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Letzte Änderung für Artikel Evessen: 12.02.2006 18:55

Evessen

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Evessen ist eine Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Zur Gemeinde Evessen gehören außerdem die Ortsteile Gilzum und Hachum . Evessen ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Sickte.

Gebäude an der Hauptstraße
Gebäude an der Hauptstraße

An der alten Heerstraße von Braunschweig nach Magdeburg gelegen war Evessen, nach Bodenfunden zu urteilen, schon vor etwa 5.000 Jahren besiedelt. Urkundlich wurde es als Curtis Hebesheim (Heim des Hebo) 938 erwähnt. Otto I. schenkte 965 die alte fränkische Königsburg dem Moritzkloster in Magdeburg, 1351 gehörte der Klosterhof dem Kreuzkloster in Braunschweig. Wegen der schwierigen Böden wurde die Siedlung im Volksmund Hungersdorf genannt. Es lohnt sich, in Evessen zu verweilen, den Schlüssel für die Kirche beim Küster zu erbitten, die Grabstein-Inschriften an der Kirchenmauer zu studieren und den Lindenhügel zu besteigen...

Inhaltsverzeichnis

Die romanische Wehrkirche

Die Wehrkirche wurde vermutlich auf einer befestigten Wehranlage (curtis) errichtet. Um 1200 erfolgte die Aufstockung des Turmes und ungefähr 100 Jahre später die Einwölbung des Chores. Der Choranbau datiert um 1500 und fällt wohl mit der Beseitigung der romanischen Apsis zusammen. Im 16. Jahrhundert entstanden Wandgemälde über die zehn Gebote mit niederdeutschen Spruchbändern. Eine der beiden noch erhaltenen Darstellungen warnt die Menschen vor unmäßigem Kartenspiel, unziemlichen Reden und leichtfertigen Schwüren. Aber stärker noch als die beiden Wandbilder beeindruckt das Kreuz über dem Altar. Zwei alte Grabsteine an der äußeren Kirchenmauer wirken mit ihren Inschriften wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch dieses Ortes und sind zugleich Zeugnis eines tragischen Lebens:

Agnas Lucia Blocks gebohrene Meyerinne des Wohledlen Herrn Johann Daniel Blocks - Fürst Brauns. - Lüneb. bestalten Landvoigts des Gerichts Evesen. Ins elfte Jahr liebgewesene Ehegattin. So den 11. Jun. 1681 zu Braunschweig gebohren, den 15. April 1700 ihn copuliret und V Kinder zur Welt gebracht. Bey dem VI. aber den 23. Mai 1711 sambt der Frucht seelig verschieden Ihres Alters 29 Jahr elf Monate und 12 Tage.

Im Jahre 1714 heiratete Landvogt Blocks abermals. Die zweite Ehefrau schenkte ihm sieben Kinder und ist bei der Geburt des letzten im Alter von 31 Jahren gestorben.

Der Grabhügel

Der Tumulus (lat.) oder auch Grabhügel in Evessen
Der Tumulus (lat.) oder auch Grabhügel in Evessen
"Es ist beruhigend zu wissen, dass es bei allem Forscherdrang in unserer Zeit Wissenschaftler gibt, die Ehrfurcht und gefühlsmäßige Einstellung für wertvollere Schätze halten als eine neue Nummer in einem Museumskatalog, die vielleicht eine zerbrochene Urne mit Aschenrosten und einigen Bronzebeigaben umfasst"

heißt es in einer Chronik. Man muss schon etwas von der Geschichte Evessens im Landkreis Wolfenbüttel wissen, um nicht im schnellen Auto in der Kurve auf dem Wege in den Elm an dem Wahrzeichen dieses Ortes vorbeizurauschen. Sagen und Legenden ranken sich um sein Wahrzeichen, den die Altvorderen dat Hoch nannten. Ein Riese sei vom Elm dahergekommen, mit dicken Kluten an den Stiefeln. Er riss einen Baum aus, um die Sohlen von den Kluten zu säubern. Den Lindenbaum steckte er in einen der Erdklumpen. Das ist nun der Hügel mit der dicken Linde obenauf.

