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Letzte Änderung für Artikel Krätzchen (Witz): 23.12.2005 13:08

Krätzchen (Witz)

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Das Krätzchen (auf Kölsch: Krätzje, Krätzge, Mehrzahl: Krätzjer) ist eine spezielle Erzählform innerhalb des sogenannten " Rheinisches Humors " für eine Art Witz . Nicht jeder Witz eignet sich zum Krätzchen - wiewohl man sicher viele entsprechend umbauen kann - und nicht jedes Krätzchen wird auch ein guter Witz sein. Vergleichbare Formen aus anderen Sprachbereichen sind auch der Schwank und die Schnurre . Der Inhalt eines Krätzchens ist gern eine possierliche oder amüsante Geschichte in einem meist familiären oder jedenfalls bekannten Umfeld, oder ein Streich , wobei durchaus unklar bleiben kann, ob es ein bewusst gespielter Streich ist. Kommen keine Menschen als Protagonisten vor, werden diese meist doch antropomorph in Szene gesetzt. Ähnlich wie beim normalen Witz gibt es in der Regel eine Art Pointe , eine so nicht ganz erwartete Wende, die zum Schmunzeln anregt.

Wichtig ist die Erzählweise , Krätzchen werden vorgetragen. Die Darstellung ist langsam, gemütlich, ausführlich. Gern pausenreich, gelegentlich an der Grenze zur Umständlichkeit. Dennoch ausserhalb der wörtlichen Rede gern in der Nähe zum Telegrammstil formuliert. Dabei wird immer die Aufmerksamkeit der Hörenden gesucht und gefesselt. Spannung entsteht unter anderem dadurch, dass der Vortragende einerseits als Sprecher eine Handlung beschreibt, anderseits im Wechsel damit die Rollen der Handelnden seiner Geschichte beinahe spielt. Dieses ist lebendig, laut, bunt, mit starker Intonation oder Intonationswechseln usw. vorgetragen, wogegen der andere Teil eher unbeteiligt, mit gleichbleibener Stimme bis monoton, in der Regel mit wenig und gleichförmiger Emotion, gesprochen wird. Auch diese ist gespielt, unterscheidet sich klar von der momentanen Stimmung des Sprechers. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass jemand in einer fröhlichen, aufgeräumten Stimmung den Abend verbringt und mittendrin ein Krätzchen zum Besten gibt, das er durchgängig annähernd weinerlich vorträgt. Ein ähnlicher Stil kann gelegentlich bei Büttenrednern im rheinischen Sitzungskarneval beobachtet werden.

  • Ein Beispiel:
Wir sind in einem alten Kramladen, wo auch Süßigkeiten verkauft werden, den so ähnlich jeder kennt. Der Inhaber, den auch jeder kennt, ist ein älterer Mann, dicklich und nicht mehr sonderlich gut zu Fuß. Er ist meistens etwas grau angezogen und heißt ausgerechnet Krämer.
Kommt et Fritzchen rein und bleibt vor der Theke stehen.

Direkt danach kommt et Paula und der kleine Karl in den Laden. Sie grüßen artig und stellen sich hinterm Fritzchen an.

Sagt der Krämer zum Fritzchen: "Tach liebe Jung"

Er schaut die andern an und dann alle gemeinsam.

"Na, seit ihr alle drei zusammen hier?"

"Nee, jeder für sich" sagt et Paula. Et Karlchen nickt und et Fritzchen nickt auch.

Sagt der Krämer zum Fritzchen: "Ja dann, Du bes der Erste, wat willst de denn hann?"

Sagt dat Fritzchen: "Zuckerstangen. Von de Blauen."

Greift der Kämer ins Regal hinter sich nach dem Glas mit den rot-weißen Zuckerstangen.

Er fragt et Fritzchen: "Können et nit auch die sein?"

"Nää, die mag ich nit eso gern."

Der Krämer: "Wie viel soll et denn sein?"

Sagt et Fritzchen: "Für 5 Pfennig."

"Ah ja", sagt der Krämer, schaut nach oben an seinem Regal hinauf, geht gemächlich nach hinten, holt seine Leiter aus dem Hinterzimmer, stellt sie vors Regal, klettert langsam und ein bisschen schnaufend hinauf, holt das Glas mit den viereckigen blauen Zuckerstangen von hinten links, klettert genauso die Leiter wieder runter, stellt es auf die Theke, macht es auf, holt einige Stangen heraus und wiegt dann für 5 Pfennig blaue Zuckerstangen ab.

Er tut sie in eine Tüte aus Papier, legt sie auf die Theke, macht das Glas wieder zu, klettert die Leiter hinauf, stellt das Glas nach oben links ins Regal zurück, klettert wieder die Leiter runter, nimmt das Fünfpfennigstück, das das Fritzchen ihm hinstreckt und gibt ihm die Tüte mit den Zuckerstangen in die andere Hand.

Et Fritzchen geht nen halben Schritt zurück und guckt dann erwartungsvoll et Paula an.

Der Krämer bringt die Leiter wieder ins Hinterzimmer zurück und stellt sie dort ab. Er kehrt dann nach vorne in den Laden zurück und guckt et Paula an.

"Na, Paula, un wat willst Du hann?"

Sagt et Paula: "Für 5 Pfennig Zuckerstangen. Blaue."

"Für 5 Pfennig blaue Zuckerstangen", sagt der Krämer.

Er schaut et Karlchen an und fragt: "Na und Du, Fitzemann, willst Du auch für 5 Pfennig blaue Zuckerstangen haben?"

Karlchen schüttelt heftig den Kopf: "Nää!"

Der Krämer wendet sich beruhigt ab.

Er schaut kurz an seinem Regal hinauf, geht wieder nach hinten ins Hinterzimmer hinein, holt die Leiter dort heraus, bringt sie wieder vors Regal, klettert rauf, holt von hinten links das Glas mit den blauen Zuckerstangen, klettert die Leiter wieder runter wie zuvor, stellt das Glas auf die Theke, holt Zuckerstangen raus und wiegt für 5 Pfennig welche ab.

Er tut auch die in eine Tüte, legt sie auf die Theke, macht das Glas wieder zu, klettert die Leiter hinauf, stellt das Glas oben nach hinten links zurück, klettert wieder die Leiter runter, bringt die Leiter nach hinten, stellt sie ins Zimmer, kommt zurück an die Theke.

Er nimmt das Fünfpfennigstück, das die Paula ihm hinstreckt und gibt ihr die Tüte mit den Zuckerstangen in die Hand.

Et Paula geht nen Schritt zurück und guckt erwartungsvoll in ihre Tüte rein.

Der Krämer schaut dann et Karlchen an.

"Na, Karlchen, un wat willst Du hann?"


Sagt et Karlchen: "Ich will für 2 Pfennig von den blauen Zuckerstangen, bitte!"

Siehe auch:

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Krätzchen (Witz) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Krätzchen (Witz) verfügbar.

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