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Letzte Änderung für Artikel Ruhrdeutsch: 14.02.2006 20:53

Ruhrdeutsch

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Ruhrdeutsch, eine Übergangssprache des Ruhrgebietes, wird teils als Dialekt , teils als Soziolekt des Hochdeutschen eingestuft. Es handelt sich um eine seit dem 19. Jahrhundert entstandene Varietät des Hochdeutschen, die in Vokabular, Grammatik und Prosodie aus den Substraten der alten Niederdeutschen Sprache der Ruhrregion entstanden ist, unter Einbezug einiger Einflüsse der teilweise slawischsprachigen Arbeitsmigranten aus Oberschlesien , Masuren und Polen .

Inhaltsverzeichnis

Charakteristik

Im Ruhrdeutschen finden sich die niederdeutschen Diminutive mit -ken statt -chen, z. B. Würstken für Würstchen. Ebenso wird das Verb tun in, gegenüber dem Hochdeutschen, ungewöhnlicher Form verwendet und die Unterscheidung zwischen Dativ und Akkusativ verschwindet. Schenkst du mir noch eine Tasse Kaffee ein heißt im Westfälischen Ruhrdeutsch dann Tu mich ma noch 'n Tässken Kaffee. Tun leitet sich hier her vom niederdeutschen doon = geben. Weitere Beispiele für niederdeutsche Worte sind Pütt (= Bergwerk) oder Macker (= Freund/Lebenspartner). Dazu kommen einige wenige Lehnwörter aus dem Polnischen wie z. B. Mottek (młotek) für den (Bergmanns-)Hammer oder Matka (polnisch für Mutter) ruhrdeutsch - abwertend - für eine eingewanderte Frau vom Land. In geringem Maße sind auch Einflüsse des Jiddischen spürbar. Am Niederrhein fehlen diese polnischen Einflüsse. Im stärkeren Maße findet man Wörter aus dem Holländischen und aus dem Kölner Raum.

Es lässt sich, wie bei den meisten Dialekten, beim Ruhrdeutschen nicht von einem Dialekt sprechen, da es unterschiedliche Ausprägungen gibt. Der Übergang vom westfälisch intonierten Ruhrdeutsch des östlichen Ruhrgebiets zu den rheinischen Formen im Westen ist fließend. Nach Lexik und Phonetik der Sprecher lassen sich vielfach einzelne Stadtteile im Ruhrgebiet identifizieren.

Markant zum Beispiel ist der Bestätigungspartikel im westlichen Ruhrgebiet das "Ne?", im östlichen Ruhrgebiet ab Bochum hingegen das "Woll?", das den Sprecher primär als Westfalen ausweist, noch vor der Typik des Ruhrgebietlers. Somit sind Bochum und Dortmund auch Teil des "Woll-Landes", das sich von Wattenscheid über Unna und Werl bis in die Region Soest erstreckt. Insbesondere das Mölmsch , das Mülheimer Platt, weist Eigenheiten auf, die typisch rheinische Merkmale sind. Typisch ist die Aussprache von G und CH. Auf der Internetseite der Stadt Mülheim an der Ruhr gibt es ein Mölmsch–Lexikon mit ca. 3000 Wörtern. Als Sprachgrenze vom Ruhrdeutsch zum Niederrheinisch wird die Einheitsplurallinie herangezogen, der nördlichsten Linie des Rheinischen Fächers.

Ferner wird im Ruhrgebiet der Genitiv häufig durch einen Dativ ersetzt; ein Beispiel dafür sind die folgenden Phrasen: Dem Vater sein Hut... statt Der Hut des Vaters... und Wegen dem Regen... statt Wegen des Regens.... Daraus entwickelte sich die Redensart "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod".

Diese Art zu sprechen wird auch als Westfälische Verlaufsform oder Rheinische Verlaufsform bezeichnet und gilt nicht alleine als typisch für das Ruhrgebiet.

