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Letzte Änderung für Artikel Ekke Nekkepenn: 22.01.2006 16:26

Ekke Nekkepenn

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Ein „Meermann“ in einer Abbildung aus dem 17. Jahrhundert
Ein „Meermann“ in einer Abbildung aus dem 17. Jahrhundert

Ekke Nekkepenn (auch: Eke Nekepen, daneben in weiteren unterschiedlichen Schreibungen) ist eine norddeutsche Sagengestalt.

In der seit Mitte des 19. Jahrhunderts gebrĂ€uchlichsten, auf den Sylter Heimatforscher, Volkskundler und Graphiker Christian Peter Hansen (* 1803 in Westerland † 1879 in Keitum ) zurĂŒckgehenden literarischen Ausformung stellt Ekke Nekkepenn einen Meermann dar, der gemeinsam mit seiner Frau Rahn auf dem Grunde der Nordsee lebt und mit Seeleuten und Bewohnern der nordfriesischen Inseln Schabernack treibt. In Theodor Storms 1866 veröffentlichter Novelle Die Regentrude taucht ein FeuermĂ€nnlein mit dem Namen Eckeneckepenn auf, das mit seinem Schadenszauber fĂŒr das Verdorren der Felder sorgt.

Inhaltsverzeichnis

Stoffgeschichte

C. P. Hansens Meermann Ekke Nekkepenn

Die heute wohl bekannteste Umsetzung des Ekke-Nekkepenn- Stoffes geht auf C. P. Hansen zurĂŒck, der verschiedene Sagen aus dem nordfriesischen Raum in seinen 1858 veröffentlichten Sagen und ErzĂ€hlungen der Haidebewohner auf Sylt zu einer eigenen, fortlaufenden ErzĂ€hlung verdichtete und umformte. Der erste Abschnitt dieser ErzĂ€hlung trĂ€gt den Titel „Der Meermann Ekke Nekkepenn“.

Die ErzĂ€hlung beginnt damit, dass Ekke Nekkepenn die Frau des KapitĂ€ns eines im Sturm nach England laufenden Sylter Schiffes um Hilfe bei der Geburt seines Kindes bittet. Die schöne und hilfsbereite KapitĂ€nsfrau wird vom Meermann zu seiner auf dem Grunde der Nordsee lebenden Frau Rahn gefĂŒhrt und kommt nach gelungener Geburt reichbeschenkt mit Gold und Silber an die MeeresoberflĂ€che zurĂŒck. Der Schiffer und seine Frau können ihre Reise bei bestem Wetter fortsetzen und gelangen spĂ€ter sicher und wohlbehalten in die Heimat nach Rantum auf Sylt zurĂŒck. Viele Jahre spĂ€ter erinnert sich Ekke Nekkepenn an diesen Vorfall und beschließt – angesichts der Tatsache, dass Rahn inzwischen „alt und faltig“ geworden ist –, die KapitĂ€nsfrau an ihrer statt zur Frau zu nehmen. Als er eines Tages das Schiff des Rantumer KapitĂ€ns sichtet, ĂŒberredet er die auf dem Meeresgrund sitzende Rahn, Salz zu mahlen und der Sylter Schiffer kommt mitsamt seiner Besatzung in dem dabei entstehenden starken Strudel um. Auf dem Weg zur Frau des KapitĂ€ns begegnet Ekke Nekkepenn, der sich in einen stattlichen Seefahrer verwandelt hat, am Strand bei Rantum deren jungfrĂ€uliche Tochter Inge. Gegen ihren Willen steckt er ihr an jeden Finger einen goldenen Ring, hĂ€ngt ihre eine goldene Kette um den Hals und erklĂ€rt sie zu seiner Braut. Als ihn das MĂ€dchen unter TrĂ€nen bittet, es freizugeben, antwortet er, dies könne er nur tun, wenn es ihm am nĂ€chsten Abend seinen Namen sagen könne. Doch niemand auf der Insel kennt den unbekannten Fremden. Als Inge in ihrer Verzweiflung am nĂ€chsten Abend wieder am Strand entlanggeht, hört sie an der SĂŒdspitze der Insel bei Hörnum eine Stimme aus dem Berg, die singt:

Heute soll ich brauen;
Morgen soll ich backen;
Übermorgen will ich Hochzeit machen.
Ich heiße Ekke Nekkepenn,
Meine Braut ist Inge von Rantum,
Und das weiß Niemand als ich allein.

auf Sylterfriesisch:

Delling skel ik bruu;
Miaren skel ik baak;
Aurmiaren wel ik Bröllep maak.
Ik jit Ekke Nekkepen,
Min Brid es Inge fan Raantem,
En dit weet nemmen ĂŒs ik aliining.

Daraufhin lĂ€uft sie zu dem verabredeten Treffpunkt und ruft dem dort eintreffenden Fremden zu: „Du heißt Ekke Nekkepenn und ich bleib Inge von Rantum.“ Der auf diese Weise genarrte Meermann hegt seit jener Zeit eine große Wut gegen die Sylter Inselbewohner und treibt immer, wenn ihm danach ist, sein Unwesen. Er vernichtet ihre Schiffe im Sturm, lĂ€sst sie in Rahns Mahlstrom untergehen und beschĂ€digt die Sylter KĂŒste durch die von ihm entfesselten Fluten.

