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Letzte Änderung für Artikel Martin Niemöller: 09.02.2006 17:27

Martin Niemöller

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Martin Niemöller (* 14. Januar 1892 in Lippstadt (Westfalen); † 6. März 1984 in Wiesbaden) war ein deutscher Theologe und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus .

Inhaltsverzeichnis

1892 - 1919

Martin Niemöller war der Sohn des lutherischen Pfarrers Heinrich Niemöller und seiner Frau Paula geb. Müller. 1900 zog die Familie von Lippstadt nach Elberfeld , dort legte er 1910 sein Abitur ab. Dann schlug er eine Offizierslaufbahn bei der kaiserlichen Marine ein. Seit 1915 gehörte er der U-Boot-Waffe an und war ab Juli 1918 Kommandant des U-Bootes UC-67. 1919 nahm er seinen Abschied vom Militärdienst , weil er die neue demokratische Regierung ablehnte.

1919 - 1930

Am 20. Juli 1919 vermählte er sich mit Else, geb. Bremer (*1890 †1961 durch einen Verkehrsunfall in Dänemark). Im selben Jahr nahm Niemöller eine landwirtschaftliche Lehre auf einem Bauernhof bei Osnabrück auf. Da das Geld nicht für den Erwerb eines eigenen Gehöftes ausreichte, entschloss er sich zum Studium der evangelischen Theologie in Münster (1919-1923). Motivation zum Studium war sein Bestreben, der scheinbar orientierungslos gewordenen Gesellschaft durch die christliche Botschaft wieder Sinn und durch die kirchlichen Strukturen Ordnung zu vermitteln. Das Vikariat leistete er gleichfalls in Münster. 1924 wurde er Vereinsgeistlicher der westfälischen Inneren Mission

Während des Ruhrkampfes beteiligte er sich an der „Akademischen Wehr“.

1931 - 1945

Der Weg in den Widerstand

1931 wurde Niemöller zum Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem gewählt. Bald kam es hier zu Auseinandersetzungen mit den Deutschen Christen . Zwar hatte Niemöller seit 1924 nationalsozialistisch gewählt und die Einführung des „Führerstaates“ 1933 begrüßt, aber die Vermischung von politischen Aussagen mit dem Glaubensbekenntnis lehnte er schärfstens ab. So war er im Mai 1933 einer der Gründer der Jungreformatorischen Bewegung und stellte sich an die Seite Friedrich von Bodelschwinghs.

Nachdem der Arierparagraph eingeführt und in mehreren evangelischen Landeskirchen erste oppositionelle Pfarrerbruderschaften gegründet worden waren, rief Niemöller im September 1933 als Reaktion auf die Entfernung von „Nichtariern“ aus Kirchenämtern zur Gründung eines reichsweiten Pfarrernotbundes auf; dem Bund traten etwa ein Drittel der Pfarrer bei. Seine primären Aufgaben bestanden aus dem Protest gegen diese Maßnahmen sowie der Organisation von Hilfe für die Betroffenen.

Der Pfarrernotbund und andere Gruppen bildeten die Vorläufer der Bekennenden Kirche , die auf der 1. Barmer Bekenntnissynode vom 29. bis zum 31. Mai 1934 gegründet wurde. Auf dieser Synode wurde die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet, die das theologische Fundament der Bekennenden Kirche bildete.

Die theologische Rechtfertigung war der in der evangelisch-lutherischen Kirche fest geschriebene Bekenntnisstand oder Bekenntnisnotstand (status confessionis), der gegeben ist, wenn die Kirchenoberen sich vom lutherischen Bekenntnis - festgehalten im Augsburger Bekenntnis - entfernen. Das sah der Pfarrernotbund gegeben in der so genannten Schöpfungstheologie der Deutschen Christen, die Schöpfungsordnungen, wie z.B. das Volk neben der Bibel anerkannten.

Dabei ging es ihm um eine scharfe Abgrenzung gegenüber den Deutschen Christen und bald auch um eine Durchsetzung der Beschlüsse der Bekenntnissynoden von Barmen im Mai 1934 und Dahlem im Oktober 1934.

Niemöller dachte weiterhin im wesentlichen betont nationalkonservativ. So erschien 1934 sein Erinnerungsbuch Vom U-Boot zur Kanzel. Trotzdem geriet er zunehmend in die Illegalität. Höhepunkt dieser Entwicklung war ein Empfang von Kirchenführern in der Berliner Reichskanzlei im Januar 1934 . Dabei kam es zu einer direkten Konfrontation zwischen Hitler und Niemöller. Während Hitler den Kirchenkampf durch die Bekennende Kirche als Kampf gegen den deutschen Staat betrachtete, versuchte Niemöller vergeblich deutlich zu machen, dass es sich nur um die Freiheit und Reinheit der Verkündigung auch aus politischer Verantwortung, aus „Sorge um das Dritte Reich“ gehe.