Hinter vorgehaltener Hand flüsterten sich die Frauen zu: Wenn du einen Nagel auf deinen kranken Zahn legst und dann in den Baum schlägst, vergehen die Schmerzen. Otto Schütte überlieferte sogar den Spruch, der bei solcher Pein zu murmeln war: "Nagel, ick klage dick, min tan de plaget mik in mik vergeilt - in dik bestreit, dat mik sin lewe nistwedder angeit!". Noch heute hat Evessen keinen Zahnarzt!

Leuchtende Augen bekommt, wer vernimmt, dass unter dem mächtigen Hügel ein Fürst begraben liegt und zwar in einem goldenen Sarge. Es wird auch berichtet - und das ist eine Tatsache - dass unter der Linde das Voigteigericht Recht sprach. In Rechnungen des Braunschweiger Domstiftes werden schon 1347 die Evesser Gerichtsverhandlungen erwähnt. Aufgehoben wurde das Gericht erst 1808 durch König Jerome. In Venturinis Buch über das Herzogtum Braunschweig heißt es 1826 : "Der Baum, worunter das Vogteigericht gehalten wurde, ist noch zu sehen". Verhandelt wurden Fragen des Nachbar- und Familienrechts, darunter Holzdiebstähle, sowie Streitigkeiten und Handgreiflichkeiten unter den Dorfbewohnern. Auch wurden Verkäufe in althergebrachten Formen als rechtens anerkannt. Der Verkäufer legte symbolisch die Hand an den Hut des Richters, der Käufer fasste ebenfalls den Hut, um Besitz zu ergreifen. Nicht zur Verhandlung erschienene Parteien mussten zehn Groschen Strafe zahlen, dies gehört dem Gericht zu vertrinken. Vermutlich hatte man in damaliger Zeit in Evingsen mehr Möglichkeiten als heutzutage zu vertrinken.

Im Zuge der Enträtselung des Hügels erkannte schon 1745 Pastor Johann Friedrich Faicke, dass es sich auch bei diesem Hoch um ein vorgeschichtliches Grab handeln müsse. In diesem Zusammenhang ist ein Aufsatz in den Braunschweigischen Anzeigen vom 16. Januar 1745 aufschlussreich, wonach der Evesser Tumulus für ein Fürstengrab gehalten wird, das aus der frühen Bronzezeit (1800 bis 1600 vor Christi Geburt) oder sogar aus der Jungsteinzeit (4000 bis 2000 v. Chr.) stammt. Möglicherweise ist er aber auch wie andere Grabhügel über längere Zeiträume immer wieder als Grabstätte aufgesucht worden, so dass seine heutige Gestalt das Ergebnis langandauernder Prozesse ist. Das Alter der Linde auf dem Hügel wird auf mehr als 800 Jahre geschätzt; der Baum wurde 1944 zum Naturdenkmal erklärt. Seine Rinde hat viele Mensuren . Der ausgehöhlte und zum Teil morsch gewordene Stamm wurde von Baumchirurgen imprägniert, das Innere der Linde dabei aber nicht etwa mit Zement ausgegossen, sondern hohl gelassen, um, so die Sachverständigen, die Adventivwurzeln nicht zu schädigen, die der Baumriese in zähem Selbsterhaltungstrieb von oben her durch den hohlen Stamm getrieben hat. Die Krone wurde durch mehrere Anker gesichert, die kleineren Öffnungen durch Plomben verschlossen, größere durch Maschendraht geschützt. Das war nötig, um der Dorfjugend den Zugang in das Innere der Linde zu versperren. Es wird berichtet, dass bei Rauchversuchen das Innere des Baumes einmal in Brand gesteckt wurde und sogar die Feuerwehr eingreifen musste. Die Linde hat die Stürme, ob die des Wetters oder der Geschichte, überlebt, und die Verjüngungskur ist ihr sichtlich gut bekommen. Hoffen wir, dass sie noch viele Jahrhunderte standfest bleibt.

