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Letzte Änderung für Artikel Braunschweiger Mumme: 28.01.2006 21:54

Braunschweiger Mumme

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Mumme-Werbung der Firma Steger von 1899
Mumme-Werbung der Firma Steger von 1899

Die Braunschweiger Mumme (Lateinisch: Mumma Brunsvicensium - Englisch: Brunswick Mum - Französisch: Mom de Bronsvic) ist ein ehemals alkoholisches Getränk aus dem mittelalterlichen Braunschweig mit einer über 600-jährigen Tradition .

Inhaltsverzeichnis

Erste Erwähnung

Um 1390 fand erstmals ein besonders kräftiges, dunkles Braunschweiger Bier Erwähnung, dem eine Unzahl verschiedenster Gewürze beigegeben wurde.

Der Name

Der Name „Mumme“ soll auf einen gewissen Christian Mumme zurückzuführen sein, der die Rezeptur des Getränkes ca. 1492 verbessert habe. Zu dieser Zeit soll die Wirkung dieses Braunschweiger Starkbiers im wahrsten Sinn des Wortes „umwerfend“ gewesen sein.

Es erscheint allerdings sehr zweifelhaft, ob sich „Mumme“ wirklich von Christian Mumme ableitet, denn die erste urkundliche Erwähnung des Getränkes geht auf das Jahr 1390 zurück (s.o.) – also 102 Jahre vor der Rezepturbesserung durch Christian Mumme. Darüber hinaus deutet eine „Verbesserung“ darauf hin, dass etwas schon vorher in minderer Qualität vorhanden gewesen sein muss.

Des Weiteren wurde niemals ein Christian Mumme in Braunschweig urkundlich erwähnt, was zumindest insofern verwunderlich ist, da er zum einen der „Erfinder“ des angeblich nach ihm benannten Getränkes gewesen sein soll und zum anderen dieses Getränk der „Exportschlager“ des mittelalterlichen Braunschweigs gewesen ist. Hätte Christan Mumme wirklich existiert und die Rezeptur des Getränks erfunden, würde er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den Annalen der Stadt verzeichnet sein. Folglich dürfte es sich um eine Legende handeln.

Es erscheint allerdings durchaus denkbar, dass die Bezeichnung „Mumme“ zunächst als eine Art Gattungsbezeichnung für „dunkles Bier“ benutzt wurde – im Gegensatz zu der Bezeichnung „Weißbier“ für Bier hellerer Farbe.

Exportschlager des Mittelalters

Mumme-Werbung der Firma Nettelbeck von 1913
Mumme-Werbung der Firma Nettelbeck von 1913

Aus dem Braunschweigischen Bierbuch von 1723:

"… die Mumme, welche ein angenehmer, wohlriech- und schmeckender Gersten-Safft ist, so in der Stadt Braunschweig gekochet, und wegen ihrer Vortrefflichkeit die Tag und Nacht gleichmachende Linie passieret und bis in beyde Indien verfahren wird, worin sie es allen anderen Bieren zuvor thut …"

Dank ihres hohen Alkohol - und Zuckergehaltes war die Braunschweiger Mumme in der frühen Neuzeit eines der wenigen Nahrungsmittel , das auch lange Reisen gut überstand und damit auch über längere Zeit hinweg für den Verzehr genießbar blieb. Aufgrund seiner Zusammensetzung eignete sie sich v. a. als Proviant für die langen Seereisen des 15. und 16. Jahrhunderts.

Um die Haltbarkeit des Getränks noch weiter verlängern zu können, wurde der Alkoholgehalt verdoppelt und es entstand die sogenannte „Schiff-Mumme“ oder „Segelschiff-Mumme“ (im Vergleich zur einfachen oder „schlechten“ „Stadt-Mumme“). Die Konsistenz der Schiff-Mumme soll eher der von Öl als der eines (heutigen) Bieres geähnelt haben.

Selbst in den Tropen – Mumme wurde „in beide Indien“ (= Karibik und Indien ) exportiert – verdarb das Bier aus Braunschweig nicht und trug u. a. so dazu bei, gefürchtete Mangelerkrankungen langer Schiffsreisen, wie z.B. Skorbut , zu verhindern. Aus dieser Zeit stammt das auch heute noch verwendete Markenzeichen auf den Getränkebehältnissen (ehedem Flaschen, heutzutage Dosen): Ein ovales Siegel mit einem weißen Segelschiff (Dreimaster) auf blauem Grund.

