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Letzte Änderung für Artikel Saarländischer Dialekt: 17.02.2006 13:58

Saarländischer Dialekt

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Als Saarländisch werden die rheinfränkischen , westpfälzischen Dialekte des Westmitteldeutschen sowie die moselfränkischen Dialekte bezeichnet, die innerhalb der Landesgrenzen des Saarlandes gesprochen werden. Saarländer bezeichnen ihren Dialekt üblicherweise als Platt, was sprachwissenschaftlich nicht korrekt ist. Plattdeutsch ist ein niederdeutscher Dialekt, wenngleich sich einige plattdeutsche Charakteristika in den moselfränkischen und teilweise auch in den rheinfränkischen Mundarten wiederfinden.

Die heutigen deutschen Mundarten
Die heutigen deutschen Mundarten

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Sprachgrenze zwischen moselfränkischem und westpfälzischem Saarländisch folgt der das-dat-Linie (Rheinischer Fächer), die sich von Völklingen im Südwesten nach St. Wendel/Freisen im Nordosten ducht das Land zieht. Außerhalb des Saarlandes werden hauptsächlich die rheinfränkischen saarländischen Dialekte, insbesondere das in der Landeshauptstadt Saarbrücken gesprochene „Saabrigger Platt“, als der saarländische Dialekt wahrgenommen.

In der Umgebung von Lebach und Schmelz wird ein abweichender Inseldialekt gesprochen. Die Dialektgrenze macht sich nach Süden an der Heimläufergrenze fest: Nur jenseits davon war es den Bergleuten möglich, vor und nach der Schicht ihre Heimatdörfer noch zu Fuß zu erreichen. Dieses Gebiet hatte in der Zeit der industriellen Revolution eine eigene, vom übrigen Saarland abweichende Sprachentwicklung . Heute gibt dieser Inseldialekt den Bewohnern des Raumes Lebach/Schmelz eine gewisse eigene kulturelle Identität gegenüber den übrigen Saarländern.

Darüberhinaus gibt es weitere kleinere Dialektinseln in den Saarbrücker Ortsteilen Ensheim und Eschringen sowie in Kleinblittersdorf-Bliesransbach und in Mandelbachtal-Bliesmengen-Bolchen. In den dortigen Dialekten sind – wegen der Nähe von Elsass - Lothringen – auch alemannische Formen zu finden, zum Beispiel Hisser statt sonst üblich Heiser (hochdeutsch Häuser).

Akzeptanz

Saarbahn vor der „Johanneskersch“
Saarbahn vor der „Johanneskersch“
Der saarländische Dialekt kann – unabhängig von seiner Ausprägung als rheinfränkisch oder moselfränkisch – in allen Schichten der saarländischen Bevölkerung gehört werden. Er ist kein scharfes Merkmal für beispielsweise eine niedrigere Bildung des Sprechers, wie es in manchen anderen Regionen üblich zu sein scheint. Vielmehr gehört dieser Dialekt untrennbar zur saarländischen Identität.

Die Anerkennung eines verwandten moselfränkischen Dialektes als dritte Amtssprache (Nationalsprache) im benachbarten Luxemburg und die bundesweit ausgestrahlten Fernsehsendungen des saarländischen Komikers Gerd Dudenhöffer (als Heinz Becker) haben in den letzten Jahren zu einer Renaissance der saarländischen Dialekte geführt.

Auch bei vielen prominenten Saarländern , die in der Öffentlichkeit weitgehend Hochdeutsch sprechen, können immer wieder „Ausrutscher“ in den saarländischen Dialekt, wie zum Beispiel Ich habe kalt (mir ist kalt) oder die Aussprach isch (ich), gehört werden. So stammt das gerollte R des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) aus dem Dialekt seines Heimatortes Illingen ; auch die oft karikierte Aussprache des DDR - Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker hatte ihren Ursprung in einem saarländischen Dialekt, den der gebürtige Wiebelskircher nie völlig ablegen konnte.

