fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Jonathan Borofsky: 25.01.2006 22:35

Jonathan Borofsky

Wechseln zu: Navigation, Suche
Walking Man in MĂŒnchen vor dem GebĂ€ude der MĂŒnchener RĂŒck
Walking Man in MĂŒnchen vor dem GebĂ€ude der MĂŒnchener RĂŒck
Jonathan Borofsky: Ballarina Clown (Ludwig Forum, Aachen)
Jonathan Borofsky: Ballarina Clown (Ludwig Forum, Aachen)
HimmelsstĂŒrmer (Man walking to the sky), Jonathan Borofsky 1992, vor dem Kulturbahnhof in Kassel
HimmelsstĂŒrmer (Man walking to the sky), Jonathan Borofsky 1992, vor dem Kulturbahnhof in Kassel

Jonathan Borofsky (* 1942 in Boston , Massachusetts ) ist ein US-amerikanischer KĂŒnstler .

Inhaltsverzeichnis

Kurzvita

Jonathan Borofsky lebt und arbeitet in Ogur Guit / Maine , USA .

Nach seinem Kunststudium an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh setzte Borofsky seine Studien am der Ecole de Fontainebleau und an der Yale University fort. Jonathan Borofsky suchte in den 1960er Jahren Minimal-Art und die farbige Welt der Pop-Art miteinander zu verbinden. Hieran schlossen sich gegen Ende der 1960er Werke der Konzeptkunst an (Zahlenmeditationen). 1971 setzte er dann seine malerische und bildhauerische Praxis fort und schuf zum Teil ĂŒberdimensionale Plastiken wie den HimmelsstĂŒrmer, den Hammering Man oder den Ballerina Clown (im Außenraum des „Ludwig Forum fĂŒr Internationale Kunst", Aachen). Der Ballerina Clown entstand in einer ersten Version 1983. Die Aachener Version stammt von 1991 und war in diesem Jahr Teil der „ Metropolis "-Ausstellung im Gropiusbau Berlin.

Biografie und Werk

Die Werke von Jonathan Borofsky sind gekennzeichnet durch einen weit gespannten Bogen von Ausdrucksformen, deren Vielgestaltigkeit sich in kein stilistisches Konzept fĂŒgen lĂ€sst. Sein kĂŒnstlerisches Schaffen ist ĂŒber die Jahrzehnte einerseits stets von Elementen und vorherrschenden Ideen der Kunstwelt beeinflusst worden, andererseits durch die Suche nach kĂŒnstlerischer Einzigartigkeit bestimmt.

Als Sohn eines Pianisten und einer Malerin am 02.03.1942 in Boston geboren, bekommt er seit dem 8. Lebensjahr Kunstunterricht. Sein Studium an der Carnegie Mellon University , das er als “nice four–year protection” bezeichnet, schließt er 1964 als Bachelor of Fine Arts ab. 1964 studiert er vorĂŒbergehend an der Ecole de Fontainebleau in Paris .

Den Schwerpunkt seines kĂŒnstlerischen Schaffens bildeten Skulpturen, er macht Experimente mit Gips, spĂ€ter fertigt er an der Yale University Arbeiten aus geschweißtem Stahl (oft mit Gips ĂŒberzogen) an. Sein Vorbild darin ist Picasso , dessen Plastiken und Skulpturen eine große Stilvielfalt beinhalten und – wie die seinen – in Zeichnungen konstruiert werden. „Borofsky made a number of separate forms – umbrellas, fruit shapes, geometric structures – and organized them into one additive sculpture, which retained the identity of the individual parts, a feature that continues to characterize his work.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“) Im selben Stil fertigt er 1965 erste “primitive” Plastiken aus Fiberglas an.

Seine kĂŒnstlerische Karriere ist sowohl von seiner akademischen Laufbahn geprĂ€gt (1966 Promotion in Yale ), als auch durch den bald darauf folgenden Ortswechsel. Er zieht nach New York , dem Zentrum der Kunstwelt seiner Zeit. Ende der sechziger Jahre versuchte Borofsky, die formale Einfachheit der Minimal Art mit der direkten Bildlichkeit der Pop Art zu verbinden, um neuen AnsĂ€tzen von subjektiver GegenstĂ€ndlichkeit und inhaltlicher Bedeutung Ausdruck verleihen zu können. Unter dem Einfluss der Kunst Roy Lichtensteins produziert er dekorative Objekte (v. a. Lampen), die meisten sind jedoch spĂ€ter von ihm selbst vernichtet worden.

