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Letzte Änderung für Artikel Geschichte Niederösterreichs: 14.02.2006 13:41

Geschichte Niederösterreichs

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Dieser Artikel beschäftigt sich, obwohl Niederösterreich als Kernland von der österreichischen Geschichte kaum abweicht, mit der gesamten Geschichte - von der erdgeschichtlichen Paläontologie bis zur historischen Geschichte von Ost- Österreich - in Überblicksform.

 Das  NÖ-Wappen- Die republikanische Mauerkrone und die fünf alten habsburgischen Erblande
Das NÖ-Wappen- Die republikanische Mauerkrone und die fünf alten habsburgischen Erblande

Inhaltsverzeichnis

Erdgeschichtliche Zeiten

Trias bis Kreide

Der Tethys Ozean im späten Erdaltertum, dem Perm- 300 bis 250 mya
Der Tethys Ozean im späten Erdaltertum , dem Perm - 300 bis 250 mya
Zahn eines Riesenhais, gefunden in Baden bei Wien
Zahn eines Riesenhais, gefunden in Baden bei Wien

Im Gneis der Alpen und der Böhmischen Masse befinden sich Teile des proterozoischen Superkontinents Rodinia von vor 1000 Mio. Jahren. In diesen Gesteinsabfolgen "Urösterreichs" sind keine Fossilien zu finden.

Im frühen Erdmittelalter - der Trias - 250 bis 200 mya - waren Niederösterreich und Wien zeitweilig eine Halbinsel im Tethysmeer , an der Bruchlinie zwischen Laurasia und Gondwana des auseinanderbrechenden Superkontinents Pangäa , etwa auf Höhe des Nördlichen Wendekreises . Ganz Europa, bis auf die variszischen Gebirge im Westen, war im Flachwasser schelf versunken. Nachdem im Jura – 200 bis 140 mya - sich der Atlantik bildete, versank auch Niederösterreich im Meer und blieb dort 100 Millionen Jahre lang bis zur alpidischen Orogenese .

Kreide und Tertiär

Karte der westlichen Paratethys vor 35 Mio. Jahren
Karte der westlichen Paratethys vor 35 Mio. Jahren
Hohe Wand, Schneeberg, Rax und Wechsel im Tertiärmeer vor 50 Mio. Jahren
Hohe Wand, Schneeberg , Rax und Wechsel im Tertiärmeer vor 50 Mio. Jahren
In der Kreidezeit - 140 bis 65 mya- hoben sich langsam die Alpen durch die Plattentektonik , bis sie etwa zur Zeit der K-T-Grenze - 65 mya- erste Inseln bildeten und damit einen neuen, von Ost nach West verlaufenden Meerestrog - die Paratethys bildeten. Die Verwitterungs- und Abtragungsprodukte Lehm, Sand und Schotter aus den jungen Alpen einerseits und aus der böhmischen Masse andererseits lagerten sich in diesem Molassemeer ab. Die ältesten Ablagerungen aus dieser Zeit in Österreich finden sich im salzburgisch-oberösterreichischen Alpenvorland. Ende des Eozäns - 35 mya - begannen das nördliche Vorland der Alpen und Teile der Böhmischen Masse rasch abzusinken. Die Meeresüberflutung griff - vom Rhônegebiet nach Osten kommend - bald auf das niederösterreichische Alpenvorland über und bildete den westlichen Teil der Paratethys, die zu dieser Zeit bis zum Kaspischen Meer reichte.

Während am Nordrand des Mittelmeeres ausgedehnte Korallenriffe gediehen, breitete sich in der Paratethys eine wesentlich eintönigere Fauna aus. Im engen, tiefen Meerestrog, der sich nördlich der herandrängenden Alpen bildete, wurden schwarze Tone und untermeerische Geröllströme abgelagert. Die Wassserzirkulation war schlecht und in tieferen Wasserschichten wurde der Sauerstoff knapp.

