August II. (Polen)
August der Starke (* 12. Mai 1670 in Dresden; â 1. Februar 1733 in Warschau ), zweitĂ€ltester Sohn Johann Georgs III. von Sachsen und der Prinzessin Anna Sophie von DĂ€nemark und Norwegen ; aus der albertinischen Linie des FĂŒrstengeschlechts der Wettiner stammender KurfĂŒrst und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation , Herzog von Sachsen, Markgraf von MeiĂen und der Oberlausitz, Graf von Barby (als Friedrich August I.) sowie König von Polen und GroĂherzog von Litauen , ReuĂen , Masowien , Samogitien , Kyovien , Wolhynien , Podolien , Podlachien , Sewerien und Czschernikowien (als August II.).
Inhaltsverzeichnis |
Leben
August erhielt schon frĂŒh eine standesgemĂ€Ăe Ausbildung, zu welcher 1676 u.a. folgende drei Erzieher berufen wurden:
- von Knoch fĂŒr die Fremdsprachen Italienisch , Französisch und Spanisch
- Bernhardi fĂŒr die Musik
- von Klengel fĂŒr das MilitĂ€rwesen , Zeichnen , Fortifikationswesen und die Mathematik
DarĂŒber hinaus erhielt er Unterricht in Theologie und Geschichte , vor allem die der regierenden HĂ€user Europas . AnschlieĂend folgte dann die obligatorische Kavalierstour , die August am 19. Mai 1687 , wenige Tage nach seinem 17. Geburtstag antrat. Es war eine geplante âReise auf drey Jahrâ, die von Dresden ĂŒber Frankfurt am Main, StraĂburg , Paris , Spanien , Portugal , England , Holland , DĂ€nemark , Schweden , NĂŒrnberg, Augsburg, MĂŒnchen, Innsbruck, Mailand, Venedig und Wien zurĂŒck nach Dresden fĂŒhrte, wo er am 28. April 1689 wieder eintraf. Begleitet wurde August von seinem Hofmeister von Haxthausen , der ihn auch im Reiten , Fechten und SchieĂen unterrichtete, dem Pfarrer Dr. Anton, dem Stallmeister von Einsiedel, dem Kammerjunker von Thielau sowie den Ărzten Dr. Pauli und Dr. Bartholomaei , der 1708 zum Arkanisten wurde und dem August die Ăberwachung und Aufsicht der Böttgerschen Goldversuche und Porzellangewinnung mit ĂŒbertrug.
August wurde nach dem Tod seines Bruders 1694 unerwartet neuer KurfĂŒrst von Sachsen, womit in der sĂ€chsischen Geschichtsschreibung das sog. Augusteische Zeitalter begann, welches seine Regierungszeit und die seines Sohnes zusammenfasst.
Regierung im sÀchsischen Kurstaat
Versuche zur Etablierung des Absolutismus
In Sachsen drĂ€ngte August den Einfluss des alteingesessenen Adels zurĂŒck und regierte mittels des 1706 geschaffenen Geheimen Kabinetts, dessen bedeutendste Minister und Offiziere von Schöning, von Hoym , von Zech und Graf Flemming waren. Das Geheime Kabinett wurde durch bestĂ€ndige Erweiterung seiner Befugnisse zur obersten Zentralbehörde gemacht und der Beamtenapparat mit loyalen BĂŒrgerlichen besetzt. Zu einem wirklichen Absolutismus kam es aber nie. Dies wurde noch 1717 im Streit des KurfĂŒrsten einerseits und dem sĂ€chsischen Adel sowie des aufstrebenden BĂŒrgertums andererseits deutlich, wobei Anlass der Revolte der Ăbertritt des Kurprinzen zum Katholizismus war. 1724 löste der âCodex Augusteusâ die âKonstitutionenâ von 1572 , das bis dahin umfangreichste sĂ€chsische Gesetzeswerk, ab und die neue Landtagsordnung von 1728 fĂŒhrte zu einer weiteren EinschrĂ€nkung der Rechte der StĂ€nde. FĂŒr die Zeit seiner Abwesenheit von Sachsen ernannte August, ohne BestĂ€tigung durch die StĂ€nde, 1697 bis 1706 den schwĂ€bischen ReichsfĂŒrsten Anton Egon zu FĂŒrstenberg-Heiligenberg (* 1656 ; â 1716 ), seit 1698 auch PrĂ€sident des Revisionskollegiums, zu seinem Statthalter dort.
