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Letzte Änderung für Artikel Braunschweiger Schloss: 10.02.2006 11:48

Braunschweiger Schloss

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Mittelbau des Schlosses
Mittelbau des Schlosses

Inhaltsverzeichnis

Der „Graue Hof“

Auf dem Bohlweg in Braunschweigs Zentrum, an dem sich bis zu seinem umstrittenen Abriss im Jahre 1960 das Residenzschloss der Braunschweiger Herzöge befunden hatte, befand sich vom Mittelalter bis 1718 der sogenannte „Graue Hof“.

Dabei handelte es sich um den Stadthof, die innerstĂ€dtische Niederlassung der Zisterziensermönche , aus dem, östlich vor den Toren Braunschweigs gelegenen, Kloster Riddagshausen. Die Bezeichnung „Grauer Hof“ gaben ihm die Braunschweiger BĂŒrger wegen der Farbe der Kleidung der dort lebenden Mönche.

Bis zum Jahre 1671 diente er als Quartier fĂŒr die Welfen-Herzöge, wenn diese zu Besuch in Braunschweig waren („zu Besuch“ deshalb, weil ihre Residenz in WolfenbĂŒttel lag).

Erste Planungen fĂŒr den Neubau einer innerstĂ€dtischen Residenz der Herzöge begannen auf Weisung von Herzog Anton Ulrichs unter Landbaumeister Hermann Korb um das Jahr 1715

Das Braunschweiger Schloss im 18. Jahrhundert

1718 begannen schließlich unter der Leitung Korbs umfangreiche Neubaumaßnahmen auf dem GelĂ€nde des Grauen Hofes, um den Herzögen eine ihrem Status angemessene Residenz zur VerfĂŒgung zu stellen. Der grĂ¶ĂŸte Teil der alten GebĂ€ude wurde abgerissen und so entstand die erste neue Residenz der Herzöge in Braunschweig.

Der Mittelbau ( Corps de Logis ) verfĂŒgte ĂŒber zwei Geschosse mit Mezzanin , das Erdgeschoss hatte die fĂŒr Korb typischen Arkaden , innere SeitenflĂŒgel (Cour d’Honneur) um den rechteckigen Hof angeordnet, Ă€ußere FlĂŒgel waren trapezartig nach außen erweitert.

WĂ€hrend der Regierungszeit Herzog August Wilhelms wurden 1724 die inneren FlĂŒgel mit der Kapelle fertig gestellt. In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts begann man mit dem Mittelbau und die Arbeiten am inneren SĂŒdflĂŒgel wurden beendet. Der Mittelbau war selbst um 1730 immer noch nicht fertig gestellt und musste deshalb durch ein Notdach geschĂŒtzt werden.

Unter dem neuen Bauleiter Martin Peltier de Belfort wurde 1752/54 der Ă€ußere NordflĂŒgel nach den PlĂ€nen des bereits 1735 verstorbenen Korbs ausgefĂŒhrt.

Obwohl der Gesamtkomplex 1753 immer noch nicht fertig gestellt war, wurde die Residenz nun in die Innenstadt verlegt. Erst 1790 wÀhrend der Regentschaft Herzog Karl Wilhelm Ferdinands wurde sie mit dem massiven Mittelbau unter Leitung von Hofbaumeister Christian Gottlob Langwagen , nunmehr im reineren Klassizismus , vollendet.

WĂ€hrend der Besetzung Braunschweigs (1807 – 1813) durch die Truppen NapolĂ©ons gestaltete Carl Theodor Ottmer schließlich das GebĂ€ude fĂŒr JĂ©rĂŽme Bonaparte , dem Bruder NapolĂ©ons und König des neu geschaffenen Königreiches Westfalen, zu dem Braunschweig zeitweise gehörte, im Empire-Stil um.

Sowohl seine BlĂŒtezeit als auch seinen Untergang erlebte das Schloss unter Herzog Karl II.

