fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Fehnsiedlungen: 11.01.2006 11:26

Fehnsiedlungen

Wechseln zu: Navigation, Suche

Fehnsiedlungen sind entlang eines Kanals (Wieke) angelegte Ortschaften auf kultivierten ehemaligen Moorflächen .

Die Technik der Moorkultivierung wurde ursprünglich in den Niederlanden entwickelt und später auch in Ostfriesland, in Oldenburg und im Emsland angewandt. Der Name "Fehn", der in den meisten Fällen Bestandteil des jeweiligen Ortsnamens wurde (Großefehn, Jheringsfehn, Augustfehn u.v.m.) kommt vom Niederländischen "veen", das man ebenfalls in vielen Ortsnamen wiederfindet. Die älteste (1630) und längste Fehnsiedlung Deutschlands ist Papenburg im nördlichen Emsland. Es gibt allerdings auch Orte mit dem Bestandteil "Fehn" im Namen, die niemals eine klassische Fehnsiedlung waren (z.B. Beningafehn).

Zunächst wurde ein Kanal in das zu kultivierende Moor vorgetrieben, der einerseits der Entwässerung diente, andererseits ein wichtiger Verkehrsweg wurde. Anschließend begann man mit dem Torfabbau . Der Torf diente zu einem Teil den Siedlern selbst als Brennmaterial, der Überschuss wurde mit flachen Schiffen (Törfmutten) abtransportiert und verkauft. Wenn die dicken Lagen des Brenntorfs abgebaut waren, wurde die verbliebene Schicht minderwertigen Weißtorfs abgebrannt. Die so gewonnenen Flächen wurden anschließend beackert und zunächst überwiegend mit Buchweizen bestellt, der die ärmliche Nahrungsgrundlage der frühesten Siedler darstellte.

Die Lebensbedingungen der ersten Siedler (Fehntjer)waren durchweg erbärmlich. Zur Wohnung dienten zunächst nur primitivste Hütten aus Torfplacken und die Nahrungsversorgung blieb auf wenige Komponenten beschränkt. Nachdem aber die erste Not überstanden war, verstanden es die Bewohner, ihre Wirtschaftsgrundlage auszubauen und die Fehnsiedlungen erlebten in der Folgezeit einen merklichen Aufschwung. Das geflügelte Wort "Den Ersten sien Doad, den Tweten sien Not, den Dridden sien Broad" soll aus der Zeit der Fehnbesiedelung stammen. Viele Fehntjer fanden in der Neuzeit andere Einkommensquellen z.B. in der Seeschifffahrt.

Sprachliches

Nach allgemeiner Auffassung ist Fehn ein aus den Niederlanden stammendes eingedeutschtes Wort, das mit der dort entwickelten Fehnkultur zu uns herübergekommen ist. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache von Duden (Mannheim-Wien-Zürich 1977, Bd. 2, S. 812) gibt zum Stichwort Fehn, das nur in den Komposita Fehnkolonie und Fehnkultur angeführt wird, die etymologische Erklärung: „niederl. veen = Morast; vgl. Fenn“. Für das niederländische Substantiv veen gibt Van Dale Nieuw Handwoordenboek der Nederlandse Taal (Utrecht-Antwerpen 1984:1093) drei Bedeutungen an: „1. grondsoort die grotendeels is samengesteld uit gedeeltelijk verkoolde plantestoffen; grondstof die tot turf wordt verwerkt... – 2. streek, stuk land waar de bodem vnl. uit genoemde grondsoort bestaat; – 3. land waar turf gegraven of gebaggerd wordt; veenderij; turfland...“ In Deutschland ist das Substantiv Fehn als terminus technicus auf den Begriff ‚Moorsiedlung‘ beschränkt, und zwar sowohl in der Standardsprache als auch den Mundarten der Region.