Finanzwesen
Im Oktober 1694 lieĂ er eine landesweite statistische Erfassung aller EinkĂŒnfte und Nutzungen nach einem einheitlichen Schema durchfĂŒhren. August wollte entsprechend seinem absolutistischen Machtbewusstsein finanziell unabhĂ€ngig von den StĂ€nden agieren, da diesen die Bewilligung direkter Steuern zustand, weshalb er sich um die EinfĂŒhrung indirekter, d.h. verbrauchsorientierter Steuern bemĂŒhte, was ihm mit Schaffung der Generalkonsumakzise 1703 auch gelang. Zur Ordnung der Staatsfinanzen wurde 1707 eine oberste RechnungsprĂŒfbehörde eingerichtet.
Wirtschaftspolitik
Seit 1712 stand der Ăkonom Marperger (* 1656 ; â 1730 ) in sĂ€chsischen Diensten und war mit seinem Rat maĂgeblich an vielen der Reformen beteiligt. Die sĂ€chsische Wirtschaft wurde nach den GrundsĂ€tzen des Merkantilismus staatlich gefördert und auf Export orientiert (Leipziger Messe), wobei sich August zur Effektivierung dieser Anstrengungen auch um die GrĂŒndung eines Kommerzkollegiums bemĂŒhte, was jedoch erst 2 Jahre nach seinem Tod umgesetzt wurde. Als wirtschaftlich bedeutsam erwies sich auch die Landesvermessung und Reform der sĂ€chsischen Post um 1722 , die damals die schnellste im Deutschen Reich wurde. Bekannt ist zudem die Nacherfindung des Porzellans durch Tschirnhaus und Böttger , die 1710 zur GrĂŒndung der MeiĂner Porzellanmanufaktur mĂŒndete. Neben dieser Errungenschaft betĂ€tigte er sich auch selbst als Unternehmer , z.B. mit der Olbernhauer Waffenschmiede sowie der Fayence -Manufaktur von 1708 in der Neuen Königsstadt. Insgesamt wurden in Augusts Regierungszeit in Sachsen 26 Manufakturen geschaffen.
AuswÀrtige Beziehungen, kriegerische Auseinandersetzungen und Politik in Polen
Glaubenswechsel, Gewinnung der polnischen Krone und konfessionspolitische Folgen
Durch heimlichen Ăbertritt am 1. Juni 1697 in der katholischen Hofkapelle zu Baden bei Wien und spĂ€ter öffentlichen in Deutsch-Piekar zum katholischen Glauben , in dem er das vorgeschriebene Apostolische Glaubensbekenntnis vor seinem GroĂcousin Prinz Christian August von Sachsen-Zeitz , dem Bischof von Raab, ablegte, welcher ihn auch geheim im neuen Glauben unterrichtet hatte und nach erfolgter Konversion eine Bescheinigung ausstellte, die vom pĂ€pstlichen Internuntius beglaubigt wurde - sowie den ĂŒblichen Bestechungsgeldern , groĂenteils aufgebracht durch seinen Hofjuden Lehmann , konnte er am 26. / 27. Juni in Warschau gewĂ€hlt und am 15. September des selben Jahres in Krakau gekrönt auch den polnischen Thron als August II. Mocny gewinnen, den er nach der Niederlage gegen die Schweden im GroĂen Nordischen Krieg niederlegen musste, aber 1709 wiedergewann. Der aus Frankreich zur Königswahl angereiste Gegenkandidat FĂŒrst Franz Ludwig von Conti erhielt etwa die gleiche Stimmenanzahl, musste jedoch, von sĂ€chsischen Truppen genötigt, erfolglos in seine Heimat zurĂŒckkehren.
Mit dem Ăbertritt Augusts zum Katholizismus verlor Sachsen die FĂŒhrungsrolle unter den evangelischen ReichsstĂ€nden an Brandenburg- PreuĂen . August versicherte seinen sĂ€chsischen Untertanen im Religionsversicherungsdekret von 1697 ( 1734 von seinem Sohn erneuert), dass sein Ăbertritt zum Katholizismus keine Folgen fĂŒr sie habe. Dennoch entfremdete der Glaubenswechsel den Landesherren von seinen protestantischen Untertanen. Die Funktion des Oberhauptes der evangelischen Landeskirche in Sachsen ĂŒbertrug August zunĂ€chst dem Geheimen Rat und bezĂŒglich einiger Befugnisse einem ernestinischen Vetter. SpĂ€ter lenkte das Oberkonsistorium die Geschicke der Landeskirche weitgehend selbststĂ€ndig. Dennoch blieben die katholischen KurfĂŒrsten und Könige von Sachsen bis 1918 nominell OberhĂ€upter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und âHĂŒter des Protestantismusâ.
