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Letzte Änderung für Artikel Ohrenbrücke: 21.01.2006 19:26

Ohrenbrücke

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Die Ohrenbrücke ist eine der ältesten Straße in Ingelheim am Rhein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Ohrenbrücke

Spuren aus der Steinzeit

1854 hat man im Bereich der Ohrenbrücker 30 Hockergräber aus der jüngeren Steinzeit gefunden. Diese Dieldlungsreste sind mit einemAlter von 6000 - 8000 Jahren die ältesten im Stadtgebiet von Ingelheim .

Ohrenbrücke oder Oberbrücke?

Ähnlich wie bei der Uffhub gehen auch hinsichtlich der Ohrenbrücke die Meinungen über den Ursprung des Straßennamens auseinander. Die Historiker vertreten den Standpunkt, dass die Bezeichnung Ohrenbrücke lediglich eine Verballhornung der einstigen Bezeichnung „obere Brücke“ darstellt. Und so nimmt dann denn an, dass zur Unterscheidung der vermeintlich von alters her vorhandenen beiden Selzbrücken vor der Altengasse und der Edelgasse die eine eben als „untere Brücke“, nämlich die vor der Altengasse an der ehemals Stoppelbein´schen Mühle und die weiter oben vor der Edelgasse gelegene folglich als „obere Brücke“ bezeichnet wurden.; und man meint, dass schließlich durch unpflegliche Sprachbehandlung im Laufe der Zeit aus der „Obren Brücke“ die „Ohrenbrücke“ entstanden ist. Eine durchaus plausible Erklärung.