Ekke Nekkepenn und die nordische Mythologie

C. P. Hansen beschĂ€ftigte sich bereits im Rahmen seiner Arbeit an der Chronik der Friesischen Uthlande (1856) mit der nordischen Mythologie und griff dazu nach eigenen Angaben auf das 1847 in Leipzig erschienene Werk Die nordische Mythenlehre nach einer Reihe von Vorlesungen von Johannes Carsten von Hauch (* 1790 † 1872) zurĂŒck. In seinen 1850 erschienenen „Materialien zu einer friesischen Mythologie“ schreibt Hansen: "Der Gott des Meeres hieß bei den Deutschen Ögis, bei den DĂ€nen Eiger, bei den Friesen Eie oder Eia, auch Ekke oder Nekke. [...] Seine Gemahlin war die Göttin Ran, welche den Strand segnete, die SchiffbrĂŒchigen in ihre Netze zog und nach welcher das alte Strand- und DĂŒnendorf Rantum vielleicht den Namen erhielt. Rane heißt ĂŒbrigens im Nordischen so viel als rauben. Einer friesischen Sage nach hĂ€tte der Ekke einst zu einer Rantumerin, Namens Inge, gefreiet, doch einen Korb bekommen."

TatsĂ€chlich handelt es sich bei allen dieser von Hansen hergestellten BezĂŒge – wie Willy Krogmann in seinem Nachwort zu einem Band Sylter Sagen 1966 ĂŒberzeugend dargelegt hat – um IrrtĂŒmer. Weder lĂ€sst sich der Ortsname Rantum auf das altnordische Wort Rān zurĂŒckfĂŒhren, noch gibt es Belege fĂŒr einen etymologischen Zusammenhang zwischen dem Namen des altnordischen Meeresgottes Ægir und dem Wort "Ekke". Krogmann bezeichnet die Figur Ekke Nekkepenn deshalb auch als Erfindung Hansens.

Zu dem von Hansen hergestellten Bezug zur altnordischen Göttin Ran prĂ€zisiert Krogmann: "Ebenso wie den Meergott Ekke Nekkepenn hat Hansen auch die Meergöttin Raan oder, wie er auch schreibt, Raand erfunden. In diesem Falle hat der Ortsname Raantem auslösend gewirkt. Mit ihm hat der Name der altnordischen Meeresgöttin Ran, wie schon sein -t- erkennen lĂ€sst, jedoch nicht das geringste zu tun. Dem altnord. Rān, das dasselbe Wort wie das Neutrum rān "Raub, PlĂŒnderung“ ist und auf germ. *rahnan beruht, mĂŒsste auf Sylt die Form *Riin entsprechen."

Zur Entstehungsgeschichte: Hansens Vorlagen

Hansens Meermann Ekke Nekkepenn beruht auf zwei unterschiedlichen Sagen, zwischen denen ursprĂŒnglich keine Verbindung bestand. Der erste Teil der ErzĂ€hlung fußt auf einer Sage von einem Wassermann (bei Krogmann, Sylter Sagen, Nr. 36, S. 17), wĂ€hrend der zweite Teil eine nordfriesische Variante des bekannten Rumpelstilzchen -Stoffes darstellt (bei Krogmann, Nr. 27, S. 13). Die ursprĂŒngliche Wassermann-Sage gleicht in weiten ZĂŒgen der Darstellung bei Hansen, endet aber mit der glĂŒcklichen RĂŒckkehr der KapitĂ€nsfrau an Bord ihres Schiffes. Hansen verband sie mit der nordfriesischen Rumpelstilzchen-Variante, indem er aus dem ursprĂŒnglichen Zwerg den „Meermann“ Ekke Nekkepenn machte. Als verbindendes Glied erfand er das Motiv hinzu, dass Ekke Nekkepenn den Sylter KapitĂ€n umkommen lĂ€sst, um dessen Frau zu heiraten. Um die ErzĂ€hlung realistischer erscheinen zu lassen, fĂŒgte Hansen die genauen Ortsbezeichnungen auf Sylt hinzu. Dass es sich bei Ekke Nekkepenn ursprĂŒnglich um einen Zwerg handelte, wird deutlich, wenn Hansen ihn in einem Berg singen lĂ€sst, was fĂŒr einen Meermann eine eher unmotivierte Verhaltensweise darstellt.

Die von Hansen verwendete Rumpelstilzchen-Variante gehört zu einem weitverbreiteten MĂ€rchen- und Sagenkomplex. In den meisten dieser MĂ€rchen hilft ein Zwerg oder anderes Wesen einem MĂ€dchen beim Spinnen einer bestimmten Menge Flachs. Die nordfriesische Urform des Stoffes – der Hansen bei seiner Ausgestaltung folgt – enthĂ€lt genau dieses Element nicht. Damit ist sie einer verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig kleinen Gruppe von Ausformungen zuzurechnen, zu der Sagen aus Pommern, Niedersachsen, Tirol, Niederösterreich und Schleswig-Holstein gehören.

