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Letzte Änderung für Artikel August II. (Polen): 20.02.2006 13:07

August II. (Polen)

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August der Starke (* 12. Mai 1670 in Dresden; † 1. Februar 1733 in Warschau ), zweitĂ€ltester Sohn Johann Georgs III. von Sachsen und der Prinzessin Anna Sophie von DĂ€nemark und Norwegen ; aus der albertinischen Linie des FĂŒrstengeschlechts der Wettiner stammender KurfĂŒrst und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation , Herzog von Sachsen, Markgraf von Meißen und der Oberlausitz, Graf von Barby (als Friedrich August I.) sowie König von Polen und Großherzog von Litauen , Reußen , Masowien , Samogitien , Kyovien , Wolhynien , Podolien , Podlachien , Sewerien und Czschernikowien (als August II.).

König August II., gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre
König August II., gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre

Inhaltsverzeichnis

Leben

August erhielt schon frĂŒh eine standesgemĂ€ĂŸe Ausbildung, zu welcher 1676 u.a. folgende drei Erzieher berufen wurden:

  • von Knoch fĂŒr die Fremdsprachen Italienisch , Französisch und Spanisch
  • Bernhardi fĂŒr die Musik
  • von Klengel fĂŒr das MilitĂ€rwesen , Zeichnen , Fortifikationswesen und die Mathematik

DarĂŒber hinaus erhielt er Unterricht in Theologie und Geschichte , vor allem die der regierenden HĂ€user Europas . Anschließend folgte dann die obligatorische Kavalierstour , die August am 19. Mai 1687 , wenige Tage nach seinem 17. Geburtstag antrat. Es war eine geplante „Reise auf drey Jahr“, die von Dresden ĂŒber Frankfurt am Main, Straßburg , Paris , Spanien , Portugal , England , Holland , DĂ€nemark , Schweden , NĂŒrnberg, Augsburg, MĂŒnchen, Innsbruck, Mailand, Venedig und Wien zurĂŒck nach Dresden fĂŒhrte, wo er am 28. April 1689 wieder eintraf. Begleitet wurde August von seinem Hofmeister von Haxthausen , der ihn auch im Reiten , Fechten und Schießen unterrichtete, dem Pfarrer Dr. Anton, dem Stallmeister von Einsiedel, dem Kammerjunker von Thielau sowie den Ärzten Dr. Pauli und Dr. Bartholomaei , der 1708 zum Arkanisten wurde und dem August die Überwachung und Aufsicht der Böttgerschen Goldversuche und Porzellangewinnung mit ĂŒbertrug.

August wurde nach dem Tod seines Bruders 1694 unerwartet neuer KurfĂŒrst von Sachsen, womit in der sĂ€chsischen Geschichtsschreibung das sog. Augusteische Zeitalter begann, welches seine Regierungszeit und die seines Sohnes zusammenfasst.

Regierung im sÀchsischen Kurstaat

Versuche zur Etablierung des Absolutismus

In Sachsen drĂ€ngte August den Einfluss des alteingesessenen Adels zurĂŒck und regierte mittels des 1706 geschaffenen Geheimen Kabinetts, dessen bedeutendste Minister und Offiziere von Schöning, von Hoym , von Zech und Graf Flemming waren. Das Geheime Kabinett wurde durch bestĂ€ndige Erweiterung seiner Befugnisse zur obersten Zentralbehörde gemacht und der Beamtenapparat mit loyalen BĂŒrgerlichen besetzt. Zu einem wirklichen Absolutismus kam es aber nie. Dies wurde noch 1717 im Streit des KurfĂŒrsten einerseits und dem sĂ€chsischen Adel sowie des aufstrebenden BĂŒrgertums andererseits deutlich, wobei Anlass der Revolte der Übertritt des Kurprinzen zum Katholizismus war. 1724 löste der „Codex Augusteus“ die „Konstitutionen“ von 1572 , das bis dahin umfangreichste sĂ€chsische Gesetzeswerk, ab und die neue Landtagsordnung von 1728 fĂŒhrte zu einer weiteren EinschrĂ€nkung der Rechte der StĂ€nde. FĂŒr die Zeit seiner Abwesenheit von Sachsen ernannte August, ohne BestĂ€tigung durch die StĂ€nde, 1697 bis 1706 den schwĂ€bischen ReichsfĂŒrsten Anton Egon zu FĂŒrstenberg-Heiligenberg (* 1656 ; † 1716 ), seit 1698 auch PrĂ€sident des Revisionskollegiums, zu seinem Statthalter dort.