Die Braunschweiger Revolution von 1830

Am 7. September 1830 kam es zur Braunschweiger Revolution . BĂŒrger und LandstĂ€nde der Stadt rebellierten gegen Herzog Karl II., den sie wegen seiner Verschwendungssucht „Diamantenherzog“ nannten. Im Zuge dieser kleinen Revolution stĂŒrmte eine aufgebrachte Menschenmenge zunĂ€chst das umzĂ€unte GelĂ€nde der Residenz, und anschließend das Schloss, um dieses zu plĂŒndern und schließlich in Brand zu setzen. Ohne dass dabei sich in der NĂ€he befindliche WohngebĂ€ude in Mitleidenschaft gezogen wurden, brannte das GebĂ€ude bis auf die Grundmauern nieder. Der Diamantenherzog floh am selben Abend aus Braunschweig und kehrte nie wieder zurĂŒck. Sein Bruder Wilhelm folgte ihm als Regent.

Der Braunschweigische Hofbaumeister und SchinkelschĂŒler Carl Theodor Ottmer erhielt daraufhin den Auftrag ein neues Schloss zu planen und zu bauen. Am 26. MĂ€rz 1833 wurde der Grundstein fĂŒr den Neubau gelegt. Der dreiflĂŒglige, U-förmige Bau wurde fand im Dezember 1837 einen ersten Abschluss mit der Vollendung der herzoglichen PrivatgemĂ€cher im NordflĂŒgel. Zwischen 1838 und 1840 wurden die ReprĂ€sentationsrĂ€ume im Haupt- und SĂŒdflĂŒgel fertig gestellt, sodass das GesamtgebĂ€ude am 21. MĂ€rz 1841 vollendet wurde. Im Gedenken an seinen Erbauer, der 1843 verstarb, wird das Braunschweiger Schloss auch „Ottmer-Bau“ genannt.

Ein erneuter Brand am 23. / 24. Februar 1865 aufgrund eines technischen Defektes zerstörte den Nordtrakt und beschÀdigte den nördlicher Teil des HautgebÀudes schwer (auch die Quadriga wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen). Bis 1868 rekonstruierte Baumeister Carl Wolff das GebÀude, wobei die Quadriga in etwas verkleinerter Form wieder an ihren angestammten Platz kam.

Die Quadriga

Die nach einem Entwurf Ernst Rietschels erst 1864, also nur ein Jahr vor ihrer BeschĂ€digung, gefertigte, das Schloss krönende Quadriga mit Brunonia, wurde so vom Braunschweiger Erzgießer und Kupfertreiber Georg Howaldt gleich zweimal hergestellt.

Die Braunschweiger Quadriga ist die einzige deutsche Quadriga, die den Zweiten Weltkrieg relativ unversehrt ĂŒberstanden hatte. Sie wurde erst nach dem Krieg zerstört. Die letzten Reste wurden 1960 bei Abriss des Schlosses entfernt und bis auf Kopf und Finger verschrottet.

Die Residenz zwischen 1884 und 1913

Nachdem Wilhelm, der letzte Welfen-Herzog, 1884 kinderlos verstorben war, fiel die Regentschaft in Braunschweig als Folge des Deutschen Krieges an Preußen . So residierten zunĂ€chst Albrecht von Preußen (1837–1906) bis zu seinem Tode und anschließend Johann Albrecht zu Mecklenburg (bis 1. November 1913) im Braunschweiger Schloss.

Erst durch die Hochzeit des Welfen-Herzogs Ernst August III. mit Prinzessin Viktoria Luise von Preußen (einzige Tochter des Deutschen Kaisers Wilhelm II.) und der damit erreichten Aussöhnung zwischen den Hohenzollern und den Welfen, bestieg ein letztes Mal ein Welfe den Braunschweiger Thron und zog am 1. November 1913 wieder in das Braunschweiger Schloss ein.

Das Schloss im 20. Jahrhundert

Das GebĂ€ude selbst blieb in dieser Zeit grĂ¶ĂŸtenteils unverĂ€ndert erhalten und blieb bis zum 8. November 1918 Sitz des Hauses Braunschweig-LĂŒneburg; denn an diesem Tage wurde Herzog Ernst-August zur Abdankung gezwungen und verließ Braunschweig.

