S-Bahn Zürich
Die S-Bahn Zürich wurde am 27. Mai 1990 auf dem Gebiet des Kantons Zürich und den angrenzenden Regionen eröffnet. Sie wird von verschiedenen Bahngesellschaften betrieben und ist Teil des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV). Für Planung und Angebot sind die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) als marktverantwortliches Unternehmen (MVU) im ZVV zuständig.
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Linien
Betriebskonzept
Die S-Bahn Zürich verfügt über ein interessantes Betriebskonzept, welches sich von vielen anderen S-Bahnen unterscheidet. Das Grundgerüst bilden Linien mit Halt an allen Stationen im Halbstundentakt. In stark nachgefragten Korridoren überlagern sich zwei Linien und ergeben so von den Aussengemeinden bis nach Zürich den Viertelstundentakt, jedoch mit dem Vorteil, dass direkte Durchmesserverbindungen nach zwei anderen Strecken zur Verfügung stehen (Beispiel: Im Limmattal verkehren die S3 und die S12 im Halbstundentakt, womit dem Fahrgast beispielsweise ab Dietikon alle 15 Minuten eine Fahrgelegenheit nach Zürich HB zur Verfügung steht. Gleichzeitig besteht alle 30 Minuten eine umsteigefreie Verbindung nach Winterthur mit der S12 oder nach Pfäffikon ZH mit der S3). Einige peripherer gelegene Gebiete werden zudem mit S-Bahn-Schnellzügen mit dem Stadtzentrum verbunden, wobei diese Bahnen in den Aussengebieten an allen Bahnhöfen halten, im Nahbereich der Stadt jedoch nur noch an ausgewählten Stationen. Das Betriebskonzept der S-Bahn Zürich bietet also viele Direktverbindungen zwischen Regionen und gleichzeitig einen dichten Takt Richtung Zentrum. Der Nachteil dieser Betriebsform ist die sehr komplexe Betriebsabwicklung, welche zusammen mit Trassenkonflikten mit dem Fernverkehr manchmal einen exakten Viertelstundentakt verhindert, so dass sich etwa zwischen Zürich HB und Thalwil ein etwas unschöner 12/18-Takt ergibt.
Betreiber
Die Linien im S-Bahn-Netz Zürich werden von verschiendenen Bahngesellschaften betrieben:
- Schweizerische Bundesbahnen (SBB)
- Thurbo (SBB-Tochtergesellschaft)
- Südostbahn (SOB)
- Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU)
- Bremgarten-Dietikon-Bahn (BD) Schmalspurbahn
- Forchbahn (FB) Schmalspurbahn
Tageslinien
Die S-Bahn Tageslinien verkehren von 5:30/6:00 Uhr morgens bis 24:00/01:00 Uhr abends.
- S2: Effretikon - Flughafen Zürich - Zürich HB - Ziegelbrücke, zwischen Pfäffikon SZ und Zürich Enge nur mit Halt in Richterswil, Wädenswil, Horgen und Thalwil
- S3: Aarau - Mellingen AG - Dietikon - Zürich HB - Effretikon - Wetzikon ZH, zwischen Dietikon und Aarau im Stundentakt, die letzten drei Züge am Abend verkehren von und nach Olten
- S4: Zürich HB - Adliswil - Sihlbrugg (SZU Sihltalbahn)
- S5: Niederweningen/Rafz - Oberglatt - Zürich HB - Uster - Pfäffikon SZ, zwischen Stadelhofen und Wetzikon nur mit Halt in Uster. Die Strecken nach Niederwenigen und Rafz werden abwechslungsweise im Stundentakt befahren.