König August II., GemÀlde auf Burg Stolpen
König August II., GemÀlde auf Burg Stolpen

Finanzwesen

Im Oktober 1694 ließ er eine landesweite statistische Erfassung aller EinkĂŒnfte und Nutzungen nach einem einheitlichen Schema durchfĂŒhren. August wollte entsprechend seinem absolutistischen Machtbewusstsein finanziell unabhĂ€ngig von den StĂ€nden agieren, da diesen die Bewilligung direkter Steuern zustand, weshalb er sich um die EinfĂŒhrung indirekter, d.h. verbrauchsorientierter Steuern bemĂŒhte, was ihm mit Schaffung der Generalkonsumakzise 1703 auch gelang. Zur Ordnung der Staatsfinanzen wurde 1707 eine oberste RechnungsprĂŒfbehörde eingerichtet.

Wirtschaftspolitik

Seit 1712 stand der Ökonom Marperger (* 1656 ; † 1730 ) in sĂ€chsischen Diensten und war mit seinem Rat maßgeblich an vielen der Reformen beteiligt. Die sĂ€chsische Wirtschaft wurde nach den GrundsĂ€tzen des Merkantilismus staatlich gefördert und auf Export orientiert (Leipziger Messe), wobei sich August zur Effektivierung dieser Anstrengungen auch um die GrĂŒndung eines Kommerzkollegiums bemĂŒhte, was jedoch erst 2 Jahre nach seinem Tod umgesetzt wurde. Als wirtschaftlich bedeutsam erwies sich auch die Landesvermessung und Reform der sĂ€chsischen Post um 1722 , die damals die schnellste im Deutschen Reich wurde. Bekannt ist zudem die Nacherfindung des Porzellans durch Tschirnhaus und Böttger , die 1710 zur GrĂŒndung der Meißner Porzellanmanufaktur mĂŒndete. Neben dieser Errungenschaft betĂ€tigte er sich auch selbst als Unternehmer , z.B. mit der Olbernhauer Waffenschmiede sowie der Fayence -Manufaktur von 1708 in der Neuen Königsstadt. Insgesamt wurden in Augusts Regierungszeit in Sachsen 26 Manufakturen geschaffen.

AuswÀrtige Beziehungen, kriegerische Auseinandersetzungen und Politik in Polen

Glaubenswechsel, Gewinnung der polnischen Krone und konfessionspolitische Folgen

Durch heimlichen Übertritt am 1. Juni 1697 in der katholischen Hofkapelle zu Baden bei Wien und spĂ€ter öffentlichen in Deutsch-Piekar zum katholischen Glauben , in dem er das vorgeschriebene Apostolische Glaubensbekenntnis vor seinem Großcousin Prinz Christian August von Sachsen-Zeitz , dem Bischof von Raab, ablegte, welcher ihn auch geheim im neuen Glauben unterrichtet hatte und nach erfolgter Konversion eine Bescheinigung ausstellte, die vom pĂ€pstlichen Internuntius beglaubigt wurde - sowie den ĂŒblichen Bestechungsgeldern , großenteils aufgebracht durch seinen Hofjuden Lehmann , konnte er am 26. / 27. Juni in Warschau gewĂ€hlt und am 15. September des selben Jahres in Krakau gekrönt auch den polnischen Thron als August II. Mocny gewinnen, den er nach der Niederlage gegen die Schweden im Großen Nordischen Krieg niederlegen musste, aber 1709 wiedergewann. Der aus Frankreich zur Königswahl angereiste Gegenkandidat FĂŒrst Franz Ludwig von Conti erhielt etwa die gleiche Stimmenanzahl, musste jedoch, von sĂ€chsischen Truppen genötigt, erfolglos in seine Heimat zurĂŒckkehren.

Mit dem Übertritt Augusts zum Katholizismus verlor Sachsen die FĂŒhrungsrolle unter den evangelischen ReichsstĂ€nden an Brandenburg- Preußen . August versicherte seinen sĂ€chsischen Untertanen im Religionsversicherungsdekret von 1697 ( 1734 von seinem Sohn erneuert), dass sein Übertritt zum Katholizismus keine Folgen fĂŒr sie habe. Dennoch entfremdete der Glaubenswechsel den Landesherren von seinen protestantischen Untertanen. Die Funktion des Oberhauptes der evangelischen Landeskirche in Sachsen ĂŒbertrug August zunĂ€chst dem Geheimen Rat und bezĂŒglich einiger Befugnisse einem ernestinischen Vetter. SpĂ€ter lenkte das Oberkonsistorium die Geschicke der Landeskirche weitgehend selbststĂ€ndig. Dennoch blieben die katholischen KurfĂŒrsten und Könige von Sachsen bis 1918 nominell OberhĂ€upter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und „HĂŒter des Protestantismus“.

