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Letzte Änderung für Artikel Balver Höhle: 16.01.2006 07:28

Balver Höhle

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Die Balver Höhle ist eine im Hönnetal bei Balve im Sauerland, Märkischer Kreis, Nordrhein-Westfalen, gelegene Felshöhle. Sie gilt als die größte Kulturhöhle Deutschlands . Aufgrund des umfangreichen archäologischen Fundmaterials und der Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen ist die Höhle einer der wichtigsten Fundplätze der Mittleren Altsteinzeit in Europa .

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Nutzung

Die Höhle besteht aus einer großen tunnelförmigen Halle mit zwei sich davon abzweigenden Nebenarmen. Sie tragen den Namen des Geologen Heinrich von Dechen sowie des Anatomen und Naturforschers Rudolf Virchow . Einer dieser Nebenarme hat zwei Seitengänge, die an die Oberfläche führen.

Die Höhle befindet sich im Besitz der Stadt Balve. Sie ist verpachtet und wird wegen ihrer Akustik überwiegend für Musik- und Theateraufführungen genutzt. Einmal jährlich findet in der Höhle das örtliche Schützenfest statt. Außerhalb von Veranstaltungen ist sie für Besuchergruppen nur nach Voranmeldung zugänglich.

Der Zeitpunkt der Entdeckung ist unbekannt. In den Höhlenablagerungen wurden auch früh- und hochmittelalterliche Keramikscherben entdeckt. Die Höhle muss zu dieser Zeit folglich bereits bekannt gewesen sein. 1690 wurde sie erstmals urkundlich erwähnt. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts versperrten noch rund 15 Meter hohe Sedimente, die fast bis zur Höhlendecke reichten, das Portal. Der Zugang in das Gewölbe und zu den hinteren Nebenarmen war demnach beschwerlich.

Im Zweiten Weltkrieg richteten die Einbauten für einen Rüstungsbetrieb in dem bis dahin im wesentlichen naturbelassenen Höhleninneren viel Schaden an. 1947 drohte sogar die Sprengung der Höhle auf Veranlassung der britischen Militär-Regierung. Sie konnte mit Hinweis auf die hohe archäologische Bedeutung der Höhle buchstäblich in letzter Minute abgewendet werden. 1997 wurde mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen der Dechenarm konserviert und befestigt.

Entstehung

Die Höhle liegt im Massenkalk des Oberen Mitteldevons . Sie entstand durch Karstverwitterung während der Kreidezeit und dem Tertiär . Durch Frostsprengung im Verlauf der letzten Eiszeit ( Pleistozän ) wurden große Bereiche aus der Decke gelöst.

Durch zwei Nebenarme der Höhle, sogenannte Einstrudelungskanäle, strömte periodisch Jahrtausende lang Oberflächenwasser von umliegenden Höhen und Hochebenen in das Höhleninnere. Lockergestein wurde durch das Wasser gelöst und zerrieben. Die Seitenwände wurden hierdurch abgeschmirgelt. Gleichzeitig kam es zur Abschwemmung von Erosionsschutt . Schmirgel- und Schrammspuren sind noch heute an den Höhlenwänden zu erkennen.

Durch die Einwirkung von Wasser und Erosion entstand bis zum Beginn der Weichsel-Eiszeit ein Tonnengewölbe, das sich in der Folgezeit mit Sediment, vor allem Höhlenlehm füllte. In der Höhle entstanden über den Sedimenten mehrere Sinterschichten , die sich noch heute an den Höhlenwänden abzeichnen.

Erforschung

Im linken Nebenarm wurden 1870 durch Rudolf Virchow , im rechten mit zwei Seitengängen 1871 durch Heinrich von Dechen Grabungen durchgeführt. Weitere größere Ausgrabungen fanden in den 1920er Jahren durch den Geologen Prof. Dr. Julius Andree und 1938 durch den Lehrer Bernhard Bahnschulte statt. Alle diese Grabungen entsprechen nicht modernen wissenschaftlichen Standards der Archäologie; lediglich die Grabung von B. Bahnschulte lieferte Erkenntnisse, die noch heute nachprüfbar sind.

In der 1950er Jahren untersuchte der Archäologe Dr. Klaus Günther die Höhle, um die Grabungsergebnisse aus dem Jahr 1938 zu überprüfen. Dies war die erste systematische wissenschaftliche Grabung. Seit 2002 werden durch das Westfälische Amt für Bodendenkmalpflege, Aussenstelle Olpe (Dr. Michael Baales), wieder wissenschaftliche Sondagen und Grabungen in der Höhle durchgeführt. Diese Untersuchungen, die zum ersten Mal auch den bisher nicht untersuchten Vorplatz einbeziehen, versprechen für die Zukunft noch interessante Ergebnisse.

Die archäologischen Grabungen erbrachten zahllose Knochenreste eiszeitlicher Tiere, darunter vom Mammut , Wollnashorn und Rentier , sowie Tausende von Steinartefakten. Anhand der Grabungsbefunde ergeben sich wertvolle Rückschlüsse auf das Klima während der Eiszeit , der Lebensweise steinzeitlicher Menschen und ihre Ernährung.

Auch Skelettreste vom Menschen wurden in der Höhle entdeckt. Ein Schädelfragment, das nachträglich in den unhorizontierten Funden entdeckt werden konnte, wurde 2003 durch C 14 auf ein Alter von 10.400 Jahre datiert werden. Zusammen mit den in Hagen im Jahre 2004 in der Blätterhöhle entdeckten Skelettresten aus dem frühen Mesolithikum , handelt es sich um den ältesten Nachweis von modernen Menschen in Westfalen.

