Geschichte der Verwaltungsgliederung Thüringens
Seit seiner Gründung im Jahr 1920 war der Freistaat Thüringen wie alle deutschen Gebiete vielfachen Kreis- und Gebietsreformen unterworfen.
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Vor 1920
Vor der eigentlichen Gründung des Landes Thüringen gab es viele Kleinstaaten auf dem heutigen thüringer Gebiet. Diese waren wiederum in Kreise unterteilt.
Die preußischen Kreise gehörten alle zur Provinz Sachsen und zum Regierungsbezirk Erfurt. Ausnahmen sind die Herrschaft Schmalkalden, die zur Provinz Hessen-Nassau und zum Regierungsbezirk Kassel gehörte sowie der Landkreis Weißensee, der zur Provinz Sachsen und zum Regierungsbezirk Merseburg gehörte. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 1890:
Kreis/Herzogtum | Sitz | Staat/Regierungsbezirk | Fläche in km² | Einwohner 1890 |
Altenburger Ostkreis | Altenburg | Sachsen-Altenburg | 657 | 127.255 |
Altenburger Westkreis | Stadtroda | Sachsen-Altenburg | 667 | 53.058 |
Herzogtum Sachsen-Coburg | Coburg | Sachsen-Coburg und Gotha | 562 | 62.498 |
Kreis Eisenach | Eisenach | Sachsen-Weimar-Eisenach | 1.214 | 95.226 |
Kreis Eckartsberga | Kölleda | Regierungsbezirk Merseburg | ||
Kreis Erfurt | Erfurt | Regierungsbezirk Erfurt | 281 | 28.920 |
Herzogtum Sachsen-Gotha | Gotha | Sachsen-Coburg und Gotha | 1.396 | 154.105 |
Kreis Heiligenstadt | Heiligenstadt | Regierungsbezirk Erfurt | 434 | 38.319 |
Kreis Hildburghausen | Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | 777 | 55.506 |
Grafschaft Hohnstein | Nordhausen | Regierungsbezirk Erfurt | 476 | 41.990 |
Kreis Langensalza | Bad Langensalza | Regierungsbezirk Erfurt | 418 | 37.269 |
Kreis Meiningen | Meiningen | Sachsen-Meiningen | 749 | 62.286 |
Kreis Mühlhausen | Mühlhausen | Regierungsbezirk Erfurt | 397 | 33.315 |
Kreis Neustadt | Neustadt an der Orla | Sachsen-Weimar-Eisenach | 629 | 52.016 |
Oberherrschaft (Schwarzburg-Rudolstadt) | Rudolstadt | Schwarzburg-Rudolstadt | 733 | 70.948 |
Oberherrschaft (Schwarzburg-Sondershausen) | Arnstadt | Schwarzburg-Sondershausen | 343 | 39.740 |
Reuß älterer Linie | Greiz | Reuß älterer Linie | 316 | 67.468 |
Reuß jüngerer Linie | Gera | Reuß jüngerer Linie | 826 | 132.130 |
Kreis Saalfeld | Saalfeld | Sachsen-Meiningen | 598 | 60.672 |
Kreis Schleusingen | Schleusingen | Regierungsbezirk Erfurt | 458 | 44.526 |
Landkreis Herrschaft Schmalkalden | Schmalkalden | Regierungsbezirk Cassel | 280 | 33.268 |
Kreis Sonneberg | Sonneberg | Sachsen-Meiningen | 344 | 55.542 |
Unterherrschaft (Schwarzburg-Rudolstadt) | Bad Frankenhausen | Schwarzburg-Rudolstadt | 208 | 17.737 |
Unterherrschaft (Schwarzburg-Sondershausen) | Sondershausen | Schwarzburg-Sondershausen | 519 | 38.334 |
Kreis Weimar (I. u. II.) | Weimar | Sachsen-Weimar-Eisenach | 1.753 | 191.975 |
Kreis Weißensee | Weißensee | Regierungsbezirk Merseburg | 292 | 24.927 |
Kreis Worbis | Worbis | Regierungsbezirk Erfurt | 446 | 41.375 |
Kreis Ziegenrück | Ranis | Regierungsbezirk Erfurt | 200 | 15.906 |
Außerdem gab es noch 3 preußische Stadtkreise, nämlich Erfurt, Nordhausen und Mühlhausen . Der Kreis Coburg ist mit aufgeführt, da er Thüringer Staat war. Dort fand 1919 eine Volksabstimmung statt, in der die Bevölkerung gegen den Anschluss an Thüringen stimmten.