Das „polnische Abenteuer“ ihres Landesherren kam die Sachsen teuer zu stehen. Aus der sĂ€chsischen Staatskasse flossen Unsummen an Bestechungsgeldern an den polnischen Adel und an kirchliche WĂŒrdentrĂ€ger Polens (in der Regierungszeit Augusts etwa 39 Mio. Reichstaler), um sich diese geneigt zu machen. August verkaufte hierfĂŒr sogar einige, nicht unbedeutende sĂ€chsische LĂ€ndereien. Ebenso verzichtete er 1689 gegen 733.333 Taler und 6 Pfennige auf seinen Anspruch auf Sachsen-Lauenburg.
König August II. zu Pferde, gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre, um 1718, Öl auf Leinwand, (55 x 70) cm, Jagdschloss Moritzburg
König August II. zu Pferde, gemalt von seinem Lieblingsmaler de Silvestre , um 1718 , Öl auf Leinwand, (55 x 70) cm, Jagdschloss Moritzburg

Regentschaft in Polen und Nordischer Krieg

August stĂŒtzte sich als Wahlkönig Polens hauptsĂ€chlich auf Sachsen; denn seine Beamten, die Kronarmee und die Staatskasse unterstanden in Polen dem Reichstag , dessen Politik von den mĂ€chtigen Magnatenfamilien und der Schlachta bestimmt wurde. Ihre Neigung zur Bildung von Konföderationen verwandelte das Königreich in ein Pulverfass. Der Reichstag Polens war durch diese Privatinteressen relativ handlungsunfĂ€hig; die Krone selbst hatte nur beschrĂ€nkte EinkĂŒnfte, welche dem Kronschatzmeister Przebendowski († 1729 ) unterstanden.

Nach dem Großen Nordischen Krieg strebte er daher die Entmachtung des Reichstages in einem Staatsstreich an. Sein Vertreter forderten dort die Verschmelzung der sĂ€chsischen Truppen mit der polnischen Kronarmee, nachdem man schon 1713 sĂ€mtliche polnische Festungen besetzt, Lager anlegen und Verhaftungen hatte vornehmen lassen. Da dies ein erster Schritt zur Errichtung einer absolutistisch orientierten Erbmonarchie in Polen bedeutet hĂ€tte, provozierte es 1715 / 16 den Aufstand der Konföderation von Tarnogrod , wodurch August seinen Thron riskierte. Es war hauptsĂ€chlich ein Aufstand des Kleinadels gegen den König; bedeutende Magnaten wie z.B. Litauens Hetman Ludwik Pociej (ein Freund Peters des Großen ) versuchten eher zu vermitteln. Die sĂ€chsischen Truppen blieben zwar in allen grĂ¶ĂŸeren Gefechten siegreich, konnten den Aufstand aber nicht beenden, so dass die Kassen knapp wurden. August akzeptierte die von den Konföderierten ins Spiel gebrachte Vermittlung des Zaren und erreichte im Frieden von Warschau 1716 bzw. im Stummen Sejm 1717 nur Teilerfolge. Die sĂ€chsische Armee musste im Gegenzug das Land verlassen.

Nach 1716 zeichnete sich jedoch eine gewisse Stabilisierung seiner Regierung in Polen ab, wodurch zwar einige Reformen möglich wurden - aber fĂŒr solche im Sinne des Absolutismus bestand keine Aussicht. Mehrere Reichstage platzten und August bemĂŒhte sich ergebnislos, dem Kurprinzen die Nachfolge zu sichern. Wenigstens erholte sich Polen in den 20er Jahren wirtschaftlich von den Auswirkungen des Nordischen Krieges . Der Gutsadel produzierte intensiv, der Warenaustausch zwischen Polen und Sachsen, durch die Leipziger Messe gefördert und Zollabkommen erleichtert, stieg. Vorzugsweise kamen dabei die Rohstoffe aus Polen und Fertigprodukte aus Sachsen. PalĂ€ste, Parks und zahlreiche neue Kirchen zeugten davon, dass Polen nach wie vor ĂŒber Ressourcen verfĂŒgte. Nur fehlte der Wille, etwas daraus zu machen. Eine zentrale Wirtschafts- und Finanzpolitik war in Polen nicht durchsetzbar, ein großer Teil der Steuern (bis zu 20%) blieben auf dem Einzugswege hĂ€ngen und merkantilistisches Denken beschrĂ€nkte sich auf das Eigeninteresse der Magnatenfamilien .

