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Letzte Änderung für Artikel Sorben: 17.02.2006 17:04

Sorben

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Heimat der Sorben in Deutschland
Heimat der Sorben in Deutschland
Sorbische Festtagstracht aus dem Spreewald
Sorbische Festtagstracht aus dem Spreewald

Die Sorben (auch Wenden, dieser Ausdruck, obwohl in der Vergangenheit überwiegend negativ besetzt, wird dennoch als Eigenbezeichnung von den Niedersorben verwendet) sind ein kleines westslawisches Volk, das in Deutschland als Nationale Minderheit anerkannt ist. Die Heimat der Sorben ist die Ober- und Niederlausitz.

Es existieren zwei sorbische Sprachen beziehungsweise Dialekte, Obersorbisch und Niedersorbisch, letzteres ist akut vom Aussterben bedroht. Während das Obersorbische dem Tschechischen näher steht, ist das Niedersorbische dem Polnischen ähnlicher.

Da es für deutsche Staatsbürger keine rechtliche Kategorie "Nationalitätenzugehörigkeit" gibt, existieren lediglich Hochrechnungen auf Basis der aktiven Sprecher. Nach Schätzungen sorbischer Institutionen (Domowina, Sorbisches Institut ) gibt es heute 20.000 - 30.000 aktive Sprecher der sorbischen Sprache. Gemäß der Selbstzuschreibung gibt es 60.000 Sorben. Davon leben etwa zwei Drittel in der sächsischen Oberlausitz (besonders im Gebiet zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda), die übrigen in der brandenburgischen Niederlausitz (zwischen Senftenberg im Süden und Lübben im Norden).

Die Bundesländer Sachsen und Brandenburg haben sich zur Unterstützung des sorbischen kulturellen Lebens verpflichtet. Im Einigungsvertrag war eine Garantie für den Fortbestand der sorbischen Institutionen gegeben worden. 1991 wurde die Stiftung für das Sorbische Volk gegründet, die die Förderung der Sorben von staatlicher Seite zusammenfasst.

Als kulturelle Zentren der Sorben sind Bautzen (Budyšin) und Cottbus (Chośebuz) zu bezeichnen. Es gibt sorbische Kindergärten und ein gutes Dutzend sorbische Schulen, die um ihre Existenz kämpfen, darunter je ein ober- und ein niedersorbisches Gymnasium. Als zentrale Interessenvertretung dient der 1912 gegründete Dachverband Domowina, in dem die meisten sorbischen Vereine Mitglieder sind.

Eine eigenständige kultur- und sprachwissenschaftliche Forschungsstelle haben die Sorben in Bautzen in Gestalt des Sorbischen Instituts (Serbski Institut), das aus dem 1951 eingerichteten "Institut für sorbische Volksforschung" (Institut za serbski ludospyt) hervorgegangen ist, welches eine Abteilung der Akademie der Wissenschaften der DDR gewesen ist. Der ebenfalls in Bautzen ansässige Domowina-Verlag ist eine staatlich subventionierte Verlagsanstalt, die sorbische Bücher aller Art herausbringt. Ebenfalls zu DDR-Zeiten entstand das Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig mit einem angeschlossenen Wohnheim.

Inhaltsverzeichnis

Die sorbische Nationalflagge

Sorbische Nationalflagge
Sorbische Nationalflagge

Eine Flagge der Sorben wurde zuerst 1842 erwähnt. Nach dem Panslawischen Kongress, der 1848 in Prag stattfand, erhielt sie ihre heutige Farbgebung . Sie lehnt sich eng an die Flaggen der benachbarten slawischen Völker, besonders der Tschechen und Slowaken, an. Die Flagge der Sorben wurde von den Nationalsozialisten 1935 verboten, seit dem 17. Mai 1945 aber wieder offiziell von der Domowina verwendet.

In den Flaggengesetzen der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Sorbenflagge nicht erwähnt, in Verordnungen der Räte der Bezirke Cottbus und Dresden wurde jedoch ihre Verwendung für besondere Anlässe und Feiertage reguliert.

In der Verfassung des Freistaates Sachsen sowie im Sorben (Wenden)-Gesetz (SWG) des Landes Brandenburg ist heute geregelt, dass die sorbische Flagge gleichberechtigt neben staatlichen Symbolen geführt werden kann.