Furt durch die Selz

Ohrenbrückertor um 1900
Ohrenbrückertor um 1900

Die alten Bewohner der Ohrenbrücke sind da aber ganz anderer Meinung. Sie versteifen sich zunächst einmal darauf, dass es ja eine richtige Brücke erst seit der Jahrhundertwende an dieser Stelle gibt. Und tatsächlich: Um 1900 noch führte die Edelgasse das Ohrenbrücker Tor und durchquerte zu allen Zeiten als Furt die Selz in westlicher Richtung. Alte Fotos beweisen das. So zum Beispiel ein altes Foto von 1903 . Da geht die Edelgasse eindeutig quer durch die Selz. Und einen anderen Weg gab es nicht. Zwischen den südlichen Tortürmen des Ohrenbrücker Tores un dem Haupthaus des Bauernhofes Wolfgang Weitzel standem nämlich bis zum Jahre 1908 dicht an dicht noch drei weitere uralte Gebäude aus der Bausubstand des ehemals weiträumigen Klosters für adlige Töchter und der andgrenzenden Herrenmühle Engelthal. Entlang der weitgestreckten Westseite von Kloster und Herrenmühle verlief der Mühlbach. Er mündete unmittelbar vor dem Ohrenbrücker Tor wieder in die Selz, von der er etwa 300  Meter weiter oben abgeleitet war. Wenige Meter vor der Mündung überspannte ihn eine gewölbte kleine Steinbrücke. Es war die einzige Steinbrücke im dortigen Bereich und sie hatte mit der Selz nichts zu tun. Sie war mit Fuhrwerken nicht befahrbar. Wollte man also trockenen Fußes von der Edelgasse aus die Straße Ohrenbrücke erreichen, dann passierte man zunächst das Tor, überquerte auf dem kleinen Steinbrücklein den Mühlbach, ging auf einem Fußpfad etwa 30 Meter nach Westen und benutzte dann einen etwa 10 Meter langen Fußgänger-Holzsteg über die Selz und man war in der Ohrenbrücke. Auf diesem Weg überquerten jahrhunderte lang auch die mit Korn und Mehl beladenen Esel die Selz zur und von der Mühle. Und Kennzeichen des Esels sind nun einmal seine Ohren. Und das Geländer der Holzbrücke war hüben wie drüben an den Enden hochgezogen und über dem Durchgang vereint. Und so, wie sich an den Vorderseiten norddeutscher Holzgiebel zwei Pferdeköpfe kreuzten, so waren es hier bei der hölzernen Brücke zwei große Eselsohren, die hüben und drüben Die „Ohrenbrücke“ zierten. Auch von anderen alteingesessenen Familien ist diese Deutung überliefert. In „Ober-Ingelheim“ schreibt Philipp Krämer, dass er selbst noch in seiner Jugend auf dem hölzernen Steg gesessen und dem damals noch vorhandenen und noch laufenden Mühlrad zugesehen hat. Die Holzbrücke sei abgerissen worden, als nach der Jahrhundertwende die erste steinerne Brücke an dieser Stelle über die Selz gebaut wurde. Zu keiner Zeit vorher gab es dort eine mit Fuhrfahrzeugen befahrbare Selzbrücke, also keine „obere Brücke“. Esel, Mühle und Bach, das sind drei Dinge, die schon in den alten Märchen zusammengehörten. Und Esel überquerten die Selz nicht nur über die Ohrenbrücke. Es gibt ja auch noch – zumindest im Volksmund – die Eselsbrücke, die in Verlängerung der Straße „Am Mühlborn“ die Selz überspannt. Auch hier ist der Zusammenhang zwischen Esel, Mühle und Bach deutlich zu erkennen: Die Griesmühle liegt ganz in der Nähe – die erste Bornmühle existierte erst seit 1860 – und wenn die Selzbrücke dort im Volksmund Eselsbrücke heißt, kann man sicher sein, dass der Esel als Lasttier des Müllers einst auch im Ingelheimer Grund ganz und gar üblich war. Die ältesten Hinweise auf den Straßennamen unterstreichen die Versionen Ohrenbrücke: In Verbindung mit der Jahreszahl 1381 stößt Philipp Krämer auf die Schreibweise „an der orenbruckir porten“. 1384 wird in einer Urkunde berichtet: „… von eymeHuse gelegen in der oren brocken“ (L. Baur: „Hessische Urkunden“). 1411 lautet die Bezeichnung „orenbrucke“ und Krämer stößt auf diesen Hinweis aus dem selben Jahr: „Zappin der murer, der einen Hof mit Garten an de obirnbrucker porthin bewohnte: der erste bekannte Hinweis also auf Obere Brücke.“ Aus dem Jahre 1423 stammt die Schreibweise „Obirbrucker Porte“ und aus 1432 „vor der Obernbrucker porten“. Das veranlasst auch Philipp Krämer zu der Annahme, dass der Straßenname von „obere Brücke“ abgeleitet ist. In „Ober-Ingelheim“ schreibt er: „Der Name Obere-Brücke im Gegensatz zur unteren am Allegässer Tor dürfte eigentlich richtig sein“. 1465 lautet die Straßenbezeichnung wieder „in der ornbrucken“, 1593 „Ohrnbrucken“, 1597 „Ohrenbrück“ und schließlich ab 1656 nur noch „Ohrenbrücke“. Ohrenbrücke abgeleitet und verwandelt von obere Brücke, oder Ohrenbrücke – hergeleitet von den Ohren des Esels, vom Esel des Müllers also? Ganz wird das wohl nie zu klären sein. Für beide Deutungen gibt es einige Gründe. Es bleibt zu hoffen, dass man es bei der jetzt schon seit 400 Jahren unveränderten Schreibweise belässt, zumal die Ohrenbrücke unter diesem Namen im weiten Umkreis die wohl bekannteste Ingelheimer Straße sein dürfte. Nicht etwa deshalb, weil Vater und Großvater des großen Sohnes unserer Stadt, Sebastian Münster, mit großer Sicherheit as der Ohrenbrücke stammen. In der „Festschrift zur Jahrhundertfeier der Synode von Ingelheim 948 – 1948“ schreibt Ernst Emmerling unter „Ingelheimer Persönlichkeiten“: Um 1400 besaß Peter Münster ein Haus an der Ohrenbrücke zu Ober-Ingelheim, also außerhalb der Stadtmauer, was eine geringe Herkunft bedeutete. „Nein, der hohe Bekanntheitsgrad geht auf sehr profane Umstände zurück. Ich muß ein wenig ausholen.