Für Erheiterung sorgte die Entscheidung der saarbrücker Verkehrsbetriebe , in der neu eingeführten Saarbahn die Stationsdurchsagen von Alice Hoffmann zwar nicht in reinem Dialekt, aber doch mit deutlich wahrnehmbarem saarbrücker Akzent sprechen zu lassen. So wurde beispielsweise aus der Johanniskirche die Johanneskersche.

Wortschatz

Beispiele

Deutsch Saarländisch (Rheinfränkisch) Saarländisch (Moselfränkisch)
ja jòò jòò
nein nää nää
jetzt erst Recht gradselääds gradselääds
keine Lust haben, demotiviert sein die Flemm hann die Flemm hann
keine Lust haben, traurig/niedergeschlagen sein läädisch sinn läädisch sinn
Guten Tag Gunn Dach Gunn Dach
Was? Was? Wat?
Kartoffeln Grumbeere/Grumbiere Grompern/Grumbern/Krumpern
Huhn Hinggel/Hinkel Hinggel/Hinkel
Schwein Wutz Wutz
ein Schaf, zwei Schafe e Schòòf, zwei/zwää/zwo Schääf e Schòòf, zwo Schòòf
wozu? for was? for wat?/fawatt?/fier wat?
jetzt awwei(e)/aweile awwei/wei
als wie wie
als ob wie wenn wie wenn
wenn wann wenn
immer und immer wieder als unn als  
reden schwätze (selten: redde) schwätze/-n
stecken stegge stesche/-n
kümmerlich, hässlich, armselig orscheerisch/oaschäärisch  
hässlich, unansehnlich schròò schròò
Erkältung Vreck Freck
Kohl (Gemüse) Kabbes Kappes
schnell dabba dabba/dapper/sier
zu jemandem gehen bei jemand gehn bei ääne gehn/bei immes gehn
die Tür anlehnen die Dier beimache/bei mache de Dier beimache/-n
lehren, lernen lehre lehre/-n
ausleihen, verleihen lehne lehne/-n
ach was/ach nein/soso (u. ä.) òò leck òò leck
Junge, Bub Knescht Knescht
„Wie bei Hempels hinter'm Sofa“ (Redensart) Wie bei Jääps
bescheuert/durchgeknallt sein vom Lemmes gepickt sinn vum Lemmes gepickt sinn
lernen, lehren lehre liern
ausleihen, verleihen lehne léinen

Besonderheiten

Viele Saarländer verwenden meistens das Wort holle/hole („holen“) statt des Wortes nemme („nehmen“). Nehmen wird in weiten Teilen des Saarlades fast völlig von holen ersetzt oder kommt nur noch Verbindung mit Vorsilben (abnemme, mitnemme) vor. Beispiele:

  • Isch holl mei Medizin (Ich nehme meine Medizin)
  • Holl's dà nur (Nimm es dir ruhig.)
  • Soll isch disch mitholle? (Soll ich dich mitnehmen?)
  • Isch hann abgeholl (Ich habe abgenommen) – oft auch: Isch hann abgenomm
  • Isch holl mir's Lewwe/Lääwe (wörtlich: Ich nehme mir das Leben, eigentlich: Ich überanstrenge mich)

Ein häufig benutztes Füllwort ohne direkte Bedeutung ist das Wort Ei. Es wird oft, ähnlich wie das englische well, bei Antworten am Satzanfang benutzt und ist nicht übersetzbar. Insbesondere markiert es auch Antworten bei nacherzählten Dialogen. Beispiele:

  • Ei jòò! (Ja)
  • Ei isch gehn emmòòl gugge (Ich sehe mal nach)
  • Un dann hann isch's gefròòt, ob's noch Luschd hätt. Ei nää! (Dann fragte ich sie, ob sie noch Lust habe. [Sie antwortete:] Nein!)

Möglicherweise aus dem Französischen stammen die typisch saarländischen Ausdrücke isch hann kalt („ich habe kalt“, wortwörtlich zu französisch: j'ai froid) statt mir ist kalt. Dieser Ausdruck ist im Saarland weit verbreitet, auch gewöhnlich Hochdeutsch Sprechende haben kalt.

