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Letzte Änderung für Artikel Kipper- und Wipperzeit: 09.12.2005 12:29

Kipper- und Wipperzeit

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Als Kipper- und Wipperzeit bezeichnet man eine weite Teile Mitteleuropas erfassende Geldkrise im zweiten und dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts . Der Name leitet sich von der Praktik der betrügerischen Münzentwertung ab, nämlich dem Wippen, bei dem vollwertige Münzen mittels einer Schnellwaage , der sogenannten "Geldkippe", aussortiert wurden, um sie dann entweder einzuschmelzen oder sie an den Rändern zu beschneiden, zu kippen (vom niederdeutschen Wort "kippen" für "beschneiden"), und mit dem so gewonnenen Metall unter Zugabe von Kupfer neue Münzen herzustellen.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen und Praxis der Geldentwertung

Den Anreiz für die systematische Münzentwertung gab die seit Mitte des 16. Jahrhunderts eingetretene Geldknappheit im Gebiet des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation . Die Ursachen für diese Geldknappheit lagen in dem Rückgang der deutschen Silberproduktion, der Anhäufung von Schatzgeld zur Finanzierung von Söldnerheeren und dem gleichzeitigen Ansteigen des Luxusbedürfnisses an den deutschen Fürstenhöfen. In dieser Situation nutzten die Landesherren einen strukturellen Fehler der Reichsmünzordnung von 1559, die ihnen als territorialen Münzherren die Ausgabe von Landesmünzen mit einem – gegenüber den Reichsmünzen – geringeren Silbergehalt ermöglichte. Betroffen von dieser Geldverschlechterung waren vor allem die kleineren Münzsorten wie Groschen und Halbbatzen . Diese wurden, wie im Falle des im kleinen Ardennenfürstentum Château-Renault geprägten " Schreckenbergers ", als Nachahmungen gängiger Münzen mit einem unter dem Nominalwert liegenden Silbergehalt hergestellt und dann in großen Mengen in anderen Gegenden des Reichs in Verkehr gebracht. Eine andere Methode war das flächendeckende Ãœberziehen des eigenen Territoriums mit sogenannten "Heckenmünzen", also Münzen, die in illegalen Münzstätten hergestellt wurden und durch ihren Umlauf zum Anstieg der Inflation beitrugen.

Folgen und Beendigung

Hauptbetroffene der Geldentwertung waren Festbesoldete, die ihre Einkommen in den von den Fürsten verschlechterten Münzsorten erhielten, während die Erzeuger landwirtschaftlicher und gewerblicher Produkte eine Bezahlung in harter Währung verlangen konnten. Die einsetzende Preissteigerung führte zu Not, Verarmung und Hunger, woraufhin das Volk in Form zahlreicher Flugblätter gegen die Münzverschlechterung protestierte. Als die Landesherren erkannten, daß die erzielten Gewinne nur scheinbar waren, weil sie das Geld in Form von Steuern und Abgaben zurückerhielten, begannen sie das schlechte Kippergeld wieder einzuziehen.

Im Zusammenhang mit weiteren Perioden der Währungsmanipulation spricht man auch von einer "Zweiten Kipper- und Wipperzeit" (sechziger bis neunziger Jahre des 17. Jahrhunderts), sowie von einer "Dritten Kipper- und Wipperzeit" (um 1750).

Literatur

  • Gustav Freytag: Die Kipper und Wipper und die öffentliche Meinung, in: Heinrich Pleticha [Hrsg.]: Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Band 2. Reformationszeit und Dreißigjähriger Krieg. Gütersloh / München 1998, S. 299-318
  • Fritz Redlich: Die deutsche Inflation des frühen Siebzehnten Jahrhunderts in der zeitgenössischen Literatur. Die Kipper und Wipper, Köln 1972. ISBN 3-412-92872-0
  • Konrad Schneider: Hamburg während der Kipper- und Wipperzeit, in: Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte 67 (1981), S. 47-74.
  • Konrad Schneider: Frankfurt und die Kipper- und Wipperinflation der Jahre 1619–1623, Frankfurt am Main 1990. ISBN 3-7829-0395-1
  • Konrad Schneider: Artikel "Kipper- und Wipperzeit", "Münzwaage" und "Schreckenberger", in: Michael North [Hrsg.]: Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, München 1995. ISBN 3-406-38544-3
  • Karl Weisenstein: Die Kipper- und Wipperzeit im Kurfürstentum Trier, Koblenz 1991. ISBN 3-923708-06-8

Weblinks


Siehe auch: Heckenmünze

Wikipedia

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