1967 hört Borofsky auf, „Kunst-Objekte“ zu machen und beginnt damit, seine Gedanken und Zahlen-Meditationen aufzuschreiben. In der Überzeugung „that painting and object-making were dead“ arbeitet er seit den 60er Jahren auf dem Gebiet der Concept oder Idea Art und beginnt 1969 mit der Aufzeichnung von Zahlenreihen auf Papierbögen, was er ĂŒber mehrere Jahre hinweg fortsetzt. 1970 stellt er seine Thought Books aus, die seine in Zahlen- und Diagrammform dargestellten Reflexionen ĂŒber Zeit und Raum beinhalten und als eigene Form der KunstausĂŒbung zu begreifen sind. Dazu zĂ€hlt auch die Konstruktion von Modellen zur Veranschaulichung seiner persönlichen Konzepte (‚To understand the world, man thinks in systems’).

1975 hat er erste Einzelausstellung in der Paula Cooper Gallery , darunter Papierstapel aus Bögen, die mit Zahlenreihen von 1 bis 2.346.502 beschrieben sind. Der meterhohe Turm ist die FortfĂŒhrung seines Counting-Projektes, das schon 1973 im Artists Space auf Einladung Sol LeWitts prĂ€sentiert wurde und wiederholt als Objekt in Ausstellungen einbezogen wird. Seit 1974 beginnt er im Minusbereich zu zĂ€hlen. Das Counting dokumentiert Zeit und ist selber Ausschnitt der in Time Thought veranschaulichten Universal Line, die als intellektueller Ausdruck der Sehnsucht nach mystischer Allverbundenheit angesehen werden kann.

Das fortlaufende Counting kann als Zeichnung, die sich mit dem Sujet der Zeit beschĂ€ftigt, angesehen werden: „As an artist, my goal is to present 
 illustrations of my thoughts regarding the meaning of time“. Die ausgestellten Papierstapel von Zahlenreihen und von Zeichnungen dokumentieren die AktivitĂ€t des KĂŒnstlers in einer bestimmten Zeitspanne, eine Ausstellung seiner Arbeit ist so stets als Retrospektive zu bewerten.

Er nimmt seine malerische und zeichnerische Arbeit um 1971 wieder auf, nachdem der meditative Aspekt des ZĂ€hlprozesses, das Ziel beim Erreichen der Million zur Erleuchtung zu kommen, nicht eingetreten ist. Die fortlaufenden Zahlen werden zur Signatur seiner (bewusst) infantilistischen Skizzen, Zeichnungen und Plastiken, die er fortlaufend – unter Einbeziehung von Werken aus allen Schaffensphasen – zu umfassenden Standaufnahmen eines Continuous Painting aneinanderreiht. Mit seiner infantilen Malweise, die er bis heute beibehalten hat, knĂŒpft er nach einer Phase des konzeptionellen Arbeitens an die Stillleben an, die er als AchtjĂ€hriger produziert hat. Er nimmt sie wieder auf und bezieht sie in retrospektiven Schauen als Age Piece, wobei ein Kunstwerk reprĂ€sentativ fĂŒr jedes Lebensjahr als aktuellen Stand immer wieder ausgestellt wird, in sein Werk ein.

Die Nummerierung aller seiner Werke nach aktuellem Stand im Counting stellt die Vereinigung zweier Seiten seiner Werke dar: Auf der einen Seite linear und konzeptuell , auf der anderen ist es emotional und reprÀsentativ .

Seit 1973 zeichnet er seine TrĂ€ume in einem Notizbuch auf, die sowohl verbal erzĂ€hlt als auch illustriert werden. Sie – und zahlreiche selbstanalytische Texte - sind Grundlage von Zeichnungen und GemĂ€lden in kindlich-naiver Manier. 1974 beginnt er – wiederum auf Anregung Sol LeWitts – seine Vorlagen direkt auf WĂ€nde auszufĂŒhren. Die c. a. 200 Wandmalereien werden nach Ende der Ausstellung konsequent weiß ĂŒbermalt, die kleinen Zeichnungen und GemĂ€lde reihen sich in das Continuous Painting ein.