Viele Ortsnamen werden typischerweise stark abweichend von der offiziellen Schreibweise ausgesprochen:

Dies erstreckt sich auch auf Ortsbezeichnungen in grenznahen Gebieten von Rheinland-Pfalz, mit denen ein Dialektkontinuum besteht:

Ähnlich wie im Niederländischen, wenn auch nicht so ausgeprägt, ist die Neigung zu häufiger Verwendung des Diminutivs .

Französischer Einfluss

Das Saarland war jahrhundertelang ein Spielball der Interessen zwischen Deutschland ( Preußen , Bayern u. a.) und Frankreich . Neben einigen französischen Ortsnamen stammen aus dieser Zeit auch Einflüsse auf das saarländische Vokabular:

Deutsch Saarländisch (Rhein- oder Moselfränkisch) Französischer Ursprung
Gehsteig Trottwa trottoir
Schnur Fissääl ficelle
Französisches Stangenbrot (Baguette) Flitt flûte (eigentlich Flöte)
Schöpfkelle Boll bol (Schale)
Sofa Schesselong chaise longue
zurück redduur retour
los, hopp! (auch: tschüs) aaleh/alleh allez (gehen Sie)

Die Aussprache französischer Begriffe weicht regelmäßig stark von der ursprüglichen französischen ab; sie gehen natlos in den Dialekt über, indem sowohl der Lautwert als auch die Betonung (wandert typischerweise auf die erste Silbe!) angepasst werden.

Kurioses

Interessanterweise ist die Aussprache des (rheinfränkischen) Satzes Mei Haus is grien („Mein Haus ist grün“) nahezu dieselbe wie die des englischen Satzes My house is green. Hauptunterschied ist die Aussprache des „gr“ in grien/green.

Der Ausruf „òò nää!“ („o nein!“) klingt genauso wie im Bulgarischen (dort ebenfalls: „о не!“); dies gilt allerdings naturgemäß auch für einige andere deutsche Dialekte.

Schreibweise

Es gibt keine standardisierte Schriftsprache. Von Mundartautoren wird der saarländische Dialekt phonetisch (der Aussprache entsprechend) in einer angepassten deutschen Rechtschreibung geschrieben. Ein zusätzlicher Buchstabe wird benötigt, um das lange offene O [ ɔ: ] darzustellen (siehe unten): Hierfür wird ò oder auch òò (um die Länge zu betonen) geschrieben – die im Bairischen für einen ähnlichen Laut oft genutzte Schreibweise å wird nur sehr selten verwendet.

Phonetik

Da die genaue Aussprache teilweise von Dorf zu Dorf variiert, müssen die im folgenden Abschnitt genannten Regeln nicht notwendigerweise auf alle Regionen zutreffen. Insbesondere zwischen den rheinfränkischen und moselfränkischen Dialekten bestehen Unterschiede.

Konsonanten

Charakteristisch für das Saarländische ist eine nur wenig ausgeprägte Unterscheidung zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten. Dies führt dazu, dass für Sprecher des Standarddeutschen insbesondere am Silbenanfang eigentlich stimmhafte Konsonanten als stimmlos wahrgenommen werden können und umgekehrt.

Konsonanten werden meist eher etwas stimmhaft ausgesprochen (z. B. in Laddezaun, „Lattenzaun“), was normalerweise auch schriftlich wiedergegeben wird. Umgekehrt findet eine deutlich wahrnehmbare Anlautverhärtung typischerweise bei Gruppierungen aus Konsonant + /r/ am Silbenanfang statt. Beispielsweise sind für den Saarländer die Aussprachen [ pʁoː'ɡʁam ] und [ bʁoː'kʁam ] des Wortes Programm allophon (sprich, man könnte eigentlich genausogut Brokramm schreiben – dies würde die Aussprache nicht oder nicht wahrnehmbar ändern). Eine solche Anlautverhärtung wird jedoch üblicherweise nicht schriftlich wiedergegeben. Sie ist darüber hinaus auch in anderen deutschen Dialekten anzutreffen.

