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Letzte Änderung für Artikel Laurentiuskirche (Dirmstein): 15.01.2006 15:48

Laurentiuskirche (Dirmstein)

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Die Laurentiuskirche zu Dirmstein im pfälzischen Leiningerland ist eine aus dem Barock stammende Zweikirche für Katholiken und Protestanten . Sie verfügt also über eine Trennwand, die jedoch im Gegensatz zu allen anderen Bauwerken dieser Art von vorneherein eingeplant war. Der katholische Teil ist dem Märtyrer Laurentius von Rom geweiht, dessen Namenstag der 10. August ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1740 ließ Franz Georg von Schönborn-Buchheim, von 1729 bis 1756 Fürstbischof von Worms sowie Erzbischof und Kurfürst von Trier, durch Balthasar Neumann , den Hofbaumeister seines Bruders Friedrich Carl von Schönborn , Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, eine neue Kirche für Dirmstein planen. Sie sollte beide christlichen Konfessionen unter ihrem Dach beherbergen, wobei die Raumaufteilung entsprechend der damaligen Anzahl der Katholiken (zwei Drittel der Dirmsteiner Bevölkerung) und der Protestanten (ein Drittel) vorgenommen werden sollte.

Neumanns ursprünglicher Plan sah eine größere Anlage mit zwei nebeneinander liegenden Kirchen vor, wobei der katholische Anteil noch größer werden sollte als der heutige Gesamtbau. Dieser Plan wurde verworfen - vermutlich war er dem Bauherrn zu teuer. Neumann fertigte daraufhin 1741 einen verkleinerten Plan, der die Kirchen wie in einem Doppelhaus hintereinander anordnete.

Der revidierte Plan kam schließlich zur Ausführung. Dabei wurde der Turm der Vorgängerkirche, der eine neue Haube erhielt, in den Bau einbezogen. Der alte Turm erwies sich als etwas niedrig und wurde im 19. Jahrhundert um eine Etage aufgestockt, die man am weißen Verputz erkennt, während der untere Teil aus rotem Buntsandsteinmauerwerk besteht.

1742 wurde der Grundstein gelegt, und am 9. Oktober 1746 konnte Weihbischof Christian Albert von Merle die drei Altäre der katholischen Laurentiuskirche konsekrieren. Ein besonderer Förderer des katholischen Teiles war der Vizekanzler des Wormser Bischofs, Adam Franz Brasseur von Gerstenfeld. Er stiftete den rechten Seitenaltar und mehrere liturgische Geräte, die deswegen sämtlich sein Wappen tragen. Sponsor des protestantischen Teiles war der Markgräflich-Badisch-Durlach'sche Hofrat Wilhelm von Rießmann aus Mannheim, der in Dirmstein großen Besitz hatte.

Trennwand

Balthasar Neumann stand vor dem Problem, mittels einer Trennwand eine Zweikirche planen zu sollen; gleichzeitig wollte er aber ein Gebäude schaffen, das eine homogene Einheit darstellt. Deshalb wählte er die Proportionen so, dass von außen nichts auf die Trennwand hindeutet und der Besucher auch im jeweiligen Innenraum den Eindruck eines vollgültigen Gotteshauses gewinnen muss. Eines seiner Gestaltungsmittel war dabei auch die Achsenanordnung: Der katholische Teil erstreckt sich konventionell von West nach Ost, der hinter der Trennwand folgende protestantische Teil ist quer dazu von Nord nach Süd ausgerichtet.

Ausstattung

Da der protestantische Teil die übliche reformierte Schlichtheit aufweist, befasst sich der weitere Artikel mit der Ausstattung des katholischen.

Barockkonzept

Das barocke Kirchenbaukonzept basiert auf einem Festsaal, der dem Festsaal in einem Schloss vergleichbar ist. Ziel ist es, ein Gesamtkunstwerk zu gestalten, bei dem der Kirchenraum für die Gläubigen den Himmel darstellt. Der Raum ist ganz durchgestaltet und fügt sich zu einem harmonischen Ganzen. Die architektonische Grundform stellt ein Rechteck dar mit eingezogenem Chorraum und wird von Licht durchflutet mittels großer, klar verglaster Fenster.