Gegen Ende des Nordischen Krieges sicherte sich August seine Polenpolitik gegenĂŒber Russland und Preußen im Wiener Allianzvertrag 1719 mit dem Kaiser und Großbritannien ab.

GroßmachttrĂ€ume und militĂ€rische Aufstockung

August der Starke in Matejkos GemĂ€ldereihe „Poczet Krolow Polskich“
August der Starke in Matejkos GemĂ€ldereihe „Poczet Krolow Polskich“
August hatte bereits 1704 den Plan gefasst, seinen Sohn mit der österreichischen Erzherzogin zu vermĂ€hlen, um sich damit besser gegen das immer stĂ€rker werdende Preußen behaupten zu können. Zudem erhoffte er sich davon im Falle eines Aussterbens des Hauses Habsburg die Möglichkeit zum Gewinn der Kaiserkrone fĂŒr sich selbst oder seinen Sohn - diese Absichten mussten jedoch bald wieder aufgegeben werden. Nach dem Tode Kaiser Josephs I. 1711 nahm August bis zur Wahl des Nachfolgers das mit der sĂ€chsischen KurwĂŒrde verbundene Amt des Reichsvikars wahr. In der Habsburgischen Erbfolgefrage nahm er gleichzeitig eine scheinbar neutrale Position im Reich ein. August plante zwar insgeheim, Kaiser Karl VI. beiseite zu setzen, aber ihm fehlten dazu die Mittel; auch machte seine angeschlagene Gesundheit nach 1726 weitere Schritte in diese Richtung unmöglich.

1722 verschĂ€rfte sich der seit 1721 schwelende Zollkrieg mit Brandenburg- Preußen . 1725 ĂŒbertrug der Kaiser Kur-Sachsen die Vertretung der Interessen der Magdeburger Ritterschaft gegen deren Lehnsherrn, König Friedrich Wilhelm I. in Preußen.

August ließ das, bereits seit 1682 bestehende, sĂ€chsische stehende Heer um 1700 / 01 erheblich verstĂ€rken und 1706 reorganisieren. 1712 wurde ein Ingenieurkops und 1723 die Ritterakademie zur Offiziersausbildung gegrĂŒndet. Letzterer Schritt mĂŒndete dann in die Augusteischen Heeresreform, welche auf Grund steigender Wirtschaftskraft bis 1732 nach preußischem Vorbild angegangen werden konnte und mit der sich August auf die Auseinandersetzung mit Habsburg und Preußen im drohenden Österreichischen Erbfolgekrieg vorzubereiten suchte. Im Sommer 1730 fĂŒhrte er im Zeithainer Lustlager, dem „Spektakel des Jahrhunderts“, unter dem Motto „Sic fulta manebit. Sic pax“ 48 geladenen europĂ€ischen FĂŒrsten und deren MilitĂ€rs eine starke, 30.000 Mann umfassende Armee in Manöveraktionen vor. Diese großartigen Festlichkeiten, abgeschlossen mit einem Feuerwerk, stellten nicht nur die militĂ€rische LeistungsfĂ€higkeit, sondern auch den hohen Stand der sĂ€chsischen Kunst und Kultur zur Schau. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in Preußen, notierte hierzu anerkennend: „Die drei Regimenter Kronprinz gut, Weissenfeld gut, sehr gut. Pflugk sehr miserabel, schlecht. Befehlsgebung gut. Von der Kavallerie habe ich Kommandos gesehen, die finde ich sehr propre“ – Bemerkungen aus denen bereits das Interesse spricht, Auskunft ĂŒber die militĂ€rischen Schwachstellen des sĂŒdlichen Nachbarn zu gewinnen. Der ebenfalls anwesende preußische Kronprinz Friedrich erfuhr damals auf dem diplomatischen Parkett einige KrĂ€nkungen, die zu seiner Abneigung gegen Sachsen und sein rĂŒcksichtsloses Vorgehen gegen das Land im SiebenjĂ€hrigen Krieg beigetragen haben dĂŒrften.

LegendÀre Kraft und Tod des Herrschers

Seine Beinamen „der Starke“, „sĂ€chsischer Herkules“ und „eiserne Hand“ beziehen sich auf die mitunter zur Schau gestellte körperliche Kraft, die er vermutlich von seiner Vorfahrin Cimburgis von Masowien erbte. So soll er in der Lage gewesen sein, ein Hufeisen mit den bloßen HĂ€nden zu zerbrechen.