Das âpolnische Abenteuerâ ihres Landesherren kam die Sachsen teuer zu stehen. Aus der sĂ€chsischen Staatskasse flossen Unsummen an Bestechungsgeldern an den polnischen Adel und an kirchliche WĂŒrdentrĂ€ger Polens (in der Regierungszeit Augusts etwa 39 Mio. Reichstaler), um sich diese geneigt zu machen. August verkaufte hierfĂŒr sogar einige, nicht unbedeutende sĂ€chsische LĂ€ndereien. Ebenso verzichtete er 1689 gegen 733.333 Taler und 6 Pfennige auf seinen Anspruch auf Sachsen-Lauenburg.Regentschaft in Polen und Nordischer Krieg
August stĂŒtzte sich als Wahlkönig Polens hauptsĂ€chlich auf Sachsen; denn seine Beamten, die Kronarmee und die Staatskasse unterstanden in Polen dem Reichstag , dessen Politik von den mĂ€chtigen Magnatenfamilien und der Schlachta bestimmt wurde. Ihre Neigung zur Bildung von Konföderationen verwandelte das Königreich in ein Pulverfass. Der Reichstag Polens war durch diese Privatinteressen relativ handlungsunfĂ€hig; die Krone selbst hatte nur beschrĂ€nkte EinkĂŒnfte, welche dem Kronschatzmeister Przebendowski (â 1729 ) unterstanden.
Nach dem GroĂen Nordischen Krieg strebte er daher die Entmachtung des Reichstages in einem Staatsstreich an. Sein Vertreter forderten dort die Verschmelzung der sĂ€chsischen Truppen mit der polnischen Kronarmee, nachdem man schon 1713 sĂ€mtliche polnische Festungen besetzt, Lager anlegen und Verhaftungen hatte vornehmen lassen. Da dies ein erster Schritt zur Errichtung einer absolutistisch orientierten Erbmonarchie in Polen bedeutet hĂ€tte, provozierte es 1715 / 16 den Aufstand der Konföderation von Tarnogrod , wodurch August seinen Thron riskierte. Es war hauptsĂ€chlich ein Aufstand des Kleinadels gegen den König; bedeutende Magnaten wie z.B. Litauens Hetman Ludwik Pociej (ein Freund Peters des GroĂen ) versuchten eher zu vermitteln. Die sĂ€chsischen Truppen blieben zwar in allen gröĂeren Gefechten siegreich, konnten den Aufstand aber nicht beenden, so dass die Kassen knapp wurden. August akzeptierte die von den Konföderierten ins Spiel gebrachte Vermittlung des Zaren und erreichte im Frieden von Warschau 1716 bzw. im Stummen Sejm 1717 nur Teilerfolge. Die sĂ€chsische Armee musste im Gegenzug das Land verlassen.
Nach 1716 zeichnete sich jedoch eine gewisse Stabilisierung seiner Regierung in Polen ab, wodurch zwar einige Reformen möglich wurden - aber fĂŒr solche im Sinne des Absolutismus bestand keine Aussicht. Mehrere Reichstage platzten und August bemĂŒhte sich ergebnislos, dem Kurprinzen die Nachfolge zu sichern. Wenigstens erholte sich Polen in den 20er Jahren wirtschaftlich von den Auswirkungen des Nordischen Krieges . Der Gutsadel produzierte intensiv, der Warenaustausch zwischen Polen und Sachsen, durch die Leipziger Messe gefördert und Zollabkommen erleichtert, stieg. Vorzugsweise kamen dabei die Rohstoffe aus Polen und Fertigprodukte aus Sachsen. PalĂ€ste, Parks und zahlreiche neue Kirchen zeugten davon, dass Polen nach wie vor ĂŒber Ressourcen verfĂŒgte. Nur fehlte der Wille, etwas daraus zu machen. Eine zentrale Wirtschafts- und Finanzpolitik war in Polen nicht durchsetzbar, ein groĂer Teil der Steuern (bis zu 20%) blieben auf dem Einzugswege hĂ€ngen und merkantilistisches Denken beschrĂ€nkte sich auf das Eigeninteresse der Magnatenfamilien .
Gegen Ende des Nordischen Krieges sicherte sich August seine Polenpolitik gegenĂŒber Russland und PreuĂen im Wiener Allianzvertrag 1719 mit dem Kaiser und GroĂbritannien ab.
