Westpark (Bochum)
Der Westpark in Bochum ist Ausgangspunkt der städtebaulichen Entwicklung Innenstadt West. Die für die Stadtentwicklung zur Verfügung stehende Gesamtfläche beträgt etwa 75 ha.
Die Umsetzung der Maßnahme begann mit dem ca. 38 ha großen Park, dessen erster Bauabschnitt bereits 1999 fertig gestellt und eröffnet wurde. Das Zentrum des Westparks bildet inzwischen die zum Veranstaltungszentrum umgebaute Jahrhunderthalle. Die Flächen unmittelbar um die Jahrhunderthalle und einige umgebende Flächen werden in den veranstaltungsfreien Zeiten der RuhrTriennale bis 2006 sukzessive in die endgültige Form gebracht. Auf dem Gelände des ehemaligen Pumpenhauses neben der Jahrhunderthalle ist der Bau eines Konzerthauses für die Bochumer Symphoniker geplant.
Historie
Das Potential der Fläche liegt in den vorgefundenen topografischen Strukturen, den Hinterlassenschaften der industriellen Nutzung, die das Grundgerüst der Parkgestaltung bilden. Der Beginn der industriellen Nutzung des Standortes geht auf die Ansiedlung der Mayerschen Gußstahlfabrik an der Alleestraße im Jahre 1842 zurück. Hier wurden 160 Jahre lang Stahlprodukte von der Kirchenglocke über die Kanonenproduktion bis zum ICE-Radreifen hergestellt. Für den Werksfremden war das Areal die verbotene, unbekannte Stadt. Seit 1985 sind Hochöfen und Stahlwerk abgeschaltet, nur im östlichen Teil des Gesamtareals wird noch mit Stahl gearbeitet (s. Bochumer Verein).
Die Vergangenheit des Geländes gliedert sich in Schichten. Gebäude- und Anlagenstrukturen bildeten jeweils die Basis einer neuen Schicht, die auf der vorhergehenden aufbaut. Die Schlacken, das Abfallprodukt der Hüttenindustrie und der für die Schwerindustrie erforderliche Massengütertransport trugen zur Gliederung der Fläche in ebene Niveaus in unterschiedlichen Höhenstufen bei. Die spannungsreiche Topographie des Geländes bildet den Hauptgestaltungsansatz des Westparks. Nach der Stillegung der Produktion wurden fast alle Gebäude abgerissen, zurück blieb eine dicht mit Spontanvegetation überzogene Industriebrache.
Die industriearchitektonisch wertvollen Besonderheiten des Standortes sind die im Zentrum gelegene Jahrhunderthalle, der als Landmarke weithin sichtbare Wasserturm und das „Colosseum“, ein markantes Stützmauerbauwerk im südwestlichen Zugangsbereich des Parks.
Parkgliederung
Park der drei Ebenen:
- untere Stadtebene auf etwa 72 m ü. NN im Südwesten, Bereich um das Colosseum.
- Die Ebene der Jahrhunderthalle auf 80 m ü. NN, Talkessel im Zentrum des Westparks.
- Die Hochebene des Westparks auf 90 m ü. NN, künstlich geschaffenes Niveau, auf dem früher die Hochöfen und das Stahlwerk standen.
Der Park eignet sich die alten Strukturen an und interpretiert sie in eine neue, nutzbare, zukunftsfähige Ordnung um. Die technische, artifiziell wirkende Topographie wird durch Stützwände, gepflasterte Steilböschungen und Geländesprünge vorgegeben und weiterentwickelt.
Der Park, in wesentlichen Teilen auf der höchsten Ebene, bietet die einmalige Möglichkeit der Blickbeziehungen nach außen in die Stadtquartiere und nach innen auf den Bereich der Jahrhunderthalle. Der etwa einen Kilometer lange Rundweg führt um das 10 m tiefergelegene Zentrum mit der zum Hauptstandort der Trienale umgebauten Jahrhunderthalle. Der Weg führt dabei über Brückenkonstruktionen, an steil abfallenden Böschungen oder Stützmauern entlang durch die lichten Birkenwälder der „Industrienatur“.