Die neuesten Entwicklungen in der Verwendung dieser Flagge gehen dahin, das man sie auch schon als Flagge der gesamten Lausitz verwendet.

Medien

Es erscheinen eine obersorbische Tageszeitung Serbske Nowiny (deutsch Sorbische Zeitung), eine niedersorbische Wochenzeitung "Nowy casnik" (deutsch Neue Zeitung), die sorbische Kulturmonatsschrift "Rozhlad" (deutsch Umschau), die Kinderzeitschrift "Płomjo" (deutsch Flamme), sowie eine katholische und eine evangelische Kirchenzeitung.

Ferner gibt es den Sorbischen Rundfunk, dessen Programm vom Mitteldeutschen Rundfunk und Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert werden. Täglich werden einige Stunden sorbischsprachige Sendungen von den Sendern Calau und Hoyerswerda ausgestrahlt, wobei alle niedersorbischen Sendungen des RBB auch im Internet nachgehört werden können. Für junge Leute sendet der RBB das einstündige Monatsmagazin "Bubak" und der MDR das zweistündige Wochenmagazin "Radio Satkula".

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg produziert seit April 1992 das halbstündige niedersorbische Fernsehmagazin "Łužyca" (deutsch Lausitz), der MDR nach einigen Anlaufschwierigkeiten seit dem 8.9.2001 die halbstündige Sendung "Wuhladko" (deutsch Aussicht), die abwechselnd aller zwei Wochen sonnabends deutschlandweit über Satellit zu empfangen sind. Außerdem sendet der MDR jeden Sonntag das " Sandmännchen " in Zweikanalton.

Folklore

Viele Bräuche haben sich erhalten, vor allem das Osterreiten und das traditionelle Bemalen von Ostereiern . Zahlreiche mythologische Vorstellungen sind noch lebendig – wie die Mittagsfrau ( Připołdnica/Přezpołdnica ), der Wassermann (Wódny muž), die Gottesklage (Bože sadleško), der geld- und glückbringende Drachen (obersorb. zmij, niedersorb. plon).

Im obersorbischen Kerngebiet, in etwa durch ein Dreieck zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Wittichenau beschrieben, sind Kruzifixe am Wegrand und in Vorgärten sowie gepflegte Kirchen und Kapellen Ausdruck einer bis in die Gegenwart gelebten Volksfrömmigkeit, die viel zur Bewahrung der sorbischen Substanz beigetragen hat. Sehr eindrucksvoll ist auch die sorbische Tracht , die von älteren Frauen täglich, von jüngeren zu den großen Feiertagen getragen wird, zu Fronleichnam beispielsweise die Tracht der Brautjungfer (družka).

Künste

Die "Klassiker" der sorbischen Dichtung waren Jakub Bart-Ćišinski, Handrij Zejler und Mina Witkojc, Gegenwartsautoren sind beispielsweise Jurij Brězan, Kito Lorenc, Jurij Koch, Angela Stachowa , Róža Domašcyna und Marja Krawcec . Der Jugendroman " Krabat " von Otfried Preußler greift den gleichnamigen sorbischen Sagenstoff auf und spielt in Zeit als der Hauptheld (Krabat) sich als Müllersbursche verdingte.

Eines der wichtigen Werke der sorbischen Musik ist das Oratorium "Nalěćo" (Frühling) des Komponisten Korla Awgust Kocor (Karl August Katzer) (1826-1904) auf einen Gedichtzyklus von Handrij Zejler sowie die Ouvertüre zum Singspiel "Smjertnica" (Die Todesgöttin) von Jurij Pilk (siehe auch die Liste sorbischer Komponisten klassischer Musik ).