Ebenfalls typisch saarländisch ist die die Nichtunterscheidung zwischen sch [ ʃ ] und weichem ch [ ç ] (ch wie in weich, nicht wie in Loch): Beide Phoneme sind im Saarländischen allophon und werden als relativ weiches, fast schon stimmhaftes sch [ ʃ̬ ] (ein ʃ , das etwas in Richtung ʒ geht) ausgesprochen. Dies führt beispielsweise dazu, dass die Wörter Kirche und Kirsche beide als Kersch / kɛɐʃ / ausgesprochen werden (in der Bedeutung „Kirche“ vielleicht noch stärker in Richtung [ ʒ ]) und nur anhand des Kontexts unterscheidbar sind.

Auch die Lautwerte für ch (wie in Loch) und r scheinen dichter beisammenzuliegen als in vielen anderen Regionen Deutschlands. Insbesondere im moselfränkischen Raum dominiert die Aussprache von r als [ ʀ ], aber auch in anderen Teilen des Saarlandes wird das sonst im Deutschen übliche [ ʁ ] ein wenig in Richtung [ ʀ ] ausgesprochen. Umgekehrt wird das harte ch nur selten wirklich als hartes uvulares [ χ ] ausgesprochen; die vorwiegende Aussprache ist eher ein velares [ x ].

Ähnlich wie das Niederdeutsche haben auch das Rheinfränkische und insbesondere das Moselfränkische einige der Lautverschiebungen des Hochdeutschen nicht mitgemacht:

  • Die Konsonantenkombination pf / p͡f / in hochdeutschen Wörtern wird im Saarländischen grundsätzlich zu pp, z. B. in Kopp („Kopf“), Päär („Pferd“) oder Abbel („Apfel“). Dies ist charakteristisch für Dialekte nördlich der Speyerer Linie/ Mainlinie .
  • Der Buchstabe b kann in bestimmten Fällen auch zu einem w mutieren, z.B. in e Weib, zwää Weiwer („ein Weib, zwei Weiber“) oder weewe („weben“). Die Aussprache dieses w kann in solchen Fällen auch eine Art Mischung aus b und w darstellen; es ist fast ein b, bei dem die Lippen jedoch nicht vollständig geschlossen sind ([ β ]). Dieser Sachverhalt ist insofern bemerkenswert, als das Saarland eigentlich südlich der Bopparder Linie liegen sollte.
  • Im Moselfränkischen findet sich darüberhinaus je nach Kontext eine systematische Verwendung von t anstelle von s, z. B. in wat? („was?“), im Rheinfränkischen hingegen nicht. Dieser Unterschied stellt das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen rheinfränkischem und moselfränkischem Saarländisch dar; die Grenze zwischen den beiden Dialektgruppen wird daher das/dat-Linie genannt (auch: Sankt Goarer Linie, Hunsrück-Schranke).

Vokale

Im Standarddeutschen existieren nur zwei Aussprachen für O, nämlich eine kurze offene / ɔ / (z. B. in „offen“) und eine lange geschlossene / / (z. B. in „groß“). Das Saarländische kennt zusätzlich eine weitere, nämlich das lange offene o / ɔː /, häufig geschrieben als òò. Diese wird typischerweise anstelle eines langen a verwendet, z. B. in klòòr („interessant“; eigentlich „klar“) oder in hòòrisch („haarig“), aber beispielsweise nicht in groß [ kʁoːs ].

Der Laut ö (im Standarddeutschen je nach Länge [ øː ] bzw. [ œ ]) existiert im Saarländischen nicht nativ. Langes ö wird zu ee [ ] (z. B. in scheen „schö<b>n“), kurzes ö wird zu e bzw. ä [ ɛ ] (z. B. in W<b>erda „Wörter“).

