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Letzte Änderung für Artikel Desingerode: 31.01.2006 21:08

Desingerode

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Desingerode
Wappen Karte
Wappen fehlt
Deutschlandkarte, Position hervorgehoben
Basisdaten
Staat : Deutschland
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis : Göttingen
Gemeinde : Stadt Duderstadt
Fläche :
Geografische Lage :
Einwohner : 561 (31. Dezember 2004)
Postleitzahlen : 37115
Vorwahl : 05527
Kfz-Kennzeichen : GÖ
Politik
Ortsbürgermeister (Desing./ Espl./ Werxh.): Vinzenz Kellner ( CDU )

Desingerode ist ein Ort im Landkreis Göttingen in Niedersachsen und liegt an der Kreisstraße 105 zwischen Esplingerode und Werxhausen, sechs Kilometer nordwestlich von Duderstadt inmitten der Goldenen Mark . Das zum Untereichsfeld gehörende Dorf ist seit 1973 ein Ortsteil der Stadt Duderstadt und hat rund 560 Einwohner.

Geografie

Höchste Erhebung in der Gemarkung ist der Fuchsberg im Desingeröder Wald (Höhe: 280 Meter). Auf dem Fuchsberg befindet sich ein Hügelgräberfeld mit mehr als 60 Grabstellen.

Geschichte

Das Hügelgräberfeld auf dem Fuchsberg zeigt, dass in der Desingeröder Gemarkung bereits in der Bronzezeit Menschen gelebt haben. Am 26. Juli 952 wurde der Ort in einer Urkunde Otto I. erstmals erwähnt, in der er mit dem sächsischen Landgrafen Hermann Billung einen Gütertausch vornimmt. Das Dorf gehörte zu den fünf Kespeldörfern der Stadt Duderstadt, welche der Kurfürst Albrecht von Mainz 1525 der Gerichtsbarkeit des Amtes Gieboldehausen unterstellte. Bis 1973 war das Dorf eine eigenständige politische Gemeinde.

Pfarrei

Mindestens seit dem Jahr 1207 ist Desingerode Pfarrei mit den Filialen Esplingerode und zeitweise auch Werxhausen. 1230 wird ein erster Pfarrer und eine Kirche des Ortes genannt. Seitdem sind 41 Priester des Ortes namentlich bekannt. Die jetzige Kirche Sankt Mauritius und Gefährten ist die vierte bekannte Kirche des Ortes und wurde 1749 bis 1754 unter der Leitung des Pfarrers Johann Christian Krebs (*  15. August 1707 in Seulingen, †  28. September 1782 in Desingerode) gebaut. Baumeister waren der Ratszimmermeister Henricus Petersen und der Italiener Henrico Gelli. Die Kirche wurde am 14. Juli 1756 durch den Mainzer Weihbischof in Erfurt, Johann Friedrich von Lasser, geweiht. Sie ist reich barock ausgestattet.

Die Desingeröder „Ziegenböcke“

Die Desingeröder tragen im Eichsfeld den Kosenamen "Ziegenböcke". Dieser Kosename ist nicht auf Grund einer Eigenart der Desingeröder irgendwann zustande gekommen, sondern hat einen ganzen ernsten und realen geschichtlichen Hintergrund. Ende des 17. Jahrhunderts kam es zwischen Desingerödern und Westerödern immer wieder zu Streitigkeiten über den Besitz von Ackerland. Manche Ländereien wurde gar nicht mehr genutzt, weil nicht zu klären war, ob es sich um Desingeröder oder Westeröder Land handelte.

Im Jahr 1695 zogen die erbosten Desingeröder den Westerödern in die Feldflur, um die Dinge endlich zu klären. Jedoch war ein Ziegenbock das einzige was Sie erbeuteten. Aus dieser Geschichte machten die Westeröder ein gedichtetes Lied, das 21 Strophen hatte. Im Lied werden die Desingeröder wegen des eingefangenen Ziegenbocks verhöhnt. Der Text des Liedes wurde sogar gedruckt und in Duderstadt auf dem Markt verkauft.

