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Letzte Änderung für Artikel Landvolkbewegung: 01.02.2006 20:17

Landvolkbewegung

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Die Landvolkbewegung war eine politische Bewegung in Schleswig-Holstein Ende der 1920er. Die Bewegung organisierte Demonstrationen gegen die Weimarer Republik , organisierte einen Steuerboykott, forderte mehr als einmal die Staatsmacht hinaus und ging bis zum Terrorismus. Einzige Akteure wie die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei oder der „Bauerngeneral“ wurden prominent, vor allem aber bestand die Bewegung aus Einzeltaten und Spontanaktionen der Landbevölkerung. Symbol der Bewegung war eine schwarze Fahne mit silbernem Pflug und rotem Schwert.

Soziale Grundlage der Bewegung war der Niedergang der kleinbĂ€uerlich geprĂ€gten Landwirtschaft in Schleswig-Holstein in der Weimarer Republik. Die Schutzzölle , die im Kaiserreich fĂŒr landwirtschaftsliche Erzeugnisse galten, waren weitgehend abgeschafft. Die Steuern hingegen gestiegen. Die Inflation machte die Ersparnisse der Bauern wertlos. Kredite, die nach der Inflationszeit aufgenommen werden mussten, hatten relativ wesentlich höhere Zinsen als vorher. Ab 1926 begannen in grĂ¶ĂŸerer Zahl Höfe in die Zwangsversteigerung zu gehen. Die Bauern Schleswig-Holsteins wĂ€hlten auch vor 1928 die DNVP , hatten aber immer mehr den Eindruck als wĂŒrde diese und ihre InteressenverbĂ€nde die Interessen der Großgrundbesitzer vertreten und nicht der Schleswig-Holsteinischen Kleinbauern.

Zu eine ersten Protestkundgebungen am 28. Januar 1928 trafen sich insgesamt 140.000 Personen an der Schleswig-Holsteinischen WestkĂŒste. Allein in Heide (Holstein) kamen 20.000 Bauern zu einer Kundgebung. Organisiert wurden die Kundgebungen vor allem von Otto Johannsen aus Westerdeichstrich (Dithmarschen). GesprĂ€che mit der Regierung scheiterten aber relativ schnell, die Bewegung begann sich zu radikalisieren.

Erste Maßnahmen des passiven Ungehorsams waren ein Steuerboykott und Widerstand bei PfĂ€ndungen und Zwangsversteigerungen. Die Amtsvorsteher, LandjĂ€ger und Gemeindediener, die an diesen Aktionen beteiligt waren und ja auch in den Dörfern lebten wurden sozialem Druck, bis hin zu SchlĂ€gerein ausgeliefert. Oft sammelte sich bei derartigen AnlĂ€ssen eine grĂ¶ĂŸere Gruppe Bauern und versuchte die Arbeit zu behindern. Ein besonders bekannter Fall war das Beidenflether Ochsenfeuer am 19. November 1928. Bei der versuchten PfĂ€ndung zweier Ochsen sammelten sich rund 200 mit Stöcken bewaffnete Bauern, die zusĂ€tzlich Feuer anzĂŒndeten und so die Ochsen wild machten. Die vollziehenden Gemeindediener wurden in die Flucht getrieben, und mussten erst mit der Polizei zurĂŒckkommen, um die Tiere zu beschlagnahmen. 55 der Bauern wurden spĂ€ter wegen der Aktion verhaftet. Bei der Versteigerung konnten die Ochsen durch Spenden nach Beidenfleth zurĂŒckgekauft werden, was sich als großer Öffentlichkeitserfolg fĂŒr die Landvolkbewegung erwies.

Am 4. MĂ€rz 1929 grĂŒndete sich die Steinburger Nothilfebewegung. 1.200 Bauern, die sich in Itzehoe versammelt hatten, verbrannten ihre Steuerbescheide, erklĂ€rten sich nach Artikel 1 der Weimarer Verfassung zum Volk und erklĂ€rten die gegen ihre Einwilligung erlassenen Steuerbescheide fĂŒr rechtswidrig. Im August 1929 fand eine Großdemonstration in NeumĂŒnster statt. Die Bauern brachten ihre neue Fahne: eine schwarze Fahne mit silbernem Pflug und rotem Schwert, als Fahnenstange eine gerade geschmiedete Sense mit. Es kam zu mehrern ZusammenstĂ¶ĂŸen mit der mit SĂ€beln bewaffneten Polizei. Vor allem wurde die Fahne beschlagnahmt, was dazu fĂŒhrte, dass die Bauern ein Jahr lang die von der Landwirtschaft abhĂ€ngige Stadt boykottierten.

