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Letzte Änderung für Artikel Gartenkirche St. Marien (Hannover): 29.11.2005 00:28

Gartenkirche St. Marien (Hannover)

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Gartenkriche inmitten des Gartenfriedhofs
Gartenkriche inmitten des Gartenfriedhofs

Die Gartenkirche St. Marien ist die Kirche der evangelisch-lutherischen Gartenkirchengemeinde in Hannover mit einem 85 m hohen Kirchturm . Sie befindet sich in der Marienstraße inmitten des Gartenfriedhofs mit klassizistischen Grabdenkmälern aus dem 19. Jahrhundert .

Der heutige, zweite Kirchenbau wurde 1887-91 von Rudolph Eberhard Hillebrand errichtet. Der Vorgängerbau, eine barocke Saalkirche (ohne Turm, nur mit Dachreiter), war 1746-49 von Johann Paul Heumann für die Gartengemeinde vor dem Aegidientor gebaut worden. Die zweite Gartenkirche wurde im Oktober 1943 bei einem Bombenangriff schwer beschädigt und in den 1940/50er Jahren (vereinfacht) wiederhergestellt. Eine weitere Renovierung in den Jahren 2001-2003 stellte das originale Kircheninnere im Stil der Neogotik wieder her. Das in der Kirche befindliche Chrysogonos-Relief stammt aus der um 1500 vor dem Aegidientor errichteten Liebfrauenkapelle.

Inhaltsverzeichnis

Die Gartenkirchengemeinde

Die Kirchengemeinde der Gartenkirche wurde 1746 als erste Gemeinde außerhalb der Stadtmauern für die Bewohner der "Gartenviertel", also des Gebiets zwischen Stadtmauern und Landwehren , gegründet, die im Bereich zwischen Döhrener Turm und Lister Turm wohnten, damals etwa 1.300 Menschen. Diese Gartenleute, die in der Umgangssprache "Gartenkosacken" ("Kosacken" ist eine Verballhornung von "Koth-Sassen", also der Bewohner von kleinen Hütten oder Katen) genannt wurden, waren Kleinbauern, die die Stadt Hannover mit Obst und Gemüse versorgten. Ihr Land hatten sie von den Bürgern gepachtet, die hier im Bereich vor dem Aegidientor zum Teil auch ihre Sommerhäuser besaßen. Da die Gartenleute keiner der Stadt-Kirchengemeinden angehörten, wurde auf Initiative des Konsistorialdirektors Johann Peter Tappe und des Bürgermeisters Christian Ulrich Grupen im Jahre 1746 eine neue Gemeinde und eine Kirche vor dem Aegidientor gegründet. Zum ersten Pfarrer wurde Johann Hinrich Carstens ernannt und die neue Gemeinde versammelte sich am 15. September 1746 im Gasthaus "Zum wilden Mann" (heute Ecke Marienstraße/Höltystraße).

Die erste Gartenkirche

Der Magistrat der Stadt Hannover schenkte der Gemeinde einen Teil des schon vorhandenen Gartenfriedhofs als Bauplatz, wo der erste Kirchenbau 1746-49 vom Baumeister Johann Paul Heumann errichtet wurde. Es handelte sich um einen einfachen Saalbau, 110 Fuß lang, 55 Fuß breit und 21 Fuß hoch, der am damaligen Wolfsgraben (Verlauf der heutigen Marienstraße) stand. Finanziert wurde der Bau durch Schenkungen von Stadt und Königshaus, aber auch durch den Verkauf von 36 Begräbnisgewölben an wohlhabende Bürger, an die noch der Grabstein von Georg Wilhelm Ebell (1696-1770), des Abtes von Loccum und Gründers der "Landschaftlichen Brandkasse" in der Südwand im Inneren der heutigen Gartenkirche erinnert. Die Kirche hieß zunächst "Die Neue Kirche vor Hannover", da man "sie sonst auf eine nicht so schickliche Art die Gartenkirche zu benennen pflegte", wir Pastor Carstens schrieb, aber dieser "unschickliche" Name Gartenkirche setzte sich doch bald durch.

Die heutige Gartenkirche

Durch die Industrialisierung und die Entwicklung Hannovers zur Großstadt vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs auch die Einwohnerzahl stark an - schon 1870 hatte die Gemeinde 20.000 Mitglieder. So entstanden aus der Gartenkirchengemeinde heraus mehrere Kirchengemeinden neu:

  • 1876 die Dreifaltigkeitskirche in der Oststadt
  • 1883 die Petrikirche in Kleefeld
  • 1886 die Pauluskirche in der Südstadt

Die alte Gartenkirche war im Laufe der Jahre baufällig und zu klein für die Zahl der Gemeindemitglieder geworden und wurde 1886 abgerissen. In den Jahren 1887-1891 wurde dann durch den Architekten Rudolph Eberhard Hillebrand eine neugotische Hallenkirche aus Deistersandstein errichtet, die am 8. Februar 1891 eingeweiht wurde. Weitere Neugründungen von Gemeinden erfolgten danach:

  • 1907 die Nazarethkirche in der Südstadt
  • 1908 die Markuskirche in der List
  • 1927 die Friedenskirche im Zooviertel
  • 1936 die Bugenhagenkirche (Südstadt)
  • 1954 die Melanchthonkirche (Bult)

An diese acht Tochtergemeinden erinnern acht Rundfenster im heutigen Kirchenschiff der Gartenkirche.