Um das GebĂ€ude und v.a. auch dessen (historisch) wertvolles Inventar zu retten, wandelte man das Schloss um; so enthielt es u. a. das Kleines Haus des Braunschweigischen Staatstheaters, das Naturhistorische Museum, Institute der Technischen Hochschule Braunschweig, eine Öffentliche BĂŒcherei und die Landessteuerstelle.

Das Schloss im Dritten Reich

Aber auch dieser Zustand sollte nicht von Dauer sein, denn ab Juni 1937 beherbergte das ehemalige SchlossgebÀude nach entsprechendem Innenumbau nur noch eine von zwei von den Nationalsozialisten im Reich geschaffenen SS-Junkerschulen zur militÀrischen wie ideologischen Ausbildung spÀterer SS-Offiziere.

WÀhrend des 2. Weltkrieges wurde das Schloss mehrfach bei Bombenangriffen beschÀdigt, Ende 1944 sogar schwer, stand aber bei Kriegsende noch in seinen wesentlichen Bestandteilen.

Abriss des Schlosses

Abbrucharbeiten 1960
Abbrucharbeiten 1960

Schon bald nach dem Ende des Krieges entbrannte eine hitzige Debatte, was mit dem Schloss geschehen solle. Im Jahre 1955 ĂŒbereignete das neu gegrĂŒndete Land Niedersachsen als Rechtsnachfolger des Landes Braunschweig das Schloss – bzw. das, was die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges davon ĂŒbrig gelassen hatten - mit der Auflage an die Stadt Braunschweig, das GebĂ€ude entweder binnen fĂŒnf Jahren wieder instand zu setzen oder aber abreißen zu lassen.

Eine ĂŒberwĂ€ltigende Mehrheit der Braunschweiger Bevölkerung war fĂŒr den Wiederaufbau. Es gab bereits PlĂ€ne, das Schloss zu einer Stadthalle mit Kinos und Restaurants umzubauen. Eine BĂŒrgerinitiative sammelte Unterschriften, Proteste des Braunschweigischen Landesvereins , der FakultĂ€t fĂŒr Bauwesen , der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft aus Hannover und zahlreicher Anderer (so auch Herzogin Viktoria Luise, blieben jedoch erfolglos.

Der Streit zog sich fĂŒnf Jahre hin, da das Land Niedersachsen keine VerlĂ€ngerung der Frist zuließ. Aufgrund der Situation im Nachkriegs-Braunschweig: TrĂŒmmerrĂ€umung noch nicht abgeschlossen, fehlende Wohnungen und die Verlegung und Neubau des Hauptbahnhofes wurden die lediglichen Sicherungsmaßnahmen an der Bausubstanz des Schlosses mit Geldmangel begrĂŒndet; bis es schließlich der in Braunschweig mit absoluter Mehrheit regierenden SPD unter FĂŒhrung der damaligen OberbĂŒrgermeisterin Martha Fuchs am 21. Dezember 1959 gelang, mit einer Mehrheit von zwei Stimmen die Entscheidung des Rates der Stadt Braunschweig fĂŒr den Abriss des Braunschweiger Schlosses herbeizufĂŒhren. Aus Sicht der SPD, symbolisierte die Residenz sowohl monarchistische Herrschaft als auch verbrecherische NS-Diktatur.

Die Abrissarbeiten wurden trotz fortdauernder Proteste seitens der Braunschweiger Bevölkerung eingeleitet, begannen am 18. MĂ€rz 1960 und fanden zĂŒgig ihren Abschluss.

Bei den Abrissarbeiten ließ man beim Portikus , im Gegensatz zu den meisten anderen Teilen, RĂŒcksicht walten: er wurde vorsichtig zerlegt, nummeriert und in einer Grube am Madamenweg eingelagert. Herausragende Teile wie Reste von Figuren wurden auf dem stĂ€dtischen Bauhof an der Ludwigsstraße verwahrt, SĂ€ulenkapitelle wurden in einem Wasserbecken im spĂ€teren Schlosspark aufgestellt. Der Rest wanderte auf das GelĂ€nde des Kleingartenvereins Holzenkamp am Madamenweg, wo sie eine Grube mit 45 x 30 Metern fĂŒllen.