Auf diese Weise erlebte die Mumme während vieler Jahrzehnte eine Hochzeit und wurde in der vorindustriellen Zeit Braunschweigs Exportschlager Nr. 1 und über Häfen wie Hamburg und Bremen in alle Welt (u. a. nach Großbritannien , die Niederlande sowie ins Baltikum ) exportiert, was natürlich Neider auf den Plan rief. So z. B. 1603 die Freie und Hansestadt Bremen, über deren Hafen das Bier verschifft wurde.

Die Bremer erhoben einen exorbitanten Zoll auf das Getränk, um von dessen Beliebtheit zu profitieren. Dies wiederum wollte sich die Stadt Braunschweig nicht gefallen lassen. So kam es, dass man sich erst elf Jahre später, 1614, auf einen moderateren Zoll sowie auf die Überlassung des Mumme-Verkaufsrechts an die Bremer einigte. 1649 schließlich hob die Hansestadt ihr Durchfuhrverbot auf und Braunschweig konnte sein Produkt wieder selbst vertreiben.

Mumme hatte jedoch einen gewissen „Nachteil“ – ihren Geschmack. In der damaligen Zusammensetzung (wie auch der heutigen), war Maltose wesentlicher Bestandteil der Rezeptes , was das Getränk zwar haltbar, aber auch äußerst süß und zähflüssig machte; aber da es bis Anfang des 17 Jhs. keine (haltbare) Konkurrenz gab, überwog der Vorteil der Haltbarkeit noch den geschmacklichen Nachteil.

Die Neider jedoch ließen sich allerhand einfallen, um Geschäfte mit ihren eigenen Nachahmerprodukten machen zu können, so wurden erste Einfuhr- und damit Handelsverbote erlassen. Braunschweiger Mumme konnte nur noch unter großen Mühen verkauft werden.

Süße und Zähflüssigkeit des Braunschweiger Gebräus waren denn auch – heute würde man sagen – ein „Qualitätsmerkmal“. So hat sich aus diesem Umstand auch eine Art „Qualitätskontrolle“ entwickelt:

Die Mumme-Probe

Sie sollte Maßstab für die Qualität der Mumme bzw. ihrer Rezeptur sein. Man ging dabei wie folgt vor: Auf einen Stuhl, Schemel o. Ä. wurde ein wenig Mumme gegossen und verstrichen. Anschließend musste sich jemand darauf setzen und wieder aufstehen – klebte die Sitzgelegenheit nun an seinem verlängerten Rücken, war die Mumme-Qualität einwandfrei.

Das Mumme-Lied

Mumme-Werbung der Firma Steger von 1914
Mumme-Werbung der Firma Steger von 1914

Ungeklärt ist bis heute auch der Ursprung des sogenannten „Mumme-Liedes“, dessen Text wie folgt geht (Schreibweise variiert z. T. stark je nach zitierter Quelle):

Brunswyk, du leiwe Stadt,
vor vel dusent Städen,
dei sau schöne Mumme hat,
dar ik Worst kann freten.

Mumme smekkt noch mal sau fin,
as Tokay un Mosler wyn,
Slakkworst füllt den Magen …

zu Hochdeutsch :

Braunschweig, du liebe (= schöne) Stadt,
unter Tausenden von Städten.
Wo es so gute Mumme gibt (und)
wo ich (Braunschweiger) Wurst (fr)essen kann.

Mumme schmeckt noch besser
als Tokajer und Mosel(-Wein),
Schlackwurst fĂĽllt den Magen ...

Nach einigen Quellen soll es aus dem 16. Jahrhundert stammen, andere wiederum schreiben es der Oper „ Heinrich der Vogler “ zu, die im Sommer 1718 in Braunschweig uraufgeführt wurde. Die Verse sollen von Johann Ulrich König stammen und die Vertonung vom herzoglichen Kapellmeister Georg Kaspar Schürmann .

Welche Version nun die „richtige“ ist, bleibt weiterhin zu erforschen.

Ein Mumme-Gedicht

Als Anfang des 18. Jahrhunderts das Gerücht verbreitet wurde, die Braunschweiger Mumme sei mit allerhand Gewürzen und sonstigen obskuren Zutaten „verfälscht“, sowie mit Kirschsaft gefärbt, verfasste der in Wolfenbüttel arbeitende Mediziner Franz Ernst Brückmann , 1723 folgendes Gedicht auf die Mumme zu deren Verteidigung:

Das Gedicht von der Mumme

Die Mumme scheu' t sich nicht
sie will sich nicht verstecken
sie tritt ohn Masque hier der Welt recht vors Gesicht
wer durchs Vergrößrungs-Glaß will schauen ihre Flecken
beschaue sich vor erst
eh er das Urtheil spricht

Urahn des Malzbiers

Allmählich jedoch änderten sich die Zeiten. Auch anderen Städten und Brauern gelang es schließlich, (auch in Verbindung mit verbesserten Konservierungstechniken von Lebensmitteln ) haltbare Biere herzustellen – die zudem auch noch besser schmeckten. Dadurch brach der Absatz des braunschweigischen Getränks massiv ein, und die Mumme büßte alsbald ihre marktführende Position ein.

