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Letzte Änderung für Artikel Salchau (Wüstung): 15.02.2006 08:10

Salchau (Wüstung)

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Salchau war ein Dorf in der Colbitz-Letzlinger Heide. Der 1935 365 Einwohner zählende Ort wurde 1936 zwecks Anlegung eines Truppenübungsplatzes abgerissen und damit zur Wüstung .

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das erste Salchau

Die erste urkundliche Erwähnung Salchaus erfolgte 1235 als Selechowe. Weitere frühe schriftliche Nennungen folgten 1246 (Selchow) und 1278 (Selegow). Der Ort war von Wenden bewohnt und wurde daher auch Wendisch-Salchau genannt. Durch den Ort führte die Heerstraße Neuhaldensleben - Stendal.

1235 gelangte die Hälfte des Dorfes an das Zisterzienserkloster Neuendorf. 1246 legte das Kloster in Salchau Weinberge an. Das Dorf verfügte über eine eigene Kirche, deren Ruine noch bis 1850 festzustellen waren.

Um 1450 wurde Salchau ein erstes Mal zur Wüstung, die Gründe hierfür sind unbekannt.

Erneute Besiedlung ab 1700

Vorwerk und Stapelkrug

In der Zeit vor dem Jahre 1700 errichtete das Kloster dann auf dem Gelände des alten Salchaus ein Vorwerk mit Rindern und Schafen . Ab 1707 erhielt der Heidereiter Johann Valentin Wachs die Erlaubnis im Gebiet Salchaus einen Holzstapel anzulegen. Hierbei handelte es sich um einen Platz auf dem das in den umliegenden Wäldern geschlagene Holz verrechnet und verkauft wurde. Die Holzwirtschaft wurde zu einem bestimmenden Faktor Salchaus. Zu gleich wurde auch das Recht erteilt an die Holzarbeiter und an Reisende Bier auszuschenken. Es entstand so der bis 1936 bestehende Gasthof Stapelkrug. Der Gasthof lag günstig an der Kreuzung der Straße Bremen - Magdeburg - Halle an der Saale , der späteren Reichsstraße 71, und der Heerstraße Neuhaldensleben - Stendal, was den wirtschaftlichen Erfolg des Stapelkrugs erklärte.

Jagdhaus

1727 entstand in Salchau auf Befehl Leopolds II. ein fürstliches Jagdhaus mit Garten und Stall zur Parforcejagd. Neben dem Wohngebäude gab es weitere vier Gebäude für Küche, Waschhaus, Hunde-, Pferde- und Viehställe. Für die Jagdhundemeute bestand eine eigene Hundeküche. Über 20 Jahre war dieses große Jagdhaus Zentrum häufiger Jagdvergnügen Leopolds II. Mit dem Regierungsantritt Leopolds II. 1747 endete diese Ära. Die Bedeutung des Jagdhauses ging zurück. Dies auch, da der Verwalter des Vorwerks, Amtmann Schrader, sich gegen die beabsichtigte Entwicklung des Hauses zum Gut, durch weiteren Landerwerb, wehrte. Das fürstliche Jagdhaus bestand jedoch ebenfalls bis 1936.

Eine gewisse überregionale Beachtung erlangte Salchau um 1748 als erster Ort der Provinz, in dem der Kartoffelanbau erfolgte.

In den Jahren 1739 und 1749 wurden im zu Preußen gehörenden Salchau Siedler , wohl aus Gebieten am Rhein, angesiedelt. Es wurden zwölf Grundbesitzerstellen eingerichtet. Mit ihnen erhielt die Landwirtschaft nach und nach größere Bedeutung, auch wenn die Forstwirtschaft bis 1936 bestimmend blieb.

Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert

1825 nahm als erster ausgebildete Lehrer Joachim Wachsmann seinen Dienst in Salchau auf. Zunächst noch ohne Schulhaus, welches dann 1826 entstand. Zuvor war der Schulunterricht durch Handwerker in den Gebäuden um den Dorfteich gegeben worden. Der 1805 geborene Wachsmann war bis 1875 als Lehrer in Salchau tätig. Er legte auch einen Schulgarten an. Hierbei entdeckte er den bis dahin verschütteten Brunnen des alten Dorfes Salchau.