Im Traummotiv mit der Nummer 2.099.711 (I dreamed I could fly) findet der Wunsch „die kĂŒhle Kunst loszuwerden, GefĂŒhle zu erschließen und uns zu entlarven“ bildhafte Metapher . Der Traum vom Fliegen ist als surrealistisches Element Reaktion gegen Minimal Art und Konzeptkunst , verkörpert fĂŒr Borofsky darĂŒber hinaus eine Möglichkeit, Raum und Zeit zu durchbrechen und sich der Fesseln der Vernunft zu entledigen. Als Flying Man hat er ihn seit den 80er Jahren in zahlreichen Installationen in unterschiedlichen Environements von der zweidimensionalen BildoberflĂ€che losgelöst.

Sein Oeuvre in den siebziger Jahren ist im Kontext des New Image Painting zu sehen, einer Neo-Expressionistischen Bewegung in den USA , die vor allem darauf abzielt, die starren Grenzen der Concept Art zu ĂŒberwinden und den Kunstwerken wieder persönlichen Charakter zu verleihen: ”There were these dreams that there was no rhyme or reason why they were happening. They were fascinating to me and very personal. Many of them were giving me clues to my own life. I began to see them as my personal contribution to the art world at that time. We had Pop Art, which seemed a little too tongue-in-cheek for me, and Minimal Art, which I could relate my counting to, but I was looking for something more personal, more honest and open and direct.”

Das „HerzstĂŒck“ seiner Arbeit ist die Zeichnung, er produziert jĂ€hrlich hunderte davon : “Drawing for Borofsky is a demonstration of his thoughts, as he explained, ‘My thought process is an object’.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“) Die Zeichnungen Grundlage der Wandmalereien, Bilder und Skulpturen, die zunĂ€chst als Erweiterung der MalflĂ€che in seinem Schaffen Bedeutung bekamen. Zum Verkauf eigneten sie sich nicht, sie sind zahlreich (ca. 200), aber kurzlebig, da immer nach der Ausstellung ĂŒbermalt.

Die vielseitigen und in Ausdruck und Pathos variierenden Rauminstallationen Borofskys haben den Charakter von Gesamtkunstwerken, die sich aus verschiedensten Medien zusammensetzen. Dabei werden bekannte Motive und Topoi in abgewandeter Form – sozusagen als roter Faden – prĂ€sentiert. Bei allen ist die Raumwirkung evident: ZunĂ€chst vollgestopfte RĂ€ume ( Paula Cooper Gallery 1975: Akkumulation von GemĂ€lden, Zeichnungen, konzeptionellen Arbeiten und gefundenen Objekten, die keinen Fokus auf ein bestimmtes Objekt erlauben, sondern EindrĂŒcke seines Schaffens geben) werden durch die Auslotung der AusstellungsrĂ€ume verfeinert, die genaue Platzierung der Werke im Raum bekommt fĂŒr ihn immer grĂ¶ĂŸere Bedeutung: „Borofskys only major installation in 1977 was at the Art Gallery at the University of California , Irvine . It was the largest space Borofsky had yet worked, and he had approximately two weeks, the longest period yet, to complete his wall drawings. From the photographs and small drawings in his briefcase he selected older images that had been successful as well as new ones that had not yet been used; he arranged the entire room as if it were a four-sided painting. The space was to encompass the viewer, and primary lines of sight were to bring the whole room into play. From this point on, Borofsky would begin his installations by selecting the most interesting architectural feature of the space and using it as the focus of the exhibition.“ (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“).

1977 verlĂ€sst Borofsky New York und lebt seither in Ongunquit , Maine. Er stellt seine Zeichnungen und GemĂ€lde etwa 15 Jahre in amerikanischen Museen und Galerien aus, bekommt spĂ€ter vor allem durch seine teilweise monumentalen Plastiken internationale Bedeutung. Nachdem er 11 Jahre in New York verbracht und dort an der School of Visual Arts gelehrt hat, unterrichtet er ein Jahr am California Institute of the Arts in Valencia . In seiner akademischen Laufbahn und seiner Arbeit als KĂŒnstler setzt er sich mit theoretischen Aspekten der Kunst und den Grundlagen seines Schaffens auseinander: ‘I feel like an idea person, an idea painter 
 it (the artwork) always has to be the idea with the painting.’ War die infantil-expressive Manier seiner Zeichnungen und Objekte die Reaktion auf Minimal und Concept Art , so ist die Basis seiner Arbeit immer noch intellektuelle und konzeptionelle Leistung.