Die Kirche war von außerordentlichen Dimensionen, sowohl außen mit ihrem fast 85 Meter hohen Turm, der Monduhr am Kirchturm (eine Halbkugel, halb mit Blattgold belegt, halb schwarz lackiert, sie zeigt, von einem Turmuhrwerk angetrieben, die Mondphasen an und existiert noch heute), den Treppentürmen und der vielfältig gestalteten Dachlandschaft mit Dachreitern und Wimpergen. Die Kirche besaß auch die größte Orgel Hannovers, gebaut von Furtwängler & Hammer, wodurch die Gartenkirche zu einem der Zentren der hannoverschen Kirchemusik in den 1930er Jahren wurde, u.a. durch den Organisten Walter Schindler. Alles wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 ein Raub der Flammen, als Bomben die Kirche schwer beschädigten und der brennende Turmhelm auf den Friedhof stürzte. Jedoch hielt das Deckengewölbe stand, ebenso blieben Altar, Kanzel und Taufstein erhalten.

Schon 1945 fasste der Kirchenvorstand den Beschluss zum Wiederaufbau der Gartenkirche, deren Wiedereinweihung am Gründonnerstag, dem 14. April 1949 durch Landesbischof Lilje geschah. Der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre hin. Auf die Wiedererrichtung des Turmhelms und der Dachreiter wurde dabei verzichtet. Hinzu kamen die Buntglasfenster im Altarraum der hannoverschen Künstlerin Ruth Margraf (sie zeigen die biblischen Geschichten von Jesu Seewandel, dem verlorenen Sohn und dem barmherzigen Samariter). 1960 erhielt die Kirche ein neues Geläut von fünf Bronzeglocken. Die Unsachgemäßheit des Wiederaufbaus der 50er Jahre, die teilweise eher einer Zerstörung der neogotischen Einrichtung glich, zeigte sich bei der in den Jahren 2001-2003 erfolgten Restaurierung und Renovierung des Kircheninneren, bei der Zustand des Hillebrandschen Kirchenbaus teilweise wiederhergestellt werden konnte. Auch die Orgel wurde restauriert und erweitert und kehrte wieder auf die Orgelempore an der Westseite zurück - bis auf das Rückpositiv, das an der Nordempore verblieb und von einem separaten Spieltisch funkgesteuert bespielt werden kann.

Die heutige Gartenkirchengemeinde "will eine ökumenisch geprägte Kirchengemeinde unter dem Leitbild der evangelischen Katholizität" (so ihre Selbstaussage) sein.

Das Chrysogonos-Relief

Im Inneren der Gartenkirche ist in einer Nische an der Südwand (nahe bei der Kanzel) das spätgotische Chrysogonos-Relief aus Sandstein angebracht. Es stammt aus der um 1500 vor dem Aegidientor errichteten Liebfrauenkapelle, also gewissermaßen einem Vorgängerbau der Gartenkirche. Es kam dann an die Marienkapelle, die sich ebenfalls vor dem Aegidientor (etwa im Bereich des heutigen Theaters am Aegi) befand und später wegen des Ausbaus der Stadtbefestigung abgebrochen wurde. Das nur noch unvollständig erhaltene Relief, das bis zur letzten Renovierung 2001/03 an der Außenmauer der Gartenkirche (am ehemaligen Südeingang zur Marienstraße hin) eingemauert war, zeigt die drei Heiligen Chrysogonos, Katharina und Konrad von Konstanz (letzteren ohne Oberkörper), die Kalenderheiligen der drei Tage vom 24. bis 26. November 1490, als der Stadt Hannover die erfolgreiche Abwehr eines Überfalls des Welfenherzogs Heinrichs d. Ä. gelang. Zum Dank wurden den drei Heiligen dieses Relief gewidmet, das somit ein Stück steingewordene Stadtgeschichte Hannovers darstellt. (Vgl. den Siebenmännerstein an der Aegidienkirche.)

Literatur

  • Gartenkirche St. Marien. Festschrift zum 250. Gründungstag der Kirchengemeinde. 15. September 1746 - 15. September 1996. Hannover: Ev.-luth. Gartenkirchengemeinde St. Marien 1996. (Darin S. 7-19: Herbert Naglatzki: Unsere Gemeinde in Vergangenheit und Gegenwart.)
  • Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. 3., rev. Aufl. Hannover: Schäfer 1995, S. 149-150. ISBN 3-88746-313-7
  • Christian Weisker: Gartenkirche St. Marien. In: Hannovers Kirchen. 140 Kirchen in Stadt und Umland. Hrsg. von Wolfgang Puschmann. Hermannsburg: Ludwig-Harms-Haus 2005, S. 86-89. ISBN 3-937301-35-6
  • Gartenkirche: Mutter vieler Gemeinden. In: Kirchen, Klöster, Kapellen in der Region Hannover. Sascha Aust (u.a.). Fotografien von Thomas Langreder. Hannover: Lutherisches Verlagshaus 2005, S. 53-56. ISBN 3-7859-0924-1
  • Axel Fischer: Wach auf, du deutsches Land! Kirchenmusik in Hannover - zwei Beispiele. In: Kulturaustreibung. Die Einflußnahme des Nationalsozialismus auf Kunst und Kultur in Niedersachsen. Eine Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung. Hrsg. von Hinrich Bergmeier und Günter Katzenberger. Hamburg: Dölling und Galitz 1993, S. 130-133. ISBN 3-926174-70-6 (Ãœber die Organisten Herrmann Dettmer und Walter Schindler)

Weblinks

Wikipedia

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