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Letzte Änderung für Artikel Stangenhagen: 19.02.2006 20:29

Stangenhagen

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Karte Stangenhagen am Blankensee
Karte Stangenhagen am Blankensee
Dorfstraße
Dorfstraße
Pfefferfließ und Stangenhagen
Pfefferfließ und Stangenhagen
Auch heute noch fast undurchdringlich: Sumpfgebiet Stangenhagen/Blankensee
Auch heute noch fast undurchdringlich: Sumpfgebiet Stangenhagen/Blankensee

Das lange Zeit selbständige Dorf Stangenhagen ist seit den Gemeindereformen in Brandenburg 2002 / 2003 ein Ortsteil der 7 Kilometer östlich gelegenen Stadt Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming. Benachbarte Dörfer sind Schönhagen, Ahrensdorf, Hennickendorf, Rieben und Zauchwitz. Das kleine Dorf mit seinen 186 Einwohnern (Stand 1. Juli 2004 ) ist vor allem in geschichtlicher und touristischer Hinsicht sowie für den Naturschutz und die Renaturierung interessant:

  • als ehemalige sächsische Enklave mitten in Preußen (Mußpreußen),
  • durch seine zentrale Lage im Naturpark Nuthe-Nieplitz und dem Neu-See-Land als Moorrückgewinnung am Flüsschen Pfefferfließ,
  • durch die in diesem neuen Seengebiet wieder heimischen selteneren Vogelarten ,
  • durch die auf einen behutsamen Tourismus gerichtete lokale Nachhaltigkeitsstrategie ( Stadtentwicklungsplanung ) mit dem vorgesehenen Stangenhagener See.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Besitz des Klosters Lehnin

Funde im Dorfkern Stangenhagens lassen auf eine frühe Besiedlung schließen, die bis in die Steinzeit zurückreicht. Als im Zuge der Völkerwanderung im 4. und 5. Jahrhundert die ansässigen Germanen die Gebiete verließen, rückten im 7. Jahrhundert Slawen nach. Sehr wahrscheinlich bestand im heutigen Stangenhagen eine Slawenburg . Um diese Burg mit den Burgen Trebbin und Beelitz zu verbinden, durchschnitten die Slawen mit einem breiten Damm das seinerzeit unwegsame Sumpfgelände. Die Slawenherrschaft in der Region endete mit der Gründung der Mark Brandenburg durch Albrecht den Bären im Jahr 1157 .

Stangenhagen wurde 1219 erstmals erwähnt, als ein Lehnsmann des Vogtes Arnold von Trebbin, der Ritter Ludolf das Dorf dem Zisterzienser Kloster Lehnin schenkte – derartige Schenkungen waren in dieser Zeit durchaus üblich; als Gegenleistung betete die Klostergemeinschaft für das Seelenheil des Donators. Das Kloster Lehnin und auch das Kloster Zinna besaßen im Süden des später von Fontane so genannten Thümenschen Winkels verschiedene weitere Ländereien, die mit rund 40 km verhältnismäßig weit von den Klöstern entfernt lagen und damit einen Hinweis darauf geben, welch großen Einfluss diese Klöster ausübten.

Thümenscher Winkel

Geographisch meinte Fontane mit dem "Winkel" das Gebiet im Dreieck zwischen den Flüssen Nuthe und Nieplitz mit dem Dorf Gröben an der nördlichen Dreiecksspitze und einer Linie Stangenhagen - Trebbin als südliche Begrenzung (heute Bundesstraße 246 ), im Mittelpunkt die 93 Meter hohen Glauer Berge. Mit seiner Nordspitze Gröben liegt das Gebiet lediglich rund zehn Kilometer vom Süden Berlins entfernt. Namensgeber des "Winkels" war das Geschlecht derer von Thümen.

Das Geschlecht derer von Thümen

Wappenbild D.V. Thümen, 1663
Wappenbild D.V. Thümen, 1663

Im Beelitzer Kirchenbuch wird zwar bereits 1281 ein Herr von Thümen als Trauzeuge genannt, doch erst 1446 begann die große Zeit des thümenschen Geschlechts in dieser Region der Mark, als Hans von Thümen mit Stangenhagen, Schönhagen und Blankensee belehnt wurde. Die Thümens beherrschten dann für Jahrhunderte den "Winkel". Zum Geschlecht derer von Thümen existieren viele historische Belege und Überlieferungen, es gibt verschiedene Geschichten und Legenden. Gesichert ist beispielsweise, dass ein Thümener 1423 wegen der Fischereirechte in durchaus handfesten Streit mit der Stadt Beelitz geriet, ein anderer gehörte am 18. April 1539 zu zehn Teltower Rittern, die sich schon vor der "offiziellen" Einführung in der Mark zur lutherischen Reformation bekannten.