GroĂmachttrĂ€ume und militĂ€rische Aufstockung
August hatte bereits 1704 den Plan gefasst, seinen Sohn mit der österreichischen Erzherzogin zu vermĂ€hlen, um sich damit besser gegen das immer stĂ€rker werdende PreuĂen behaupten zu können. Zudem erhoffte er sich davon im Falle eines Aussterbens des Hauses Habsburg die Möglichkeit zum Gewinn der Kaiserkrone fĂŒr sich selbst oder seinen Sohn - diese Absichten mussten jedoch bald wieder aufgegeben werden. Nach dem Tode Kaiser Josephs I. 1711 nahm August bis zur Wahl des Nachfolgers das mit der sĂ€chsischen KurwĂŒrde verbundene Amt des Reichsvikars wahr. In der Habsburgischen Erbfolgefrage nahm er gleichzeitig eine scheinbar neutrale Position im Reich ein. August plante zwar insgeheim, Kaiser Karl VI. beiseite zu setzen, aber ihm fehlten dazu die Mittel; auch machte seine angeschlagene Gesundheit nach 1726 weitere Schritte in diese Richtung unmöglich.1722 verschĂ€rfte sich der seit 1721 schwelende Zollkrieg mit Brandenburg- PreuĂen . 1725 ĂŒbertrug der Kaiser Kur-Sachsen die Vertretung der Interessen der Magdeburger Ritterschaft gegen deren Lehnsherrn, König Friedrich Wilhelm I. in PreuĂen.
August lieĂ das, bereits seit 1682 bestehende, sĂ€chsische stehende Heer um 1700 / 01 erheblich verstĂ€rken und 1706 reorganisieren. 1712 wurde ein Ingenieurkops und 1723 die Ritterakademie zur Offiziersausbildung gegrĂŒndet. Letzterer Schritt mĂŒndete dann in die Augusteischen Heeresreform, welche auf Grund steigender Wirtschaftskraft bis 1732 nach preuĂischem Vorbild angegangen werden konnte und mit der sich August auf die Auseinandersetzung mit Habsburg und PreuĂen im drohenden Ăsterreichischen Erbfolgekrieg vorzubereiten suchte. Im Sommer 1730 fĂŒhrte er im Zeithainer Lustlager, dem âSpektakel des Jahrhundertsâ, unter dem Motto âSic fulta manebit. Sic paxâ 48 geladenen europĂ€ischen FĂŒrsten und deren MilitĂ€rs eine starke, 30.000 Mann umfassende Armee in Manöveraktionen vor. Diese groĂartigen Festlichkeiten, abgeschlossen mit einem Feuerwerk, stellten nicht nur die militĂ€rische LeistungsfĂ€higkeit, sondern auch den hohen Stand der sĂ€chsischen Kunst und Kultur zur Schau. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in PreuĂen, notierte hierzu anerkennend: âDie drei Regimenter Kronprinz gut, Weissenfeld gut, sehr gut. Pflugk sehr miserabel, schlecht. Befehlsgebung gut. Von der Kavallerie habe ich Kommandos gesehen, die finde ich sehr propreâ â Bemerkungen aus denen bereits das Interesse spricht, Auskunft ĂŒber die militĂ€rischen Schwachstellen des sĂŒdlichen Nachbarn zu gewinnen. Der ebenfalls anwesende preuĂische Kronprinz Friedrich erfuhr damals auf dem diplomatischen Parkett einige KrĂ€nkungen, die zu seiner Abneigung gegen Sachsen und sein rĂŒcksichtsloses Vorgehen gegen das Land im SiebenjĂ€hrigen Krieg beigetragen haben dĂŒrften.
LegendÀre Kraft und Tod des Herrschers
Seine Beinamen âder Starkeâ, âsĂ€chsischer Herkulesâ und âeiserne Handâ beziehen sich auf die mitunter zur Schau gestellte körperliche Kraft, die er vermutlich von seiner Vorfahrin Cimburgis von Masowien erbte. So soll er in der Lage gewesen sein, ein Hufeisen mit den bloĂen HĂ€nden zu zerbrechen.
August litt unter Diabetes mellitus , Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen . Er starb am frĂŒhen Morgen des 1. Februars 1733 nach einem SchwĂ€cheanfall im Alter von 62 Jahren in Warschau und wurde am 25. Januar 1734 im Beisein seines Sohnes in der Königskrypta der Wawelkathedrale des Schlosses zu Krakau feierlich beigesetzt.
Sein Herz kam in einer silbernen, innen vergoldeten Kapsel nach Dresden, wo es zunĂ€chst in der alten katholischen Hofkirchenkapelle zwischen Schloss und Taschenbergpalais aufbewahrt wurde, bis es dann in einer Mauernische der 1755 fertig gestellten Stiftergruft der Katholischen Hofkirche seinen endgĂŒltigen Platz fand.
Sein Tod zog eine Flut an Trauer- und Lobgedichten von den dazu verpflichteten Hofpoeten nach sich. GröĂere Bekanntheit erlangte darunter die, durch den in Hamburg akkreditierten sĂ€chsisch-polnischen Gesandten sowie den Hamburger Rat kommissionierte Arbeit des Theologiestudenten Zimmermann , die von Telemann fĂŒr seine â Serenata Eroica â, die Trauermusik fĂŒr August den Starken, verwendet wurde.