Doch schon in niederdeutschen Urkunden des 15. Jahrhunderts (also bereits vor der „Erfindung“ der Fehnkultur in den benachbarten Niederlanden) erscheint feen/veen in Ostfriesland als Bezeichnung für ein Moorgebiet, in dem Torf als Brennmaterial gegraben wird. In einer Urkunde von Grimersum aus dem Jahr 1426 heißt es: ... enen waghenlast torves to halende van elken huse besunderlingx uppe den veene (E. Friedländer: Ostfries. Urkundenbuch Nr. 340; H. G. Ehrentraut: Fries. Archiv, Reprint Wiesbaden 1968, Band II, S.364), und in einer Grenzbestimmung zwischen Diele und Brual von 1463 ist von Land die Rede, dat tho den torffeen hoert (Ostfries. Urkundenbuch Nr. 791). Außerdem ist das Substantiv als Bestimmungswort in den ostfriesischen Siedlungsnamen Fehnhusen (Gem. Südbrookmerland AD 1387: Fenehusen) und Veenhusen (Gem. Moormerland AD 1439: Faenhusen) bereits in der altfriesischen Periode belegt. Das altfriesische bzw. mittelniederdeutsche Substantiv fên ‚Moor‘ war in Ostfriesland also schon im Mittelalter bodenständig und brauchte nicht aus dem Niederländischen entlehnt zu werden. Mit der entsprechenden Technik wurde nur der neue Wortinhalt ‚Moorkolonie mit Kanal‘ im 17. Jahrhundert als Lehnbedeutung übernommen.

Daneben gibt es die Form Fahn, die nicht nur in dem bereits erwähnten Siedlungsnamen Faenhusen (= Veenhusen) sowie in Phanhusen (= Fehnhusen), sondern auch als Appellativ belegt ist: Ostfries. Urkundenbuch Nr. 246 en stuecke phanes, dar men eede uppe graven mach (AD 1415), Nr. 341 enen waghenlast torves uppe den vane (AD 1426), Nr. 846 elven demet thunlant husthuner unde den faen recht dar baven (AD 1466; vgl. L. E. Ahlsson: Studien zum ostfries. Mittelniederdeutsch, Uppsala 1964, S. 21). Die gleiche Form findet sich in saterländisch Foan ‚Moor, Hochmoor‘ (M. C. Fort: Saterfriesisches Wörterbuch, Hamburg 1980, S. 101) und in den Siedlungsnamen Bunkfahne, Fahne, Fahnhusen, Heyefahn† sowie den Straßennamen Fahntje und Kleenfahntjer Weg in Collinghorst, Fahnweg und Zum Rogfahn in Holte, Fankeweg und Unterfanke zwischen Schirum und Popens, Van Dell nördlich Wiesens. Da auch die westerlauwersch-friesische Form Hearenfean (= Heerenveen/NL) auf altwestfriesisch *fân (in Urkunden faen) zurückgeht, muss im Altfriesischen eine Nebenform ohne i-Umlaut (vgl. gotisch fani ‚Schlamm‘) zu fen bestanden haben.

Die Fehnsiedlungen Ostfrieslands

Die Fehnkultur, die eine Form der Binnenkolonisierung ist, da sie bis dahin unbewohnte und unbewohnbare Gebiete für eine relativ intensive Besiedlung erschlossen hat, wurde in den Niederlanden entwickelt, wo die älteste Kolonie das im Jahr 1599 gegründete Oude Pekela ist (G. van Berkel/K. Samplonius: Nederlandse Plaatsnamen, Utrecht 1995:180). Das Fehlen des typischen Namenelements veen/Fehn teilt diese niederländische Moorsiedlung mit Papenburg, der ältesten und zugleich größten deutschen, im Jahr 1630 gegründeten Fehnkolonie im Landkreis Emsland, die den Namen der ehemaligen nördlichen Grenzburg des Bistums Münster bewahrt (D. Berger: Geographische Namen in Deutschland, Mannheim 1993:209). Andererseits sind beispielsweise Hatzumerfehn (Gem. Jemgum) und verschiedene niederländische Orte mit dem Grundwort veen (z. B. Aarlanderveen, Waddinxveen) keine Fehnsiedlungen im oben beschriebenen Sinn, was schon daraus hervorgeht, dass die Siedlungsnamen bereits vor dem Aufkommen der eigentlichen Fehnkultur belegt sind.

Die „ideale“ Fehnsiedlung besteht aus einem oder mehreren ins Moor getriebenen, ursprünglich schiffbaren Kanälen, an denen die Siedlerhäuser wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind. Der Fehnkanal, die Hauptwieke, diente zunächst zur Entwässerung des Moores, zum Abtransport des Torfes und zur Anfuhr von Baumaterial, Dünger usw. Von der Hauptwieke aus wurden häufig noch Seiten- und Nebenkanäle, die In- und Achterwieken, angelegt. Beiderseits der Kanäle errichteten die Siedler ihre einfachen, einheitlich gebauten Häuser. Die sich oft über Kilometer hinziehenden Reihensiedlungen wirken trotz ihrer Gleichmäßigkeit nicht eintönig. Neben ‚echten’ Fehnsiedlungen wurden jedoch auch solche Moorsiedlungen mit dem Grundwort Fehn belegt, denen der dafür so typische Kanal fehlt. Die jüngste derartige Siedlung ist Hinrichsfehn, die erst nach 1945 gegründet wurde.