Botanik und Geländestruktur des Parks
Kraftvolle Pioniere wie Birken, Weiden, Pappeln und der intensiv duftende Sommerflieder haben die Flächen besiedelt und sind innerhalb der letzten zwanzig Jahre zu einem Industriewald herangewachsen. Dieses großartige Kapital wird gepflegt und weiterentwickelt.
Im Norden befindet sich das sanft geneigte Hochplateau mit den offenen Spielflächen, dem Hochweg mit dem Blick in die Region und die Aussichtsbastion im Übergang zur spektakulären Brücke der Erzbahn in den Grünzug Richtung Gelsenkirchen und Herne. Vom „inneren Kesselrand“, dem südlichen Weg des Hochplateaus, eröffnen sich Einblicke in die Parkflächen um die Jahrhunderthalle. Die Fertigstellung der Flächen wird mit Rücksicht auf die Kulturveranstaltungen in der Halle noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Im Westen führt der Weg über einen schmalen Damm des „Nordpols“ durch lichten Birkenwald an der „Wasserlandschaft altes Kühlwerk“ vorbei zur „Nordpolbrücke“. Die neue Brücke überwindet eine tiefe Schlucht von Zufahrtswegen und die Gleistrasse der „Bergbahn“. Die Nachts interaktiv beleuchtetet Brücke bietet den besten Blick auf die umgebaute Jahrhunderthalle, sie ermöglicht zudem den Anschluss an das Plateau des ehemaligen Stahlwerks. Die Fläche der ehemaligen Stahlwerkshallen ist einer Wohnbebauung vorbehalten.
Als bauvorbereitende Maßnahme wurde eine breite Schneise freigelegt: Ein archäologisches Feld mit den Bauwerksresten der 160-ig jährigen Stahlindustriehistorie mit Tunnelgewölben, Fundamenten, Ofenfüchsen und Betonplatten offenbart sich dem Parkbesucher.
Auf dem unteren Geländeniveau auf der Vorplatzebene der Jahrhunderthalle befinden sich die Rückhaltebecken, die das Regenwasser der befestigten Flächen des Westparks speichern und verzögert in Richtung Maarbach abgeben.
Der Rundweg führt an der nördlichen Hangkante entlang zum Kinderspielbereich „Stahlwerksdrachen“, einer Spiellandschaft in Form eines Drachens. Sein stählerner Kopf lugt aufmerksam hinter den hohen Heckenwänden hervor in den Zugangsbereich des Parks. Er markiert gleichzeitig einen zentralen Angelpunkt der Wegebeziehungen. Die aus der Innenstadt von der U-Bahn-Station Alleestraße über eine breite Stufenrampe in den Park gelangenden Besucher werden hier auf die Achslinie in Richtung Wasserturm gelenkt. Diese große Diagonale ist die zukünftige Verlängerung der vom Hauptbahnhof kommenden Rottstraße, die auf den Wasserturm und das Foyer der Jahrhunderthalle zuführt.
Der Weg vom Spielbereich in Richtung Norden führt zur 180 m langen Stegbrücke, die in Baumwipfelhöhe geführt an das nördliche Plateau anschließt und das Rundwegesystem schließt. Wie von einer Zuschauertribühne sind Blicke in den zentralen Bereich mit der Jahrhunderhalle und der geplanten Konzertwiese möglich.
Sein „Nachtgesicht“ erhält der Park durch die von Uwe Belzner erarbeitete, auf den Standort abgestimmte Beleuchtung. Die Ausleuchtungsintensität wird insgesamt gering gehalten, die besonderen Strukturen des Ortes werden behutsam herausgearbeitet. Der seit über 160 Jahren zu allen Tag- und Nachtzeiten belebte Ort behält so auch als öffentlicher Park seine Nachtaktivität.
Koordinaten:
51° 28' 45" N, 07° 12' 12" O
Kategorien : Parkanlage | Bochum | Ruhrgebiet
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