Die Desingeröder ließen sich das nicht bieten und verklagten die Urheber des Gedichtes. Und wirklich wurde der Dichter mit einer Strafe von 10 Reichstalern oder acht Tagen haft bestraft.

Die ganze Geschichte kann im Duderstädter Stadarchiv oder in der Chronik von Desingerode nachgelesen werden.

Vom Einmarsch der Amerikanischen Truppen in Desingerode am 9. April 1945

Desingerode im 2. Weltkrieg

Desingerode hatte wie die anderen Dörfer des Eichsfeldes unter den Wirren des 2. Weltkrieges zu leiden. 19 Desingeröder sind im Krieg als Soldaten gefallen. Gegen Ende des Krieges war das kleine Dorf mit über 700 Einwohnern überfüllt. Aus allen Teilen Deutschlands waren die Menschen in die ruhige Idylle des Dorfes geflohen, weit weg von den großen Bombardierungen wie es Sie zum Beispiel in Hannover und Hildesheim gegeben hat. Es war für die Desingeröder eine schwere Zeit und doch kann gesagt werden das Desingerode vom schlimmsten verschont wurde. Die Nahrungsmittelknappheit konnte durch das was im eigenen Garten wuchs ausgeglichen werden. Viele hatten aber auch ein Schwein im Stall, das dann –meistens schwarz- geschlachtet wurde. Ganz am Schluss, als die Amerikanischen Truppen auch Desingerode besetzten, wurde der Krieg für das Dorf gefährlich und forderte auch unter der Zivilbevölkerung Opfer.

Vormarsch der Amerikaner

Am Weißen Sonntag, dem 8. April 1945 hatte ein deutsches Korps in Desingerode Stellung bezogen, das durchaus willens war, dem anrollenden Feind entgegen zu treten.Jedoch gegen 23 Uhr verließ die Abteilung der deutschen Wehrmacht das Dorf und zog Richtung Werxhausen ab. Am Morgen des 09. April 1945 stand die Spitze der US-Einheiten am Rand des Desingeröder Waldes und schaute auf den Ort. Die 104. Infanteriedivision der 3. Armored Division der 1. Amerikanischen Armee hatte am 07. April 1945 die Weser bei Veckerhagen/Hemeln überwunden und am Mittag des 08. April 1945 Göttingen eingenommen. Von Sattenhausen über Himmingerode stießen die Truppen auf Desingerode vor. Vom Waldrand bei Werxhausen wurden sie von zurückweichenden SS-Einheiten beschossen. Daraufhin belegten die Amerikaner Desingerode mit Granatfeuer. Desingerode war der 1. Ort im Altkreis Duderstadt der von den Truppen der Vereinigten Staaten eingenommen wurde.

Der Beschuss des Dorfes

Elfriede S., die heute K. heißt und in Gelsenkirchen lebt, war damals Schulkind. Sie erzählt vom 09. April 1945: „Der Morgen des 09. April 1945 war sehr nebelig. Die Leute im Dorf erzählten in diesen Tagen, das die Amerikaner bereits im Göttinger Wald lägen“ Elfriede wohnte mitten im Dorf, gegenüber der Linde, zusammen mit Ihrem Vater, der Mutter Mathilde (53) und den Geschwistern, Anni, Hermann (5) und Hermine (11). Elfriede berichtet weiter: „Mein Vater befand sich bei seinem Vater „auf dem Klimp“ wo sie einen Militärwagen demontierten, den die deutschen Truppen zurückgelassen hatten.“

Der Beschuss des Ortes begann um 9.30 Uhr. Davon berichtet Marianne T., die damals genau wie Elfriede S. Schulkind war: „Als die Amerikaner angefangen haben zu schießen, sind wir in einen selbstgebauten Bunker gekrochen, den ein Bekannter in einem nahegelegenen Garten gebaut hatte. Wir hatten großes Glück, denn nur einige Meter weiter schlug eine Granate ein.“

Insgesamt 42 Schüsse hat der damalige Pfarrer des Dorfes, Ludwig D, gezählt. Die erste Salve trifft in einen Garten am Dorfrand. Die nächste schlägt schon ein ganzes Stück näher, zwischen der Schule (heute Kindergarten) und dem Friedhof ein. Grabsteine werden beschädigt und sämtliche Fensterscheiben gehen zu Bruch.

