberg

Um 1168 wurde hier das erste Silber gefunden. Wir wissen heute natürlich nicht, ob diese Bodenschätze von den fränkischen und sächsischen Siedlern entdeckt wurden oder - wie die Sage berichtet - von durchziehenden Salzfuhrleuten . Auch die Zellaer Mönche wären in Erwägung zu ziehen, denn einige von ihnen stammten aus dem bergbaukundigen Kloster Hersfeld. Markgraf Otto bemühte sich rasch, beim Kaiser einen Landtausch mit dem Kloster Zelle durchzusetzen. So bekam er von der 800 Hufen-Schenkung die Fluren Christiansdorf , Berthelsdorf und Tuttendorf wieder zurück, und das Kloster erhielt dafür andere Ländereien. Nun begann der Bergbau in den genannten drei Dörfern. Harzer Bergleute zogen her, weil die damals kaiserlichen Bergwerke am Großer Rammelsberg bei Goslar von Heinrich dem Löwen öfter in Mitleidenschaft gezogen und im Jahre 1168 wie auch abermals 1180 ziemlich zerstört wurden. In Christiansdorf entstanden die "Sächsstadt" (civitas Saxonum). Der Bergbau war frei, d. h., das jeder das Erz abbauen durfte, sofern er vom Ertrag den landesherrlichen Zehnten entrichtete. So entstanden viele Eigenlehnerzechen und auch solche von Gewerken . Das erbeutete Erz wurde in kleinen privaten Betrieben, den so genannten " Waldwerken ", verhüttet. Diese entrichteten den Hüttenzins an den Markgrafen. Das gewonnene Silber durfte nur an den landesherrlichen Münzmeister verkauft werden, denn der Markgraf war der Inhaber des Münzregals. Nur er durfte das Silber in Münzen prägen. Die Einnahmen des Markgrafen Otto von Meißen aus dem Freiberger Silberbergbau waren so hoch, dass er den Beinamen "der Reiche" erhielt. Natürlich war der Markgraf daher auch stark an der Förderung dieses Bergbaus interessiert. Deshalb gab er nach 1185 dem damals noch Christiansdorf genannten Bergbauflecken am "freien Berg" das Stadtrecht. Die Bergstadt Freiberg entwickelte sich rasch. Ihre Mauern beherbergten bis 1556 die meißnisch-sächsische Münzstädte. 1185-90 entstand die erste Stadtmauer, an der eine feste Brücke befestigt wurde, das spätere Schloss Freudenstein. 1255 wurde der Freiberger Bergschöppenstuhl als oberstes Berggericht im Erzgebirge geschaffen. Vor 1375 entstand das Freiberger Bergrecht, das sich eng an das von Iglau anlehnte. Im 14. und 15. Jahrhundert ging der Freiberger Bergbau zurück.

Technische Verbesserungen brachten im 16. Jahrhundert wieder einen Aufschwung für Freiberg, der erst durch den Dreißigjährigen Krieg gestoppt wurde. 1542 wurde das Oberbergbauamt Freiberg geschaffen. Es wurde von einem Oberberghauptmann und drei Oberbergassessoren geleitet. Ihm unterstanden die Bergämter zu Altenberg, Annaberg, Ehrenfriedersdorf, Freiberg, Geyer, Johanngeorgenstadt, Marienberg, Oberwiesenthal, Scheibenberg, Schneeberg sowie das 1555 gegründete Oberhüttenamt zu Freiberg. Mit der Verstaatlichung der Hüttenwerke 1710 entstand noch die General-Schmelz-Administration, die mehr technischen Charakter trug.

Zählen wir nun noch die Gründung der ältesten technischen Hochschule der Welt im Jahre 1766, der Bergakademie Freiberg, auf, so haben wir alles zusammen, was Freiberg zur Berghauptstadt machte. Darüber hinaus war Freiberg von etwa 1230 bis 1470 die größte und volksreichst Stadt im meißen-sächsischen Lande.

Wann der Bergbau in unserem Heimatort aufgekommen sein mag, wissen wir nicht genau. Die ältesten vorhandenen Unterlagenstammen aus dem 18. Jahrhundert. Doch können wir vermuten, das es auch schon vordem bei uns Bergbau gegeben hat.