Tertiär

Karte Trockenfall der westlichsten Paratethys vor 25 Mio. Jahren
Karte Trockenfall der westlichsten Paratethys vor 25 Mio. Jahren

Im mittleren Tertiär – 25 mya- fiel der westliche Teil des Molassemeeres vorübergehend trocken und reichte, dem heutigen Donaulauf folgend, östlich bis München. Die Ablagerungen aus dem Jungtertiär- 23-13 mya- insgesamt sind für Ostösterreich von besonderer Bedeutung, da aus dieser Zeit eine große Zahl besonders schöner Fossilien erhalten sind. Einige Zeitabschnitte dieser Epoche sind nach niederösterreichischen Orten benannt, in deren Umgebung die betreffenden Ablagerungen besonders vielfältig ausgeprägt und wissenschaftlich gut bearbeitet sind. So umfasst das Eggenburgium den Zeitabschnitt von 20,5 bis 19 mya, das Badenium die Zeit vor 16,5 bis 13 mya. Der Übergang vom Oligozän (Ende des Alttertiärs) zum Miozän (Beginn des Jungtertiärs) erfolgte im Alpenvorland Österreichs ohne starke geologische Veränderungen. Daher gibt es für diese Übergangszeit eine eigene Bezeichnung - das Egerium (28 bis 20,5 mya) - welche den Zeitabschnitt des jüngeren Oligozäns und des ältesten Miozäns umfasst. Im Egerium kam es bereits zu einer besseren Durchlüftung der tiefen Meeresbecken, aber erst mit dem Eggenburgium setzte eine neue Entwicklung ein.

Miozän

Karte Paratethys 20,5 Mio. Jahre
Karte Paratethys 20,5 Mio. Jahre
Kammuscheln mit Austern und Krebsen, Im Vordergrund Venus- und Samtmuscheln
Kammuscheln mit Austern und Krebsen , Im Vordergrund Venus- und Samtmuscheln

Im frühen Miozän - etwa 23 bis 18 mya - öffnete sich ein breiter Seeweg über den heutigen Iran in den Indischen Ozean . Auf der Erde behinderten rund um den Äquator keine Festlandmassen die Meeresströmungen; durch diese ungehinderte zirkum äquatoriale Strömung begünstigt, kam es weltweit zu einem Anstieg der Temperatur. Dies zeigt sich auch in der Paratethys durch das plötzlichem Vordringen von großen tropischen Muscheln. Diese Zeitstufe wird nach den fossilreichen Sedimenten rund um Eggenburg Eggenburgium genannt. Seichte Buchten und schroffe Felsküsten entlang der Böhmischen Masse boten einer Vielzahl mariner Organismen Lebensraum. Im Horner Becken drängte nun der Anstieg des Meeresspiegels das Süßwasser-Flusssystem des Urkamp, welches während des Oligozäns ausgebildet wurde, gegen Norden zurück. Auf einer nordsüdlich gerichteten, 10 km langen und 4 km breiten Fläche entstand ein Mischbereich zwischen Süßwasser und Meerwasser. Dieser Bereich war durch eine Vielfalt von Lebensräumen gekennzeichnet, deren Salzgehalt sich je nach Meeres- oder Süßwasservorstoß mehrmals änderte.

Karpatium und Badenium

Karte Karpatium 17-13 Mio. Jahre
Karte Karpatium 17-13 Mio. Jahre
Delphin- Skelett, gefunden in Pucking bei Linz in Oberösterreich.
Delphin- Skelett, gefunden in Pucking bei Linz in Oberösterreich.
So wie im Roten Meer...
So wie im Roten Meer...

Nach einer Meeresrückzugsphase hob sich im mittleren Miozän, dem Karpatium - 17 bis 13 mya- der Meeresspiegel wieder an. Nach kühlem Beginn stieg die Temperatur deutlich an. Die Paratethys dehnte sich im Westen bis Niederösterreich aus und wurde im Osten durch den wachsenden Karpatenbogen begrenzt. Rasch wurde dieser Teil der Paratethys wieder von Meerestieren besiedelt. Besonders gut sind die Ablagerungen dieser Zeit im Korneuburger Becken untersucht; über 650 Pflanzen und Tierarten können hier nachgewiesen werden. Auf Grund tektonischer Bewegungen kam es zwischen den Alpen und den Karpaten zu Zerrungen der Erdkruste, die Erdoberfläche senkte sich und es bildeten sich Zerrungsbecken, die tief in den Alpenkörper hineinreichten und vom Meer überflutet wurden. So bildeten sich das Wiener Becken und das Grazer Becken. Gleichzeitig entstand abermals eine Verbindung zum Mittelmeer . Die Wassertemperaturen blieben im Badenium sehr warm, es bildeten sich kleine Fleckenriffe und Korallenteppiche. Kalkrotalgen bedeckten den seichten Meeresboden und säumten Untiefen und Inseln wie den Steinberg bei Zistersdorf oder das Leithagebirge; sie sind als weißer Leitha kalk überliefert. Die tropischen Temperaturen und die breite Verbindung zum Mittelmeer und Indischen Ozean waren Voraussetzungen für die höchste Organismenvielfalt in der Paratethys. Die kaum überschaubare Zahl lässt vor dem geistigen Auge des Betrachters das Bild des heutigen Roten Meeres oder des Indischen Ozeans entstehen. Tatsächlich finden sich dort die nächsten Verwandten der Bewohner der Paratethys noch heute.