BlĂŒte von Kunst, Kultur und höfischen VergnĂŒgungen
August lieĂ seine Residenzen in Dresden (daher der Beiname âElbflorenzâ) und Warschau - allerdings zulasten anderer sĂ€chsischer StĂ€dte und Regionen - zu den prĂ€chtigsten Europas ausbauen. Das Konzept seiner BaumaĂnahmen lag aber nach ersten fehlgeschlagenen Planungen nicht in einem zweiten Versailles oder Schönbrunn , sondern in einer Kette von kleineren Schlössern und Palais mit ihrem jeweiligen Zweck.
In Dresden nutzte man den Zwinger und den GroĂen Garten fĂŒr Hoffeste. Das Japanisches Palais war als Porzellanschlösschen vorgesehen, Moritzburg diente der Jagd, Pillnitz den Wasserfesten auf der Elbe und der Barockgarten GroĂsedlitz den Festlichkeiten zur Verleihung des polnischen Adlerordens . Dazu kam eine stĂ€dtebauliche Neuordnung. In Warschau verzeichnet man den Umbau des Königsschlosses , den Bau des SĂ€chsischen Palais ( 1944 zerstört) und ebenfalls eine stĂ€dtebauliche Neuordnung (sog. âSĂ€chsische Achseâ). Der König pachtete in Polen auch Schlösser, da das Bauen durch die VerhĂ€ltnisse in dem Land erschwert wurde, so dass sein Werk hier nicht ĂŒbermĂ€Ăig ĂŒber das groĂer Magnaten hinausragte.
Neue Bauvorschriften (wie die 13 âFlemmingschen Baupunkteâ von 1708 , Karchers Bauordnung von 1710 sowie eine weitere von 1720 ) regelten die Umwandlung der einstigen Renaissance -Stadt Dresden in eine Barockstadt (dabei verschwanden leider viele der schmalen GiebelhĂ€user der Gotik und Renaissance ), forderten die ausschlieĂliche Steinbauweise und schrieben die Anzahl und Höhe der Stockwerke sowie eine Vereinheitlichung der Verputzfarbe vor. Sie kam vor allem beim barocken Wiederaufbau der Neuen Königsstadt zur Anwendung, aber auch im Bereich des Neumarktes entstanden neue StraĂenzĂŒge mit einheitlichem Erscheinungsbild.
Als eine der ersten deutschen StĂ€dte besaĂ Dresden damals öffentlich zugĂ€ngliche Museen, die zum Vorbild vieler anderer (z.B. in Wien und MĂŒnchen) wurden. 1705 wurde eine Malerschule gegrĂŒndet, aus der die Dresdener Kunstakademie hervorging. Die Dresdener Kunstsammlungen, vor allem die Porzellansammlung , die Pretiosensammlung, die GemĂ€ldegalerie, die Antikensammlung , das Kupferstichkabinett , das MĂŒnzkabinett und der Mathematisch-Physikalische Salon wurden entsprechend dem Zeitgeschmack ausgebaut und gehören seitdem zu den reichsten und gröĂten Europas .Am sĂ€chsischen Hof waren bedeutende KĂŒnstler aus vielen LĂ€ndern Europas tĂ€tig und alles in allem konnte er Dresden zur fĂŒhrenden deutschen Kulturmetropole des Barock gestalten (Dresdner Barock). Unter seiner Herrschaft wirkten u.a.
- die Baumeister und GebĂ€udekĂŒnstler le Plat , Klengel , Knöffel , Eigtved , Permoser, Schwarze , Longuelune , de Bodt , Pöppelmann , BĂ€hr , Jauch und Naumann,
- die Maler de Silvestre und Fehling ,
- die Komponisten Pisendel , Ristori , Veracini , Quantz und Zelenka
- die Goldschmiede , Juweliere und Emailleure Dinglinger , Meyer und Irminger ,
- der Kartograf und Geograf ZĂŒrner ,
- die GlaskĂŒnstler und Erfinder des Porzellans in Europa Tschirnhaus und Böttger sowie
- die Porzellangestalter KÀndler und Höroldt .
Seine legendĂ€ren und fast stĂ€ndig stattfinden groĂen Festlichkeiten (etwa 60 im Jahr), wie die zu seinem Amtsantritt 1694 , die ĂŒberschwĂ€ngliche Begehung des Karnevals oder das höfische Karussell anlĂ€sslich des Besuches des DĂ€nenkönigs Friedrich 1709 , zu dessen Anlass sich August eine eigene goldene Sonnenmaske anfertigen lieĂ, waren dagegen wohldurchdachte Staatsaktionen, verschlangen jedoch Unsummen (ca. 25.000 Taler pro Jahr). Sie dienten wie seine neuen Schlösser und Kunstsammlungen der königlichen Selbstdarstellung vor der Kulisse der groĂen gesellschaftlichen GegensĂ€tze des Barock - nach dem Vorbild Ludwigs XIV. .