Thematisches Zentrum von Borofskys Oeuvre ist seine eigene IdentitĂ€t als KĂŒnstler . In einer kurzen Phase von GemĂ€lden mit auf dem Kopf stehenden Motiven als surrealer Aspekt nach einer Reihe von technischen Experimenten (u. a. Projektion von Zeichnungen auf WĂ€nde) fĂŒhrt die Begegnung mit Werken von Baselitz zum Ende des Projekts, das ihn dennoch sehr faszinierte. Seine Kunst ist gegenstandsbezogen, keineswegs aber nĂŒchtern und sachlich. Die persönliche und politische Aussagekraft seiner Werke, die er mit einfachen und generalisierenden Motiven herstellt, sind fĂŒr Borofsky eine Art persönliche Teilnahme an der Welt: „Borofskys drawings almost always have subjects, for he wants to make a statement, to take a ‘political stand’. In place of what he calls ‘cool art’, he seeks connectedness to society. A child of the 60s, he recognizes about that period a ‘shared emotional upsurge’ in which people were solicitous of one another. To participate in the world, Borofsky hopes to depict subject matter of universal consequence. Toward that end, he has developed a pattern of recurring, generalized themes that are often highlighted by archetypes and archetypal situations.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“)

Das dominierende Motiv in seinem Werk ist allerdings das des KĂŒnstlers selbst, als denkendes und fĂŒhlendes Ego in der Welt. Eigentlich ist jedes seiner Kunstwerke ein Selbstportrait , besonders jedoch seinen TrĂ€umen, Ängsten und Geschichten aus seinem Leben verleiht er durch die bildliche und figurale Darstellung selbstreflexiven Charakter. Seiner eigenen Aussage nach hofft er, ‚to understand my own pains and happynesses’, die schiere Anzahl und die große Verbreitung seiner Werke spiegeln jedoch nicht nur die Suche nach der eigenen IdentitĂ€t als Mensch und KĂŒnstler wieder, sondern vielmehr seine Existenz als exemplarischen Charakter, mit dem sich viele identifizieren können.

Sein Werk spiegelt so alle Konfliktlinien menschlichen Daseins wieder. Es geht um SpiritualitĂ€t und physisches Wohlbefinden, um das irdisches Dasein und das Übersinnliche, schließlich auch um Gut und Böse. In die Egozentrik des KĂŒnstlers ist MitgefĂŒhl fĂŒr andere verpackt; die schriftliche Formulierung seiner TrĂ€ume stellen die Innenperspektive des KĂŒnstlers dar, seine Zeichnungen und GemĂ€lde, in denen er vorkommt, sind aus der Sichtweise eines Zuschauers erzĂ€hlt.

Die politische Aussagekraft erhalten seine Zeichnungen durch die gewĂ€hlten Sujets. In den spĂ€ten siebziger Jahren beschĂ€ftigen sich seine Zeichnungen nach Pressebildern mit sozial oder politisch benachteiligten Personen und Schichten, besonders auch mit der Bevölkerung in LĂ€ndern jenseits des Eisernen Vorhangs .: “Borofsky’s preoccupation with political situations has led him to give great emphasis to a cluster of themes concerned in general with violence, oppression, and anxiety. 
 Victims of various kinds of oppression are seen frequently in B’s art, including imprisoned figures, birds, Cambodians, seals, and the artist himself covered with numbers that recall Nazi tattoos. Elsewhere, heads split apart or are under duress caused by tremendous weights pressing down on them, and men disintegrate in space. Other weapons, too, swords, clubs and guns are shown as the tools of dangerous villains.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“) Mit dem Kalten Krieg setzt er sich immer wieder in Installationen und Wand-/ MauergemĂ€lden auseinander. AnlĂ€sslich der internationalen Kunstausstellung „Zeitgeist“ 1982 in Berlin nimmt er als einer der wenigen KĂŒnstler Bezug auf die geteilte Stadt: Im Gropius-Bau lĂ€sst er den Flying Man aus einem Fenster fliegen, die trennende Mauer quasi im Flug ĂŒberqueren. DarĂŒber hinaus bemalte er ein großes TeilstĂŒck der Mauer mit einem „Walking Man“, keine schlendernde, sondern eine rennende Figur.