Seinem Kapitel Blankensee stellte Fontane folgendes Motto voran:

Da sagte die Mark: «Eh bien », wohlan,
Ich kann dasselbe wie Kanaan,
Und will sich's seiner Sarah berühmen,
So hab' ich meine Frau von «Thümen ».

1902 verkaufte Viktor von Thümen die letzten Besitzungen in Stangenhagen – wie auch das Schloss Blankensee aus finanzieller Not. Das Stangenhagener Schloss der Familie stand am Ende des Dorfangers und wurde erst nach 1945 abgerissen.

Stangen im Ortsnamen und ein Zaun im Familienwappen

Theodor Fontane sah die Residenz des Geschlechts in Blankensee, das jenseits des gleichnamigen Sees, Stangenhagen gegenüber, liegt. Christa und Johannes Jankowiak hingegen leiten aus dem Familienwappen ab, dass die von Thümens ursprünglich eher von Stangenhagen aus herrschten. Denn das Wappen zeige einen schrägen, mit einem Balken belegten Palisadenzaun, .... Die einzige Burganlage aber, die durch einen Palisadenzaun geschützt wurde, habe in Stangenhagen gestanden – daher auch der Namensbestandteil Stangen im Ortsnamen Stangenhagen (dabei hagen für gehegt, geschützt).

Eine andere Namendefinition lautet: Der slawische Name Körzin, "Ort wo Baumstümpfe, Stöcke sind", wurde als Stangenhagen und Stücken übersetzt, die drei Dörfer sind benachbart.

Sachsen mitten in Preußen

Steinplatte an der Dorfkirche
Steinplatte an der Dorfkirche
schwarzer Vogel - preußischer Adler im Wappen von 1701
schwarzer Vogel - preußischer Adler im Wappen von 1701

Der Text einer an der Südwand der unscheinbaren Dorfkirche eingelassenen Steinplatte aus dem Jahr 1727 bezeichnet Christian Wilhelm von Thümen als Bestalten Hauptmann Sr. Königl. Mayst. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachßen, also von August dem Starken , für die Dörfer Blankensee, Stangenhagen, Schönhagen, Gräfendorf, Ketzin, Glau, Miethgen-, Ahrens- und Löwendorff. Das Land war sächsisch – mitten in Preußen und in der Mark Brandenburg und, wie Theodor Fontane anmerkt, betrug die Entfernung bis Potsdam nicht volle zwei Meilen. Da die Thümens auch "preußisches" Land besaßen, dienten sie gewissermaßen zwei Herren, was nicht frei von Verwicklungen blieb, zum Beispiel bei Desertionen von einem ins andre Land. Das war denn, wie sich denken läßt, schreibt Theodor Fontane, in den Tagen Friedrich Wilhelm I. eine Sache von «Importance» jeder Deserteur wußte davon, und so unbequem der Thümensche Winkel für den König lag, so bequem lag er für den Flüchtling. (Importance = Wichtigkeit / Karte dazu von 1791 hier)

Erst nach dem Wiener Kongress , nach 1815 kam das "sächsische Thümenland" – gegen den Willen der Bevölkerung – zu Preußen. Die Bevölkerung, bezeichnet auch als Neupreußen oder Mußpreußen, wehrte sich mit passivem Widerstand , indem beispielsweise für einige Zeit kein preußisches Geld akzeptiert wurde. Und es kursierten Flugblätter, die Napoleon herbeiwünschten, auf dass er erneut an der Seite Sachsens den Kampf gegen den "schwarzen preußischen Vogel" aufnähme:

Warte, schwarzer Vogel, warte, bald kommt wieder Bonaparte.
Was Du hast gestohlen, wird er uns dann wiederholen.