Die 4 Mio. Taler teure Hochzeit des Kurprinzen mit der Kaisertochter 1719 ging besonders opulent von statten: Die Braut, die am 2. September Pirna erreichte, ging an Bord der Buccentauro, eine Replik der venezianischen Staatsgondel und fuhr mit dieser, begleitet von anderen Prunkschiffen und -gondeln sowie mit Musik von Hebenstreit , Buffardin , Weiss , 6 Oboisten und 2 HornblĂ€sern, nach Dresden ein. Das Brautpaar traf sich anschlieĂend mit August auf der, mit tĂŒrkischen Zelten dekorierten, Vogelwiese und hielt mit ĂŒber 100 geschmĂŒckten Kutschen Einzug ins Schloss. Die prunkvolle Parade wurde mit Trompeten - und Paukenmusik von den Triumphbögen und KirchentĂŒrmen aus begleitet. Am 3. September besuchte der Hof ein feierliches Te Deum mit Musik des Hoftrompetencorps in der Katholischen Hofkapelle. WĂ€hrend des StĂŒcks werden 330 SalutschĂŒsse abgefeuert, gefolgt von einer Festtafel im Schloss begleitet mit Hofkapellmusik und Singeinlagen sowie dem Besuch von Lottis Opera seria pastorale âGiove in Argoâ im neuen Opernhaus am Abend. Am 4. September folgten ein Tanzabend mit 94 Musikern im Riesensaal des Schlosses sowie französische (âArianeâ) und italienische TheaterstĂŒcke am 5. und 6. September AuĂerdem fand ein sog. âKampf-Jagenâ statt: begleitet von Horn -, Trompeten - und PaukenklĂ€ngen sowie ĂŒber 4000 Besuchern wurden in einem hölzernen Amphitheater verschiedene wilde Tiere (2 Löwen , 1 Panter , 1 Pavian , 6 BĂ€ren , Wildschweine und Auerochsen ) aufeinander losgelassen und dann von August und dem Brautpaar abgeschossen. Am 7. September wurde Lottis Oper âAscanio overro Gli odi delusi dal sangueâ sowie ein italienisches TheaterstĂŒck aufgefĂŒhrt. Am 8. und 9. September fanden im Innenhof des Marstalls âDamen-Rennenâ und âRingspieleâ sowie am Abend italienische Komödien und französische Tragödien (âl'Inconnueâ) statt. Am 10. September, dem Tag des Sonnenfestes, wurden Heinichens Festoratorium âLa gara degli deiâ und spĂ€ter ein Feuerwerk , begleitet von 64 Trompeten, 8 Pauken und Tafelmusik, aufgefĂŒhrt. Die AuffĂŒhrung des französischen TheaterstĂŒcks âHypermnestreâ folgte am 11. September. Am 12. September fand das Marsfest statt: WettkĂ€mpfe zu Pferde und zu FuĂ sowie am Abend Theater. Am 13. und 15. September wurde âTeofaneâ im Opernhaus und âLi quattro elementi accompanimentâ (beide von Lotti ) im Schlossgarten aufgefĂŒhrt â ergĂ€nzt durch französisches Theater am 14. September. Am 15. September dann das Fest des Jupiter mit einem âKarussell der vier Elementeâ â einer PferdevorfĂŒhrung mit MilitĂ€rmusik und italienischem Theater am Abend. Am nĂ€chsten Tag war Tanzabend und am Tag darauf fand das Fest zu Ehren der Erdgöttin Erda statt, bei dem eine AuffĂŒhrung von 300 Janitscharen mit 24 Mohren und 12 Heiden (deutschen und polnischen Lakeien) in tĂŒrkischen GewĂ€ndern stattfand â am Abend âNacht-SchieĂenâ.Die Serenate âDiana sul'Elbaâ Heinichen zu Ehren der Jagdgöttin wurde am am 18. September auf einem aufwĂ€ndig dekorierten Schiff, in der Form einer riesigen Muschelschale , mit 4 â Nymphen â an Bord und gezogen von 4 â Seepferdchen â, aufgefĂŒhrt. In der anschlieĂenden Wasser-Jagd wurden 400 Hirsche , Rehe und Wildschweine in die Elbe getrieben, um danach abgeschossen zu werden â am Abend italienisches Theater. Am 20. September fand das Merkurfest statt, welches einen festlichen Umzug, die AuffĂŒhrung einer italienischen Kantate, einen groĂen âJahrmarkt der Nationenâ, eine Messe und eine Lotterie im Zwinger beinhaltete â die Braut wurde in einem prĂ€chtigen Muschelwagen