- S6: Baden AG - Regensdorf - Zürich HB - Uetikon
- S7: Winterthur - Kloten - Zürich HB - Meilen - Rapperswil, zwischen Stadelhofen und Meilen ohne Halt
- S8: Winterthur - Wallisellen - Zürich HB - Pfäffikon SZ
- S9: Zug - Affoltern am Albis - Zürich HB - Uster
- S10: Zürich HB - Uetliberg (SZU Uetlibergbahn)
- S12: Brugg - Zürich HB - Winterthur - Seuzach/Seen, zwischen Stettbach und Winterthur ohne Halt
- S13: Wädenswil - Samstagern - Biberbrugg - Einsiedeln (SOB)
- S14: Zürich HB - Wallisellen - Uster - Wetzikon ZH - Hinwil
- S16: Flughafen Zürich - Zürich HB - Herrliberg- Feldmeilen (- Meilen - Rapperswil)
- S17: Dietikon - Bremgarten AG - Wohlen AG (Bremgarten-Dietikon-Bahn, Schmalspur)
- S18: Zürich Stadelhofen - Forch - Esslingen (Forchbahn, Schmalspur)
- S21: (Zürich HB) - Thalwil - Zug (Nur in der HVZ bis Zürich HB)
- S22: Bülach - Schaffhausen - Singen (Hohentwiel) (Thurbo)
- S24: Zürich HB - Thalwil - Horgen Oberdorf, diese Linie stellt eine Art Vorlaufbetrieb zur geplanten Verlängerung der S14 bis Horgen Oberdorf dar.
- S26: Tösstalbahn: Winterthur - Bauma - Rapperswil
- S29: Winterthur - Stein am Rhein (Thurbo)
- S30: Winterthur - Frauenfeld (- Romanshorn - Rorschach) (Thurbo)
- S33: Winterthur - Andelfingen - Schaffhausen (Thurbo)
- S35: Winterthur - Wil SG (Thurbo)
- S40: Rapperswil - Pfäffikon SZ - Samstagern - Einsiedeln (SOB)
- S41: Winterthur - Bülach - Zurzach - Waldshut (Thurbo)
- S43: Rüti ZH - Wald
Anmerkungen:
- Die S1 wurde am 12. Dez. 2004 durch S21/S24 ersetzt, da die Stadtbahn Zug seit dem ebenfalls eine S1 auf dem Abschnitt Baar - Zug betreibt.
- Die S15 ist ab Dezember 2006 auf dem Abschnitt Birmensdorf - Rapperswil, und ab Dez. 2007 von Affoltern a.A. - Rapperswil geplant.
- Die Linien S2, S3, S5, S6, S7, S8, S9, S12, S13, S14 und S16 können als eigentliche S-Bahn betrachtet werden. Diese Linien verkehren im Halbstundentakt mit Doppelstockwendezügen und sind von den SBB betrieben. Die S4 und S10 werden von der SZU betrieben und verkehren zu den HVZ im 10-Minuten-Takt. Die restlichen Linien sind Nebenstrecken, die wohl aus Marketinggründen ebenfalls die Bezeichnung S-Bahn führen. Sie werden meist im Stundentakt, zunehmend aber auch im Halbstundentakt, mit älterem Rollmaterial gefahren. Mittlerweile kommen aber auch auf diesen Strecken mit geringerem Verkehrsaufkommen vermehrt moderne Züge, wie beispielsweise GTW von Stadler auf der S22, zum Einsatz. In Zukunft ist geplant, verschiedene dieser Nebenlinien in das Kernnetz der S-Bahn zu integrieren, eine wichtige Voraussetzung dafür ist aber neues Rollmaterial. Die SBB haben bei Siemens neue Doppelstock-Niederflur-Triebzüge bestellt, welche ab Anfang 2006 ausgeliefert werden.
- Bei der S17 und S18 handelt es sich um die letzten überlebenden Überlandstrassenbahnen im Raum Zürich. Sie verkehren in dichtem Takt mit tramartigen Fahrzeugen auf Schmalspurschienen.
Nachtlinien
Im Dezember 2002 wurde vom ZVV das Nachtnetz ins Angebot übernommen. Das Nachtnetz, welches in ähnlicher Form zuvor bereits in der Stadt Zürich bestand, setzt sich aus Nachtbussen und erstmals auch Nacht-S-Bahnen zusammen, die jeweils an den Wochenenden (Samstagnacht und Sonntagnacht) von 01:00 Uhr bis etwa 04:30 Uhr verkehren. Die Nacht-S-Bahnen tragen zur Unterscheidung vom "Tagnetz" SN-Liniennummern.