Ebenso existiert im Saarländischen kein ü. Es wird in den meisten Fällen durch i ersetzt (z. B. in iwwaüber“, Gligg „Glück“), wobei ein kurzes i im Anlaut oft noch etwas dumpfer und mit angedeuteter Rundung gesprochen wird; ungefähr [ ɨ ] (oder gar [ ʉ̟ ]). Es findet jedoch nicht immer eine Ersetzung durch i statt, so z. B. in Hundsche (Hündchen) oder in dòòdefòòr (dafür).

Diphthonge

Weiterhin typisch saarländisch ist die oft etwas geschlossenere und weiter vorne liegende Wiedergabe der Diphthonge ei als [ ɐɪ̯ ] (statt [ aɪ̯ ]) und au als [ ɐɵ̯ ] (statt [ aʊ̯ ]).

Der Diphtong eu ist im Saarländischen nicht existent, sondern wird durch ei (oder auch au, je nach Region) ersetzt, z. B. in eier „euer“ oder nei (auch nau) „neu“. Wird er, beispielsweise zur Verdeutlichung einer Aussage durch hochdeutsche Aussprache, dennoch bewusst ausgesprochen, so wird er typischerweise lokal gefärbt eher als [ ɵʏ̯ ] oder [ ɵɪ̯ ] (statt hochdeutsch [ ɔʏ̯ ]) wiedergegeben.

Insgesamt zeichnen sich die saarländischen Dialekte ohnehin durch weitgehende Diphthongarmut aus. Viele Wörter, welche im Hochdeutschen einen Diphthong aufweisen, verfügen in den saarländischen an der entsprechenden Stelle einfach nur über einen Vokal. Wird ein Diphthong durch einen Vokal ersetzt, so geschieht dies halbwegs regelmäßig; allerdings scheint es keine Regel zu geben, welche bestimmt, in welchen Fällen der Diphthong ersetzt wird und in welchen nicht. Hier eine vermutlich unvollständige Liste:

  • ei→[ ɛː ] oder [ ɛ ]: kää bzw. kenn (je nach Region) für „kein“; analog „klein“
  • ei→[ ə ]/[ ɘ ]: e für „ein“.
  • auaa/òò: laafe bzw. lòòfe (je nach Region) für „laufen“. Analog „kaufen“, „saufen“, „Baum“
  • auu/o: uff, auch off (je nach Region) für „auf“.

Man beachte insbesondere, dass die Ersetzungen ein- und desselben Diphthongs auch innerhalb einer Region unterschiedlich sein können, z. B. in uffkaafe (aufkaufen) oder in Rään(e)m („Reinheim“; Ortsname; das e wird als extrem kurzes [ ə ] ausgesprochen).

Klitika

Wie auch in vielen anderen Dialekten verschmelzen insbesondere Pronomina und Artikel , teilweise aber auch andere unbetonte Wörter mit vorangehenden oder nachfolgenden Wörtern; sie werden klitisch . (Extrem-) Beispiele:

  • Hannersm gesaat? – „Habt ihr es ihm gesagt?“ (dreifach klitisch)
  • Unnshatne gefròòt, obbers mache dääd. – „Und es (=sie) hat ihn gefragt, ob er es machen würde.“ (sowohl proklitisch als auch enklitisch)

Silbenbetonung

Die Betonung der einzelnen Wörter deckt sich weitestgehend mit der der deutschen Standardsprache. Allerdings gibt es in einigen wenigen Fällen – insbesondere bei Ortsbezeichnungen – Abweichungen von der Norm; die Tendenz geht dann zur Betonung auf der ersten Silbe. Beispiele: Zwääbrigge (Zweibrücken) wird auf der ersten betont, ebenso Neinkeije (Neunkirchen). Allerdings ist Neunkirchen aus Neuenkirchen entstanden, leitet sich also von einer neuen Kirche ab und nicht von der Zahl 9. Auch beim Wort Kakao existiert die Möglichkeit der Betonung auf der ersten Silbe.

