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Letzte Änderung für Artikel Arbeitserziehungslager Nordmark: 15.02.2006 11:01

Arbeitserziehungslager Nordmark

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Das Arbeitserziehungslager Nordmark an der Regensburger Landstraße am Stadtrand von Kiel wurde im Juni 1944 errichtet. Der Antrag auf Genehmigung dieses Arbeitserziehungslagers wurde von SS-SturmbannfĂŒhrer Fritz Schmidt Anfang 1944 gestellt. Kommandant des Lagers wurde SS-SturmbannfĂŒhrer Johannes Post.

Inhaltsverzeichnis

1944 bis Kriegsende

Lageraufbau

Der Architekt Steinfaß erhielt am 1. Mai 1944 den Auftrag zur Bauaufsicht der Gestapo . AusgefĂŒhrt wurden die Arbeiten von der Nord-SĂŒd-Bau GmbH und dem Unternehmen G. SchlĂŒter, Preetz, wobei diese nur die Facharbeiter stellten. Die Hilfsarbeiter waren HĂ€ftlinge der Gestapo aus der Polizeibaracke „Drachensee“ im Stadtteil Hassee. Das Lager bestand bei Kriegsende ĂŒber 20 Baracken, UnterkĂŒnfte sowohl fĂŒr die HĂ€ftlinge als auch fĂŒr die Wachmannschaften. Weiterhin gab es ein „GĂ€stehaus“ und zwei WachtĂŒrme. Der Arrestbunker war halb unterirdisch mit 48 lichtlosen Einzelzellen. Die unbeheizten HĂ€ftlingsbaracken waren fĂŒr 200 Personen vorgesehen, als Toiletten dienten offene KĂŒbel oder einige wenige Latrinen.

Es gab eine Krankenbaracke welche durch einen zwangsverpflichteten Arzt aus Hassee, einen russischen Arzt, eine Krankenschwester und einen dĂ€nischen SanitĂ€ter betreut wurde. Die medizinische Versorgung der oft ĂŒberbelegten Baracke war unzureichend und die Gefangene liefen Gefahr durch den SanitĂ€ter Jensen getötet zu werden.

Lageralltag

Gefangene mussten ihre Wertsachen und Kleidung abgeben und gegen Lagerkleidung eintauschen. Auf Lagerkleidung wurde spÀter verzichtet und es wurden statt dessen rote Kreuze auf der Kleidung der HÀftlinge angebracht wodurch sie erkennbar waren.


Das Lager, welches nicht einmal ein Jahr bestand, wurden insgesamt 5.000 Menschen inhaftiert, 600 davon ĂŒberlebten es nicht. Die meisten waren polnische oder sowjetische Zwangsarbeiter . Nach Berichten von Augenzeugen waren die Behandlungen der Gefangenen KZ Ă€hnlich. Sie wurden zur Arbeit bis zur völligen Erschöpfung angetrieben, geprĂŒgelt und auch willkĂŒrlich erschossen. Es gab nur wenige Fluchtversuche, eine erfolgreiche Flucht gelang erst Ende April einigen HĂ€ftlingen.

Der Arbeitstag begann 5:00 Uhr frĂŒh und dauerte 10 Stunden. Im Lager selbst bestanden die Arbeiten aus der Errichtung neuer Baracken und der Instandsetzung der Wege. Außerhalb des Lagers mussten die HĂ€ftlinge TrĂŒmmer in Kiel beseitigen, BlindgĂ€nger entschĂ€rfen und bei der Errichtung von Bunkern in Schulensee und am SchĂŒtzenwall mitwirken. Weiterhin wurden die Arbeiter durch ansĂ€ssige Unternehmen als billige ArbeitskrĂ€fte genutzt. Zu den Unternehmen gehörten die Holsten-Brauerei , die Land- und See-Leichtbau GmbH, das Betonbauunternehmen Ohle & Lovisa und die Nordland Fisch-Fabrik in Hassee.

Ende des Lagers

Mitte April 1945 befanden sich etwa 900 HĂ€ftlinge in dem Lager, welches durch „EvakuierungsmĂ€rsche“ ( TodesmĂ€rsche ) mit 1.800 Gefangenen belegt wurde. Die Gefangenen kamen u.a. aus dem Zuchthaus Hamburg-FuhlsbĂŒttel, einem Außenlager des KZ Neuengamme und aus dem Rigaer Ghetto . In den zwei Wochen vor Kriegsende wurden etwa 300 Menschen erschossen und in MassengrĂ€bern verscharrt. Die Wachmannschaften vernichteten belastende Akten und setzten sich noch vor Erreichen des Lagers durch die Alliierten zumeist Richtung DĂ€nemark ab. Am 3./4. Mai 1945 erreichte das 8. britische Korps das Lager in welchem nur noch wenige, halb verhungerte Gefangene lebten.