ins FestgelĂ€nde eingefahren. Am folgenden Tag war Theater. Unter den vielen anderen AktivitĂ€ten waren auch die AuffĂŒhrung des französischen Divertissements âLes quatres saisonsâ mit einem Text von Poisson und der Musik des Kapellmeisters Schmidt am Tage des Venusfests (23. September) unter freiem Himmel im Schlossgarten, bei dem auch ĂŒber 100 Angehörige des Hofes im Venustempel selbst tanzten und zu der auch HĂ€ndel aus London und Telemann angereist waren - sicher auch, um das neue Opernhaus am Zwinger, das gröĂte und prunkvollste seiner Zeit, zu sehen. Zuletzt fand am 26. September das Fest des Saturns statt, welches einen Festumzug der BergmĂ€nner , einem ĂŒppigen Festbankett, eine Jagd, Vokalmusik und eine italienische Komödie umfasste. August gab ein teures Buch mit Kupferstichen von diesem Fest in Auftrag. AnschlieĂend fand noch ein âKlopf-Jagenâ statt. Die Feierlichkeiten fanden mit der AuffĂŒhrung von Lottis Oper âAscanioâ am 24. und 29. September sowie italienischem Theater am 28. September ein Ende.Rangordnung und Intrigen prĂ€gten auch Augusts Hof , der dazu durch den polnischen Adel ein fast exotisches Flair bekam.
Ehe, MĂ€tressen und Nachkommen
Am 20. Januar 1693 heiratete er
- Christiane Eberhardine (* 29. Dezember 1671 in Bayreuth; â 5. September 1727 in Pretzsch), Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth. Sie hatten zusammen nur ein Kind:
- Friedrich August II./August III. (* 17. Oktober 1696 in Dresden; â 5. Oktober 1763 in Dresden), KurfĂŒrst von Sachsen und König von Polen â (am 20. August 1719 ) mit Maria Josefa Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine (* 8. Dezember 1699 in Wien; â 17. November 1757 in Dresden), Erzherzogin von Ăsterreich
Er folgte seinem Vater auf die Throne von Sachsen und Polen . Königin Christiane zog sich spĂ€ter, wohl aus Verbitterung ĂŒber den Ăbertritt ihres Mannes zum Katholizismus , auf Schloss Pretzsch an der Elbe zurĂŒck, wo sie auch starb. August wurde vor allem bekannt durch seine, zur damaligen Zeit jedoch nicht ungelĂ€ufige, MĂ€tressenwirtschaft (z.B. AffĂ€ren mit GrĂ€fin Johanna Theresia (od. Maximiliane?) von Lamberg (geb. GrĂ€fin Hi(es)serle/Esterle und Chodau), Ermuthe Sophie von Dieskau , Freiin Henriette von Osterhausen , GrĂ€fin Maria Magdalena von Dönhoff und Bielinski (* 1693 ), der TĂ€nzerin und Schauspielerin AngĂ©lique Duparc). So wurde ihm von einer preuĂischen Prinzessin die ĂŒbertriebene Zahl von ĂŒber â354 Kindernâ angedichtet. Ăberliefert und von ihm anerkannt sind jedoch diese acht weiteren Nachkommen:
- mit Maria Aurora (* 28. April 1662 in Stade; â 16. Februar 1728 in Quedlinburg), GrĂ€fin von Königsmarck und Pröpstin zu Quedlinburg:
- mit Ursula Katharina von Altenbockum (* 25. November 1680 in Warschau ; â 4. Mai 1743 in Dresden), ReichsfĂŒrstin von Teschen , Herrin von Hoyerswerda, vorm. verh. FĂŒrstin Lubomirska, nachm. verh. Prinzessin von WĂŒrttemberg-Winnental
- Johann Georg (* 21. August 1704 ; â 25. Februar 1774 ), Ritter von Sachsen
- mit Fatima alias Maria Anna, verh. von Spiegel
- Friedrich August (* 19. Juni 1702 in Warschau od. Dresden; â 16. MĂ€rz 1764 in Pillnitz), Graf Rutowski â (am 4. Januar 1739 ) mit Ludovika Amalia (* 3. Mai 1722 ; â 27. Juli 1778 ), Prinzessin Lubomirska
- Katharina (* 1706 ; â vor 1750 ), GrĂ€fin Rutowska â (1. 1728 , spĂ€ter geschieden) mit Michael (â 22. Mai 1746 ), Graf Bielinski; â (2. 1732 ) mit Claude Marie (â 1755 ), Graf von Bellegarde
- mit Anna Constantia von Brockdorff (* 17. Oktober 1680 in Depenau; â 31. MĂ€rz 1765 in Stolpen), vorm. verh. Freiherrin von Hoym, ReichsgrĂ€fin von Cosel