Kirchenraum

In Dirmstein wurde dieser Festsaal in seiner ursprünglichen Gestalt weitgehend bewahrt, trotz verschiedener Hinzufügungen und Änderungen, die indessen aus heutiger Sicht kaum stören. Hinzu kamen im Laufe der Jahre die Pietà und die Herz-Jesu-Figur , die Kreuzwegstationen , das Halbrelief des heiligen Antonius von Padua und die Gefallenengedenktafel sowie die Orgel. Das Kanzelkreuz stammt aus einer anderen Zeit, es ist älter als die Kirche und wurde möglicherweise vom Vorgängerbau übernommen.

Hochaltar

Die bedeutendste nachträgliche Hinzufügung ist der neobarocke Hochaltar . Der im Festsaal dargestellte Himmel ist prächtig ausgestaltet, so wie man sich im Barock die Wohnung Gottes und der Heiligen - also der Verstorbenen, die jetzt bei Gott sind - vorstellen mochte: ein hoher, sehr heller Raum, reich verziert mit Gold und edel geschmückt. Dabei thront die Dreifaltigkeit über dem Hochaltar, wie vermutlich auch schon beim ursprünglichen.

Der originäre barocke Hochaltar war 1885 durch einen neoklassizistischen Hauptaltar ersetzt worden. Im Zuge der Kirchenrenovierung von 1962 bis 1968 ließ die Dirmsteiner Pfarrei den neuen "barocken" Hochaltar durch Architekt Alfons Sohn aus Speyer errichten. Weil sämtliche Quellen über den ursprünglichen Altar fehlten, wurde er frei nach dem Vorbild des Balthasar-Neumannschen Hochaltares in der Bruchsaler Kirche St. Peter gestaltet. Er zeigt im Altarbild, das vom Kirchenmaler Gschwandtner aus Reichenhall stammt, den heiligen Laurentius, der dem Kaiser Valerian die Schätze der Kirche, die Armen, überbringt, flankiert von den Bischofsfiguren der heiligen Pirmin und Ulrich und gekrönt mit einer Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit.

Der Pelikan über dem Tabernakel hat sein Pendant im Pelikan auf dem Kanzeldeckel. Im Mittelalter glaubte man, dass der Pelikan seine Küken mit seinem eigenen Blut ernähre. Für die Christen ist dies ein Sinnbild für den Opfertod und die Auferstehung Jesu. Die daraus resultierende Erlösung der Menschheit wird im Wort Gottes von der Kanzel aus verkündet und in der Eucharistie , die im Tabernakel aufbewahrt wird, gefeiert.

Seitenaltäre

Die Seitenaltäre entstammen der ursprünglichen Ausstattung und zeigen links Maria , die Mutter Gottes, und rechts Maria Magdalena mit dem Salbgefäß vor dem Gekreuzigten. Maria Magdalena ist auch die Patronin der Katholischen Hospitalstiftung Dirmstein und der Spitalkapelle, die gegenüber der Kirche liegt und heute als Gruppenraum für den Gemeindekindergarten genutzt wird. Die Marienstatue im rechten Seitenaltar wurde nachträglich installiert; das darüberliegende Symbol zeigt an, dass der Altar dem Herzen Jesu geweiht ist.

Kanzel

Die Kanzel stellt im Barock neben den Altären den wichtigsten liturgischen Handlungsraum dar, weil hier das Wort Gottes ausgelegt und die Gläubigen darin unterwiesen wurden. In den kleinen Nischen im Kanzelkorb sind Heilige dargestellt, an deren Umgang mit dem Wort Gottes sich der Prediger und die Gemeinde orientieren sollen: Maria, dargestellt als unbefleckt Empfangene , die das Wort Gottes aufnahm und in ihrem Herzen bewahrte, sowie die vier abendländischen Kirchenlehrer Hieronymus , Papst Gregor der Große , Ambrosius von Mailand und Augustinus . Diese Kirchenlehrer sollen dem Prediger Vorbild und Richtschnur sein in Glaube und Auslegung, ebenso das Kreuz, das wie in allen barocken Kirchen der Kanzel gegenüber und somit für ihn gut sichtbar aufgehängt ist.