Das Dorf ergibt sich

Der Bürgermeister Johannes Freckmann erkennt die große Gefahr für das Dorf. Er hisst zunächst am Kirchturm eine Weiße Fahne, um den Amerikanern zu zeigen, das im Dorf kein Widerstand geleistet wird. Der Beschuss des Dorfes wird aber fortgesetzt, weil vom Standpunkt der Truppen aus, die Fahne nicht zu sehen ist. Man hatte die Truppen aus Richtung Seulingen erwartet und die Fahne zeigte in Richtung Norden. Die Truppen standen aber fast im Süden. Pfarrer D. berichtet von den ersten Schäden im Dorf: „Zum größeren Unglück fiel der elektrische Strom aus, so das das Telefon nicht benutzt werden konnte. Auch die Wasserleitung war unterbrochen.“ Als der Beschuss noch mehr zunimmt beginnen Bürgermeister F. und sein Stellvertreter Ewald Z. eine gewagte und zugleich mutige Aktion. Sie gehen den Truppen auf freiem Feld in Richtung Wald entgegen und zeigen ihnen die weiße Fahne. Zum einen konnten Sie jetzt von amerikanischen Geschossen getroffen werden. Zum anderen konnten aber auch treue Nazis diese Aktion als Verrat auslegen und auf sie schießen. Doch jetzt endlich hört das Bombardement auf.

Die Opfer

Da nicht mehr geschossen wird, bietet sich die Gelegenheit nachzuschauen welche Schäden entstanden sind. Besonders schlimm hat es genau den Dorfmittelpunkt - also den Bereich bei der Linde - getroffen. Elfriede S. berichtet: „Bis 10 Uhr wurde der Beschuss immer heftiger. Mutter legte mir ein Kissen über den Arm und sagte mir ich solle schon mal in den Runkelkeller hinter der Scheune gehen. Später habe ich bemerkt das in dem Kissen unsere Erstkommunionkleider verborgen waren. Mutter blieb mit Herrmann und Hermine im Wohnzimmer. Wo sich Anni befand kann ich nicht mehr sagen. Auf dem Hof wurde ich dann von einer Druckwelle zu Boden geschleudert.“

Was Elfriede dann im Wohnzimmer vorfand war ein grausames Bild. Eine Granate hatte das Fenster durchschlagen und war im Wohnzimmer der Familie explodiert. Mathilde Schmalstieg war ein Bein und ein Arm abgerissen worden. Ihren Sohn Herrmann hatte ein Granatsplitter im Nacken getroffen und getötet. Hermine wird ebenfalls von Splittern getroffen und verblutet. Das letzte was Elfriede von Ihrer sterbenden Mutter hört ist: „Hol deinen Vater!“ Später birgt man die Toten und Verletzten und trägt sie in die Schwesternstation der Vinzentinerinnen. Dort versuchen die Schwestern zu helfen. Maria Zwingmann, damals sechs Jahre alt berichtet: „... wir sind zum Schwesternhaus gegangen, durften aber die drei nicht sehen. Die Schwestern haben es uns verboten und uns in die Küche geschickt.“

Zwei Stunden nach dem Beschuss stirbt Mathilde S. um 12.30 Uhr. Kurz zuvor hatte man noch den Pfarrer zur ihr gerufen. Maria Z. berichtet weiter: „Die drei Toten hat man dann in die Kapelle der Schwesternstation gelegt“ und ihr Mann, Ewald Z., ergänzt: „In der Mitte lag die Mutter und rechts und links die Kinder“.