Nachdem das Stadtbild Braunschweigs, der Stadt Heinrichs des Löwen, mehr als 240 Jahre lang durch ein Residenzschloss bestimmt und geprĂ€gt war, einem Schloss, dass schließlich auch zu einem nicht unwesentlichen Teil Braunschweiger IdentitĂ€t symbolisierte, hatte ein umstrittenes politisches RĂ€nkespiel in Friedenszeiten vollbracht, was mehr als vierzig schwere und schwerste Luftangriffe im Kriege nicht vermochten: Braunschweig und seine BĂŒrger verloren unwiederbringlich einen großen Teil ihrer Geschichte und IdentitĂ€t.

Die Zeit nach dem Abriss

Nach Beendigung der Abrissarbeiten wurde auf dem GelÀnde des Schlosses und dem danebenliegenden Schlossgarten der Schlosspark angelegt, der ab 1963 als öffentlicher Park genutzt wurde. Er wurde 1973/74 erweitert und bekam 1976 mit dem Bau der Horten-Tiefgarage und dem Strassendurchbruch "Georg-Eckert-Strasse" seinen typischen Grundriss.

FĂŒr die Generationen, die in der 2.HĂ€lfte der 1970er bis in die 1990er Jahre aufgewachsen sind, war der Schlosspark -gerade im Sommer- ein gern angenommener Treffpunkt. Er bot neben KinderspielplĂ€tzen auch Aussenschach, sowie die Möglichkeit mitten in der Innenstadt auf einer Wiese auf einer Decke ein Buch zu lesen oder ein Picknick zu machen.

In den letzten 10 Jahren (vor der Rodung) entstand in einigen Teilen des Parks zunehmend eine Drogenszene, die den Ruf des Schloßparks in der Öffentlichkeit eintrĂŒbte.

Die Proteste gegen den Abriss des Schlosses sind seit nunmehr 45 Jahren nie ganz verstummt. Bis heute gibt es Stimmen die, Àhnlich der Wiedererrichtung des Berliner Schlosses oder der Dresdner Frauenkirche, einen Wiederaufbau des Schlosses fordern.

Rekonstruktion und Neubau

Bis 2007 soll an der Stelle des ehemaligen Schlosses und des ehemaligen Schlossgartens, ein sechsstöckiges ECE-Einkaufszentrum gebaut werden, das auf 42.600 mÂČ rund 130 GeschĂ€fte und 20 Gastronomiebetriebe beinhalten soll. Trotz Protesten aus der Bevölkerung gegen die Zerstörung des Parks und die drohende Verödung der Innenstadt wurde am 20. Mai 2005 mit der FĂ€llung der BĂ€ume im Schlosspark begonnen und am 13. Juli 2005 offizieller Baubeginn gefeiert. Bereits seit April war der Zutritt zum Park gesperrt.

Ein kleiner Teil des Einkaufszentrums soll mit einer Rekonstruktion von drei Seiten der ehemaligen Schloss- Fassade versehen werden. Die Fassaden werden 116 m breit, mit der Quadriga 40 m hoch und an den SeitenflĂŒgeln 60 m tief, allerdings nur etwa 18 cm dick, sein. Diese Schlossfassaden-Rekonstruktion bildet den Haupteingang des Einkaufszentrums. Es ist geplant, einen Teil des Einkaufszentrums fĂŒr kulturelle Zwecke zu nutzen, u. a. sollen die Öffentliche BĂŒcherei, das Standesamt und Abteilungen der Braunschweiger Museen in den Bau aufgenommen werden.

Literatur

  • Bernd Wedemeyer: Das ehemalige Residenzschloß zu Braunschweig. Eine Dokumentation ĂŒber das GebĂ€ude und seinen Abbruch im Jahre 1960. 2. Aufl., Braunschweig 1993

Weblinks

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