Lexik

Der Wortschatz des Ruhrdeutschen entspricht weitestgehend dem Hochdeutschen. Viele als ruhrgebietstypisch ausgewiesene Worte sind Bestandteil der umgangssprachlichen Schicht des Hochdeutschen, meist im ehemaligen niederdeutschen Sprachgebiet, und nicht ausschließlich auf das Ruhrdeutsche beschränkt. So ist der Gebrauch des Wortes malochen, das im allgemeinen als Kennzeichen des Ruhrdeutschen empfunden wird, inzwischen in weiten Teilen Norddeutschlands als Synonym für arbeiten verbreitet. Ausdrücke wie Mottek für Hammer oder Mattka (beide aus dem polnischen) für eine korpulente, ungepflegte ältere Frau, die in der Gesamtheit des Wortschatzes ebenfalls als kennzeichnend für das Ruhrdeutsch genannt werden können, sind vielen Sprechern des Hochdeutschen im Ruhrgebiet sogar nicht einmal mehr geläufig.

Historische Entwicklung

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sprache des Ruhrgebiets vor allem als Sprache der Bergleute und Industriearbeiter. Die Arbeitskräfte des Ruhrgebiets wurden dabei meist aus niederdeutschen, ostdeutschen/preußischen und polnischen Regionen angeworben. Die Sprachen der Zuwanderer prägte somit die Entstehung des Ruhrdeutschen vornehmlich in der Emscher-Lippe-Region. An der Ruhr selbst hingegen fehlt dieser Einfluss teilweise.

Die ursprüngliche westfälische und Niederfränkischen Mundarten des Ruhrgebiets sind heute nahezu vollständig durch das Hochdeutsche abgelöst worden.

Bekannte Sprecher

Die Inkarnation der Ruhrdeutsch sprechenden Frau ist Tana Schanzara , eine beliebte Volks- und Theaterschauspielerin. Ebenfalls war die Journalistin Elke Heidenreich in ihrer Rolle als "Else Stratmann, Metzgersgattin aus Wanne-Eickel" berühmt, die sie in Radiospots darstellte und auch in Büchern verewigt hat. Bekanntester Ruhrdeutsch-Sprecher überhaupt war aber ganz klar zu seinen Lebzeiten Jürgen von Manger , ein Kabarettist, mit seiner Rolle Adolf Tegtmeier. Medial verkörperte auch der gebürtige Essener Diether Krebs humorvoll den Dialekt. Heute ist Uwe Lyko als Herbert Knebel in Altenessener Mundart erfolgreich.

Ruhrgebiets-Sprache in Print-Medien

Die örtlichen Tageszeitungen hatten in früheren Jahrzehnten in den Samstags-Ausgaben zwei Vertreter der Sprache in Glossen agieren lassen: Die NRZ ließ den "Ämmil Cerwinski" antreten, das Alltagsleben in Parabeln zu glossieren, die konkurrierende WAZ ließ den "Kumpel Anton" berichten. Diese Glossen wurden bereits eingestellt, in der WAZ vor einigen Jahren wiederbelebt, inzwischen aber erneut eingestellt. Immer gleiche Glossenanfänge schufen Identität für die Leser.

"Gehich ahms anne Bude unn hol Zaretten, treffich Kalla. "Mannomann", sachter..." in der NRZ
"Anton", sachtä Cerwinski für mich, "..." in der WAZ

Der "Kumpel Anton" wurde auch in Buchform veröffentlicht. "Kumpel Anton, Ersten Bannt" usw. Diese Aufbereitungen der Ruhrgebietssprache sind von größerer Authentizität als die Bühnen- und Fernseh-Präsentationen von Adolf Tegtmeier über Else Stratmann bis zu Herbert Knebels Affentheater.

Literatur

  • Werner Boschmann : Lexikon der Ruhrgebietssprache. Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop, ISBN 3-922750-01-X
  • Karl-Heinz Henrich: Kauderwelsch, Ruhrdeutsch, die Sprache des Reviers. Reise Know-How Verlag Rump, ISBN 3-8-9416-555-3
  • Claus Sprick: HÖMMA! – Sprache im Ruhrgebiet. Straelener Manuskripte Verlag, ISBN 3-8-9107-034-9

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ruhrdeutsch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Ruhrdeutsch verfügbar.

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