Nach Kriegsende

Direkt nach dem Ende des Krieges wurde das Lager einige Monate als Unterkunft fĂŒr „Displaced Persons“ eingerichtet und im Herbst 1945 bezogen FlĂŒchtlinge das jetzt „FlĂŒchtlingslager Russee“ genannte Areal. Der Arrestbunker war zum Ziegenstall und Kartoffellager umfunktioniert worden.

Gerichtliche Aufarbeitung

Im Herbst 1947 wurden von der britischen Besatzungsmacht vier MilitĂ€rgerichtsprozesse unter dem Namen „Kiel-Hassee-Cases“, durchgefĂŒhrt. Der Lagerkommandant Post wurde wegen der Erschießung von Royal-Air-Force-Piloten gehĂ€ngt, sein Stellvertreter Baumann wurde ebenfalls hingerichtet. Der „LagersanitĂ€ter“ Jensen wurde wegen der Tötung Schwerkranker ebenfalls zum Tode verurteilt. Da er DĂ€ne war intervenierte das dĂ€nische Königshaus bei der britischen Regierung und das Urteil wurde so in lebenslange Haft umgewandelt, aus welcher er spĂ€ter vorzeitig entlassen wurde. Weitere Verurteilte erhielten bis zu 20 Jahre Haftstrafen, wurden aber spĂ€testens nach etwa 10 Jahren entlassen. Der Hauptverantwortliche „Fritz Schmidt“ konnte erst im Dezember 1963 gefasst werden. Er stritt jegliches Wissen ab, konnte dadurch die Kieler Staatsanwaltschaft ĂŒberzeugen und daher wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt.

Gedenken

Ein offizielles Gedenken der Opfer wurde von der Stadt Kiel nicht initiiert. Als Anfang der 1960er Jahre bei Straßenbauarbeiten ein Massengrab entdeckt wurde, wurde die Öffentlichkeit noch mal an die Verbrechen erinnert. Ein Fußball- und ein Tennisplatz sowie ein Supermarkt wurden einige Jahre spĂ€ter an der Stelle des Lagers errichtet. Am 17. Juni 1971, dem Tag der deutschen Einheit , wurde ein Findling als Erinnerung aufgestellt. Der recht unscheinbare Findling wurde erst im Mai 1985 durch einen zweiten Gedenkstein ergĂ€nzt. Der Text wurde von der kirchlichen „Projektgruppe KZ Russee“ entworfen. Der Schlusssatz „Dieses Lager mahnt uns, jedem Ansatz von BrutalitĂ€t und Terror zu widerstehen und fĂŒr eine menschenwĂŒrdige Zukunft einzutreten“ wurde von den verantwortlichen Politikern als untragbar abgelehnt und daher ersatzlos gestrichen.

Literatur

  • Benz, Wolfgang (Red.), „Dachauer Hefte 5 – Die vergessenen Lager“, MĂŒnchen 1994, ISBN 3-423-04634-1
  • Bringmann, Fritz, „Arbeitserziehungslager Nordmark“. Berichte, Erlebnisse, Dokumente, Herausgeber: VVN – Bund der Antifaschisten, Landesverband Schleswig-Holstein, Kiel, o. J.
  • Carstens, Uwe, „Die ‚Wohnkolonie Rendsburger Landstraße‘. Vom Arbeitserziehungslager zum FlĂŒchtlingslager“ in Demokratische Geschichte Band IX. Veröffentlichungen des Beirats fĂŒr Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein. Malente 1995, S. 259-273.
  • Dopheide, Renate, „GedenkstĂ€tten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in Kiel und Umgebung“, in „Mitteilungen der Gesellschaft fĂŒr Kieler Stadtgeschichte 77“, 1993
  • Korte, Detlef, „‚Erziehung‘ ins Massengrab. Die Geschichte des ‚Arbeitserziehungslagers Nordmark‘ Kiel Russee 1944-45“, Veröffentlichung des Beirates fĂŒr Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein 10, Kiel 1991
  • Klußmann, Jan, „Zwangsarbeit in der Kriegsmarinestadt Kiel 1939-1945“ in „Mitteilungen der Gesellschaft fĂŒr Kieler Stadtgeschichte“, Band 81, Bielefeld 2004
  • Omland, Frank „Gedenkort ‚Arbeitserziehungslager Nordmark‘“
  • Stolz, Gerd „Menschen und Ereignisse – Gedenktafeln in Kiel“, Husum 2001
  • „Kieler Nachrichten“ vom 1. Februar 2002, vom 28. Januar 2003, vom 5. Mai 2003

Weblinks

Wikipedia

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