Der Walking Man und der Running Man , beide neben dem Flying Man Stilmittel seines plastischen Werkes, reprĂ€sentieren nicht nur menschliche Bewegung, sondern auch den Gedanken der Flucht, den die Konfrontation mit persönlichen und politischen Ängsten auslösen kann. Die positive und optimistischere Variante ist der Flying Man, der rationale und gesellschaftliche Grenzen ĂŒberwindet und so zur Verkörperung von Freiheit und Erhabenheit wird: “Escape is one way to counter suffering, and Borofsky shows various forms of it in his art
 B. himself often achieves flight in the form of his Flying Figure. He is a full-bodied superman – unlike the Molecule Man – attaining a seemingly effortless escape from daily occurrences. In the air, he has a clearer, more enlightened perspective, which enhances his spiritual quest.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“)

Hammering Man
Hammering Man

Eine heldenhaftere Erscheinung ist der Hammering Man, der ein anderes Grundmotiv in Borofskys Oeuvre reprĂ€sentiert. Arbeit (geistige und körperliche) steht, da sie die fundamentale AktivitĂ€t der Welt ausmacht, als Kontrast zu SpiritualitĂ€t und TranszendentalitĂ€t . Als Komponente seiner Installationen in Museen und Galerien hat sich der Hammering Man von einer Zeichnung heraus zu monumentalen Freiluftskulpturen entwickelt, die heute – wie der Hammering Man in Basel (1989) und in Frankfurt 1991 - vor allem im Kontext von Zentren wirtschaftlicher AktivitĂ€t stehen. Der Hammering Man und das Counting sind fĂŒr Borofsky als unterschiedliche Ausdruckformen seit vielen Jahren ein Gegenstand intensiver Auseinandersetzung und verdeutlichen beispielhaft die KomplexitĂ€t seiner kĂŒnstlerischen Intentionen. Die riesenhafte Silhouette des Hammering Man, dessen Maßstab Borofsky in mehreren Realisationen immer wieder variierte, erscheint in seiner unablĂ€ssigen Bewegung als Metapher menschlicher Arbeit schlechthin. Borofsky spricht von ihm als „dem Arbeiter in uns allen. Wir alle gebrauchen unseren Verstand und unsere HĂ€nde, um in der Welt zu leben und zu lernen – oder einfach um zu ĂŒberleben.“

Als Symbol des unaufhaltsamen Fortlaufens der Zeit entspricht der Hammering Man den neuen Heartlight-Skulpturen, die eine digitale Aufnahme seines eigenen Herzschlages enthalten. In analoger Weise betreibt er sein computermĂ€ĂŸiges Counting, das er seit Ende der sechziger Jahre bestĂ€ndig weiterfĂŒhrt. Durch das Aufschreiben der Zahlen macht er den Zeitverlauf greifbar. Als individuelle Handlung ist es nicht Symbol, sondern realer Ausdruck seiner Arbeit bzw. Arbeitszeit. Das Counting ist somit Borofskys abstrakte Biografie, in die alle bildnerischen Produkte, Zeichnungen, GemĂ€lde, Skulpturen eingeschrieben sind, versehen mit einer Zahl, die ihnen ihren Platz in seinem persönlichen Zeitsystem zuweist. In diesem Sinne sind alle Arbeiten von Borofsky Selbstportraits. Borofsky ist der „Hammering Man“. (Poticus Verlag: Counting)

Bis in die spĂ€ten 70er Jahre nahm Jonathan Borofsky in rascher Abfolge an Ausstellungen in USA und Europa teil, die Werke waren vor allem WandgemĂ€lde und Zeichnungen, die vor Ort produziert wurden. Im August 1978 hat er seine erste Ausstellung im Corps de Garde in Groningen , 1979 nimmt er beispielsweise an der Biennal Exhibition im Whitney Museum of American Art teil. Dort kombiniert er seine Traumbilder mit plastischen Elementen aus eben diesen Bildern um eine große physische PrĂ€senz der ErzĂ€hlung zu schaffen. Seine Installationen zeichnen sich zunehmend durch eine große stilistische und mediale Vielfalt aus. Er kombiniert realistische GemĂ€lde mit abstrakten Elementen, expressionistischen Zeichnungen, Fotos, Filmen und Figuren zu einer ganzheitlichen Zusammenschau der Elemente, die im Kern einem barocken Gesamtkunstwerk gleicht. Seine dreidimensionalen Installationen sind ebenso raumgreifend wie komplex: “By the use of elements such as string and wire extending from ceiling to floor, wall drawings that continue around corners or extend across doorways, and flyers littering the floor, B. activates all parts of a room making his installations totally encompassing experiences. Even aural and olfactory sensations may be offered to further envelop the viewer.” (Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“) FĂŒr Borofsky ist Stil ‘a manner of working’ , keine Errungenschaft an sich. Er interessiert sich dabei fĂŒr die visuelle Wirkung des Kunstwerks im Raum und innovative Möglichkeiten, den Betrachter miteinzubeziehen. Spiele auf der Ping-Pong-Platte sind ihm ebenso erlaubt worden wie die Mitnahme von Giveaways. Bei der Biennale in Venedig 1980 verteilte er Kopien seiner Zeichnungen zum Mitnehmen.