August litt unter Diabetes mellitus , Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen . Er starb am frĂŒhen Morgen des 1. Februars 1733 nach einem SchwĂ€cheanfall im Alter von 62 Jahren in Warschau und wurde am 25. Januar 1734 im Beisein seines Sohnes in der Königskrypta der Wawelkathedrale des Schlosses zu Krakau feierlich beigesetzt.

Sein Herz kam in einer silbernen, innen vergoldeten Kapsel nach Dresden, wo es zunĂ€chst in der alten katholischen Hofkirchenkapelle zwischen Schloss und Taschenbergpalais aufbewahrt wurde, bis es dann in einer Mauernische der 1755 fertig gestellten Stiftergruft der Katholischen Hofkirche seinen endgĂŒltigen Platz fand.

Sein Tod zog eine Flut an Trauer- und Lobgedichten von den dazu verpflichteten Hofpoeten nach sich. GrĂ¶ĂŸere Bekanntheit erlangte darunter die, durch den in Hamburg akkreditierten sĂ€chsisch-polnischen Gesandten sowie den Hamburger Rat kommissionierte Arbeit des Theologiestudenten Zimmermann , die von Telemann fĂŒr seine „ Serenata Eroica “, die Trauermusik fĂŒr August den Starken, verwendet wurde.

BlĂŒte von Kunst, Kultur und höfischen VergnĂŒgungen

August ließ seine Residenzen in Dresden (daher der Beiname „Elbflorenz“) und Warschau - allerdings zulasten anderer sĂ€chsischer StĂ€dte und Regionen - zu den prĂ€chtigsten Europas ausbauen. Das Konzept seiner Baumaßnahmen lag aber nach ersten fehlgeschlagenen Planungen nicht in einem zweiten Versailles oder Schönbrunn , sondern in einer Kette von kleineren Schlössern und Palais mit ihrem jeweiligen Zweck.

In Dresden nutzte man den Zwinger und den Großen Garten fĂŒr Hoffeste. Das Japanisches Palais war als Porzellanschlösschen vorgesehen, Moritzburg diente der Jagd, Pillnitz den Wasserfesten auf der Elbe und der Barockgarten Großsedlitz den Festlichkeiten zur Verleihung des polnischen Adlerordens . Dazu kam eine stĂ€dtebauliche Neuordnung. In Warschau verzeichnet man den Umbau des Königsschlosses , den Bau des SĂ€chsischen Palais ( 1944 zerstört) und ebenfalls eine stĂ€dtebauliche Neuordnung (sog. „SĂ€chsische Achse“). Der König pachtete in Polen auch Schlösser, da das Bauen durch die VerhĂ€ltnisse in dem Land erschwert wurde, so dass sein Werk hier nicht ĂŒbermĂ€ĂŸig ĂŒber das großer Magnaten hinausragte.

Neue Bauvorschriften (wie die 13 „Flemmingschen Baupunkte“ von 1708 , Karchers Bauordnung von 1710 sowie eine weitere von 1720 ) regelten die Umwandlung der einstigen Renaissance -Stadt Dresden in eine Barockstadt (dabei verschwanden leider viele der schmalen GiebelhĂ€user der Gotik und Renaissance ), forderten die ausschließliche Steinbauweise und schrieben die Anzahl und Höhe der Stockwerke sowie eine Vereinheitlichung der Verputzfarbe vor. Sie kam vor allem beim barocken Wiederaufbau der Neuen Königsstadt zur Anwendung, aber auch im Bereich des Neumarktes entstanden neue StraßenzĂŒge mit einheitlichem Erscheinungsbild.

Als eine der ersten deutschen StĂ€dte besaß Dresden damals öffentlich zugĂ€ngliche Museen, die zum Vorbild vieler anderer (z.B. in Wien und MĂŒnchen) wurden. 1705 wurde eine Malerschule gegrĂŒndet, aus der die Dresdener Kunstakademie hervorging. Die Dresdener Kunstsammlungen, vor allem die Porzellansammlung , die Pretiosensammlung, die GemĂ€ldegalerie, die Antikensammlung , das Kupferstichkabinett , das MĂŒnzkabinett und der Mathematisch-Physikalische Salon wurden entsprechend dem Zeitgeschmack ausgebaut und gehören seitdem zu den reichsten und grĂ¶ĂŸten Europas .

Am sĂ€chsischen Hof waren bedeutende KĂŒnstler aus vielen LĂ€ndern Europas tĂ€tig und alles in allem konnte er Dresden zur fĂŒhrenden deutschen Kulturmetropole des Barock gestalten (Dresdner Barock). Unter seiner Herrschaft wirkten u.a.

