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Letzte Änderung für Artikel Kerzendorf: 08.02.2006 19:16

Kerzendorf

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Das ehemalige Gutsdorf Kerzendorf ( PLZ 14974) ist ein Ortsteil der Stadt Ludwigsfelde und gehört zum Landkreis Teltow-Fläming im Bundesland Brandenburg. Das vom Bauboom in der Zeit nach der Wende verschont gebliebene märkische Runddorf mit seinen etwa 180 Einwohnern (Stand 2004) und einer Fläche von 9 km² liegt an der alten Bundesstraße 101 ca. 3 km südöstlich des Stadtzentrums von Ludwigsfelde. Bis zur Bundesautobahn 10 ( Berliner Ring ) - Ausfahrt Genshagen - sind es etwa 5 Minuten. Bis zum südlichen Stadtrand von Berlin benötigt man über die neue Bundesstraße 101 - Ausfahrt Ludwigsfelde - etwa 12 Minuten. Dennoch ist der Ort ein Kleinod geblieben und weist noch heute vielfältige Zeugnisse seiner wechselvollen Geschichte auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmalig wurde Kerzendorf im Jahre 1378 urkundlich erwähnt, für eine Erwähnung aus dem Jahre 1346 liegt keine Originalurkunde mehr vor. Bekannt ist, dass 1378 im Ort bereits eine Wehrkirche und ein Wirtshaus existierten. 1813 wurde auch Kerzendorf zum Schauplatz von Schlachten im Napoleonischen Krieg . Daran erinnert noch heute ein im Wald nahe des Ortes gelegenes Denkmal an der so genannten Schanze. Nach unterschiedlichen Besitzern erwarb im Jahre 1850 Julius Leopold Schwabach das Gut zu Kerzendorf (403 Hektar) mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Herrenhaus und lies es als luxuriösen Sommersitz ausbauen. Später übernahmen sein Sohn Paul von Schwabach und nachfolgend dessen Schwiegersohn Alfred Horstmann das im 2. Weltkrieg fast vollständig zerstörte Anwesen. Seit 1952 gehörte die Gemeinde Kerzendorf zum Kreis Zossen/Bezirk Potsdam in der DDR . Nach weiteren Reformen in der Nachwendezeit gehört das Dorf nun seit 1998 als unselbständiger Ortsteil zur Stadt Ludwigsfelde im Landkreis Teltow-Fläming/Land Brandenburg, hat sich aber seine dörflich geprägte Eigenständigkeit bewahrt.

Ort

Architektonische Mittelpunkte des noch immer von Landwirtschaft (heute vorwiegend Pferdezucht, z.B. Irish Tinker ) und dörflicher Struktur geprägten Ortes sind die Kirche sowie das Gemeindehaus mit dem 2002 neu errichteten Feuerwehrgebäude der 1934 gegründeten freiwilligen Feuerwehr. Botanischer Mittelpunkt ist die riesige Dorfeiche, welche auf dem Dorfanger neben dem etwas zu modern geratenen, im Sommer jedoch erfrischend sprudelnden Dorfbrunnen steht.

Kirche

Die erste Kirche in Kerzendorf war ein Feldsteinbau mit einem verbretterten etwa 20 m hohem Turm. Ende des 19. Jahrhunderts lies Paul Schwabach nach einem Entwurf von Hoffacker die heutige Kirche (Bild oben) im neoromanischen Stil errichten. Sie wurde am 10.11.1897 feierlich eingeweiht.

Schloss

Beim, im Volksmund Schloss genannten, herrschaftlichen Anwesen handelte es sich im eigentlichen Sinne um ein märkisches Guts- oder Herrenhaus. Zum Gut gehörten noch weitere Gebäude wie das Kavalierhaus, das Gutsverwalterhaus, der Marsstall mit 25 m hohem Wasserturm , das Gärtner- später Forsthaus, Gewächshäuser sowie weitere Nebengebäude, Bauernhäuser und Ställe. Das Schloss wurde im 2. Weltkrieg durch Brandbomben fast völlig zerstört, nach dem Krieg durch die Bevölkerung ausgeplündert und schließlich nahezu dem Erdboden gleich gemacht. Man kann aber auch heute noch Teile der alten Schloss- bzw. Gutsanlage erkennen (z.B. das Gutsverwalterhaus , Teile des Marsstalls, das Gärtnerhaushaus sowie Stallanlagen und das Schlosstor).

Schlosspark

Einige noch heute im Dorf verstreut stehende Statuen sowie der fast ausgetrocknete und verwilderte Schlossteich lassen den verblichenen Glanz des romantischen Schlossparks erahnen. Das Refugium war durch von Schwabach nach Vorlagen des französischen Gartenarchitekten Jacqes Francois Blondel gestaltet worden. In späterer Zeit wurde aus Schloss und Park ein harmonisches Gesamtkunstwerk, welches kaum spürbar in den natürlich gewachsenen Wald überging. Es befanden sich viele Steinbänke und Skulpturen im Park. Auf der kleinen Insel im Schlossteich, der über einen Graben auf dem Gondeln fuhren mit Wasser versorgt wurde, wachte ein großer Buddha über Rhododendron und all die Blütenpracht. Am Rande des Parks befand sich auch eine Fasanerie .

Persönlichkeiten

Julius Leopold Schwabach

  • Julius Leopold Schwabach (1838 - 1998) gehörte zu den Reichen der Reichen in Berlin. Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie (Bankhaus Schwabach-Bleichröder) und war unter anderem auch Bankier und Finanzberater von Otto von Bismarck .

Paul von Schwabach

  • Dr. Paul von Schwabach (1967 - 1938) ist der Sohn von Julius Leopold Schwabach. Er war mit der Bankierstochter Eleonore Schröder (1869 - 1942) aus Hamburg verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen Leonie (auch Lally, siehe unten), Vera (geb. 1900) und Paul Julius (geb. 1902). Der promovierte Historiker und Bankier jüdischer Herkunft konvertierte zum christlichen Glauben und sah sich uneingeschränkt als deutscher Patriot. Paul Schwabach wurde 1907 vom Kaiser Wilhelm II. aufgrund seiner Verdienste im Bankwesen und als britischer Generalkonsul in den erblichen Adelsstand erhoben.

Lally Horstmann

  • Lally Horstmann (geb. 1898) wuchs im weltläufigen, hochkultivierten Milieu der jüdischen Finanzbourgeoisie in Berlin und auf dem Landsitz in Kerzendorf' auf. Später führte sie in Berlin großes Haus an der Seite ihres Gatten, des Kunstsammlers Alfred Horstmann. Mit ihr wurde Kerzendorf zu einem Treffpunkt von Künstlern (unter ihnen auch Rainer Maria Rilke ) und Kunstinteressierten. Den Krieg überstand sie als Halbjüdin unter schwierigen Umständen, um dann den Schikanen der russischen Besatzer ausgesetzt zu sein. Sie selbst floh nach dem Tod ihres Mannes in einem russischen Lager ins Exil und starb Anfang der fünfziger Jahre unter mysteriösen Umständen in Brasilien.

Literatur

  • Dr. Gerhard Birk, Kerzendorf. Historisches Mosaik eines märkischen Gutsdorfes. Erschienen in der Reihe Verwehte Spuren. Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 1998. ISBN 3-931 329-11-9.
  • Lally Horstmann, Kein Grund für Tränen. Siedler Verlag, 1995. ISBN 3-886 805-09-3.

Weblinks

Wikipedia

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