Als Weltkurstadt bezeichnet bzw. bezeichnete man die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Bezeichnung stammt vermutlich schon aus dem Jahr 1852 . Damals begann der rasante Aufstieg Wiesbadens von einer kleinen nassauischen Residenzstadt zu einem mondänen Badeort, in dem sich Adel , Militär und Großbürgertum im Sommer ein Stelldichein gaben. Johann Wolfgang von Goethe, Fjodor Dostojewski und Richard Wagner zählten dazu.

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Wiesbaden 14.000 Einwohner und 20.000 Kurgäste . Die Stadt entwickelte sich schnell und schon im Jahr 1900 überschritt die Einwohnerzahl die Marke von 100.000. Wiesbaden wurde damit zur Großstadt . Die Zahl der Kurgäste lag indes bei 200.000. Die schon seit der Römerzeit bekannten 26 bis zu 67 °C heißen Quellen lockten weiter die Reichen und Schönen an.

Wiesbaden - mit dem inoffiziellen Titel Nizza des Nordens bezeichnet - löste Baden-Baden als die führende Kurstadt in Deutschland ab. 1907 zählte man die meisten Millionäre Deutschlands, Kaiser Wilhelm II. war alljährlich zu Gast und eröffnete die Internationalen Maifestspiele. Prächtige Villenviertel und Wohnhäuser im Stil des Historismus und Jugendstils entstanden, von denen noch heute 1.600 erhalten sind. Wiesbaden wurde Welthauptstadt der Spitzenhotellerie. Die Hotels Nassauer Hof, Schwarzer Bock, Rose und viele andere brachten der Stadt die höchste Grand-Hotel -Dichte weltweit. Bezogen auf die Einwohnerzahl entspräche dies heute einer Zahl von 80 Fünf-Sterne-Hotels bei 270.000 Einwohnern. Einige Hotels hatten (und haben, wie der Nassauer Hof und der Schwarze Bock auch heute noch) eigene Heilquellen . Das Palasthotel war das erste Hotel überhaupt mit Zimmertelefon.

Mit Ende des Kaiserreiches nach dem 1. Weltkrieg war auch die Zeit Wiesbadens als Weltkurstadt beendet.