Jonathan Borofsky wĂ€re kein ‚poet-politician’, wĂŒrde er damit nicht versuchen, die ganze Welt einzufangen und zu beschreiben. Der universelle Geist, der schon in seinen Thought Books reflektiert wurde, ist allen seinen Ausstellungen immanent: „He views all mankind as one, collectively united by universal values and universal truths, which are revealed through his art. Thus B becomes the universal man – one representing all. This same principle underlies the character of his installations: disparate components – different materials forms, styles, and ideas – form one whole that transcends its individual parts.” (Rosenthal, Mark: “Jonathan Borofsky”). Seiner Zielsetzung nach, „die Leute mit einer allgemeinverstĂ€ndlichen Sprache – Wörtern und Bildern – zu erreichen“, dominieren heute international Aufsehen erregende Außenskulpturen und Installationen sein Werk, mit denen er seit den achtziger Jahren populĂ€r geworden ist. Von Kalifornien bis nach Korea reicht die geografische Bandbreite seines plastischen Werkes.

Molecule Man, 1999, Berlin, in der Spree bei Treptow
Molecule Man, 1999, Berlin, in der Spree bei Treptow

In Deutschland allein hat er neben dem Flying Man an der UniversitĂ€t Augsburg noch sechs andere Figuren installiert: Die documenta 7 in Kassel bereicherte er mit kleineren Hammering Men, die Figur Man Walking to the Sky, die anlĂ€sslich der documenta 9 ausgestellt wurde, hat nun ihren festen Platz am Kasseler Hauptbahnhof. Der riesenhafte Hammering Man aus Stahl wurde 1991 vor dem MessegelĂ€nde in Frankfurt aufgebaut, der Molecule Man aus Aluminium 1999 inmitten der Spree in Berlin. Die 2000 in Offenburg eingeweihte Freiheitsfigur Freedom (Male/ Female) erinnert geschichtstrĂ€chtig an den Badischen Freiheitskampf , der Walking Man schmĂŒckt das GeschĂ€ftsviertel um die Leopoldstraße in MĂŒnchen.

Borofskys „freundliche Riesen“ sind Ă€ußerst populĂ€re Plastiken, was an ihrer reduzierten, oft gefĂ€lligen Formensprache und der auffĂ€lligen (der Molecule Man in Berlin ist 30 Meter hoch) jedoch immer adĂ€quaten GrĂ¶ĂŸe liegen mag. Der KĂŒnstler, der bei der Realisierung seiner Werke auf zahlungskrĂ€ftige Sponsoren aus der Wirtschaft angewiesen ist, scheint aus der Not, ansprechende Kunstwerke produzieren zu mĂŒssen, eine Tugend zu machen. Es entspricht seinem Ziel, Menschen, die sich nicht mit so genannter hoher Kunst auseinandersetzen wollen, auch außerhalb von Museen und Galerien mit einer leicht verstĂ€ndlichen und anrĂŒhrenden Message zu konfrontieren.

Literatur

Cuno, James/ Fine Ruth: „Subject(s) – Prints and Multiples by Jonathan Borofsky 1982-1991”, Hanover/ New Hampshire, 1992

Geelhaar, Christian/ Koepplin, Dieter: „Jonathan Borofsky. Zeichnungen 1960 – 1983“, Basel, 1983

Portikus Verlag Frankfurt a. M. (Hrsg.): „Jonathan Borofsky. COUNTING 3287718 – 3311003“, Frankfurt, 1991

Rosenthal, Mark: „Jonathan Borofsky“, New York, 1984

Schlosser, Yvonne: "Jonathan Borofsky. Flying Man", in: "Kunst am Campus", UniversitÀt Augsburg (Hrsg.), Augsburg, 2005

Schmidt, Katharina/ Ursprung, Philip: „White Fire – Flying Man. Amerikanische Kunst 1959 – 1999“, Basel, 1999; Hrsg.: Öffentliche Kunstsammlungen Basel

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Jonathan Borofsky aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Jonathan Borofsky verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de