Kirchenschiff

Die Gemeinde der Gläubigen im Kirchenschiff , die sich bei ihrem Beten und Feiern gleichsam im Himmel befindet, ist von den Heiligen umgeben. Auf der Emporenbrüstung ist Jesus mit den zwölf Aposteln dargestellt. Die einzelnen Apostel lassen sich gut an den ihnen beigegebenen Attributen identifizieren.

Orgelempore

Das Fresko über der Orgelempore zeigt dem Ort entsprechend Heilige, welche mit Musik zu tun haben: König David , von dem die Schrift sagt, dass er Zither - die hier durch die repräsentativere Harfe ersetzt wurde - gespielt habe, und mehrere Engel mit Musikinstrumenten.

Orgel

Die heutige Dirmsteiner Orgel wurde 1900 von der Firma Voit & Söhne aus Durlach (heute Karlsruhe) erbaut und 1986 durch die Orgelwerkstatt Vier aus Friesenheim-Oberweier (Schwarzwald) renoviert und mit einer mechanischen Traktur versehen. Die Orgel hat 23 klingende Register , die auf drei Werke verteilt sind. Disposition und Intonation der Werke ermöglichen die Interpretation barocker wie auch romantischer Musik. Die ausgereifte Traktur mit mehreren Halbzügen, Wechselschleifen , drei Koppeln und einem Koppelmanual macht die Orgel für viele große Organisten zu einem reizvollen Konzertinstrument. Hier ist vor allem der aus dem Nachbarort Laumersheim stammende Felix Hell zu nennen.

Wappen

Im Altar- und Deckenbereich finden sich verschiedene Wappen, welche die genaue geschichtliche Situation der Errichtung des neuen Altares fixieren wollen:

  • Wappen des damaligen Bischofs Isidor Markus Emanuel (Amtszeit 1953 - 1968 )
  • Wappen des Bistums Speyer
  • Familienwappen des Architekten Sohn
  • Wappen des Bischofs Friedrich Wetter (Amtszeit 1968 - 1982 ), kurz nach dessen Amtsübernahme der neue Altar 1968 konsekriert wurde (Wetter wurde 1982 Erzbischof und 1985 Kardinal)
  • Wappen des Landes Rheinland-Pfalz
  • Wappen der Gemeinde Dirmstein


Die weiteren Wappen weisen in die Entstehungszeit der Kirche zurück:

  • Wappen des Stifters Adam Franz Brasseur von Gerstenfeld über dem rechten Seitenaltar
  • Wappen des Erbauerbischofs Franz Georg von Schönborn an der Decke des Schiffs

Letzteres ist in Stuck ausgearbeitet und zeigt die Besitzungen seines Inhabers - für das Fürstbistum Worms den Petrusschlüssel und die Sterne auf blauem Grund, für das Erzbistum Trier das rote Kreuz auf silbernem Grund.

Quelle

Die Beschreibung des katholischen Kirchenteiles basiert auf einer Ausarbeitung, die vom katholischen Ortspfarrer, Dekan Peter Schappert, stammt, der von 1996 an in Dirmstein im Amt war, bevor er 2005 Generalvikar des Bistums Speyer wurde. Die Ausarbeitung, deren Original auf der Website des Kulturvereins St. Michael Dirmstein publiziert ist (s. Weblinks), wurde neu gegliedert und z. T. gekürzt, z. T. ergänzt. 1996 richtete der Kulturverein der Laurentiuskirche eine glanzvolle 250-Jahr-Feier aus.

Weblinks

Wikipedia

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