Weiter gingen Einzelne wie Claus Heim , der bereits 1928 als erster öffentlich die Idee des Steuerboykotts aufbrachte. Sie gingen von mehr oder weniger passivem Widerstand zu aktiven Taten ĂŒber. Eine Idee, die auch in der Bewegung weiten Wiederhall fand, so lautete ein beliebtes Lied jener Zeit:

Herr Landrat, keine Bange,
Sie leben nicht mehr lange...
Heute nacht um Zwei,
da besuchen wir Sie,
Mit dem Wecker, dem Sprengstoff
und der Taschenbatterie!

Ab 1929 verĂŒbte er mehrer BombenanschlĂ€ge. Er begann in der Dithmarscher Kleinstadt Wesselburen, wo er zwei Bomben in BauernhĂ€user legte, deren Besitzer angeblich mit dem Staat kollaborierten. Danach beging er AnschlĂ€ge auf Landrats- und FinanzĂ€mter und begann schließlich auch in den PrivathĂ€usern einzelner Regierungsbeamter Bomben zu deponieren. Nur durch GlĂŒck und Zufall wurde dabei niemand verletzt, was Heim auch Jahrzehnte spĂ€ter noch bedauerte. Im September 1929 wurde er durch einen Zufall gefasst und am 31. Oktober 1930 zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Öffentlichkeit galt er nun als MĂ€rtyrer der Bewegung. Letztlich saß er davon keine zwei Jahre ab, da 1932 der Reichstag mit einer Mehrheit aus NSDAP , DNVP und KPD eine Amnestie fĂŒr die Mitglieder der Landvolksbewegung beschloss.

Wichtige Medien der Bewegung waren Das Landvolk mit der Unterzeile Lewwer duad ĂŒs Slaaw!, das 1930/1931 mit einer Auflage von bis zu 10.000 StĂŒck erschien. Chefredakteur war Bruno von Salomon , der kommunistische Bruder des Rathenau -AttentĂ€ters Ernst von Salomon . Er begrĂŒndete seine Arbeit in der Landvolksbewegung aber mehr aus Abenteuerlust, denn aus politischen Motiven: Ich kann Ihnen sagen, in Schleswig-Holstein macht es Spaß, Putschist zu sein! Donnerwetter ja, das ist doch eine ganz andere Gesellschaft als diese Salon-Putschisten in den StĂ€dten. In alter Frische mit einem krĂ€ftigen Putschheil!

Claus Heim veröffentlichte von 1930 bis zum Verbot 1933 die DusendĂŒwelswarf, die an die Schlacht bei Hemmingstedt erinnerte, in der die Bauernrepublik Dithmarschen 1500 die vereinigten dĂ€nischen und holsteiner Truppen geschlagen hatte. Beide Zeitungen argumentierten national-völkisch und bauten auf der Blut und Boden -Ideologie auf.

Letztlich scheiterte aber die Landvolkbewegung daran, dass sie weder eine einheitliche Bewegung war, noch Ziele hatten, die in einer Gesamtgesellschaft sinnvoll umsetzbar waren. Besonders von ihren Erfolgen profitierten langfristig die Nationalsozialisten, die in den Hochburgen der Bewegung weit ĂŒberdurchschnittliche Wahlergebnisse errangen. Bei der Reichstagswahl 1930 erreichten sie in den beiden Dithmarscher Kreisen jeweils ca. 17% und in Steinburg etwa 10%, wĂ€hrend sie reichsweit noch bei 2,6% lagen. Die Beziehungen zwischen beiden Landvolk und NSDAp waren jedoch gespalten. Bis 1930 existierte ein Abgrenzungsbeschluss von der NSDAP gegenĂŒber der Bewegung, die in ihr vor allem eine lĂ€stige Konkurrenz sah. Als die Nazis ihre Strategie Ă€nderten, und insgesamt mehr auf die bĂ€uerliche Bevölkerung setzten, bestanden aber auch erhebliche Vorbehalte des Landvolks. Trotz teilweise Ă€hnlicher Ideologie weigerte sich beispielsweise Claus Heim 1930 die Spitzenkandidatur fĂŒr die NSDAP in der Provinz Schleswig-Holstein wahrzunehmen.

Literatur

  • Von heute ab zahle ich keine Steuern mehr! – Steuerstreik, Stadtboykott und Bomben – die schleswig-holsteinische Landvolkbewegung 1928-30 als PDF
  • Bauern, Bonzen, Bomben von Hans Fallada

Wikipedia

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