Der Niedergang des einstigen Exportschlages kulminierte schließlich im 18. Jh. in der Entscheidung, aus dem einstigen Starkbier ein fortan alkoholfreies Malzgetränk zu machen – was es seither auch geblieben ist. Wer damals diese Entscheidung getroffen hatte (und warum), ist unbekannt.

Mumme wurde fortan eigentlich nur noch in Braunschweig und im engsten Umland konsumiert. Geworben wurde fortan damit, dass es ein kräftigendes Getränk für u. a. „ Wöchnerinnen , schwächliche Personen, Lungenkranke und Rekonvaleszenten “ sei (deshalb enthielt Mumme zeitweilig auch Eisen , Mangan , Chinin u. Ä.).

Das „Mumme-Haus“

Stammhaus der Mumme-Brauerei Steger um 1897
Stammhaus der Mumme-Brauerei Steger um 1897

Die im alten Vorkriegs- Braunschweig bekannteste Adresse für gute Mumme war das „Mumme-Haus“ am Bäckerklint 4, gleich neben dem noch heute vorhandenen Eulenspiegel-Brunnen . Die dortigen Kellner trugen blaue Leinenkittel und Lederschürzen. Sie fragten die Gäste nach ihrem Namen und gossen dann schwungvoll aus einem kleinen Glas mit dünnem Mumme-Strahl dessen Initialen in Braun in den weißen Schaum des Bieres.

Das um 1588 erbaute Fachwerkhaus wurde wie so viele andere in Braunschweig bei einem der zahlreichen Luftangriffe am 10. Februar 1944 so schwer beschädigt, dass es – bis auf das Portal, das sich heute an einer anderen Stelle befindet – abgerissen werden musste und bisher nicht wieder aufgebaut wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg

1949, fĂĽnf Jahre nach Kriegsende, wurde die Produktion in bescheidenem Umfang wieder aufgenommen.

1990 kam dann schließlich wieder ein Schreckmoment in der nunmehr ca. 600-jährigen Geschichte des Traditionsgetränks: Ein staatliches Untersuchungsamt attestierte der Mumme zu hohen Eisengehalt, verursacht wahrscheinlich durch einen alten, eisernen Braukessel. Da ein Neubau für den Eigentümer betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll erschien wurde die Produktion von zuletzt ca. 30.000 Dosen pro Jahr eingestellt ... eine 600-jährige Braunschweiger Tradition schien damit ihr trauriges Ende gefunden zu haben.

Einige Jahre später jedoch besann man sich offensichtlich und die Produktion wurde wieder aufgenommen und die Tradition damit wieder belebt und besteht noch heute fort.

Mumme heute

Mumme heute
Mumme heute

Wegen der bereits erwähnten Süße und Zähflüssigkeit des Vorläufers des heutigen Malzbieres genießen nur wenige das Getränk pur, weshalb Mumme heutzutage hauptsächlich als „Zusatz“ für Speisen und Getränke Verwendung findet. Je nach Gutdünken kann man einen Schuss davon in helles Bier ( Pils ) mischen oder aber in der Küche zur Verfeinerung von Soßen , Kuchen und sonstigem Gebäck einsetzten (mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Rezepten, die die Verwendungsvielfalt Braunschweiger Mumme widerspiegeln).

Das Ergebnis dieser selbst verordneten Alkoholfreiheit ist jedoch bis heute spĂĽrbar: Braunschweiger Mumme hat sich vom einstigen Exportartikel Nr. 1 der Stadt zum skurrilen Souvenir fĂĽr Exil -Braunschweiger und Touristen entwickelt.

Literatur

  • Christian Basilius: Die Mumme-Fibel der Mumme H. Nettelbeck K.G. Geschichte(n) seit 1390, Braunschweig 1999.
  • Anna Klie: Brunswyksche Mumme, Braunschweig 1898.
  • Heinrich Mack: Zur Geschichte der Mumme. Insbesondere des Mummehandels im 17. Jahrhundert, in: Braunschweigisches Magazin 17 (1911).

Weblinks

   
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