- Augusta Anna Constantia (* 24. Februar 1708 ; â 3. Februar 1728 ), GrĂ€fin von Cosel â (am 3. Juni 1725 ) mit Heinrich Friedrich (* 25. August 1681 ; â 8. Dezember 1739 in Zette oder Montpellier ), Graf von Friesen
- Friederike Alexandrine (* 1709 ; â 1784 ), GrĂ€fin von Cosel â (am 18. Februar 1730 ) mit Johann Xantius Anton (â 14. September 1737 ), Graf Moczynski
- Friedrich August (* 27. August 1712 ; â 15. Oktober 1770 ), Reichsgraf von Cosel â (am 1. Juni 1749 ) mit Friederike Christiane (* 1723 ; â 1793 ), GrĂ€fin von Holtzendorff
- mit Henriette Renård/Duval (französische Kammerfrau)
- Anna Karolina (* November 1707 ; â 27. September 1769 in Avignon ), GrĂ€fin Orzielska â (am 10. August 1730 ; geschieden 1733 ) mit Karl Ludwig Friedrich (* 18. September 1690 ; â 22. September 1774 Königsberg ), Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck
Filme
Sachsens Glanz und PreuĂens Gloria , 1983 - 1987
Weblinks
- Literatur von und ĂŒber August II. (Polen) im Katalog der DDB
- Das KurfĂŒrstentum Sachsen und die groĂe europĂ€ische Politik
- Psychogramm Augusts des Starken
- MDR-Geschichte Mitteldeutschlands
- Webseite ĂŒber die sĂ€chsische FĂŒrsten
Literatur
- Georg Piltz, August der Starke TrĂ€ume und Taten eines deutschen FĂŒrsten, Berlin 1986
- J. Kalisch, J. Gierowski (Hrsg.), Um die polnische Krone Sachsen und Polen wÀhrend des Nordischen Krieges 1700-1721, Berlin 1962
- August der Starke und seine Zeit : BeitrÀge des Kolloquiums vom 16./17. September 1994 auf der Festung Königstein (Saxonia Bd. 1) Dresden 1995.
- Sachsen und Polen zwischen 1697 und 1765. BeitrÀge der wissenschaftlichen Konferenz vom 26. bis 28. Juni 1997 in Dresden (Saxonia Bd. 4/5) Dresden 1998.
- Walter Fellmann, Heinrich Graf BrĂŒhl - Ein Lebens- und Zeitbild, Leipzig 1989
- Dr. C. Gretschel, Geschichte des SĂ€chsischen Volkes und Staates, Leipzig 1847
- Karl Czok, August der Starke und seine Zeit, Leipzig 1997
- Kurt Milde (Hrsg.), MatthÀus Daniel Pöppelmann 1662-1736, Dresden 1990
- AladĂĄr von Boroviczeny, Graf von BrĂŒhl, Wien 1930
- Sachsen und die Wettiner - Chancen und RealitÀten, 1990
- Polen und Sachsen - Zwischen NĂ€he und Distanz, 1997
- A. Gieysztor, S. Kieniewicz u.a., History of Poland, Warschau 1968
- Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, Stuttgart 2003
- E. Delau, August der Starke und seine MĂ€tressen, 2005
- Jozef I. Kraszewski, König August der Starke, 1999
Commons: August II. (Polen) â Bilder, Videos oder Audiodateien |
VorgÀnger Johann III. | König von Polen 1696 - 1704 | Nachfolger Stanislaus I. |
VorgÀnger Stanislaus I. | König von Polen 1709 - 1733 | Nachfolger August III. |
VorgĂ€nger Johann Georg IV. | KurfĂŒrst von Sachsen 1694 - 1733 | Nachfolger Friedrich August II. |
VorgĂ€nger Johann II. | GroĂherzog von Litauen 1696 - 1704 | Nachfolger Stanislaus I. |
VorgĂ€nger Stanislaus I. | GroĂherzog von Litauen 1709 - 1733 | Nachfolger August III. |
Personendaten | |
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NAME | August II. |
ALTERNATIVNAMEN | Friedrich August I, genannt August der Starke, August II. |
KURZBESCHREIBUNG | KurfĂŒrst von Sachsen, König von Polen |
GEBURTSDATUM | 12. Mai 1670 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 1. Februar 1733 |
STERBEORT | Warschau |
Kategorien : Geboren 1670 | Gestorben 1733 | König (Polen) | KurfĂŒrst (Sachsen) | Markgraf (MeiĂen) | Wettiner | Mann | Sachsen | Reiterstatue
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