Pannonium

Karte Pannon See vor 11,5 Mio. Jahren
Karte Pannon See vor 11,5 Mio. Jahren
Symbolfoto Pannon See
Symbolfoto Pannon See
Schnecken aus Siegendorf im Burgenland
Schnecken aus Siegendorf im Burgenland
Im jungen Miozän, dem Pannonium - 13 bis 5 mya - wurde die Paratethys erneut von den offenen Ozeanen abgeschnitten. Das nun isolierte Binnenmeer reichte vom Wiener Becken bis zum Aralsee . Durch den eingeschränkten Wasseraustausch mit dem Mittelmeer veränderte sich der Wassermechanismus dramatisch. Ein Großteil der Meeresorganismen verschwand. Nur sehr wenige anpassungsfähige Tierarten überlebten diese Krise. Aus dem kümmerlichen Rest der einstigen Fülle entwickelten sich im Sarmat lediglich etwa 120 Arten, welche die vielen ökologischen Nischen des großen Binnenmeeres besiedelten.
Wandermuschel aus Hennersdorf bei Mödling
Wandermuschel aus Hennersdorf bei Mödling

11,5 mya zog sich das Paratethys-Meer weit nach Osten zurück. Im Westen entstand stattdessen ein großer Brackwassersee - der Pannon-See. Die Aussüßung des Wassers führte zum Aussterben der sarmatischen Tierwelt. An ihre Stelle traten nun wenige Muschel und Schneckenarten. Die Wandermuscheln der Gattung Congeria fanden am schlammigen Seeboden kaum Konkurrenz durch andere Arten und breiteten sich in großer Individuenzahl aus. Ähnliches bei den Schnecken : Arten der Gattung Melanopsis drangen aus den Flussmündungen in die Uferzonen des Pannon–Sees vor. In kurzer Zeit entstanden aus den ursprünglichen Arten zahlreiche neue Formen, die ausschließlich im Pannon-See lebten.

Die Landsäugetiere

Hüftknochen eines Hauerelefanten
Hüftknochen eines Hauerelefanten
Dreizehenpferd aus Inzersdorf im Wiener Becken
Dreizehenpferd aus Inzersdorf im Wiener Becken

Mit dem Zurückweichen des Meeres gewinnen die Fossilienfunde der Landsäugetiere an Bedeutung. Das Alpenvorland war von Flusslandschaften und der Ur-Donau geprägt. In den ausgedehnten Wäldern am Ufer des Pannonsees wuchsen Weiden, Erlen, Ulmen, Ahorn und Eichen, aber auch Sumpfzypressen, Zelkovie, Flügelnuss und Amberbaum. Der größte Bewohner der Auwälder war der Hauerelefant Deinotherium. Die Säbelzahn- Katze Sansanosmilus stellte Hirschferkeln , Muntjak -Hirschen, Krallentieren und den ponygroßen „Drei-Zehen- Pferden “ Hippotherium nach. Fünf winzige bis riesengroße Flughörnchenarten leben in diesen Wäldern. Da heute noch lebende Flughörnchen keinen Winterschlaf halten und nur begrenzte Futtervorräte anlegen, lässt dies auf frostfreie Winter und auf regenreiches, warmes Klima schließen. Um 9 mya begann sich der Pannon-See aus dem Wiener Becken zurückzuziehen. Aus den Wäldern an den Süßwasserseen und –tümpeln sind bei Neufeld und Zillingdorf mächtige Braunkohlelagerstätten überliefert. Seit weit mehr als 500 Mio. Jahren ist die Geschichte Niederösterreichs und Österreichs eine Geschichte von Ozeanen und Meeren. Mit dem Ende des Paratethys–Meeres und des Pannon-Sees fand die marine Vergangenheit Niederösterreichs 8 mya ihr Ende und mündete 2,5 mya in den Eiszeiten .