Die Ohrenbrücker

Oben in der Edelgasse und unmittelbar dabei hatten so bekannte Adelsfamilien wie die Grafen von Ingelheim, die Herren von Horneck, von Buseck, von Rodenstein, von Wallbrunn von Sponheim von Saulheim und andere mehr ihre Höfe. Die Höfe brauchten Personal, leitendes und das geringer eingeschätzte, körperlich arbeitende. Dieses sollte getrennt von den Herrenhäusern, aber doch in greifbarer Nähe wohnen. Also siedelte man es „über der Bach“ an, und das noch vor dem Bau der Ringmauer. So könnte die Ohrenbrücke als untere Verlängerung der Edelgasse jenseits der Selz entstanden sein. Die kleinen Häuschen der Geringsten standen später also außerhalb der Mauer und die Menschen, die darin wohnten, außerhalb der Gesellschaft. Und wenn fremden Fahrensleuten die Tore der Ringmauer verschlossen blieben, dann fanden sie immer noch Aufnahme in den dürftigen Herbergen „vor der Ohrenbrücke“. Und Spielleute, Gaukler, Händler und anderes fahrendes Volk aus vieler Herren Länder hinterließen im Verlauf der Jahrhunderte hier unverkennbare, meist schwarzgelockte Spuren. Und auch ihrer Wesensart spürte man den starken Einfluß dreier südosteuropäischer Zigeunersippen an, die hier über viele Generationen hinweg ihr Standquartier hatten. Ihre Spuren verloren sich größtenteils in den Konzentrationslagern der Hitlerschen Gewaltherrschaft. Stets waren hier auch einige Kleinbürgerfamilien ansässig und zwar in nicht weniger guter Nachbarschaft und Harmonie als anderswo. Im 16. Jahrhundert wohnte sogar der Junker Haberkorn mit seiner Familie hier. Mittelpunkt der Ohrenbrücke war jahrhunderte lang der Röhren-Laufbrunnen. Viele noch heute lebende Bewohner konnten hier an den Abenden das starke Arbeitspferd des Landwirts Karl Kopp und die kleinen Zigeunerpferde der Ohrenbrücker Landfahrer beim Tränken erleben und nach der Ladung ohne Begleitung ihren offenen Ställen zutrotten sehen. Frauen und Mädchen kamen mit Eimern und Kannen zum Brunnen und verweilten hier zu einem Schwätzchen. Auch die damals noch auf der Straße umherlaufenden Hühner, Hunde und Katzen stillten hier ihren Durst. Am Brunnen war das – wie man heute sagen würde – Kommunikationszentrum der Ohrenbrückbewohner. Und das ist bis heute so geblieben! Mitte der 1920er Jahre platzte die Ohrenbrücke aus allen Nähten. Einige weitere wohnsitzlose Familien hatten sich dazwischengedrängt und auch der Wandertrieb in den Frühjahrsmonaten brachte keine spürbare Entlastung mehr. Da sah sich der Ober-Ingelheimer Bürgermeister Wilhelm Bauer zu einer außergewöhnlichen Maßnahme veranlasst. Die „Ingelheimer Zeitung“ berichtet darüber: „Notwohnungen. Ober-Ingelheim, 2.09.1926. Die Gemeinde Ober-Ingelheim hat bei der Direktion der Reichseisenbahn 3 Eisenbahnwagen für Wohnzwecke bestellt“. Und aus dem entsprechenden Ratsprotokoll gehr hervor, dass diese Wagen als Behelfswohnungen für 3 Kinderreiche Familien bestimmt waren. Die Wagen wurden noch im Herbst 1926 zwischen dem Ohrenbrücker Tor und der Selzbrücke auf vorbereitete Sockel gestellt und an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen. Ein dreigeteiltes Freiluft-Plumpsklo war auf der Rückseite gezimmert worden. Rund 30 Menschen wohnten hier in äußerst primitiven Verhältnissen bis etwa 1938.