1832 betrug die Einwohnerzal Salchaus 235 (22 Feuerstellen), 1835 229 Einwohner (24 Häuser). 1840 wurden 246, 1885 376 Einwohner gezählt.

Anders als das alte Salchau verfügte das neue Salchau nicht über eine eigene Kirche. Zunächst gehörte es kirchlich zu Burgstall später zu Letzlingen. Nachdem ab 1889 wegen der Baufälligkeit der Letzlinger Kirche immer wieder ein Gottesdienst in der Salchauer Schule gehalten wurde, schaffte die Gemeinde 1902 ein Harmonium an. Beim Neubau der Schule 1906 wurde im Hinblick auf die Gottesdienste das Dach der Schule in der Form eines Kreuzes gestaltet. Bis zum Ende im Jahre 1936 gelang es jedoch nicht, das Dach dauerhaft abzudichten.

Problematisch für Salchau war die mangelnde Wasserversorgung. Bis 1885 bestand im Oberdorf lediglich ein Brunnen. Die Dorfbewohner mussten sich daher häufig das benötigte Wasser aus dem Brunnen am Dorfteich holen, der jedoch oft ebenfalls erschöpft war. In diesem Falle musste das Wasser aus einem 2,5 km in Richtung Borne entfernten Brunnen der Wüstung Schönfeld geholt werden. In den Jahren 1885 und 1886 bauten Bergleute aus Hornhausen dann insgesamt sechs 120 Fuß (87,68 m) tiefe Brunnen.

Im Jahr 1892 erreichte die Einwohnerzahl Salchaus mit 385 Menschen (davon 89 Schulkinder) ihren höchsten Wert. 1910 war die Einwohnerzahl auf 346 gesunken.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gewann das Kohleschwelen zeitweise eine größere wirtschaftliche Bedeutung für Salchau.

Im Jahre 1904 kam der Ort durch eine Raupenplage und die damit einhergehenden stärkeren forstwirtschaftlichen Aktivitäten zu etwas Wohlstand. Es wurden diverse neue Häuser und Scheunen errichtet. Für das Jahr 1914 wurde eine Maikäferplage verzeichnet. Der Ort hatte auch mehrfach unter großen Waldbränden zu leiden. Große Brände wüteten in den Jahren 1917 , 1925 und 1929 .

Vom Konsistorium erhielt Salchau 1913 eine Kirchenglocke geschenkt, die allerdings erst 1922 im zunächst für zu schwach befundenen Dachtürmchen der Schule aufgehängt wurde. Für 1200 Reichsmark wurde 1918 ein Pedalharmonium für die Gottesdienste angeschafft.

1919 wurde Salchau an das Stromnetz angeschlossen.

Auch Salchau hatte im Ersten Weltkrieg Opfer zu beklagen. Zu deren Gedenken wurde 1920 eine Ehrentafel enthüllt.

In den Jahren 1927 und 1928 erfolgte die Verlegung von Wasserleitungen.

1929 wurden an der Nordseite des Dorfes noch vier neue Siedlungshäuser errichtet, die dann jedoch nur eine kurze Zeit bestanden.

Das Ende von 1933 bis 1936

1933 wurde auf dem Platz vor der Schule von der Dorfgemeinschaft ein Kriegerdenkmal errichtet. In dem Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten bildete sich auch in Salchau eine Ortsgruppe der NSDAP , der Arbeitsfront und der NS-Frauenschaft .


Am 7. Dezember 1934 stürzte in der Nähe des Ortes eine Junkers F13 der Lufthansa ab.

1934 wurden auch Pläne bekannt, dass der Ort Salchau „umgesiedelt“ werden sollte, um die Colbitz-Letzlinger-Heide zu einem großen durchgehenden Truppenübungsplatz zu machen. 1935 begannen die ersten Arbeiten, im Ort wurden noch 365 Einwohner gezählt.