Historische Entwicklung

Eine eigenständige sorbische Geschichte lässt sich nur schwer schreiben, nicht nur weil dieses kleine westslawische Volk nie ein eigenes Staatswesen gegründet hat, sondern auch weil die Sorben die längste Zeit (die vergangenen 1000 Jahre) in engem Kontakt und in Gemeinschaft mit ihren deutschen Nachbarn gelebt haben. Im 19. Jahrhundert kam eine Weile das hartnäckige Gerücht auf, die Sorben hätten einen geheimen König (Kral). Dessen ganz ungeachtet gibt es auch viel Eigenständiges in der Entwicklung des sorbischen Volkes. Als Sorben (lat. surbi, sorabi) wurden im Früh- und Hochmittelalter west slawische Verbände zwischen Saale und Mulde bezeichnet, die im 8. und 9. Jahrhundert zunehmend in die Abhängigkeit des (ost)fränkischen Reiches gerieten. Im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung wurde ihr Siedlungsgebiet fest in das Deutsche Reich eingegliedert. Zum Beginn der Neuzeit wurde der Name der Sorben allmählich auf die in der Lausitz siedelnden Lusitzi und Milzener übertragen, die in den früh- und hochmittelalterlichen Quellen noch deutlich von den Sorben geschieden wurden. Auch bei den archäologischen Funden zeigen sich Unterschiede. In der Sprachwissenschaft jedoch werden die Sprachen der südlichen Elbslawen bzw. deren überlieferte Reste insgesamt als sorbisch bezeichnet.

In der sogenannten Fredegar-Chronik werden für 631/32 erstmals Wenden erwähnt, die "zu wiederholten Malen in Thüringen und anderen pagi des Frankenreiches einfielen, um sie auszuplündern; ja sogar Dervanus, der dux des Volkes der Sorben (Dervanus dux gente Surbiorum), die von slawischer Herkunft waren und schon seit jeher zum Reiche der Franken gehört hatten, unterstellte sich mit seinem Volk dem mährischen Reich Samos . Nach weiteren Überfällen wurde der Dux Radulf , der Sohn Chamars, durch Dagobert als Dux in Thüringen eingesetzt, um die Wenden zu bekämpfen, doch verbündete sich Radulf bald darauf mit den Slawen.

Erneute Auseinandersetzungen zwischen Franken und Slawen sind erst wieder für die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts bekannt, so beispielsweise 766 bei Weidahaburg, wohl Wethau bei Naumburg (Saale). Im Diedenhofener Kapitular von 805 wurde Erfurt als Zollort für den Handel zwischen Franken und Slawen bestimmt. 806 ließ Karl der Große nach einem Feldzug, bei dem der Herzog (dux) der Slaven Miliduoch getötet wurde, zwei Burgen am östlichen Ufer von Elbe und Saale bei Magdeburg und Halle errichten.

Die zunehmende Abhängigkeit der Sorben vom Fränkischen Reich zeigt beispielsweise die Vorladung Tunglos, eines Häuptlings der Soraben (unus de Soraborum primoribus), zum Reichstag 826 und die Stellung von Geiseln. Mehrfach versuchten Sorben den fränkischen Quellen zufolge abzufallen, doch wurde die Dienstbarkeit (servitium) meist schnell wiederhergestellt. In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts wurde der Limes Sorabicus als eine breite Grenzzone gegenüber den Sorben am östlichen Rand des Frankenreiches eingerichtet, deren genaue Lage und Umfang jedoch in der Forschung umstritten sind. Der Auflistung des Bayerischen Geographen zufolge verfügten die Sorben über 50 civitates, das heißt Burgbezirke oder zentrale Burgen mit zugehörigen Siedlungen. Bereits seit längerer Zeit lose zum Fränkischen Reich gehörig, wurden die Sorben im Elb-Saale-Gebiet spätestens mit dem Heereszug König Heinrichs 928/29 und unter Otto dem Großen fest in das entstehende Römische Reich deutscher Nation eingegliedert.

Wendische Volkspartei

Zweisprachige Straßenbezeichnung
Zweisprachige Straßenbezeichnung

Im März 2005 gründet eine Gruppe von Niedersorben in Cottbus (Chośebuz) die Wendische Volkspartei neu, die nach dem Vorbild des SSW in Schleswig-Holstein die Interessen der Minderheit vertreten soll. Die Parteigründung wird aber von anderen Sorben sehr differenziert betrachtet. Die Domowina sieht es als Erfolg versprechender an, die Interessen der Sorben im Gespräch mit allen Parteien durchzusetzen.

Literatur

  • Karl-Markus Gauß: Die sterbenden Europäer., dtv, ISBN 3-423-30854-0

Weblinks

Wikiquote: Sorbische Sprichwörter – Zitate

Allgemein

Schule und Forschung

Medien

Vereine

siehe dazu den Hauptartikel Domowina

Siehe auch

Wikipedia

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