1920 bis 1952
Das Land Thüringen wurde 1920 durch die Vereinigung mehrerer Kleinstaaten gegründet. Von der Kreisreform 1922 bis 1944 bestand es aus neun Stadtkreisen und fünfzehn Landkreisen.
1928 erfolgte ein Gebietsaustausch und eine Grenzbereinigung zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Land Thüringen. Insgesamt kamen 1778 ha mit 2900 Einwohnern zu Thüringen und 1115 ha mit 4890 Einwohnern zu Sachsen ( Karte mit den Austauschgebieten ).
Thüringen erhielt insbesondere die sächsische Enklave Liebschwitz bei Gera mit den Gemeinden und Fluren Lengefeld, Liebschwitz, Lietzsch, Niebra, Pösneck, und Taubenpreskeln sowie den benachbarten Gemeinden Hilbersdorf, Loitzsch, Rückersdorf, Thonhausen und Grobsdorf. Außerdem wurden dem Land eingliedert die Gemeinde Bocka bei Altenburg und Kauritz bei Meerane sowie Flur Frohnsdorf der Gemeinde Ziegelheim und Teile der Gemeinde und Flure Obergrünberg. Bei Greiz kamen von Sachsen der Flur Stelzen (ein Teil der Gemeinde Reuth), ein Teil der Gemeinde und Flur Noßwitz, der Flur Sachswitz (ein Teil der Gemeinde Elsterberg) und teilweise der Flur Cunsdorf (ein Teil der Gemeinde Reichenbach).
Im Austausch kamen nach Sachsen unter anderem die Exklaven des Herzogtum Sachsen-Altenburg Gemeinde Russdorf bei Limbach-Oberfrohna und Neukirchen bei Waldenburg, aber auch die Gemeinden Wickersdorf, Waldsachsen und ein Teil der Gemeinde Ponitz, der Flur Gosel. Bei Plauen wurden unter anderem teilweise der Flur Caselwitz, ein Teil der Gemeinde Greiz, die Gemeinde und der Flur Görschnitz sowie ein Teil der Gemeinde und Flur Schönbach dem Freistaat Sachsen zugeordnet.
Den übrigen Teil des heutigen Thüringen machte größtenteils der Regierungsbezirk Erfurt aus, der seit 1815 zur preußischen Provinz Sachsen gehörte. Er umfasste drei Stadt- und acht Landkreise. 1944 wurde der Regierungsbezirk Erfurt mit dem Landkreis Herrschaft Schmalkalden, bisher Regierungsbezirk Kassel, dem Reichsstatthalter von Thüringen unterstellt.
Nach 1945 kam es zu einigen Grenzänderungen zwischen den Besatzungszonen . Im Rahmen des Wanfrieder Abkommen, eines Gebietsaustausches an der wichtigen Nord-Süd-Eisenbahnstrecke Göttingen-Bebra, kamen die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode und Weidenbach/ Hennigerode zum Landkreis Heiligenstadt und dafür die thüringischen Dörfer Neuseesen und Werleshausen zum Landkreis Witzenhausen in Hessen. Als Austausch für den den östlichen Teil des Kreises Blankenburg im Harz wurden die Gemeinden Bad Sachsa und Tettenborn aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Erfurt dem Landkreis Osterode (Niedersachsen) eingeliedert. Außerdem kam Besenhausen bei Kirchgandern zu dem Landkreis Göttingen (Niedersachsen) und die Exklave Ostheim wurde dem Freistaat Bayern zugeordnet. Im übrigen wurde die Exklave Allstedt des Landkreises Weimar dem neuen Land Sachsen-Anhalt eingeliedert.