Seine höchste Verbreitungsfrequenz hat das nur in einem relativ kleinen Gebiet im äußersten Nordwesten Deutschlands gebräuchliche Siedlungsnamenselement Fehn (Neutrum) in Ostfriesland (d. h. im ehemaligen Regierungsbezirk Aurich). Darüber hinaus kommt Fehn auch in den angrenzenden Gebieten vor, so in den Landkreisen Ammerland ( Augustfehn , Friedrichsfehn, Petersfehn), Cloppenburg ( Elisabethfehn , Kamperfehn, Kartzfehn), Emsland (Fehndorf, Wittefehn) und Oldenburg (Moslesfehn). Damit dürfte das gesamte deutschsprachige Verbreitungsgebiet dieses Namentyps, der im Idealfall zugleich einen Siedlungstyp bezeichnet, erfasst sein. Als Appellativ ist es auch im Niederdeutschen nicht mehr gebräuchlich, außer zur regionalsprachlichen Bezeichnung einer bestimmten Siedlung (meistens der eigenen: „bi uns up’t Fehn“).

In Ostfriesland gibt es folgende (teilweise "unechte", weil kanallose) Fehnsiedlungen (mit Angabe der Gründungsdaten und der Gründernamen):

  1. Bargerfehn 1772 (Gem. Uplengen)
  2. Beningafehn 1772: Familie Lantzius-Beninga (Samtgem. Hesel )
  3. Berumerfehn 1794 (Gem. Großheide)
  4. Boekzetelerfehn 1647 (Gem. Moormerland)
  5. Brückenfehn 1772 (Gem. Uplengen)
  6. Busboomsfehn 1772: Familie Busboom (Samtgemeinde Jümme)
  7. Büschersfehn 1772: Familie Büscher (Gem. Moormerland)
  8. Großefehn 1633 (selbstständ. Gem.)
  9. Hatzumerfehn (Gem. Jemgum, keine "Fehnsiedlung")
  10. Hinrichsfehn; nach 1945: Jan Hinrichs (Gem. Wiesmoor)
  11. Holterfehn 1820 (Gem. Ostrhauderfehn)
  12. Hüllenerfehn 1639 (Gem. Ihlow )
  13. Idafehn 1893: Großherzogin Ida von Oldenburg (Gem. Ostrhauderfehn)
  14. Ihlowerfehn 1780 (Gem. Ihlow)
  15. Jheringsfehn 1660: Sebastian Ihering (Gem. Moormerland)
  16. Klosterfehn 1876 (Gem. Rhauderfehn)
  17. Lammertsfehn 1772/1773: Personenname Lammert(s) (Gem. Uplengen)
  18. Lübbertsfehn 1637: Lübbert Cornelius (Gem. Großefehn)
  19. Lütjensfehn ? (Samtgem. Holtriem)
  20. Meinersfehn 1773: Personenname Meiner(ts) (Gem. Uplengen)
  21. Mittegroßefehn (Gem. Großefehn)
  22. Neuefehn 1660 (Samtgem. Hesel)
  23. Neukamperfehn 1972: durch Umbenennung (Samtgem. Hesel)
  24. Nordgeorgsfehn 1825: Georg IV. von Hannover (Gem. Uplengen)
  25. Oltmannsfehn 1813: Oltmann Leenderts (Gem. Uplengen)
  26. Ostgroßefehn (Gem. Großefehn)
  27. Ostrhauderfehn 1769 (selbstständ. Gem.)
  28. Priemelsfehn ca. 1895: Robert Priemel (Gem. Friedeburg)
  29. Rammsfehn 1929/1930: Staatsekretär Ramm (Gem. Wiesmoor)
  30. Rhauderfehn 1769 (selbstständ. Gem.)
  31. Spetzerfehn 1746 (Gem. Großefehn)
  32. Steenfelderfehn 1780/1790 (Gem. Westoverledingen)
  33. Stiekelkamperfehn 1660 (Samtgem. Hesel)
  34. Südgeorgsfehn 1825: Georg IV. von Hannover (Gem. Uplengen)
  35. Völlenerfehn 1649? (Gem. Westoverledingen)
  36. Völlenerkönigsfehn 1800 (Gem. Westoverledingen)
  37. Wagnersfehn 1771: J. G. Wagner (Samtgem. Esens)
  38. Warsingsfehn 1736: Dr. Gerhard Warsing (Gem. Moormerland)
  39. Westgroßefehn (Gem. Großefehn)
  40. Westrhauderfehn (Gem. Rhauderfehn)
  41. Wiesederfehn 1797 (Gem. Wiesmoor)
  42. Wilhelmsfehn 1878/1879: Kaiser Wilhelm I. (Gem. Wiesmoor)
  43. Zinskenfehn 1772: Rufname Zinske? (Gem. Uplengen)