Allen MĂ€rchen aus dem genannten Komplex gemein ist die Geheimhaltung des Namens des Zwerges. Der Zwerg setzt eine Frau (meist eine Königin) unter Druck und nur wenn sie seinen Namen sagen kann, ist sie frei. Auch der Name selbst ist ein ungewöhnliches Kunstwort mit Wiederholung von Silbenklang. Hier tauchen neben „Rumpelstilzchen“ Namen wie „Siperdintl“, „Zirkzirk“, „Ettle-Pettle“, englisch „Tom Tim Tot“ oder schwedisch „Titelituri“ auf. Der Begriff „Ekke Nekkepenn“ reiht sich in diese Linie ein. Geht man davon aus, dass der Name der Figur auf die Rumpelstilzchen-Version zurĂŒckgeht, schließt dies auch die Verwandtschaft des Namensbestandteils Nekke mit dem althochdeutschen nihhus, niccus oder nicchessa, altenglisch nicor und altnordisch nykr aus. Denn dieses bedeutet jeweils „Wassergeist, Wasseruntier“ und ist auch als Niss, Neck oder Nöck und in der weiblichen Form als Nixe bekannt, was wiederum in keinem Bezug zum Zwerg der Rumpelstilzchen-Sage steht. Der Name ginge dann von Ekke aus und umspielte diesen lautmalerisch. Demnach wĂ€re am ehesten denkbar, dass Hansen durch den Gleichklang zur Verschmelzung der Sagenbereiche angeregt wurde.

Eckeneckepenn als FeuermÀnnlein in Storms Novelle Die Regentrude

Nur acht Jahre nach dem Erscheinen von Hansens Sagen und ErzĂ€hlungen der Haidebewohner auf Sylt griff Theodor Storm die ursprĂŒngliche Figur des Zwerges aus dem Rumpelstilzchen-Stoff in seiner Novelle Die Regentrude auf und gestaltete sie als böswilligen Kobold aus. WĂ€hrend Hansen aus dem Zwerg einen Meermann macht, ist Storms Eckeneckepenn ein FeuermĂ€nnlein , das mit seinem Schadenszauber fĂŒr das Verdorren der Felder sorgt. Die Figur selbst wird als „knorpsiges MĂ€nnlein im feuerroten Rock und roter ZipfelmĂŒtze“, mit einem „KĂŒrbiskopf“, rotem Bart und einem „klumpigen Leib“ auf dĂŒnnen „Spindelbeinen“ beschrieben. Mit seinem gellenden Lachen und dem Springen von einem Bein auf das andere zeigt das FeuermĂ€nnlein genau jene Verhaltensweise, die dem Leser bereits aus dem 1812 erstmalig in den „ Kinder- und HausmĂ€rchen “ der GebrĂŒder Grimm im Druck erschienenen MĂ€rchen Rumpelstilzchen bekannt war. Abweichend von anderen Ausformungen der ursprĂŒnglich in der Sagenwelt SĂŒddeutschlands, Österreichs und Tirols beheimateten FeuermĂ€nnlein-Figur lebt Storms Kobold in einem Zwergenloch unter der Erde und erinnert damit an den Zwerg der nordfriesischen, von Hansen verwendeten Sagenvariante. Ähnlich wie bei Hansen fehlt auch bei Storm das Spinn-Element, ansonsten folgt die Ausgestaltung des Stoffes aber dem ĂŒblichen Muster: Das FeuermĂ€nnlein glaubt sich unbeobachtet und verrĂ€t durch sein lautes Singen einen gereimten Zauberspruch, der zum SchlĂŒssel fĂŒr den Erfolg der Protagonisten – hier des Liebespaares Andrees und Maren – wird.

Literatur

  • Gundula Hubrich-Messow: Von Ekke Nekkepenn bis Martje Floris: MĂ€rchen und Sagen Nordfrieslands, in: Thomas Steensen (Hrsg.): Das große Nordfriesland-Buch, Hamburg 2000, ISBN 3-89234-886-3
  • Willy Krogmann: Nachwort, in: Sylter Sagen: In der ursprĂŒnglichen Fassung nach C.P. Hansen u.a., Göttingen 1966, S. 29–64
  • Christian Peter Hansen: Sagen und ErzĂ€hlungen der Sylter Friesen: nebst einer Beschreibung der Insel Sylt als Einleitung, UnverĂ€nderter Neudruck der Ausgabe Garding 1875, Wiesbaden 1972, ISBN 3-500-25510-8
  • Christian Peter Hansen: Sagen und ErzĂ€hlungen der Haidebewohner auf Sylt, in: Friesische Sagen und ErzĂ€hlungen, Altona 1858, S. 148–194
  • Theodor Storm: Die Regentrude: Ein MittsommernachtsmĂ€rchen, mit Kaltnadelradierungen von Carsten Gille, Nachwort von Gerd Eversberg, Berlin 2000, ISBN 3-9806685-2-5

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