Von Vorgeschichte bis Gegenwart

Vorgeschichte

Rekonstruktion einer Neandertalerin.
Rekonstruktion einer Neandertalerin.

Die ersten vorgeschichtlichen Menschengattungen wie der Homo habilis der 2,5 bis ca. 2,0 mya in Ostafrika lebte, verbreiteten sich nicht bis nach Europa.

Der erste Mensch in Europa war Homo erectus , dessen erste Funde in Europa nicht älter als 700.000 Jahre sind. Allerdings ist bereits vor 1,75 mya Homo erectus in Dmanisi ( Georgien ) nachgewiesen.

Im Mittelpaläolithikum , vor 130.000 Jahren lebte auch in Niederösterreich der Neandertaler , der bis spätestens vor 30.000 Jahren endgültig vom modernen Menschen abgelöst wurde. Dieser hatte sich vor 160.000 Jahren in Afrika entwickelt und etwa vor 45.000 Jahren Europa erreicht. Neandertaler und Homo Sapiens lebten also etwa 15.000 Jahre lang parallel, vorwiegend entlang der Flussläufe.

Bei Krems wurde die älteste Grabstelle Österreichs - aus der Eiszeit vor 27.000 Jahren - gefunden. Die beiden Säuglingsskelette, bedeckt mit dem Schulterblatt eines Mammuts und Grabbeigaben, waren im Lößboden gut erhalten.

Frühgeschichte bis Antike

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreichs
Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreichs
Venus von Willendorf
Venus von Willendorf

Die Gegend um die Donau war in der Frühgeschichte Lebensraum der damaligen Jäger und Sammler . In Stratzing bei Krems wurde die älteste Frauenstatue der Welt, die Venus vom Galgenberg gefunden. Die 30.000 Jahre alte, 7,2 cm große Schiefer-Skulptur stellt eine tanzende Frau dar. Einer der bedeutendsten Funde aus der Steinzeit ist die kostbare Venus von Willendorf aus Willendorf in der Wachau . Die 11 cm hohe Statue entstand wahrscheinlich in der Zeitskala von vor 25.000 Jahren.

Im 6. Jahrtausend v. Chr. wurden die Menschen in Niederösterreich weitgehend sesshaft - die Neolithische Revolution machte aus ihnen Ackerbauern und die Bandkeramische Kultur entwickelte sich. Der sensationelle Fund des Ötzi zeigt die Lebensumstände aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. . In vielen Gemeinden Niederösterreichs wurden jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Beile und Speerspitzen aus der Urnenfelderzeit und der Hallstattzeit gefunden.

In der Antike im 2. Jahrhundert v. Chr. lebten Kelten im niederösterreichischen Voralpenraum und errichteten Norikum , das erste und einzige keltische Staatsgebilde. Diese Keltenvölker wiederum wurden von den Römern im Pannonischen Aufstand um das Jahr 8 unterworfen. Die Garnisonsstadt Carnuntum war ab dem Ende des 1. Jahrhunderts die bedeutende Hauptstadt der Provinz Pannonia . Bis heute sind die Ruinen eine Touristenattraktion.

Der römische Einfluss ging in den Wirren der Völkerwanderung unter und verschwand im 6. Jahrhundert , die Gegend wurde eventuell deutschsprachig. Mit dem Mittelalter begann die Entstehungsgeschichte des Landes Niederösterreich als Gebilde und politischer Akteur.

Mittelalter

Die bairische Markgrafschaft Ostarrichi (spätere Schreibweise Österreich) etablierte sich im frühen Mittelalter in der Gegend von Neuhofen an der Ybbs, also etwa dem heutigen Nibelungengau im westlichen Niederösterreich.

