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Letzte Änderung für Artikel Rudolf Bahro: 04.02.2006 20:44

Rudolf Bahro

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Rudolf Bahro (* 18. November 1935 in Bad Flinsberg ; † 5. Dezember 1997 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Politiker . Bahro war Gründungsmitglied der Partei Die Grünen und gilt als Vordenker der westeuropäischen Linken.

Bahro bei Bundesversammlung der Grünen
Bahro bei Bundesversammlung der Grünen

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Ausbildung

Rudolf Bahro wird 1935 in Bad Flinsberg (heute: Swieradów Zdrój, Polen ) geboren, einem Kurort im niederschlesischen Isergebirge. Sein Vater Max Bahro ist Viehwirtschaftsberater. Er verliert als Neunjähriger Mutter und die beiden Geschwister bei der Evakuierung in den Wirren des ausgehenden Zweiten Weltkrieges und irrt ab Februar 1945 durch die Tschechoslowakei, Wien und Kärnten und landet schließlich in Biedenkopf an der Lahn. 1946 kommt Rudolf Bahro wieder zu seinem Vater, der in der Nähe der Oder das Kriegsende überstanden hatte und dort nun eine neue Familie gründet. Von 1946 bis 1950 besucht Rudolf Bahro die Grundschule in verschiedenen Orten im Oderbruch und schließlich in Fürstenberg (heute Eisenhüttenstadt). Überdurchschnittlich begabt und intelligent darf er von 1950 bis 1954 auf die Oberschule. 1950 wird er Mitglied der Freien Deutschen Jugend ( FDJ ) und bereits 1952 Mitglied der SED . An der Humboldt-Universität in Berlin studiert Rudolf Bahro von 1954 bis 1959 Philosophie. Seine Diplomarbeitsthema lautet „ Johannes R. Becher und das Verhältnis der deutschen Arbeiterklasse und ihrer Partei zur nationalen Frage unseres Volkes“.

Einstieg ins Arbeitsleben

Nach dem Diplom geht Rudolf Bahro nach Sachsendorf (Oderbruch), wo er u. a. für die Dorfzeitung „Die Linie“ verantwortlich ist. Er heiratet 1959 die ins Oderland versetzte Slawistin Gundula Lembke. 1960 wird Rudolf Bahro Mitglied der Universitätsparteileitung in Greifswald und gründet dort die Zeitung „Unsere Universität“, deren verantwortlicher Redakteur er wurde. Auch 1960 erscheint sein erstes Buch, ein Band mit Gedichten: „In dieser Richtung“. Ab 1962 arbeitet er als Referent für den Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft in Berlin. Dort ist er für den Kontakt zu den Naturwissenschaftlern an den Universitäten zuständig.

Abkehr von der SED-Ideologie

1964 , zum 15. Jahrestag der DDR, erlebt er eine persönliche „Wende“. Er erkennt, dass es der SED nur um die Macht und die Festigung ihrer Positionen geht. Von 1965 an ist Rudolf Bahro stellvertretender Chefredakteur der von der FDJ herausgegebenen Jugend- und Studentenzeitschrift „Forum“. Wegen des nicht genehmigten Abdrucks von Volker Brauns „Kipper Paul Bauch“ wird er jedoch schon 1967 dieses Postens enthoben. Jetzt soll er sich in der Industrie „beweisen“. Bis 1977 steigt er bis zum Abteilungsleiter „Wissenschaftliche Arbeitsorganisation“ ( WAO ) im Berliner Gummikombinat auf und arbeitet als Parteiorganisator seines Bereiches. Nebenberuflich schreibt er an seiner Dissertation „Über die Entfaltungsbedingungen der Hoch- und Fachschulkader in volkseigenen Betrieben der DDR“, die er 1975 an der TH Merseburg einreicht. Sie wird trotz dreier positiver Gutachten angesichts zweier Negativ-Gutachten abgelehnt. Außerdem schreibt er seit 1972 an der „Alternative“, als Antwort auf den Einmarsch der Staaten des Warschauer Vertrages in die Tschechoslowakei 1968 . 1973 lassen sich er und seine Frau Gundula Bahro scheiden, damit sie und die Kinder vor zu erwartenden staatlichen Repressalien bewahrt bleiben.