Ursprünglich ware in der Nachbarschaft zwei weitere, ebenso große Grabhügel (Kleines Hoch und Thies-Hoch) vorhanden, die im 18. Jahrhundert abgetragen wurden. Beim Graben im Kleinen Hoch wurde 1745 eine Urne , vermutlich eine Nachbestattung, gefunden.

Ein Augenzeuge berichtet:

"Ich habe schon seit einigen Jahren vermutet, dass diese Hügel sehr alte Begräbnisse der Heyden seyn müssten, den Beweis aber erst am verwichenen 14. November gefunden, indem ein an dem Kleinen Hoch roten Sand suchender Bauer zwey....gegeneinander gerichtete Steine erblickte, welche er für ein Zeichen eines darunter verborgenen Schatzes gehalten, mithin die eigentliche Beschaffenheit der Sache durch tieferes Nachgraben gesucht zu erforschen. Nachdem ich ihn nun zu mehrerem Fleiße ermunterte, kamen noch mehr Arbeiter hinzu, so mit vereinten Kräften den Schatz zu erlangen sich bemühten, in welcher Begierde sie durch die Ausgrabung großer Steine gestärkt wurden, welche zwar unbehauen, aber doch so gesetzt und gelegt waren, dass ein rundes Gewölbe formiret. Als sie nun auch einen spitzigen und über zwey Ellen langen recht auf die Spitze des Gewölbes perpendikulariter in die Höhe gerichteten Stein antrafen, war es mit ihrem Gemüthe bereits gemacht, dass sie den Topf mit dem Geld bald würden finden, als sich zumal auch verschiedene große Kröten von besonders grünbunter Farbe hervorgaben, welche der gemeine Aberglauben zu Bewahrern unterirdischer Schätze pflegt anzugeben, aber ich wurde in meinem Gedanken gar bald begestigt, als ich unter dem losgebrochenen Gewölbe Asche und Kohlen erblickte, doch nicht mehr bedauerte, als dass die Urne, deren Hals enge der Bauch aber rund unten kugelförmig zugegangen seyn muss, als ich aus de Stücken zu schließen, zerbrochen, in deren Scherben ich nebst der Asche verbrannte Knochen und einen Backenzahn eines Menschen gefunden, welche ich mit Fleiß zusammenlas und mit nach Hause nahm...."

Weitere touristisch interessante Punkte

Außer dem Tumulus und der Kirche prägt die alte Bausubstanz der Häuser den Ort. So steht ein Laubengang aus Holz am Papenberg 4 unter Denkmalschutz , der Ende des 18. Jahrhundert erbaut wurde. Der Hof Mumme, ein typischer Steinquaderbau, wurde zwischen 1825 und 1850 errichtet. Ein weiteres Schmuckstück aus dem 18. Jahrhundert ist das Pfarrhaus, Sitz der Pfarrgemeinde Evessen mit den Ortschaften Hachum, Gilzum, Kneitlingen und Ampleben.

Durch die reizvolle Elmrandlage bieten sich auch verlockende andere Möglichkeiten in der freien Landschaft. Zwei Parkplätze im Siedlungsbereich, direkt am Waldrand, liegen günstig am ausgewiesenen Wanderwegenetz im Naturpark. Das Reitlingstal , nach Meinung vieler die Perle des Elms, ist von hier aus sowohl zu Fuß, als auch mit Fahrrad oder Auto schnell zu erreichen. Die Siedlung Evessen, das Obstanbaugebiet am Südhang des Elms, ist besonders im Frühjahr einen Besuch wert. So weit das Auge reicht, präsentiert sich dem Wanderer die Landschaft als Blütenmeer. Damit nicht genug, auch der Weitblick über die Asse, zum Harz mit dem alles überragenden Brocken, die Salzgitterberge, der Oder sowie die Städte Wolfenbüttel und Braunschweig erschließen sich dem Wanderer bei einer Rundtour.

Weblinks

Wikipedia

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