- SN1: Zürich HB – Zürich Stadelhofen – Dietlikon – Effretikon – Winterthur
- Anschluss an Thurbo -Nachtzüge nach St. Gallen, Romanshorn und Kreuzlingen
- SN3: Zürich Stadelhofen – Zürich HB – Dietikon
- SN4: Winterthur – Andelfingen – Schaffhausen (– Stein am Rhein)
- SN5: Zürich Oerlikon – Zürich HB – Zürich Stadelhofen – Uster – Wetzikon ZH – Rapperswil
- SN7: Zürich Stadelhofen – Küsnacht – Meilen – Stäfa
- SN8: Zürich Oerlikon – Zürich HB – Zürich Enge – Thalwil – Wädenswil – Pfäffikon SZ – Lachen SZ
Geschichte
Bereits am 29. November 1981 wurde über den Bau einer zukünftigen S-Bahn abgestimmt. Dabei bewilligten die Zürcher Stimmbürger/innen einen Kredit von über 520 Millionen Franken für die Neubaustrecke Hauptbahnhof (S-Bahnhof Museumstrasse in Tieflage) - Stadelhofen (Architektonisch preisgekrönte Station) - Stettbach (Bahnhof in Tieflage) - Dietlikon/Dübendorf. Das war aber keineswegs eine Selbstverständlichkeit, denn noch 1973 wurde eine S-Bahn-Vorlage von der Bevölkerung abgelehnt. Damals war allerdings auch eine U-Bahn ins Konzept miteinbezogen. Die Neubaustrecke, welche fast ausschliesslich im Tunnel verläuft, ermöglichte die Verknüpfung bestehender Vorortslinien zu attraktiven Durchmesserlinien.
Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Anfangs zwar noch einige "Anlaufschwierigkeiten", erhöhte sich die Zahl der Passagiere dann zusehends. Heute hat das Reisevolumen seit Eröffnung der S-Bahn um ca. 60 Prozent zugenommen. In mehreren Etappen wurde das Angebot auf dem 380 Kilometer umfassenden Schienennetz ausgebaut, kamen morgens und abends Spezialzüge hinzu, welche bloss in grösseren Orten halten; am rechten Zürichseeufer wurde ein dichter Viertelstundentakt eingeführt. Es ist vorgesehen, in der Agglomeration Zürich diesen Viertelstundentakt weiter auszubauen. Ausserdem sollen weitere neue Gebiete in den Nachbarkantonen Aargau, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau und Schwyz erschlossen werden. Bereits erfolgreich die Volksabstimmung passiert hat das Projekt für einen zweiten Durchgangsbahnhof unter dem Hauptbahnhof und eine anschliessende Tunnelstrecke nach Oerlikon, welche sowohl von Fernverkehrs- wie auch S-Bahn-Zügen benutzt werden soll.
Auf Dezember 2002 wurde das S-Bahn-Angebot mit Nachtlinien ergänzt (SN-Züge). Die SN-Züge fahren in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag, wodurch an gewissen Linien von Freitagmorgen bis Sonntagabend ein durchgehender 24-Stunden-Betrieb gewährleistet ist. Am 12. Dezember 2004 wurde die Linie S3 von Dietikon durch den Heitersbergtunnel nach Aarau verlängert; bei Mellingen wurde eine neue Haltestelle eröffnet.
Gegenwärtig werden pro Jahr zwischen 75 und 85 Mio. Passagiere befördert, im Einzugsgebiet nutzen gut 70 Prozent der Anwohner das dichtmaschige S-Bahn-Netz.
Zugunglücke
Seit ihrer Inbetriebnahme wurden Zugs-Kompositionen der S-Bahn glücklicherweise nur in wenige Unfälle verwickelt.
Zu einem verhängnisvollem Brand kam es, als am 16. April 1991 ein Passagierwagen auf der Tunnelstrecke zwischen dem Hauptbahnhof Zürich und Stadelhofen Feuer fing. Da jemand die Notbremse zog, entstand im Hirschengrabentunnel rasch starker Rauch. 52 der Passagiere, die nur schwer den Ausgang des Tunnels fanden, wurden verletzt. Die Gefahr, die durchs Ziehen der Notbremse auf Tunnelstrecken entsteht, kam erst damals ins Bewusstsein der Schweizer Öffentlichkeit.