Verurteilung und Abschiebung

Der Vorabdruck seines Buches „Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus.“ im westdeutschen Magazin „Der Spiegel“ in der Bundesrepublik Deutschland und die nachfolgende Verhaftung am 25. August 1977 machen Rudolf Bahro weltweit bekannt. Am 1. Februar 1978 engagieren sich zahlreiche Schriftsteller in einem Leserbrief an die Londoner Tageszeitung „The Times“ für Bahros Freilassung. Unter ihnen sind Heinrich Böll, Graham Greene und Arthur Miller . Am 30. Juni 1978 wird er wegen „landesverräterischer Sammlung von Nachrichten“ und „Geheimnisverrats“ zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt, was internationale Proteste und eine Solidaritätsbewegung auslöst. Sowohl für die Linke im Westen Europas (z.B. Heinz Brandt, Rudi Dutschke ) als auch die DDR-Opposition gehen von Bahro Anstöße aus, Arbeiterbewegung und Marxismus von einem neuen Standpunkt aus zu sehen. Bahro wird mit der „Carl-von-Ossietzky-Medaille“ der Internationalen Liga für Menschenrechte ausgezeichnet und zum Mitglied des schwedischen und des dänischen PEN -Zentrums ernannt. 1979 erhält Bahro den Londoner Isaac-Deutscher-Memorial-Preis . Im Oktober 1979 wird Rudolf Bahro anlässlich des 30. Jahrestages der Gründung der DDR amnestiert und in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben. Juristischer Verteidiger zu DDR-Zeiten war Gregor Gysi , mit dem Bahro bis zu seinem Tode befreundet blieb.

Wirken in Westdeutschland

Er nimmt Lehraufträge in Bremen und West-Berlin an. Im Januar 1980 ist er mit Herbert Gruhl und Petra Kelly einer der prominentesten Gründer der „ Grünen “. Er plädiert für ein Zusammengehen von Rot und Grün, für eine neue soziale Bewegung jenseits der traditionellen Ideologien, die Aufgabe des linken Sektierertums und das Angehen der ökologischen Frage. Anfang 1980 wird er an der Universität Hannover mit seiner in Merseburg zurückgewiesenen Dissertation promoviert. 1983 kann er sich hier auch in Sozialphilosophie habilitieren. Im Sommer 1983 verbringt Rudolf Bahro einige Wochen in Rajneeshpuram, in der Kommune von Bhagwan Shree Rajneesh (Osho) in Oregon ( USA ). Bahros darauf folgende positive Äußerungen zu Bhagwan und Rajneeshpuram beziehen sich, wie bereits in der „Alternative“ angelegt, auf die Verknüpfung von Welt- und Selbstveränderung. Zugleich sieht er vieles kritisch an dem Experiment in Rajneeshpuram, insbesondere die unreflektierten Machtstrukturen. Im Laufe des Jahres 1984 radikalisiert sich seine Position gegenüber den Grünen. Er versucht dort einerseits Menschen um sich zu scharen, die „Kommune wagen“ wollen, andererseits konstatiert er bei den Grünen einen „ultimativen Machtwahn“ – eine Gier, sich durch Aufstieg zur politischen Macht zu verwirklichen. Im Sommer 1985 tritt Rudolf Bahro aus der Partei aus. Er schreibt, zurückgezogen von der Öffentlichkeit, an seinem neuen Buch „Logik der Rettung“. Das Buch, das 1987 erscheint, ist seine Reaktion auf Gorbatschows Perestroika . Er knüpft an die Fragen nach Bedingungen für die allgemeine Emanzipation an, die er bereits im Schlusskapitel der „Alternative“ gestellt hat - mit dem Ziel, Basisgemeinden einer „Unsichtbaren Kirche“ zu schaffen, von der schon Hegel , Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Hölderlin geträumt hatten. 1988 heiratet er in Niederstadtfeld (Eifel) seine zweite Frau Beatrice Ingermann.

In Berlin nach der Wende

Im November 1989 verlässt Rudolf Bahro die „Lernwerkstatt“ in Niederstadtfeld und geht in die DDR zurück. Am 16. Dezember 1989 spricht er vor den Delegierten des letzten SED - und zugleich Gründungsparteitag der PDS und präsentierte seine Vision des sozialökologischen Umbaus der DDR. Er erntet jedoch weit gehendes Unverständnis für seine radikal-ökologischen Ideen. Im Frühjahr 1990 beginnt Rudolf Bahro mit dem Aufbau eines „Instituts für Sozialökologie“ an der Humboldt-Universität Berlin. Am 15. Juni 1990 wird er vom Obersten Gericht der DDR vollständig rehabilitiert. Ab dem Wintersemester 1990 / 91 hält er öffentliche Vorlesungen zu Fragen der ökologischen Krise, in denen er seine in der „Logik der Rettung“ aufgeworfenen Thesen weiterentwickelt. Diese Veranstaltungen stoßen auf ein herausragendes Zuhörerinteresse. Der Aufbau des „ Instituts für Sozialökologie “, welches Natur-, Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaftler im Fokus der Grundfragen menschlicher Zukunft verbinden soll, erweist sich jedoch als schwierig - Bahros Gedanken stellen eine außergewöhnliche Herausforderung für die Kulturverwaltung des Berliner Senates und die Universitätsverwaltung dar. Unterstützt durch den sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf initiiert und fördert Rudolf Bahro die praktische Entwicklung sozial-ökologischer Experimente. Bekannt ist vor allem das „LebensGut Pommritz“ bei Bautzen. Ein weiterer Ökohof, der aus der Gemeinschaft für Sozialökologie hervorgegangen ist, liegt bei Prenzlau. Im September 1993 nimmt sich Bahros Frau Beatrice das Leben. Anfang 1995 wird bei Rudolf Bahro Blutkrebs diagnostiziert. Er heiratet Marina Lehnert.