  • die Baumeister und GebĂ€udekĂŒnstler le Plat , Klengel , Knöffel , Eigtved , Permoser, Schwarze , Longuelune , de Bodt , Pöppelmann , BĂ€hr , Jauch und Naumann,
  • die Maler de Silvestre und Fehling ,
  • die Komponisten Pisendel , Ristori , Veracini , Quantz und Zelenka
  • die Goldschmiede , Juweliere und Emailleure Dinglinger , Meyer und Irminger ,
  • der Kartograf und Geograf ZĂŒrner ,
  • die GlaskĂŒnstler und Erfinder des Porzellans in Europa Tschirnhaus und Böttger sowie
  • die Porzellangestalter KĂ€ndler und Höroldt .

Seine legendĂ€ren und fast stĂ€ndig stattfinden großen Festlichkeiten (etwa 60 im Jahr), wie die zu seinem Amtsantritt 1694 , die ĂŒberschwĂ€ngliche Begehung des Karnevals oder das höfische Karussell anlĂ€sslich des Besuches des DĂ€nenkönigs Friedrich 1709 , zu dessen Anlass sich August eine eigene goldene Sonnenmaske anfertigen ließ, waren dagegen wohldurchdachte Staatsaktionen, verschlangen jedoch Unsummen (ca. 25.000 Taler pro Jahr). Sie dienten wie seine neuen Schlösser und Kunstsammlungen der königlichen Selbstdarstellung vor der Kulisse der großen gesellschaftlichen GegensĂ€tze des Barock - nach dem Vorbild Ludwigs XIV. .

Die 4 Mio. Taler teure Hochzeit des Kurprinzen mit der Kaisertochter 1719 ging besonders opulent von statten: Die Braut, die am 2. September Pirna erreichte, ging an Bord der Buccentauro, eine Replik der venezianischen Staatsgondel und fuhr mit dieser, begleitet von anderen Prunkschiffen und -gondeln sowie mit Musik von Hebenstreit , Buffardin , Weiss , 6 Oboisten und 2 HornblĂ€sern, nach Dresden ein. Das Brautpaar traf sich anschließend mit August auf der, mit tĂŒrkischen Zelten dekorierten, Vogelwiese und hielt mit ĂŒber 100 geschmĂŒckten Kutschen Einzug ins Schloss. Die prunkvolle Parade wurde mit Trompeten - und Paukenmusik von den Triumphbögen und KirchentĂŒrmen aus begleitet. Am 3. September besuchte der Hof ein feierliches Te Deum mit Musik des Hoftrompetencorps in der Katholischen Hofkapelle. WĂ€hrend des StĂŒcks werden 330 SalutschĂŒsse abgefeuert, gefolgt von einer Festtafel im Schloss begleitet mit Hofkapellmusik und Singeinlagen sowie dem Besuch von Lottis Opera seria pastorale „Giove in Argo“ im neuen Opernhaus am Abend. Am 4. September folgten ein Tanzabend mit 94 Musikern im Riesensaal des Schlosses sowie französische („Ariane“) und italienische TheaterstĂŒcke am 5. und 6. September Außerdem fand ein sog. „Kampf-Jagen“ statt: begleitet von Horn -, Trompeten - und PaukenklĂ€ngen sowie ĂŒber 4000 Besuchern wurden in einem hölzernen Amphitheater verschiedene wilde Tiere (2 Löwen , 1 Panter , 1 Pavian , 6 BĂ€ren , Wildschweine und Auerochsen ) aufeinander losgelassen und dann von August und dem Brautpaar abgeschossen. Am 7. September wurde Lottis Oper „Ascanio overro Gli odi delusi dal sangue“ sowie ein italienisches TheaterstĂŒck aufgefĂŒhrt. Am 8. und 9. September fanden im Innenhof des Marstalls „Damen-Rennen“ und „Ringspiele“ sowie am Abend italienische Komödien und französische Tragödien („l'Inconnue“) statt. Am 10. September, dem Tag des Sonnenfestes, wurden Heinichens Festoratorium „La gara degli dei“ und spĂ€ter ein Feuerwerk , begleitet von 64 Trompeten, 8 Pauken und Tafelmusik, aufgefĂŒhrt. Die AuffĂŒhrung des französischen TheaterstĂŒcks „Hypermnestre“ folgte am 11. September. Am 12. September fand das Marsfest statt: WettkĂ€mpfe zu Pferde und zu Fuß sowie am Abend Theater. Am 13. und 15. September wurde „Teofane“ im Opernhaus und „Li quattro elementi accompaniment“ (beide von Lotti ) im Schlossgarten aufgefĂŒhrt – ergĂ€nzt durch französisches Theater am 14. September. Am 15. September dann das Fest des Jupiter mit einem „Karussell der vier Elemente“ – einer PferdevorfĂŒhrung mit MilitĂ€rmusik und italienischem Theater am Abend. Am nĂ€chsten Tag war Tanzabend und am Tag darauf fand das Fest zu Ehren der Erdgöttin Erda statt, bei dem eine AuffĂŒhrung von 300 Janitscharen mit 24 Mohren und 12 Heiden (deutschen und polnischen Lakeien) in tĂŒrkischen GewĂ€ndern stattfand – am Abend „Nacht-Schießen“.
FĂŒrstenzug in Dresden - Ausschnitt "August der Starke"
FĂŒrstenzug in Dresden - Ausschnitt "August der Starke"
Die Serenate „Diana sul'Elba“ Heinichen zu Ehren der Jagdgöttin wurde am am 18. September auf einem aufwĂ€ndig dekorierten Schiff, in der Form einer riesigen Muschelschale , mit 4 „ Nymphen “ an Bord und gezogen von 4 „ Seepferdchen “, aufgefĂŒhrt. In der anschließenden Wasser-Jagd wurden 400 Hirsche , Rehe und Wildschweine in die Elbe getrieben, um danach abgeschossen zu werden – am Abend italienisches Theater. Am 20. September fand das Merkurfest statt, welches einen festlichen Umzug, die AuffĂŒhrung einer italienischen Kantate, einen großen „Jahrmarkt der Nationen“, eine Messe und eine Lotterie im Zwinger beinhaltete – die Braut wurde in einem prĂ€chtigen Muschelwagen ins FestgelĂ€nde eingefahren. Am folgenden Tag war Theater. Unter den vielen anderen AktivitĂ€ten waren auch die AuffĂŒhrung des französischen Divertissements „Les quatres saisons“ mit einem Text von Poisson und der Musik des Kapellmeisters Schmidt am Tage des Venusfests (23. September) unter freiem Himmel im Schlossgarten, bei dem auch ĂŒber 100 Angehörige des Hofes im Venustempel selbst tanzten und zu der auch HĂ€ndel aus London und Telemann angereist waren - sicher auch, um das neue Opernhaus am Zwinger, das grĂ¶ĂŸte und prunkvollste seiner Zeit, zu sehen. Zuletzt fand am 26. September das Fest des Saturns statt, welches einen Festumzug der BergmĂ€nner , einem ĂŒppigen Festbankett, eine Jagd, Vokalmusik und eine italienische Komödie umfasste. August gab ein teures Buch mit Kupferstichen von diesem Fest in Auftrag. Anschließend fand noch ein „Klopf-Jagen“ statt. Die Feierlichkeiten fanden mit der AuffĂŒhrung von Lottis Oper „Ascanio“ am 24. und 29. September sowie italienischem Theater am 28. September ein Ende.