Schon unter den Karolingern hatte in diesem Raum eine Mark gegen die Awaren bestanden, über die wir allerdings nur spärlich informiert sind. Irgendwann nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurde erneut eine Mark errichtet, die zum Herzogtum Baiern gehörte und vor allem von den Bajuwaren besiedelt wurde. Die regierende Dynastie waren von 976 bis 1246 die Babenberger .

Kaiserwappen des HRR (Habsburg) (Siebmacher 1605)
Kaiserwappen des HRR (Habsburg) (Siebmacher 1605)
Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV.
Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV.

Um 1000 n. Chr. hatten sich March und Leitha als Grenzflüsse im Osten etabliert. Besonders Markgraf Leopold III. (später heilig gesprochen, heute Landespatron) erwarb sich durch seine Klostergründungen (vor allem das Stift Klosterneuburg) große Verdienste um die Urbarmachung des Landes. Die Gewinnung von Raum im Bereich des Wienerwaldes und östlich davon drückte sich auch in der Verlegung der Residenzen der Markgrafen aus, die von Pöchlarn über Melk nach Klosterneuburg zogen, ehe 1142 Heinrich II. Wien zur Hauptstadt der Markgrafschaft erhob. 1156 wurde Ostarrichi durch das Privilegium Minus zum Herzogtum erhoben. Mit der Ausdehnung der Babenberger Herrschaft 1192 auf die Steiermark begann auch für große Gebiete westlich der Enns die Geschichte Österreichs.

Mit dem Tode des letzten Babenberger Herrschers Herzog Friedrichs II. des Streitbaren im Jahr 1246 kam es zum Erbfolgestreit zwischen seiner Schwester Margarete und seiner Nichte Gertrud die in Alland im Wienerwald residierte. Margarete siegte letztendlich durch ihre Heirat mit Ottokar Přemysls , der dadurch die österreichischen Länder mit Böhmen vereinigen konnte. Ottokar setzte die Kolonisierung des Landes fort – etwa durch Stadtneugründungen. Erst nach der Schlacht auf dem Marchfeld kam das Gebiet unter die Habsburger Herrschaft und wurde zu deren Kernland. Da die Habsburger in der Goldenen Bulle übergangen worden waren, versuchten sie auf andere Weise eine den Kurfürsten ähnliche Stellung zu erlangen. Herzog Rudolf IV. ließ das Privilegium Maius fälschen, indem das Land zu einem Erzherzogtum erhöht wurde. Anerkannt wurde dies aber erst 1453 von Kaiser Friedrich III. , der selbst Habsburger war. Ansätze zu einer administrativen Teilung des Herzogtums Österreich entlang der Enns finden sich bereits bei Ottokar Přemysl , doch erst unter den Habsburgern des Spätmittelalters etablierten sich eigene Stände für das Land ob der Enns in Linz. Es entstanden so die Landesteile Erzherzogtum Österreich unter der Enns und Erzherzogtum Österreich ob der Enns (das heutige Oberösterreich). Gleichwohl galten beide Territorien bis 1918 als zwei Teile desselben Erzherzogtums .

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit war der niederösterreichische Raum ständig von Unruhen betroffen, angefangen mit den wirren Erbstreitigkeiten der Habsburger um 1400 , über die Hussitenkriege und die ständigen Behauptungsversuche Friedrichs III. , bis zu den Invasionen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert . Viele dieser Kämpfe verselbständigten sich und das „Fehdewesen“ wurde allgemein als Landplage empfunden, das die öffentliche Ordnung an den Rand der Auflösung brachte. Erst Ferdinand I. konnte die Ordnung halbwegs wieder herstellen, allerdings zu einem hohen Preis: den Städten wurde jegliche Selbstverwaltung genommen und Proteste wurden wie beim Wiener Neustädter Blutgericht brutal im Keim erstickt.

Neuzeit

Der Prager Fenstersturz war 1618 ein Auslöser des Dreißigjährigen Krieges und führte zum de facto Ende des HRR im Jahr 1648
Der Prager Fenstersturz war 1618 ein Auslöser des Dreißigjährigen Krieges und führte zum de facto Ende des HRR im Jahr 1648
Abraham a Sancta Clara- der bedeutendste Prediger des Barock, um 1700 in Wien
Abraham a Sancta Clara - der bedeutendste Prediger des Barock , um 1700 in Wien

In der Neuzeit kamen zwei weitere entscheidende Faktoren ins Spiel: der Protestantismus , der gerade in Niederösterreich breite Resonanz fand, und die Gefahr durch die Osmanen .