Endsilben

Auch die Unterschiede zwischen hochdeutschen und saarländischen Endsilben sind in vielen Fällen regelmäßig:

  • Unbetontes -en wird fast immer zu -e, z. B. in allen Verben (lachen→lache, essen→esse, waschen→wäsche, lassen→losse; Ausnahmen: gehen→gehn, sehen→siehn), aber auch in Pluralformen (Laternen→Laderne) und sonstigen Fällen (Karren→Karre), sogar bei Ortsbezeichnungen (MünchenMinsche, Dillingen →Dillinge).
  • Die (seltene) Endsilbe -agen wird üblicherweise zu -aan: sagen→saan, Wagen→Waan, schlagen→schlaan.
  • Sonstiges unbetontes -n fällt entweder weg (selten, v. a. im Dativ , siehe Grammatik) oder wird als hochdeutsches -en interpretiert und somit gemäß der obigen Regel zu -e, z. B. in AmpelnAmbele.
  • Unbetontes -er wird, wie in vielen anderen Regionen auch, zu kurzem -a (Aussprache: [ ɐ ]) reduziert.

Grammatik

Abgesehen von der Aussprache existieren eine ganze Reihe grammatikalischer und auch semantischer Unterschiede zur deutschen Umgangssprache.

Neutrale Feminina

Für auswärtige Deutsche oft sehr befremdlich mutet die Tatsache an, dass Frauen im saarländischen das Neutrum als grammatikalisches Geschlecht haben. Beispielsweise verwendet das Saarländische nicht die in „normaler“ Umganssprache üblichen Formen die Anna oder die Hilde, sondern es Anna („das Anna“) oder es Hilde („das Hilde“). Insbesondere am Satzanfang wird das es hierbei üblicherweise zu einem einzelnen s reduziert, so dass sich hierdurch auch phonetisch interessante Konstrukte wie s Susanne ergeben / s‿su'sʌnə / (die Unterscheidung zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten ist nur schwach ausgeprägt; und der Artikel wird klitisch , s.o.). Häufig anzutreffen ist auch die Benutzung von ähs dòò, wörtlich übersetzt „sie da“. Dies stellt allerdings eher eine abwertende Floskel dar bzw. wird von sozial niederen Bevölkerungsschichten neutral verwendet. Diese Besonderheit der „neutralen Frauen“ ist nicht in einer Geringschätzung der Frauen begründet, sondern kommt daher, dass „das Mädchen“ grammatikalisch ein Neutrum ist: Die Saarländer sehen quasi alle Frauen als Mädchen an. Auch weibliche Sprecher weichen dieser Regel daher nicht aus.

Konjugation

Im Präsens Plural gibt es grundsätzlich nur eine einzige Verbform für alle drei Personen: mir sinn, ihr/dir sinn, die sinn (statt „wir sind, ihr seid, sie sind“).

Wie auch in vielen anderen süddeutschen Dialekten existiert kein Präteritum . Eine Ausnahme bilden die Verben hann (haben) und sinn (sein); jedoch werden die Präteritums-Formen teilweise nur in der Funktion als Hilfsverb zur Bildung des Plusquamperfekts benutzt. Beispielsweise wäre die Wortwahl Isch hott geschdern kää Probleme in einigen Gegenden ungebräuchlich; typischerweise würde man eher das Perfekt benutzen: Isch hann geschdern kää Probleme gehatt. In anderen Gegenden hingegen ist auch diese Verwendungsweise durchaus üblich.

Umgekehrt wird, wie auch in anderen Regionen teilweise gebräuchlich, gerne das „Superplusquamperfekt“ verwendet: Er hott mers gesaat gehott „Er hatte es mir gesagt gehabt“. (Anm.: Im Hochdeutschen sind nur „Er hat es mir gesagt“ (Perfekt), „Er sagte es mir“ (Präteritum) und „Er hatte es mir gesagt“ (Plusquamperfekt) grammatikalisch korrekt.)