Niemöllers Vorträge und Predigten galten zunehmend als oppositionell.

Schließlich schlug er die radikalsten Wege innerhalb der Bekennenden Kirche ein. Der altpreußische Bruderrat , dem er angehörte, sah sich als „wahre Kirchenleitung“. Ein häretisch gewordener Kirchenrat könne nicht mehr Kirchenleitung sein. Dabei fand Niemöller wenig Gefolgsleute. Viele setzten demgegenüber auf die vom Reichskirchenminister Kerrl eingesetzten Kirchenausschüsse, in denen alle kirchlichen Gruppierungen vertreten waren - mit Ausnahme der Bruderräte und der Thüringer Richtung der Deutschen Christen.

Niemöller - immer noch Nationalsozialist - scheute sich nicht, Unrecht zu benennen und die staatliche Kirchenpolitik zu attackiern. So wandte er sich zusammen mit Hunderten anderen Pfarrern gegen verbale Angriffe Alfred Rosenbergs , des Chefideologen der Nationalsozialisten, was 1935 zu einer ersten Verhaftung führte.

In Haft

Am 1. Juli 1937 wurde Niemöller erneut verhaftet und im Februar 1938 zu 9 Monaten Haft verurteilt, die er jedoch durch seine Untersuchungshaft bereits verbüßt hatte. Einen Tag später wurde er als „persönlicher Gefangener“ Adolf Hitlers im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Seine zunächst geplante "Hinrichtung" (Ermordung) wendete der britische Lordbischof George Kennedy Allen Bell ab, indem er die Presse über den Fall Niemöllers informierte.

Bei Kriegsausbruch 1939 meldete er sich aus dem Konzentrationslager heraus (als ehemaliger U-Bootkommandant des 1. Weltkriegs) freiwillig - allerdings vergeblich - zur deutschen Kriegsmarine. Dort wurde noch weitgehend das Verständnis des unpolitischen Soldaten preußischer Tradition gepflegt, und zwar auch hinsichtlich der NS-Politik, die auf deutschen Kriegsschiffen und U-Booten mit Billigung der Admiralität nicht thematisiert wurde. Diese Haltung der Admiralität änderte sich erst mit den regierungsseitigen Maßnahmen nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 , u.a. Einführung des „deutschen Grußes“ und dem Einsatz „Nationalsozialistischer Führungsoffiziere“. Dementprechend zogen bis dahin viele Wehrpflichtige mit inneren Vorbehalten gegen den NS-Staat die Marine den anderen Waffengattungen vor. Hitler merkte dazu ironisch an: „Ich habe eine kaiserliche Marine, ... und eine nationalsozialistische Luftwaffe.“ Niemöller rechtfertigte seine Freiwilligenmeldung kurz nach dem Krieg damit, dass sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus in erster Linie religionstheoretisch motiviert gewesen sei, zum lutherischen Ethos habe es aber auch gehört, für sein Vaterland zu kämpfen.

1941 wurde er in das KZ Dachau verlegt, wo er seine Zelle mit drei katholischen Priestern teilte.

Während seiner Haftzeit erfuhr Niemöllers Theologie einen Neuansatz. Hatte er bislang vor allem den Dienst am Volk als kirchliche Aufgabe betont, so erkannte er in der Kreuzigung Jesu Christi nun ein Geschehen für alle Völker; daher habe Kirche vor allem an der Überwindung von Grenzen , Rassen und Ideologien zu arbeiten. Zudem musste er einsehen, dass die Kirchen in Deutschland für die nationalsozialistische Machtergreifung mitverantwortlich gewesen waren.

1945 wurde er während eines Hinrichtungstransportes nach Südtirol zunächst von deutschen, dann von amerikanischen Soldaten befreit. Bis zum 19. Juni 1945 musste er amerikanischen Dienststellen noch in Italien zur Verfügung stehen, bevor er nach einem Hungerstreik nach Deutschland zurückkehren konnte.

Niemöller verurteilte, u.a. in Briefen an den amerikanischen General Clay, auch rechtswidriges Vorgehen der alliierten Besatzungsmächte. Den nach Protesten in der amerikanischen Bevölkerung und Politik ad acta gelegten ursprünglichen Morgenthau-Plan bezeichnete er als „das Vorhaben, das deutsche Volk bis zu seinen Wurzeln auszurotten“, ferner Praktiken des Nürnberger Gerichtshofes als „schwere Verdunkelung des öffentliches Gewissens“. Es erinnere „an die Behandlung der Offiziere des 20. Juli durch Adolf Hitler, wie man jetzt mit Wehrmachtoffizieren vor amerikanischen Tribunalen verfährt“. Auch den Bombenterror gegen die deutsche Zivilbevölkerung und Vertreibungen im Osten verurteilte Niemöller entschieden. Er müsse überdies im besetzten Deutschland Verhältnisse feststellen, „die auf Schritt und Tritt an die hinter uns liegenden Schreckensjahre erinnern“; manche durch die Besatzungsbehörden zu verantwortende Zustände und Maßnahmen seien „selbst unter dem Naziregime niemals gewesen“.