Rangordnung und Intrigen prÀgten auch Augusts Hof , der dazu durch den polnischen Adel ein fast exotisches Flair bekam.

Ehe, MĂ€tressen und Nachkommen

Am 20. Januar 1693 heiratete er

Er folgte seinem Vater auf die Throne von Sachsen und Polen . Königin Christiane zog sich spĂ€ter, wohl aus Verbitterung ĂŒber den Übertritt ihres Mannes zum Katholizismus , auf Schloss Pretzsch an der Elbe zurĂŒck, wo sie auch starb. August wurde vor allem bekannt durch seine, zur damaligen Zeit jedoch nicht ungelĂ€ufige, MĂ€tressenwirtschaft (z.B. AffĂ€ren mit GrĂ€fin Johanna Theresia (od. Maximiliane?) von Lamberg (geb. GrĂ€fin Hi(es)serle/Esterle und Chodau), Ermuthe Sophie von Dieskau , Freiin Henriette von Osterhausen , GrĂ€fin Maria Magdalena von Dönhoff und Bielinski (* 1693 ), der TĂ€nzerin und Schauspielerin AngĂ©lique Duparc). So wurde ihm von einer preußischen Prinzessin die ĂŒbertriebene Zahl von ĂŒber „354 Kindern“ angedichtet. Überliefert und von ihm anerkannt sind jedoch diese acht weiteren Nachkommen:

  • mit Maria Aurora (* 28. April 1662 in Stade; † 16. Februar 1728 in Quedlinburg), GrĂ€fin von Königsmarck und Pröpstin zu Quedlinburg:
    • Hermann Moritz (* 28. Oktober 1696 in Goslar; † 30. November 1750 in Chambord ), Graf von Sachsen ∞ (am 12. MĂ€rz 1714 zu Moritzburg ; geschieden am 26. MĂ€rz 1721 ) mit Johanna Victoria Tugendreich (* 8. Februar 1699 ; † 1747 ), GrĂ€fin von Löben
  • mit Ursula Katharina von Altenbockum (* 25. November 1680 in Warschau ; † 4. Mai 1743 in Dresden), ReichsfĂŒrstin von Teschen , Herrin von Hoyerswerda, vorm. verh. FĂŒrstin Lubomirska, nachm. verh. Prinzessin von WĂŒrttemberg-Winnental
  • mit Fatima alias Maria Anna, verh. von Spiegel
    • Friedrich August (* 19. Juni 1702 in Warschau od. Dresden; † 16. MĂ€rz 1764 in Pillnitz), Graf Rutowski ∞ (am 4. Januar 1739 ) mit Ludovika Amalia (* 3. Mai 1722 ; † 27. Juli 1778 ), Prinzessin Lubomirska
    • Katharina (* 1706 ; † vor 1750 ), GrĂ€fin Rutowska ∞ (1. 1728 , spĂ€ter geschieden) mit Michael († 22. Mai 1746 ), Graf Bielinski; ∞ (2. 1732 ) mit Claude Marie († 1755 ), Graf von Bellegarde
  • mit Anna Constantia von Brockdorff (* 17. Oktober 1680 in Depenau; † 31. MĂ€rz 1765 in Stolpen), vorm. verh. Freiherrin von Hoym, ReichsgrĂ€fin von Cosel
    • Augusta Anna Constantia (* 24. Februar 1708 ; † 3. Februar 1728 ), GrĂ€fin von Cosel ∞ (am 3. Juni 1725 ) mit Heinrich Friedrich (* 25. August 1681 ; † 8. Dezember 1739 in Zette oder Montpellier ), Graf von Friesen
    • Friederike Alexandrine (* 1709 ; † 1784 ), GrĂ€fin von Cosel ∞ (am 18. Februar 1730 ) mit Johann Xantius Anton († 14. September 1737 ), Graf Moczynski
    • Friedrich August (* 27. August 1712 ; † 15. Oktober 1770 ), Reichsgraf von Cosel ∞ (am 1. Juni 1749 ) mit Friederike Christiane (* 1723 ; † 1793 ), GrĂ€fin von Holtzendorff
  • mit Henriette RenĂĄrd/Duval (französische Kammerfrau)
    • Anna Karolina (* November 1707 ; † 27. September 1769 in Avignon ), GrĂ€fin Orzielska ∞ (am 10. August 1730 ; geschieden 1733 ) mit Karl Ludwig Friedrich (* 18. September 1690 ; † 22. September 1774 Königsberg ), Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck

Filme

Sachsens Glanz und Preußens Gloria , 1983 - 1987

Weblinks

Literatur

  • Georg Piltz, August der Starke TrĂ€ume und Taten eines deutschen FĂŒrsten, Berlin 1986
  • J. Kalisch, J. Gierowski (Hrsg.), Um die polnische Krone Sachsen und Polen wĂ€hrend des Nordischen Krieges 1700-1721, Berlin 1962
  • August der Starke und seine Zeit : BeitrĂ€ge des Kolloquiums vom 16./17. September 1994 auf der Festung Königstein (Saxonia Bd. 1) Dresden 1995.
  • Sachsen und Polen zwischen 1697 und 1765. BeitrĂ€ge der wissenschaftlichen Konferenz vom 26. bis 28. Juni 1997 in Dresden (Saxonia Bd. 4/5) Dresden 1998.
  • Walter Fellmann, Heinrich Graf BrĂŒhl - Ein Lebens- und Zeitbild, Leipzig 1989
  • Dr. C. Gretschel, Geschichte des SĂ€chsischen Volkes und Staates, Leipzig 1847
  • Karl Czok, August der Starke und seine Zeit, Leipzig 1997
  • Kurt Milde (Hrsg.), MatthĂ€us Daniel Pöppelmann 1662-1736, Dresden 1990
  • AladĂĄr von Boroviczeny, Graf von BrĂŒhl, Wien 1930
  • Sachsen und die Wettiner - Chancen und RealitĂ€ten, 1990
  • Polen und Sachsen - Zwischen NĂ€he und Distanz, 1997
  • A. Gieysztor, S. Kieniewicz u.a., History of Poland, Warschau 1968
  • Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, Stuttgart 2003
  • E. Delau, August der Starke und seine MĂ€tressen, 2005
  • Jozef I. Kraszewski, König August der Starke, 1999
Commons: August II. (Polen) – Bilder, Videos oder Audiodateien

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