Dass Stangenhagen 1887 zur Hälfte durch ein Feuer vernichtet wurde, stand allerdings nicht im Zusammenhang mit der Eingliederung nach Preußen.

Wirtschaft und heutige Entwicklung

Haus des thümenschen Schweinemeisters
Haus des thümenschen Schweinemeisters
Haus in Stangenhagen
Haus in Stangenhagen
Pfefferfließ und neuer See
Pfefferfließ und neuer See
Bohlenweg durch den Sumpf, Vogelbeobachtungsturm
Bohlenweg durch den Sumpf, Vogelbeobachtungsturm
Neues Sumpfgebiet
Neues Sumpfgebiet

Im Mittelalter errang zeitweilig eine Brauerei einige Bedeutung. Ansonsten wurde das wirtschaftliche Leben im Dorf weitgehend von der Fischerei, der Landwirtschaft und Viehzucht bestimmt, insbesondere auch von der Thümenschen Schweinezucht . Am Durchgang zum Pfefferfließ zerfällt zurzeit das große alte Fachwerkhaus des letzten Thümenschen Schweinemeisters, der noch zum Ende des 19. Jahrhunderts hier gewohnt hatte.

Die Deutsche Ansiedlungsbank überließ einen Teil des Landes, das sie Viktor von Thümen 1902 zusammen mit dem Schloss abgekauft hatte, Bauern und ehemaligen Gutsarbeitern. Das heutige Dorf besteht überwiegend aus kleineren Siedlungshäusern aus der Zeit nach 1945 , die für Neubauern und rund 60 Flüchtlinge, die in einem Treck gekommen waren, errichtet wurden. Das enteignete Gut in Stangenhagen wurde aufgeteilt, das Gutshaus abgerissen und das dadurch gewonnene Material für die Häuser der Neubauern verwendet, berichten Christa und Johannes Jankowiak.

In der DDR -Zeit stand die Landwirtschaft im Zentrum des wirtschaftlichen Lebens des Dorfes, die zwischen 1967 und 1991 mit der Entwässerungsarbeit eines Schöpfwerkes intensiv gefördert wurde. Die erneute Überschwemmung vieler Ackerflächen nach dem Abschalten des Schöpfwerks seit 1991 zwingt das Dorf zum Umdenken. Zu Beginn des dritten Jahrtausends setzt die Gemeinde einen neuen wirtschaftlichen Schwerpunkt mit dem naturnahen Tourismus , dem die Überschwemmungen im Gegensatz zur Landwirtschaft entgegenkommen.

Renaturierung und Vogelparadies

Schöpfwerk und neue Moorbildung

Als 1967 das Schöpfwerk in Stangenhagen seine Arbeit aufnahm, wurde in rund 25 Jahren soviel Moor zerstört, wie in siebenhundert Jahren wachsen kann. Das Moor hatte seinen Ursprung in den Niederungen und ausgedehnten Wasserflächen, die sich zwischen Pfefferfließ und Blankensee mit dem Schmelzen der letzten Eiszeitgletscher gebildet hatten. Elsbrüche , die heute noch in Resten vorhanden sind, und Schilf führten zu dicken Ablagerungen und ließen das Moor jährlich um rund 1 Millimeter wachsen. Mit der Entwässerung sackte der Torfboden bis 1981 bereits um rund 32 Zentimeter ab und bis 1991 hatte das Niedermoor stellenweise bis zu einem Meter Höhe verloren.

Nach dem Abschalten des Schöpfwerks 1991 überschwemmte das Wasser sehr schnell Wiesen und Weiden und es bildeten sich zwischen Stangenhagen und dem Riebener See neue kleinere Flachwasserseen wie zum Beispiel der Schwanensee, Seen, die noch auf keiner Landkarte zu finden sind. Das Moor kehrt zurück, wenn auch in kleinen Schritten. (Eine parallele Renaturierung findet im Vogelschutzgebiet Rietzer See bei Netzen , Gemeinde Kloster Lehnin statt.)

Damit wächst dem ohnehin schon vielfältigen und beschaulich ruhigen Naturpark Nuthe-Nieplitz ein weiteres Kleinod zu, das die Gemeinde behutsam touristisch zu nutzen versucht.