Verwaltungsgliederung des Landes Thüringen bis 1944
Stadtkreise:
Landkreise:
- Altenburg
- Arnstadt
- Eisenach
- Gera
- Gotha
- Greiz
- Hildburghausen
- Meiningen
- Rudolstadt
- Saalfeld
- Schleiz
- Sondershausen
- Sonneberg
- Stadtroda
- Weimar
Verwaltungsgliederung des Regierungsbezirks Erfurt (bis 1944 zur preußischen Provinz Sachsen )
Stadtkreise:
- Erfurt
- Mühlhausen
- Nordhausen
Landkreise:
- Grafschaft Hohnstein (in Nordhausen)
- Heiligenstadt
- Langensalza
- Mühlhausen
- Schleusingen (in Suhl)
- Weißensee
- Worbis
- Ziegenrück (in Ranis)
Ferner ab 1944 bei Thüringen
- Herrschaft Schmalkalden (bisher zur preußischen Provinz Hessen-Nassau)
1952 bis 1994
1952 wurde das Land Thüringen aufgelöst. Es wurden die drei Bezirke Erfurt, Gera und Suhl gebildet. Die Stadt- und Landkreise wurden neu aufgeteilt. Die Zahl der Stadtkreise wurde von zwölf auf vier reduziert, die Zahl der Landkreise hingegen von 23 auf 35 erhöht. Dabei kamen der Landkreis Altenburg und der Landkreis Schmölln zum Bezirk Leipzig sowie der neue Landkreis Artern , bestehend aus Gebieten des Landes Thüringen und des Landes Sachsen-Anhalt, zum Bezirk Halle.
Es erfolgten Grenzbereinigungen, bei denen einzelne Städte und Gemeinden von den Nachbarkreisen eingegeliedert oder an diese angegliedert wurden, wodurch sich die Bezirksgrenzen gegenüber den ehemaligen Landesgrenzen verschoben.
Im Bezirk Erfurt gab der Landkreis Nordhausen die Gemeinden Benneckenstein und Sorge an den Landkreis Wernigerode und die Gemeinde Bösenrode an den Landkreis Sangerhausen ab. Aus dem Landkreis Sangerhausen wurde die Stadt Heringen sowie die Gemeinden Auleben, Bielen , Görsbach, Hain, Hamma, Hermannsacker , Rodishain, Steinbrücken , Stempeda, Sundhausen, Uthleben und Windehausen übernommen. Für den Landkreis Sondershausen ergab sich, daß die Orte des ehemaligen Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt Bad Frankenhausen , Borxleben, Esperstedt, Göllingen, Günserode, Ichstedt, Oldisleben, Ringleben, Rottleben, Seega, Seehausen , Steinthaleben und Udersleben an den neuen Landkreis Artern des Bezirks Halle abgegeben wurden.
Der neue Landkreis Sömmerda erhielt vom aufgelösten Landkreis Kölleda (ehem. Eckartsberga des Regierungsbezirkes Merseburg) die Gemeinden Altenbeichlingen , Bachra , Backleben , Battgendorf , Beichlingen, Burgwende , Frohndorf , Griefstedt, Großmonra, Kölleda, Leubingen , Ostramondra, Roldisleben , Rothenberga , Schafau und Schillingstedt sowie der Landkreis Apolda den Ort Auerstedt.
Im Bezirk Gera gab es die folgenden Gebietsänderungen:
Zwischen dem Landkreis Weißenfels (Bezirk Halle) und Landkreis Stadtroda wurden die Gemeinden Böhlitz, Großhelmsdorf, Kischlitz, Launewitz, Lindau, Nautschütz, Rudelsdorf, Willschütz und die Stadt Schkölen dem Landkreis Stadtroda neu zugeordnet sowie die Gemeinden Aue, Casekirchen, Cauerwitz, Crauschwitz, Crölpa-Löbschütz, Freiroda, Heiligenkreuz, Janisroda, Kaatschen, Kleingestewitz, Köckenitzsch, Leislau, Molau, Neidschütz, Prießnitz, Schieben, Seidewitz, Seiselitz, Sieglitz, Tultewitz und Utenbach zum dem Landkreis Weißenfels ausgegliedert.
Aus dem Landkreis Zeitz (Bezirk Halle) wurden dem Landkreis Eisenberg die Gemeinden Nickelsdorf und Silbitz sowie die Stadt Crossen an der Elster neu zugeordnet .