Ohrenbrücker Landfahrer

Bis zum Beginn der Hitler-Zeit gab es – sieht man von den 3 Eisenbahnwagen einmal ab – keinerlei Baracken oder Behelfswohnungen im unmittelbaren zusammenhang mit der Ohrenbrücke. Die eigentlichen Ohrenbrücker, das waren Menschen, die ihren Unterhalt bis dahin weitgehend selbst als Korbmacher, Kesselflicker, Scherernschleifer, Schausteller, Hausierer, Drehorgelleute und Altwarensammler verdienten. Man spannte sein Pferdchen ein und fuhr über Land. Oder man schnürte sein Bündel und zog zu Fuß umher. Und wo man auch hinkam, wurde man mühelos, vor allem am Dialekt, als „Oorebrigger“ erkannt. Ein paar Groschen oder auch Mark waren immer zu verdienen. Fürs Essen reichte das allemal. Die Obstbäume am Weg und ein zufällig in eine Schlinge geratener Hase steuerten ja auch noch etwas bei. Geschlafen wurde in Planwagen, in Heuhaufen oder in offenen Feldscheunen. So wurde über Jahrhunderte hinweg die Ohrenbrücke in ganz Rheinhessen und noch darüber hinaus bekannt. Leider? Gottlob! Sie gehörte zum alten Ober-Ingelheim wie jede andere Straße auch. Wen es heute allerdings einmal in die Ohrenbrücke verschlägt, der wird vergeblich nach den Zigeunern, nach den Planwagen, den Pferdchen, den kleinen Häuschen, den vielen frei herumlaufenden Kindern, Hühnern, Hunden und Katzen und der früheren Romantik Ausschau halten. Kaum noch etwas ist davon geblieben. Neu gebaute Wohnhäuser, unseres eingeschlossen, renovierte, vergrößerte und modernisierte Gebäude und moderner Straßenbelag bietet den Anblick einer Durchschnittsstraße, wie man sie überall sieht

Hinter der Ohrenbrücke

Sozialmaßnahmen der Stadtverwaltung haben das Sozialwohngebiet Hinter der Ohrenbrücke entstehen lassen. Hierfür wurden Baracken und Einfachwohnungen errichtet, in die auch die Bewohner der Nieder-Ingelheimer Hammelacker-Siedlung sozusagen umgesiedelt wurden. Ein Viertel ist entstanden mit Menschen der unteren sozialen Ebene und mit manchen negativen Begleiterscheinungen und Gefahren für die Bewohner selbst und für das Umfeld. Lange Zeit war die Ohrenbrücke verrufen, obwohl die eigentliche Oorebrigg nichts damit zu tun hatte. Dies betraf ausschließlich das Gebiet „Hinter der Ohrenbrücke“. Seit dem Bau der Umgehungsstraße versucht die Stadt, da dieses Gebiet „Hinter der Ohrenbrücke“ jetzt Ortseinfahrt ist, durch Baumaßnahmen und erneute Umsiedlungen der dortigen Bevölkerung in die Heinrich Wielandstraße nach Frei-Weinheim, das Negativimage zu verbessern.

Die Ohrenbrücke heute

Unser altes „Oerebrigger Brinnelche“ gibt es heute noch, gerade letztes Jahr liebevoll und mit viel Begeisterung von uns selbst restauriert, und auch sonst gibt es hier noch Dinge, auf die wir als Anwohner stolz sind und wo wir mit Recht sagen können: „Ei wo hot mer dann des noch heit zudach“? Jeder hilft jedem, jeder passt auf den anderen auf und Gelegenheiten zu einem ausgiebigen Gespräch werden nie ausgelassen. Zu feiern wissen wir auch! Frische Eier vom Nachbar, freilaufende Hühner (natürlich umzäunt), wer es mag, frische Hasen, jede menge Grün und eine tolle Ruhe, das gibt´s eben nur hier in der Oorebrigg. In 5 Minuten ist man mitten in der Natur, egal ob Richtung Waldeck, Richtung Gau-Algesheim oder den Radweg über die alte Selzbahnbrücke nach Groß-Winternheim, wo man hingeht alles grün und wunderschöne Natur. Und selbst in dem Sozoialwohnungsbaugebiet „Hinter der Ohrenbrücke“ ist schon lange Ruhe eingekehrt. Die schlimmen Zeiten sind schon ewig vorüber.

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