1945 - 1984

In Deutschland hatte nach Niemöllers Rückkehr mittlerweile Otto Dibelius die Leitung der Kirche in Berlin übernommen. Für Niemöller schien kein Platz mehr zu sein, auch wenn er von 1945 bis 1955 dem Rat der EKD angehörte und ihr Auslandsbeauftragter war. Anders als Dibelius, der mit einer bischöflichen Struktur sympathisierte, dachte Niemöller an eine konsequente Überwindung des Landeskirchentums von bruderrätlichen Traditionen her: die Kirche solle von den Gemeinden her aufgebaut sein, territoriale Traditionen und konfessionelle Gegensätze dürften künftig nicht mehr von Bedeutung sein.

Das Ehepaar von Ysenburg-Büdingen, das 1936 von Martin Niemöller getraut worden war, nahm ihn und seine Familie im November 1945 in Schloss Büdingen auf, wo er bis zur Wahl zum Kirchenpräsidenten wohnte. Seit dem Frühjahr 1946 gestaltete er den Aufbau der hessen-nassauischen Kirche mit. Es gelang ihm, konzeptionelle Elemente der Bruderräte in das „Leitende Geistliche Amt“ einfließen zu lassen. Schließlich wurde er am 1. Oktober 1947 zum Kirchenpräsidenten berufen. Das Amt bekleidete er bis 1965.

Im von ihm mit erarbeiteten Stuttgarter Schuldbekenntnis wird die Mitschuld der Kirchen für den Nationalsozialismus betont. Damit wurde den deutschen evangelischen Kirchen der Weg zurück in die ökumenische Gemeinschaft eröffnet. An den Vollversammlungen des Ökumenischen Rates der Kirchen nahm er von 1948 bis 1975 teil; von 1961 bis 1968 war Niemöller einer der sechs Präsidenten des ÖRK.

Scharf kritisierte Niemöller die Gründung der Bundesrepublik Deutschland („In Rom gezeugt und in Washington geboren“), die Wiederbewaffnung Deutschlands, die Positionen der Kirche im Kalten Krieg sowie die Rüstungspolitik der Großmächte . Seine dabei oft verletztenden und überscharf formulierte Ansichten brachten ihm Ablehnung wie große Anhängerschaft ein. Niemöller polarisierte wie kein anderer Kirchenmann; er kannte nur Freunde oder Gegner; Neutralität gegenüber Niemöller gab es nicht.

1954 wandte sich Niemöller radikal pazifistischen Positionen zu, um derentwillen er auch nicht die Zusammenarbeit mit Kommunisten scheute. In Zeiten von ABC-Waffen schien ihm Krieg nicht nur absurd, sondern christlich unverantwortbar zu sein. So war in seinen Augen die Ableistung von Militärdienst mit christlichem Glauben unvereinbar. Viele seiner folgenden Reisen sollte seine Versöhnungsbereitschaft dokumentieren und dem Frieden dienen. Während schärfster politischer Konflikte besuchte er 1952 auf Einladung des russisch-orhodoxen Patriarchen Moskau. 1957 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Friedensgesellschaft gewählt. 1959 attackierte er die Ausbildung zum Soldaten als „die Hohe Schule für Berufsverbrecher“. Während des Vietnam-Krieges reiste er 1967 nach Nord-Vietnam. Im Alter griff er die bundesdeutsche Politik an und unterstützte die außerparlamentarische Opposition; auch der Kirche traute er Reformfähigkeit nicht mehr zu, so dass er schließlich die hessen-nassauische Synode verließ.

Niemöller wurden vielfache Ehrungen zuteil. Er erhielt u. a. die Wichernplakette der Inneren Mission, den Lenin-Friedenspreis der UdSSR, das Großkreuz des Bundesverdienstordens , die Albert-Schweitzer-Friedensmedaille, die DDR-Friedensmedaille in Gold sowie Ehrendoktorwürden in Eden/USA, Budapest, Göttingen, Halifax/Chicago, Neu-Delhi und Chicago verleihen dem Ausdruck.

In seiner Sozialethik bewegte sich Niemöller zwischen der lutherischen Prägung durch sein Elternhaus und reformiertem Einfluss. So erkannte er in engem Rahmen eine relative Autonomie des Politischen an, zunehmend aber betrachtete er politische Entscheidungen als Glaubensentscheidungen. Die Frage „Was würde Jesus dazu sagen?“ wurde zu einem Markenzeichen von Niemöllers Denken.

Ein Zitat

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Siehe auch: Soldaten sind Mörder

Weblinks

Wikipedia

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