Dem drohenden Verlust ihrer Heimat sollen die Salchauer nicht einheitlich entgegengetreten sein. Während einige ein entschlossenes Angehen gegen die Räumung forderten, bestand bei vielen Angst vor den staatlichen Zwangsmitteln wie der Zwangsenteignung . Zum Teil erhoffte man sich durch Entschädigung und die geplante Neuansiedlung in Blumenberg bei Wanzleben eine wirtschaftliche Besserstellung. Diese Zeit war im Dorf von Zwist und Streitigkeiten geprägt.

Für den Truppenübungsplatz wurde durch die Colbitz-Letzlinger-Heide ein 30 (dreißig) km langer, 700 Meter breiter völlig gerader Streifen geschlagen, der zukünftig als Schussbahn dienen sollte. Dieser von Hillersleben nach Börgitz verlaufende Streifen traf auch den südlichen Teil Salchaus. Durch die große Zahl von Arbeitern, die mit den Arbeiten für den Streifen, eine dort entlanglaufende Betonbahn, eine Bahnlinie und Bunker beschäftigt war, erlebte Salchau eine letzte kurze wirtschaftliche Blüte.

Als erster Salchauer verließ vor Weihnachten 1935 der Landwirt Hermann Horn den Ort. Er zog nach Hassel bei Arneburg.

Im Januar 1936 begannen die Abrissarbeiten in Blumenberg, um Platz zu schaffen für die neuanzulegenden Höfe für die Salchauer Bauern. Hierbei erforderliche Sprengungen wurden durch das Magdeburgische Pionierbataillon 4 durchgeführt. In Dolle entstanden im Februar 1936 zwei Forstgehöfte für zwei Salchauer Förster.

Ab dem 31. Januar 1936 wurde der eigene Salchauer Postdienst, bisher durch den Gastwirt Bierbaß versehen, eingestellt. Die Post wurde nun aus Dolle geliefert. Der zweimal wöchentlich nach Salchau fahrende Postkraftwagen stellte seine Tour nach Salchau ebenfalls ein und fuhr aus Wolmirstedt kommend nun nur noch bis Dolle.

Am 19. Februar 1936 gab der Salchauer Männerturnverein bei Gastwirt Horn sein Abschiedsvergnügen. Im März wurde ein großer Teil der Bewohner nach Blumenberg umgesiedelt.

Salchau nach 1936

Das Dorfgebiet wurde Teil des Truppenübungsplatzes. Nach der Niederlage Deutschlands im 2. Weltkrieg wurde der sich nun in der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR befindliche Truppenübungsplatz von der sowjetischen Armee genutzt. Pläne die militärische Nutzung nach der Wende von 1989 / 1990 und dem späteren Abzug des sowjetischen/russischen Truppen aufzugeben scheiterten. Heute wird der Truppenübungsplatz von der Bundeswehr genutzt. Eine Bürgerinitiative Offene Heide setzt sich für eine zivile Nutzung des Gebietes ein.

An Salchau erinnert heute an der alten Dorfstelle ein durch die Bundeswehr aufgestelltes Ortseingangsschild "Salchau" an den ehemaligen Ort.

In der Stadt Magdeburg wurde 1938 eine Straße als Salchauer Straße benannt, die noch heute diesen Namen trägt.

Im Hinblick auf die Tatsache, dass der Bau des Truppenübungsplatzes wohl im Zusammenhang mit den deutschen Kriegsvorbereitungen auf den 2. Weltkrieg zu sehen ist, wurden in späteren Jahren die umgesiedelten Salchauer auch als die ersten Vertriebenen des 2. Weltkriegs bezeichnet.

Literatur / Quelle

  • Wilhelm Könecke, Das wüste Dorf Salchau, Ohrekreis-Generalanzeiger vom 16. Februar 2000
  • Walter Nehring, Salchau gestern und heute, Der Mitteldeutsche vom 31. Mai 1936

Wikipedia

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