Vogelbeobachtungsturm und Rundweg

Das geschützte wasserreiche Gebiet hat eine Fülle verschiedenster Tiere und insbesondere auch seltenere Vogelarten bereits wieder heimisch werden lassen. Für Vogelkundler und Naturliebhaber ist das Gebiet eine Idylle, die Gemeinde errichtete am Rande des Überschwemmungsgebietes neben dem unteren Pfefferfließ einen Vogelbeobachtungsturm. Ein Teil des jungen Sumpfes kann auf einem neu angelegten, rund fünfzig Meter langen Bohlenweg überquert werden, der wie der Beobachtungsturm Teil eines ca. einstündigen Rundweges ist. Der Weg, der am Parkplatz am Pfefferfließ beginnt, führt am Fachwerkhaus des letzten Thümenschen Schweinemeisters vorbei. Daneben bietet der Weg Einblick/Ausblick

  • in das Biotop Hecke ,
  • in die tierischen Verstecke im Röhricht,
  • das Pfefferfließ, Elsbruchreste und die charakteristischen Pappelreihen des niederen Fläming entlang der Nieplitz.


Ausblicke vom Vogelbeobachtungsturm auf Pfefferfließ (rechts) und neue Seen

Weitere Bilder sowie Auszüge aus der Verordnung des erst seit 2003
bestehenden Naturschutzgebietes Oberes Pfefferfließ siehe bei Pfefferfließ.

Flora und Fauna

Graureiher
Graureiher

In der Umgebung von Stangenhagen leben die Wasser- und Watvögel Kormoran und Kiebitz , die Greifvögel Rotmilan und Seeadler und die Singvögel Schwarzspecht und Zaunkönig . Auch die in ganz Deutschland streng geschützte Rotbauchunke ist hier anzutreffen. In diesem Gebiet lassen sich außerdem im Herbst und Frühjahr durchziehende Kraniche und Wildgänse bei der Rast auf Wiesen und Weiden beobachten. Die im gesamten Naturpark bereits nahezu "alltäglichen" Weißstörche und Graureiher sowie die Sumpf-Schwertlilien und Schwanenblumen sind gleichfalls anzutreffen. (Siehe auch Naturpark Nuthe-Nieplitz Körzin)

Entwicklungskonzept: Noch ein See

Pfefferfließ-/Nieplitztal zwischen  Stangenhagen und dem Blankensee
Pfefferfließ-/Nieplitztal zwischen Stangenhagen und dem Blankensee

Das Entwicklungskonzept der Gemeinde aus dem Jahr 2003 sieht unter anderem eine Verkehrsberuhigung mit dem Bau einer Umgehungsstraße, die Angergestaltung und ein Fußwegenetz vor. Wie an der Gemeindetafel zu lesen ist, betrachtet ein weiterführendes Konzept Stangenhagen als einen Erholungsstandort mit behutsamer Erschließung der naturnahen und geschützten Umgebung. Mittelpunkt dieses Vorhabens ist ein neuer See, der zukünftige Stangenhagener See mit aufgeschüttetem Sandstrand und Badestelle. Laut Schaubild wird zu diesem Zweck voraussichtlich das Pfefferfließ unterhalb der jetzigen Durchgangsstraße in östliche Richtung bis zur Nieplitz aufgestaut. Damit würde das Pfefferfließ nicht mehr wie noch zurzeit unmittelbar vor dem Blankensee in die Nieplitz münden, sondern bereits im neu geschaffenen Stangenhagener See.

Siehe auch: Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie , Biosphärenreservat , Tourismus in Brandenburg

Literatur

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg . Teil 4. Spreeland. Blankensee. Zitate nach der Ausgabe 1998, Frankfurt/M, Berlin, S. 456. ISBN 3-548-24381-9
  • Christa und Johannes Wankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz. Porträt einer märkischen Landschaft. Auf alten Spuren und neuen Wegen . Stapp Verlag Berlin, 1995. ISBN 3-87776-061-9 . Neben den im Text direkt erfolgten Zuweisungen ist auch das Zitat zur Moorzerstörung aus diesem Buch.
  • Carsten Rasmus, Bettina Klaehne: Wander- und Naturführer Naturpark Nuthe-Nieplitz: Wanderungen, Radtouren und Spaziergänge. KlaRas-Verlag Berlin, 2001. ISBN 3-93313511-7

Weblinks


Koordinaten: 52° 13' 00 N, 13° 06' 00 O

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