Dem Landkreis Gera wurden aus dem Landkreis Zwickau (Bezirk Chemnitz) die Gemeinden Seelingstädt und Chursdorf neu zugeordnet sowie die Gemeinde Mannichswalde zu dem Landkreis Glauchau (Bezirk Chemnitz) ausgegliedert.
Die Gemeinde Fraureuth wurde vom Landkreis Greiz an den Landkreis Zwickau (Bezirk Chemnitz) ausgegliedert.
Aus dem Landkreis Plauen (Bezirk Chemnitz) wurden dem Landkreis Schleiz die Gemeinden Langenbach, Langenbuch und Mühltroff, dem Landkreis Zeulenroda die Gemeinden Dröswein, Ebersgrün, Ranspach, Thierbach, Unterreichenau und die Stadt Pausa/Vogtl. (mit Bad Linda, Oberreichenau, Wallengrün)sowie dem Landkreis Greiz die Gemeinden Cunsdorf, Görschnitz, Nosswitz, Pansdorf, Tremnitz und die Stadt Elsterberg (mit Grippe, Losa, Noßwitz, Scholas), neu zugeordnet.
1990 wurde der Freistaat Thüringen aus den drei Bezirken und den Landkreisen Altenburg und Schmölln des Bezirkes Leipzig sowie dem Landkreis Artern des Bezirkes Halle neu gebildet. Die Landkreise der ehemaligen DDR bestanden noch bis 1994 .
Die nachfolgend aufgeführten ehemals sächsischen Gemeinden, welche 1952 dem Bezirk Gera zugeordnet wurden, kamen 1992 nach Bürgerentscheid gemäß einem Staatsvertrag von Thüringen in den damaligen Landkreis Plauen des Freistaates Sachsen : Die Gemeinden Cunsdorf , Stadt Elsterberg und Görschnitz aus dem Landkreis Greiz, die Gemeinden Langenbach , Stadt Mühltroff und Thierbach (Sachsen) aus dem Landkreis Schleiz sowie die Gemeinden Ebersgrün , Stadt Pausa/Vogtl. und Ranspach und Unterreichenau aus dem Landkreis Zeulenroda.
Bezirk Erfurt
Stadtkreise:
Landkreise:
- Apolda
- Arnstadt
- Eisenach
- Erfurt
- Gotha
- Heiligenstadt
- Langensalza
- Mühlhausen
- Nordhausen
- Sömmerda
- Sondershausen
- Weimar
- Worbis
Bezirk Gera
Stadtkreise:
Landkreise:
- Eisenberg
- Gera
- Greiz
- Jena
- Lobenstein
- Pößneck
- Rudolstadt
- Saalfeld
- Schleiz
- Stadtroda
- Zeulenroda
Bezirk Suhl
Stadtkreis:
- Suhl (seit 1967 )
Kreise:
- Bad Salzungen
- Hildburghausen
- Ilmenau
- Meiningen
- Neuhaus am Rennweg
- Schmalkalden
- Sonneberg
- Suhl
Seit 1994
Seit der Kreisreform vom 1. Juli 1994 besteht Thüringen aus 17 Landkreisen. Zu den fünf kreisfreien Städten kam am 1. Januar 1998 noch Eisenach als sechste hinzu.
Kreisfreie Städte:
Landkreise:
- Altenburger Land (in Altenburg)
- Eichsfeld (in Heiligenstadt)
- Gotha
- Greiz
- Hildburghausen
- Ilm-Kreis (in Arnstadt)
- Kyffhäuserkreis (in Sondershausen)
- Nordhausen
- Saale-Holzland-Kreis (in Eisenberg )
- Saale-Orla-Kreis (in Schleiz)
- Saalfeld-Rudolstadt (in Saalfeld )
- Schmalkalden-Meiningen (in Meiningen)
- Sömmerda
- Sonneberg
- Unstrut-Hainich-Kreis (in Mühlhausen )
- Wartburgkreis (in Bad Salzungen)
- Weimarer Land (in Apolda)
Kategorie : Thüringer Geschichte
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