Durch Namenwechsel in Vergessenheit geratene oder heute ungebräuchliche Bezeichnungen:

Apennärsfehn (= Neufirrel, Gem. Uplengen)

Aurich-Oldendorfer Fehn (= nördl. Teil von Ostgroßefehn, Gem. Großefehn)

Bietzerfehn (= Neufirrel, Gem. Uplengen)

Coldeborgerfehn (= Balkhaus, Gem. Jemgum)

Falkenfehn (wohl bei Falkenhütten, Gem. Ihlow)

Fiebings-Fehn (= Fiebing, Gem. Großefehn)

Jobusfehn (= Neuefehn, Samtgem. Hesel)

Hagerfehn (= südwestl. Teil von Berumerfehn)

Hooksterfehn (= Iheringsfehn, Gem. Moormerland)

Horstenfehn (= Südermoor, Samtgem. Hesel)

Königsfehn (= Grävenburg, Gem. Westoverledingen)

Lehmhüttenfehn (= Hinrichsfehn, Gem. Wiesmor)

Louwermanns Vehn (= Beningafehn, Samtgem. Hesel)

Mitlingerfehn (= nördl. Teil von Völlenerfehn, Gem. Westoverledingen)

Neues Timmeler Fehn (= Neuefehn, Samtgem. Hesel)

Norderfehn (= Berumerfehn, Gem. Großheide)

Ostersander Vehn (= Lübbertsfehn, Gem. Großefehn)

Poggenfehn (bei Müggenkrug, Stadt/Lkr. Wittmund)

Pottsvehn (= Hüllenerfehn, Gem. Ihlow)

Rauder-Oster-Fehn (Gem. Ostrhauderfehn)

Rauder-Wester-Fehn (= Westrhauderfehn, Gem. Rhauderfehn)

Rorichmohrmervehn (= Warsingsfehn, Gem. Moormerland)

Westersander Vehn (= Hüllenerfehn)


Erwähnenswert sind außerdem "inoffizielle" Namen wie Tuitjersfehn bei Boen, Samtgem. Bunde. (B. E. Siebs: Das Rheiderland, Kiel 1930:27), Busemannsfehn für einen Teil von Warsingsfehnpolder (Gem. Moormerland), wo die Familie Busemann Grundbesitz hatte, wozu es sicher noch Ergänzungen gibt.

Die Fehnsiedlungen des Emslandes und der Grafschaft Bentheim

  1. Adorf, 1784 (Gem. Twist)
  2. Alte Picardie, 1647 (Gem. Osterwald)
  3. Breddenberg, 1788
  4. Fehndorf, (Gem. Haren)
  5. Gehlenberg, 1788 (Gem. Friesoyte)
  6. Heblermeer,, 1788 (Gem. Twist)
  7. Hesepertwist, 1784 (Gem. Twist)
  8. Lindloh, 1788 (Gem. Haren)
  9. Neubörger, 1788
  10. Neulehe, 1788
  11. Neudersum, 1788 (Gem. Dersum)
  12. Neudörpen, 1788 (Gem. Dörpen)
  13. Neue Picardie, 1775 (Gem. Osterwald)
  14. Neurhede, 1788 (Gem. Rhede)
  15. Neusustrum, 1788 (Gem. Sustrum)
  16. Neuversen, 1788 (Gem. Meppen)
  17. Neuvrees, 1788 (Gem. Friesoyte)
  18. Papenburg, 1631
  19. Rühlertwist, 1788 (Gem. Twist)
  20. Rütenbrock, 1788 (Gem. Haren)
  21. Schwartenberg, 1788 (Gem. Haren)

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Fehnsiedlungen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Fehnsiedlungen verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de