Die Gegenreformation setzte in dem protestantisch gewordenen Land erst ab den 1570ern voll ein, dann aber mit aller Vehemenz. Träger waren vor allem die Jesuiten , die Schulen und Universitäten übernahmen. Eine wichtige Figur der Rekatholisierung ist auch der Kardinal Melchior Khlesl , der Sekretär des späteren Kaisers Matthias. Zur Wahrung seiner politischen und religiösen Freiheiten schloss der protestantische Adel 1619 ein Bündnis (Konföderation) mit den Ständen des Königreichs Böhmen, das gegen den habsburgischen Landesherren Kaiser Ferdinand II. gerichtet war. Nur die katholische Minderheit blieb dem Kaiser treu. Die militärische Niederlage der Protestanten in der Schlacht am Weißen Berg machte auch in Niederösterreich den Weg für die gewaltsam erzwungene Gegenreformation frei. Die untertänige Bevölkerung musste in den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts ausnahmslos wieder katholisch werden. Verschont blieben nur wenige protestantische Adelige, die sich nicht am Aufstand gegen den Kaiser beteiligt hatten. Die übrigen evangelischen Herren und Ritter mussten, wenn sie nicht konvertierten, das Land verlassen. Ihr Besitz wurde an katholische Parteigänger des Kaisers vergeben. Im Dreißigjährigen Krieges um 1645 /46 verheerten die Schweden das Land.

Nach der Schlacht bei Mohács 1526 und dem darauffolgenden Zusammenbruch des ungarischen Königreiches wurde Niederösterreich zum Grenzgebiet des HRR und blieb es bis 1683 , als die Osmanen nach der erfolglosen zweiten Belagerung Wiens zurückgedrängt wurden. Da die Bevölkerung durch die mehr als 300.000 Mann umfassende türkische Armee fast völlig ausgerottet war - Wien hatte zu dieser Zeit etwa 20.000 Einwohner -, kam es zur Neubesiedlung weiter Teile Niederösterreichs durch Köhler , Holzknechte und Bauern aus der Steiermark, dem Salzkammergut, Oberösterreich, Tirol , Bayern und Schwaben z. B. in St Corona, Klausen-Leopoldsdorf, Hochstrass und Pressbaum.

Weitere Plagen brachten die Kuruzzen zu Beginn des 18. Jahrhunderts sowie die Einfälle der Preußen - zuletzt 1866 - und vor allem die Napoleonischen Kriege von 1805 und 1809 .

Trotz der vielen Kriege erlebte Niederösterreich eine Zeit des Aufschwungs während des Barocks . Der Klerus gewann durch die Gegenreformation wieder an Bedeutung, wichtige Klöster waren das Stift Melk, Klosterneuburg und das Stift Göttweig. Auch der Adel blieb einflussreich und errichtete Schlösser, wie Schloss Artstetten. Wirtschaftlich wichtig war die Land - und Forstwirtschaft und besonders der Weinbau .

Zeitgeschichte

Kaiser Franz Joseph I.
Kaiser Franz Joseph I.
Villa des Fin de siècle in Neuhaus
Villa des Fin de siècle in Neuhaus
Prächtige Biedermeierhäuser in Baden bei Wien
Prächtige Biedermeierhäuser in Baden bei Wien
 Zweiter Weltkrieg, Tote am Schöpfl- Mahnmal an der Straße St. Corona - Klausen-Leopoldsdorf
Zweiter Weltkrieg, Tote am Schöpfl- Mahnmal an der Straße St. Corona - Klausen-Leopoldsdorf

Im Zuge der zeitgeschichtlichen industriellen Revolution in der Gründerzeit ab etwa 1850 wurde das Eisenbahnnetz mit dem Zentrum in Wien errichtet. Die Semmeringbahn erschloss das Bergbaugebiet Steiermark, Ostbahn und Westbahn verband dieses mit den entstehenden Industrien in Böhmen, Ober- und Niederösterreich und dem agrarwirtschaftlich geprägten Ungarn. Das Land profitierte von der Nähe zur k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Kaiser Franz Josephs I. und wurde dadurch zum Kristallisationspunkt des geistigen und künstlerischen Potentials Mitteleuropas. Das Fin de siècle prägte das Land architektonisch und kulturell. Noch heute lebt diese Atmosphäre z. B durch die Tragödie des Tronfolgers Kronprinz Rudolfs in Mayerling, die Jugendstilbauten in Neuhaus oder die Biedermeierbauten in Baden fort.