Rudolf Bahro stirbt am 5. Dezember 1997 in Berlin. Am 12. Dezember wird er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beerdigt, auf dem auch Hegel und Johann Gottlieb Fichte , Bertolt Brecht und Johannes R. Becher bestattet sind.

Werke

  • Rudolf Bahro In dieser Richtung. Gedichte, Ostberlin 1960
  • Rudolf Bahro „Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus“, Köln 1977, Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis
  • Rudolf Bahro „Ich werde meinen Weg fortsetzen“. Eine Dokumentation, Köln, 1977
  • Rudolf Bahro ... die nicht mit den Wölfen heulen. Das Beispiel Beethoven. Und sieben Gedichte, Köln 1979
  • Rudolf Bahro Plädoyer für eine schöpferische Initiative. Zur Kritik von Arbeitsbedingungen im real existierenden Sozialismus, Köln 1980
  • Rudolf Bahro Elemente einer neuen Politik. Zum Verhältnis von Ökologie und Sozialismus, Westberlin 1980
  • Rudolf Bahro Wahnsinn mit Methode. Ãœber die Logik der Blockkonfrontation, die Friedensbewegung, die Sowjetunion und die DKP, Westberlin 1982
  • Rudolf Bahro, Ernest Mandel, Peter von Oertzen Was da alles auf uns zukommt. Perspektiven der 80er Jahre, 2 Bände, Westberlin 1980
  • Rudolf Bahro Pfeiler am anderen Ufer. Beiträge zur Politik der Grünen von Hagen bis Karlsruhe, Berlin, Bremen, 1984
  • Rudolf Bahro, Jan Foudraine, Adolf Holl, Erich Fromm Radikalität im Heiligenschein. Zur Wiederentdeckung der Spiritualität in der modernen Gesellschaft, Westberlin 1984
  • Rudolf Bahro From Red to Green. Interviews with New Left Rewiew, London, 1984
  • Rudolf Bahro Building the Green Movement, London, Philadelphia, 1986
  • Rudolf Bahro„Logik der Rettung“. Wer kann die Apokalypse aufhalten? Ein Versuch über die Grundlagen ökologischer Politik, Köln 1987 Leseprobe, Inhaltsverzeichnis, Rezensionen
  • Rudolf Bahro, Leonhard Neidhart, Norbert Leser, Michael Voslensky Die Zukunft der Demokratie. Entwicklungsperspektiven in Ost und West, Wien 1988
  • Rudolf Bahro„Rückkehr. Inweltkrise als Ursprung der Weltzerstörung“, Köln 1991 Inhaltsverzeichnis
  • Rudolf Bahro„Apokalypse oder Geist der neuen Zeit“, Berlin 1995 Inhaltsverzeichnis
  • Rudolf Bahro Das Buch von der Befreiung aus dem Untergang der DDR, Berlin 1995 (z.Zt. noch unveröffentlicht)
  • Rudolf Bahro Gastrede auf dem SED/PDS-Parteitag am 16.12.1989, in: Hrsg. Lothar Hornbogen, Detlef Nakath, Gerd Rüdiger Stephan Außerordentlicher Parteitag der SED/PDS. Protokoll der Beratungen am 8./9. und 16/.17. Dezember 1989 in Berlin, Berlin 1999
  • Franz Alt, Rudolf Bahro, Marko Ferst; Wege zur ökologischen Zeitenwende. Reformalternativen und Visionen für ein zukunftsfähiges Kultursystem, Berlin 2002, Leseproben, Inhaltsverzeichnis, Rezensionen ISBN 3-8311-3419-7

Literatur

  • Marko Ferst; Rudolf Bahro - vom DDR-Kritiker zum spirituellen Ökologen; in: Udo E. Simonis u.a.; Jahrbuch Ökologie 2005, München 2004
  • Guntolf Herzberg, Kurt Seifert; Rudolf Bahro -Glaube an das Veränderbare. Eine Biographie, Berlin 2002, ISBN 3-86153-270-0
  • Fuchs, Jean:"Der grüne Verrat - Niedergang einer Vision". Essen, Die Blaue Eule 2005 ISBN 3-89924-115-0 .
  • Jutta Ditfurth: Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen. Konkret Literatur Verlag, zuerst 1992, erw. u. aktualis. Neuausgabe 1997, ISBN 3-89458-159-X

Siehe auch

Ökologische Plattform , Robert Havemann , DDR-Opposition , DDR-Bürgerrechtler , Subsistenzwirtschaft

Weblinks

Wikipedia

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