Analog zum Standarddeutschen werden die analytischen Konjunktivformen (isch hannisch hätt, isch krienisch kräät) zunehmend durch Verbalkonstruktionen verdrängt. Der Konjunktiv  II wird in den meisten Fällen mit Hilfe des Konjunktivs des Verbs duun („tun“), in manchen Regionen auch gehn („gehen“) gebildet: isch dääd saan, dass... oder auch isch gäng saan, dass... („ich würde sagen, dass...“). In der deutschen Standardsprache entspricht der Gebrauch von dääd/gäng hier dem Gebraucht von würde. Interessanterweise wird duun („tun“) fast ausschließlich in dieser Funktion als Hilfsverb verwendet; für das Verb „tun“ hat sich ansonsten die Verwendung von mache etabliert. Der Konjunktiv I, welcher im Standarddeutschen in der indirekten Rede verwendet wird, existiert faktisch nicht oder wird durch den Konjunktiv II bzw. Verbalkonstruktionen mit dääd/gä(ä)ng substituiert.

Weit verbreitet, obgleich nicht völlig durchgängig, ist auch die Verwendung des Verbs genn (geben) statt werre (werden). Insbesondere als Hilfs- bzw. Modalverb wird dann doch werre verwendet. Beispiele: Es gebbt nächschde Monat zwää („Es (=sie) wird nächsten Monat zwei (Jahre alt)“); andererseits: Mir werresem schon nit verròòde („Wir werden es ihm schon nicht verraten“). Sowohl die Formulierung Ei Moment mòò, das is so nie gesaat genn als auch Ei Moment mòò, das is so nie gesaat wòòr (beides: „Ja (≈Ei) Moment mal, das ist so nie gesagt worden“) sind akzeptiert. Insgesamt lässt sich sagen, dass genn zur Bildung des Passivs und als Hauptverb-Ersatz für werden akzeptiert ist, jedoch nicht oder nur selten zur Bildung von Futurformen verwendet wird.

Die Konjugation einiger Verben ist anders als im Standarddeutschen, beispielsweise isch hann gebrung (statt „ich habe gebracht“), teilweise auch die erste Person Singular von sinn bei der Verwendung als Hilfsverb: Wie isch achzeh genn sinn („Als ich achtzehn (Jahre alt) gegeben bin (=wurde)“.

Deklination

Die Unterscheidung zwischen den Kasūs ist im Saarländischen weitgehend weggefallen:

  • Der Dativ existiert zwar als Kasus; Wörter werden bei der Deklination üblicherweise im Dativ jedoch nicht verändert, z. B. die Kinner, de Kinner („die Kinder, den Kindern“).
  • Der Akkusativ wird insbesondere im Sprachgebrauch älterer Menschen konsequent durch den Nominativ ersetzt, z. B. in Hasch du der Dummschwätzer dòò geheerd? („Hast du den Dummschwätzer da (=diesen Dummschwätzer) gehört?“). Im modernen Sprachgebrauch ist der Akkusativ jedoch durchaus verbreitet (Hasch du denne Dumschwätzer dòò geheerd?).
  • Der Genitiv existiert nicht. Anstelle des Genitivs treten stattdessen, wie auch in vielen anderen Regionen Deutschlands, üblicherweise Dativkonstruktionen, z. B. in em Hilde sei Schwòòer (wörtlich: „dem Hilde sein Schwager“; sinngemäß „Hildes Schwager“).

Andere

Das Pronomen sie (betont) bzw. se (unbetont) wird nur verwendet für die 3. Person Singular femininum – welche jedoch aufgrund der grammatikalischen Neutralität der Frauen nur selten vorkommt – und für die Höflichkeitsform Sie der Anrede.

Als Personalpronomen für die 3. Person Plural wird es hingegen nicht oder nur höchst selten verwendet; typischerweise verwendet man stattdessen als betonte Form die. Die unbetonte Form se (mit sehr kurzem [ ə ]) kann auch für die 3. Person Plural auftreten, jedoch ausschließlich enklitisch , z.B. in Hannse dir sellemòòls kää Geld genn? – „Haben sie dir damals kein Geld gegeben?“.

Siehe auch

Literatur

  • Alexandra N. Lenz: Struktur und Dynamik des Substandards. Eine Studie zum Westmitteldeutschen (Wittlich/Eifel). Stuttgart 2004.

Weblinks

Wikipedia

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