Ein schweres Unglück ereignete sich am 8. August 1992 , als ein Zug der Linie S5 den Bahnhof Zürich Oerlikon verliess. Gleichzeitig durchquerte ein Intercity, welcher auf der Strecke Romanshorn – Genf unterwegs war, mit an die 70 km/h den Bahnhof. Die Kollision war unabwendbar: Der IC wurde seitlich aufgeschlitzt, wobei er teilweise entgleiste. Eine Person starb, acht weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
Am 2. Februar 1999 starb ein Postbeamter im Gepäckwagen einer S-Bahn, nachdem diese in einen auf dem Nachbargleis entgleisten Interregio prallte.
Rollmaterial
RABe 514
Neue Doppelstockzugeneration mit Niederflureinstieg der Siemens Transportation Systems , welche ab 2006 ausgeliefert werden soll.
DPZ / Re 450
Die Doppelstock-Pendelzüge (DPZ) sind vierteilige Kompositionen bestehend aus der Lokomotive Re 450 , einem AB- und einem B-Wagen, sowie einem Steuerwagen (Bt). Der DPZ ist nachwievor das Flaggschiff der S-Bahn Zürich. Eine Komposition ist rund 100 Meter lang, wobei in den Hauptverkehrszeiten maximal drei Kompositionen zusammengekoppelt verkehren können.
RABDe 510
Die RABDe 510-Triebzüge (Spitznamen: Goldküstenexpress, Mirage) bestehen aus drei Wagen. Maximal 4 dieser einstöckigen Kompositionen können zusammengehängt werden.
RBe 540-Pendel
Die mit RBe 540-Triebwagen gebildeten Pendelzüge bestehen aus mehreren (meist vier oder sechs) zwischen zwei RBe 540 eingereihten A- und B-Wagen, des (umgebauten) Typs EW I und EW II . Aufgrund des chronischen Fahrzeugmangels, sind diese Kompositionen weiterhin täglich anzutreffen.
Weitere
Zu den Hauptverkehrszeiten werden zusätzliche lokbespannte Züge eingsetzt.
Anlagen
Den alltäglichen Betrieb des Rollmaterial der S-Bahn Zürich stellen eine Reihe von Abstell- und Unterhaltsanlagen sicher. Naheliegend sind die Anlagen im Zürcher Vorfeld, die bis zur weitgehenden Stillegung der Hauptwerkstätte Zürich auch in der Lage waren, ganze Revisionen durchzuführen. Heute wird noch der Grossunterhalt in Zürich ausgeführt, wofür neben der ehemaligen HW auch die neue Unterhaltsanlage Herdern zur Verfügung steht, für grosse Revisionsarbeiten werden dagegen die DTZ und die 540-Pendel im Areal der HW zerlegt und für die Überführung nach Olten (Wagen) respektive Yverdon-les-Bains (Triebfahrzeuge) umgruppiert. Neben den freien Abstellflächen wird von den DTZ in Zürich ausserdem das Depot G (zusammen mit den ICN), als Abstellanlage verwendet.
Zweiter zentraler Standort ist die eigens für die DTZ erstellte Abstell- und Unterhaltsanlage Oberwinterthur, die einen beträchtlichen Teil der DTZ-Flotte beherbergt. Aufgrund der chronischen Platznot in Zürich, ist der DTZ-spezifische Unterhalt in Oberwinterthur untergebracht, so auch beispielsweise die Gruppen für die Behebung von Schäden durch Vandalismus (Tagging, zerkratzte Scheiben, beschädigte Polster, Graffities). Aufgrund der hohen Netzauslastung und der knappen Fahrzeugreserve wird in Oberwinterthur praktisch rund um die Uhr gearbeitet, so sind in Randstunden und teilweise die ganze Nacht hindurch Verschiebungen ganzer Fahrzeugflotten zwischen Herdern und Oberwinterthur zu beobachten.
Weitere grössere Abstellanlagen befinden sich in Brugg und Rapperswil-Jona, wobei einzelne Fahrzeuge auch an Linienendpunkten abgestellt werden. Da sämtliche dieser Standorte nur über offene Abstellflächen verfügen, sind diese nicht selten Quelle versprayter Fahrzeuge.
Literatur
- Peter Schulijk: Neue Doppeldecker in Aussicht. S-Bahn Zürich. In: LOK MAGAZIN. Nr. 261/Jahrgang 42/2003. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 24-25.
- Prof. Robert Fechtig, Max Glättli: Projektierung und Bau der S-Bahn Zürich ISBN 3-7266-0021-3
Weblinks
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