Nach dem Fall der Monarchie 1918 wurde Niederösterreich zum größten und bevölkerungsreichsten Bundesland der neuen Republik. Vielleicht um diese Dominanz in der föderalen Struktur zu brechen, wurde am 1. Jänner 1922 beschlossen, Wien und Niederösterreich zu trennen. Somit hatte Niederösterreich keine offizielle Hauptstadt mehr, obwohl die Landesverwaltung weiterhin in Wien saß. Niederösterreich war 1918 Grenzland geworden. Die neuentstandene Tschechoslowakei forderte die Abtretung niederösterreichischen Gebietes und bekam diese im Vertrag von Saint-Germain auch zugesprochen: Die Stadt Feldsberg musste abgetreten werden, und eine Reihe von Ortschaften im nordwestlichen Waldviertel ging verloren, weil der Bahnknotenpunkt bei Gmünd beansprucht wurde. Die traditionellen wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Verbindungen nach Böhmen und Mähren wurden beeinträchtigt, was sich negativ auf die fragile Nachkriegswirtschaft auswirkte. Auch der Verbleib der deutschsprachigen Minderheit im Grenzgebiet wirkte sich negativ auf die politische Stabilität und Zufriedenheit der Bevölkerung aus.

In der Zeit des Nationalsozialismus 1938 – 1945 musste jeder Bezug zu Österreich verschwinden, das Land hieß Niederdonau. Wien blieb zwar der Verwaltungssitz, Krems wurde aber zur „Gauhauptstadt“ erhoben. Durch die Bildung von Groß-Wien 1938 verlor Niederösterreich die Wiener Umlandgemeinden, die die wirtschaftlich stärksten Gebiete waren, an Wien. Diese wurden de facto erst 1954 wieder Niederösterreich eingegliedert. In der Schlussphase des 2. Weltkriegs war die Wiener Operation 1945 die letzte Schlacht des Krieges.

Der Zusammenbruch des Dritten Reiches 1945 war vor allem in Ostniederösterreich mit schweren Heimsuchungen verbunden. Bombardierungen, Kampfhandlungen, Zerstörungen, Plünderungen und Vergewaltigungen, gefolgt von einer jahrelangen sowjetischen Besatzung und die Eingliederung vieler Betriebe in die USIA -Gruppe, machten den Wiederaufbau sehr schwierig. Niederösterreich geriet dadurch gegenüber den westlichen Bundesländern ins Hintertreffen. Erst als die Sowjets 1955 nach Abschluss des Staatsvertrages abzogen, war eine freie politische und ökonomische Entwicklung möglich.

Dieser Aufholprozess führte erst um 1975 - unter Landeshauptmann Andreas Maurer - zu einem annähernden Gleichziehen mit jenen Bundesländern die unter westalliierter Besatzung gestanden waren, und verursachte eine grundlegende Veränderung der Wirtschafts- und Sozialstruktur des Landes. Der Anteil der Landwirtschaft sank stark, während der Dienstleistungs- und Industriesektor enorm anwuchsen. Dies steigerte die Bedeutung der Ballungszentren Wien und Linz.

Das Fehlen einer eigenen Landeshauptstadt wurde immer mehr als Mangel empfunden. Der Landtag entschloss sich 1986 unter der Führung von Siegfried Ludwig zu einer Volksbefragung um die Hauptstadtfrage Niederösterreichs zu lösen. St. Pölten wurde daraufhin zur Landeshauptstadt erhoben und es wurde dort ein neues Regierungsviertel und Kulturzentrum errichtet. Mit diesem Schritt blieb mehr Geld im Land, und es wurde- ebenso wie auch später durch den Fall des Eisernen Vorhangs - die Prosperität Niederösterreichs gefördert.

Siehe auch:

Weblinks, Quellen

Wikipedia

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