Wir treffen zunächst nur Eigenlehnzechen bei uns an. Damals konnte jeder Finder eines Erzganges sich einen bestimmten Gangbereich, ausgehend vom Fundpunkt, als "Fundgrube" vom Bergamt verschreiben lassen. Die Gebühr von einem Taler und 15 Groschen entsprach etwa den durchschnittlichen Bergmannslohn in 10 Arbeitstagen. Wer glaubte, die Richtung eines Erzganges ungefähr berechnen zu können, "muten" genannt, konnte sich ebenfalls ein Stück - ein "Mass" - verschreiben lassen und dort "einschlagen", um denn vermuteten Gang zu treffen. Diese Gruben wurden dann oft als Familienunternehmen betrieben. Solche Eigenlehnerzechen bestanden in Groß- und Kleinvoigtsberg in den Jahren:

  • 1714 Christbescherung Erbstolln
  • 1732 Geduldige Gesellschaft Erbstolln
  • 1732 Hoffnung Gottes Erbstolln
  • 1737 Ursula Erbst (Kl. Flur)
  • 1737 Aaron Erbstolln
  • 1738 Löser Erbstolln
  • 1738 Hohhnung Gottes Erbstolln
  • 1741 Alte Hoffnung Gottes Erbstolln (Kleinvoigtsberg)
  • 1750 Junge Hoffnung Erbstolln (Kleinvoigtsberg)
  • 1752 Joseph Erbstollen (Kleinvoigtsberg)
  • 1756 Friedliebende Gesellschaft Erbstolln
  • 1765 Dorothea Erbstolln
  • 1787 Aler Grauer Wolf Erbstolln (im Zellwald)
  • 1791 Beständigkeit Erbstolln (Kleinvoigtsberg)
  • 1826 Gottes Stolln

Da uns die Hohentanner Zechen ebenfalls bekannt sind, wollen wir sie hier auch aufführen:

  • 1687 Georgen Fundgrube
  • 1730 Peter Erbstolln
  • 1746 Gottes Segen Schönbach Hoffnung Erbstolln
  • 1748 Haustein Erbstolln
  • 1751 Treugott Erbstolln
  • 1770 Gott vertrauter Daniel Erbstolln
  • 1771 Grüne Birke Fundgrube
  • 1771 Neuer Glücksstern Erbstolln
  • 1781 Bergmännische Hoffnung Erbstolln
  • 1819 Beckerts Glück Erbstolln


Sehr häufig tritt hier die Bezeichnung Erbstolln auf und daher der Erläuterung. Während bei einer Fundgrube des Berggebäudes durch einen Schacht senkrecht befahren wird, führte ein Stolln fast waagerecht mit wenig Steigung von einer Thalsohle in den Berg.

Gelangt ein solcher Stolln etwa 20 m unter ein vorhandenes Grubengebäude, dann fängt er das Grubenwasser ab und führt es zu Tage. Dafür muss dei "gelöste" Grube 10% ihrer Erzausbeute an den Stolln abführen. Ein solcher Stolln "beerbt" die Grube, er wird daher "Erbstolln" genannt und bleibt dies so lange, bis ein anderer Stolln noch tiefer (min. 14 m) ins Grubenfeld gelangt. Dann wird dieser Erbstolln. So kann jede Grube mehrere Erbstolln hintereinander haben. Die Bezeichnung "Erbstolln" blieb jedoch meist erhalten, auch wenn der Stolln schon "enterbt" war. Bei den Gross- und Kleinvoigtsberger Zechen finden wir nur Erbstolln aufgeführt. Da jeder Erbstolln zu einer anderen Grube gehörte, können wir annehmen, das es vordem noch etliche Zechen gab, von denen wir keine Nachricht haben. Unter unseren aufgeführten Eigenlehnzechen sind auch welche. die sich zur Gewerkschaftsgrube entwickelten, so auch die beiden großen Gruben unserer Heimat, "Alte Hoffnung Gottes" in Kleinvoigtsberg und "Christbeschehrung Erbstolln" in Grossvoigtsberg. Von letzterer liegen uns die Betriebskarten seit 1856 vor, die Grube brachte jedoch schon seit 1833 Ausbeute. Im Jahre 1759 waren 43 Mann beschäftigt und zwar:

  • 1 Schichtmeister
  • 1 Steiger
  • 2 Zimmerlinge
  • 1 Ganghäuer (auch Gängesteiger genannt)
  • 4 Doppelhäuer
  • 11 Lehrhäuer
  • 12 Poch- und Wäschearbeiter
  • 4 Bergknechte
  • 4 Grubenjungen
  • 3 Ausschläger

Literatur

  • Günter Freyer (Hrsg.): Freiberger Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet um Langhennersdorf, Freiberg, Oederan, Brand-Erbisdorf und Weißenborn (=Werte unserer Heimat, Bd. 47), Akademie-Verlag, Berlin 1988. ISBN 3-05-000377-4

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