Das Dorf wird besetzt

Um 16 Uhr fuhren die ersten Amerikanischen Soldaten mit zwei Jeeps, die mit je vier schwer bewaffneten Soldaten besetzt waren, im Dorf umher und erkundeten das Terrain. Gegen 17 Uhr rollte dann die gesamte Mannschaft im Ort ein. Entlang der Dorfstraße standen die Fahrzeuge. Sie sahen furchterregend aus, diese Soldaten. Sie trugen einen Stahlhelm auf dem Kopf und hielten in der Hand eine Maschinenpistole. Ein besonderes Ereignis war für die Dörfler nun auch, „einen Neger“ sehen zu können.

Manche Einwohner versteckten sich immer noch in den Kellern. Für das ganze Dorf wird eine Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens verhängt. Das Vorgehen der Amerikaner bei der Besetzung von Orten folgte immer dem gleichen Schema. Zunächst wurde ein Erkundungstrupp geschickt. Danach wurde der gesamte Ort (also alle Häuser) nach versteckten Soldaten durchsucht. Es folgte die Besetzung von Häusern als Quartier für die Soldaten. An der Grabenstraße müssen binnen zwanzig Minuten von den Bewohnern die Häuser geräumt werden. Die Bewohner müssen sich im mit Menschen vollgestopftem Dorf eine Unterkunft suchen. Marianne T. war damals Schulkind und hieß B. Das Haus der B's stand an der Grabenstraße. Sie berichtet: „Wir hatten Glück, denn wir durften im Haus bleiben. Wir mussten aber das Erdgeschoss räumen und alle im Obergeschoss unterkommen. Die Soldaten waren zu uns sogar ganz freundlich. Ich erinnere mich noch, das einer so ein dunkelhäutiger Typ war. Ein anderer war Lehrer. Der hat bei uns im Haus sogar Geige gespielt.“ Nicht alle Soldaten waren so freundlich. Oft waren Sie gegenüber der Bevölkerung auch schroff. Für die Kinder hatten Sie ein Herz. Oft verschenkten Sie – in oft großer Menge – Schokolade, die es im Dorf schon lange nicht mehr gegeben hatte. Für Erwachsene fielen manchmal Zigaretten ab. Mancher Desingeröder machte mit den Soldaten auch Tauschgeschäfte.

Marianne T. berichtet weiter: „Bei Richard G. auf dem Hof hatten die Soldaten ihre Feldküche. Da sind wir Schulkinder immer hingegangen. Nicht wegen des Essens, sondern weil wir dort immer eine Schale mit allerlei Obst bekamen. Abends wollten die Soldaten dann was zum Trinken (Schnaps) von uns. Mein Vater hat Ihnen gesagt, dass wir so was nicht haben. Am zweiten Abend brachten die Soldaten dann zwei große Flaschen Schnaps (Whisky) mit ins Haus. Sie haben sogar mir – einem Schulkind - einen eingeschüttet.“ Und mit einem Schmunzeln fügt Sie hinzu: „Und den hab ich dann auch wirklich getrunken!“

Außer den drei Toten hatte es im Dorf noch zwei Verletzte gegeben. Anni S., hatte Splitter im Bein und die Gastwirtin Klara F. wurde auf dem Weg zum Schutzkeller über einem Auge verletzt. Die Verletzten wurden von den Amerikanern nach Göttingen ins Krankenhaus gebracht. „Tante K.“ Verletzung konnte man bei Ihr noch im hohen Alter als Narbe erkennen.

Der Zimmermann Ewald Z. fuhr mit einem kleinen Ponywagen nach Duderstadt und holte die Särge für die Toten, die auf dem Friedhof bei der Kirche bestattet wurden. Marianne Tölle kann sich noch an zwei Bemerkungen amerikanischer Soldaten erinnern: „Das mit den Toten, dass haben wir nicht gewollt“ sagte einer. Von dem Geige spielenden Soldaten hörte sie: „Krieg ist nicht gut!“

Nach drei Tagen verließen die Soldaten das Dorf wieder. In den Häusern an der Grabenstraße lag viel Unrat. Manches nützliche Ding hatten die Soldaten mitgenommen.

Wikipedia

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