Archäologie

Zur Zeit des Neandertalers , in der Mittleren Altsteinzeit , diente die Höhle zum ersten Mal mobilen Jägergruppen als Lager. Wie intensiv die Höhle in der Weichsel-Eiszeit genutzt wurde, ergaben seit den 1920er Jahren mehrere archäologische Untersuchungen.

Durch tiefe Grabungsschnitte im Eingangsbereich der Höhle wurden die Schichten von über sieben Wohnphasen aus der mittleren Altsteinzeit erschlossen. Sie setzten mit dem späten Acheuléen vor rund 100.000 Jahren ein und reichten über das entwickelte Micoquien von rund 75.000 Jahren bis zum Moustérien vor rund 40.000 Jahren.

In den Fundinventare aus dem älteren Abschnitt der Weichsel-Eiszeit lassen sich nach eingehenden wissenschaftlichen Untersuchungen bestimmte Techniken erkennen. Sie geben Hinweise auf Entwicklungsstufen und eine Besiedlung durch Menschengruppen, die unterschiedliche Techniken bei der Bearbeitung von Steinwerkzeugen benutzten. In den letzten Jahren konnten durch neuere Forschungen auch zahlreiche Werkzeuge aus Knochen und Mammutelfenbein in den alten Grabungsfunden festgestellt werden.

Die oberen Fundschichten in der Höhle, die aus der Jüngeren Altsteinzeit über die Mittelsteinzeit bis zur vorrömischen Eisenzeit stammten, wurden bereits im 19. Jahrhundert zerstört; die fundhaltigen Sedimente gelangten als Dünger auf die umliegenden Felder.

In der Nachbarschaft zur Balver Höhle fand sich in der Volkringhausener Höhle im Hönnetal neben Steinwerkzeugen aus dem Mittelpaläolithikum auch ein kleines Invenar mit typischen Steinwerkzeugen aus dem frühen Jungpaläolithikum . Derartige Funde aus der Zeit vor dem Beginn des Hochglazial der Weichsel-Eiszeit vor 24.000 Jahren, weite Teile Nordwesteuropas waren für rund 10.000 Jahren für den Menschen nicht bewohnbar, sind in Westfalen selten.

Im direkten Umfeld der Höhle befand sich auf einer Flussterrasse der Hönne ein mittelsteinzeitlicher Freilandfundplatz. Auch in der Balver Höhle wurden typische Steinwerkzeuge und auch Skelettreste von Menschen aus dem Mesolithikum entdeckt.

Am Eingang des sich im mittleren und unteren Teil wie ein Canyon verengende Hönnetal zwischen Menden und Balve gelegen, besaß die große Höhle anscheinend eine besondere Anziehungskraft auf die alt- und mittelsteinzeitlichen Jäger. Im Hönnetal sowie im benachbarten Lennetal befinden sich zahlreiche weitere steinzeitliche Fundplätze in Höhlen und Felsabris .

Besonders intensiv war in der Region auch die Nutzung von Höhlen in den vorrömischen Metallzeiten. Während der Eisenzeit kam es anscheinend zu kultischen Handlungen, die zumindest auch Leichen einbezogen.

Die zahlreichen Fundplätze belegen eine intensive Nutzung der sauerländischen Karstlandschaft zwischen Hagen und Balve während des Mittelpaläolithikums , in der jüngeren Altsteinzeit und im Mesolithikum . Auch im Neolithikum und in den vorrömischen Metallzeiten wurden die Höhlen genutzt. Diese Situation ist in Europa mit der Schwäbischen Alb und mit der Dordogne (Fluss) vergleichbar.

Verbleib der Funde

Die archäologischen Funde aus der Balver Höhle wurden seit dem 19. Jahrhundert stark verstreut. Sie gelangten in mehrere Museen in Nordrhein-Westfalen sowie in einige Privatsammlungen. Funde aus der Balver Höhle finden sich unter anderem die Museen in Altena, Arnsberg, Bonn, Dortmund, Iserlohn und Menden. Über den Verbleib des Fundmaterials aus dem früheren Heimatmuseum Balve, das zahlreiche Altfunde verwahrte, ist nichts bekannt.

Der Großteil des reichhaltigen und horizontierbaren Fundmaterials aus aus der Höhle wird im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne sowie im Museum für Ur- und Frühgeschichte im Wasserschloss Werdringen in Hagen verwahrt.

Dort sind die Funde in einem wissenschaftlich abgesicherten Zusammenhang eingeordnet und mit zahlreichen Informationen - im Wasserschloss Werdringen sogar mit Dermoplastiken eines Mammuts, Rentiers und Wollnashorns sowie im Westfälischen Museum für Archäologie in einer eindrucksvoll inszenierten Höhlensituation - präsentiert.

Literatur

  • Günther, K. (1964) Die altsteinzeitlichen Funde der Balver Höhle. Bodenaltertümer Westfalen 8. Münster 1964.
  • Jöris, O. (1993) Das Mittelpaläolithikum der Balver Höhle. Stratigraphie und Formenkunde. In: Archäologie im Ruhrgebiet. 1.1991(1993), 65-84.
  • Jöris, O. (1992) Pradniktechnik im Micoquien der Balver Höhle. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. 22.1992, 1-12.
  • Kindler, L./Jöris, O./Baales, M./Rüschoff-Thale, B. (2005) Die Balver Höhle. Alte Funde – Neue Ergebnisse. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, hg. von Günter Horn, Hansgerd Hellenkepmer, Gabriele Isenberg und Jürgen Kunow. Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 8. Köln 2005, 318-321.

Weblinks


Koordinaten: 51° 20' 21" N, 7° 52' 19" O

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