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Letzte Änderung für Artikel Schnadegang: 26.01.2006 10:41

Schnadegang

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Der Schnadegang, mitunter auch Schnadezug, in Hessen auch Grenzgang oder Grenzegang genannt, ist in zahlreichen westfälischen und hessischen Gemeinden ein alter, wiederbelebter Brauch. "Schnade", plattdeutsch auch "Snat" oder "Schnaot", ist verwandt mit "Schneise" und bedeutet Grenze.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zurückzuführen sind die Feste auf Streitigkeiten der Orte wegen angeblicher oder tatsächlicher Grenzverschiebungen.

Früher dienten Waldschneisen, Bäche, Hecken oder Gräben als Grenzmarkierung. Bis zum 17. Jahrhundert dienten zur Markierung auch eigens gepflanzte Bäume, in die man mit der Axt ein Kreuz hineinschlug, dann ging man zur Verwendung von Grenzsteinen (Hütesteinen) über. Diese bestehen häufig aus einem anderen Material als die Gesteine aus der Umgebung, damit man die Grenzsteine besser von den natürlichen Steinen unterscheiden kann.

Um die Korrektheit der Gemeindegrenze zu kontrollieren, die Grenzmarkierungen freizuschneiden und den neuen BĂĽrgern die Kenntnis ĂĽber den Verlauf der Grenzen zu vermitteln, fand anfangs eine amtliche Grenzbegehung statt, die dann alle ein oder zwei Jahre wiederholt wurde und mit der Zeit zu einem Volksfest mit teilweise bis zu mehreren 10.000 Besuchern wurde, so zum Beispiel in Bad Sassendorf, Biedenkopf, Brilon, Buchenau, Herdecke, Dorfwelver , GoĂźfelden Neheim-HĂĽsten, Warstein und Wetter. In Neuenrade bei Arnsberg ist ein Schnadegang von 1450 schriftlich ĂĽberliefert.

Grenzgang

Biedenkopf

Buchenau

Schon im 17. Jahrhundert gab es Grenzbegehungen in Buchenau. Sie waren notwendig, um den grossen und wertvollen Waldbesitz der Gemeinde zu sichern, um Grenzstreitigkeiten mit den benachbarten Gemeinden an Ort und Stelle zu bereinigen, und die Grenze durch natĂĽrliche Zeichen festzulegen. An den Grenzbegehungen beteiligten sich alle BĂĽrger des Ortes, fĂĽr sie war der Grenzgang ein wichtiges Ereignis, das sie im Laufe der Zeit zu einem Heimatfest ausgestalteten und alle sieben Jahre feierten. Wie aus vorhandenen Unterlagen hervorgeht, fand bereits im Jahre 1665 einen Grenzbegehung statt.

Als man alle Gemarkungs- und Waldgrenzen abgesteint hatte, waren die Grenzbegehungen nicht mehr durch die Behörde vorgeschrieben. Freiwillig begehen die Buchenauer Einwohner seit dieser Zeit ihre Grenze.

Seit wann nun Grenzgangfeste in ihrer heutigen Form in Buchenau gefeiert werden lässt sich nicht mehr genau nachweisen. Schriftliche Aufzeichnungen liegen nicht vor. Die ältesten Einwohner erzählen noch heute von den Grenzgängen ihrer Eltern und Großeltern. Schriftlich erwähnt ist erstmals ein Grenzgangfest aus dem Jahr 1886; damals gründeten auch die Buchenauer Bürger einen Grenzgangverein.

Buchenaus Dorfchronik, die erst im Jahre 1900 von dem damaligen BĂĽrgermeister Reitze Muth begonnen wurde, gibt die erste ausfĂĽhrliche Beschreibung eines Buchenauer Grenzgangfestes. Der Bericht des Chronisten soll hier im Wortlaut wiedergegeben werden:

Am 9. 10. Und 11. Juli 1909 wurde nach 23-jähriger Unterbrechung erneut das hiesige Grenzgangfest gefeiert. Zur Vorfeier fand am 8. Juli abends vor dem Rathaus bei dem Kriegerdenkmal ein Konzert der hiesigen Musikkapelle statt.

Die Aufstellung des Festzuges erfolgte am 1. Festtag morgens 6 Uhr beim Rathaus. Nachdem eine fotografische Aufnahme stattgefunden hatte, hielt der Bürgermeister eine kurze Ansprache. Anschliessend setzte sich der Festzug in Bewegung, und es erfolgte die Grenzbegehung entlang der Brungershäuser , Warzenbacher, Treisbacher und Katzenbacher Gemarkungsgrenze zurück zum Dorf. Auf der Ebenheit wurde das Frühstück eingenommen, bei welchem der Festwirt Karl Scheu in vorzüglicher Weise für Speisen und Getränke gesorgt hatte.

Am 2. Festtag wurde vormittags die Grenzbegehung fortgesetzt an der Kombacher Gemarkungsgrenze entlang der Friedensdorfer, Allendorfer und Elmshäuser Grenze zurück nach dem Dorf. An diesem Vormittag wurde das Frühstück unter den Buchen am Dornochsenberg eingenommen, wo selbst sich das fröhliche Treiben entwickelte wie am Tag zuvor. An allen Nachmittagen fanden Volks- und Tanzbelustigungen auf dem Festplatz auf der oberen Bleiche statt, und war besonders der letzte Tag sehr stark von auswärtigen Gästen namentlich aus der Stadt Biedenkopf besucht. Als an diesem Nachmittag der Festzug auf dem Festplatz ankam, hielt der erste Lehrer Schmidt eine Ansprache, in welcher er auf die Bedeutung des Grenzgangs hinwies.

Der Verlauf des ganzen Festes war ein friedlicher, und es fehlte auch diesmal der Mohr nicht, welcher es sich sehr angelegen sein ließ, den Festteilnehmern die Grenzsteine zu zeigen und sie nach älterem Brauch kräftig zu hopsen.“

Durch den 1. Weltkrieg wurde die Tradition unterbrochen, 1928 beging man die Grenze wieder in althergebrachter Weise. In guter Erinnerung sind noch die Grenzgänge 1937, 1952, 1957, 1964, 1971, 1978, 1985 und 1992 bis zum letzten Fest im Jahre 1999.

Die Vorbereitung.

Ungefähr zwei Jahre vor dem Fest bilden sich nach dem Stammlokalen benannte Mädchen-, Frauen-, Burschen und Männerschaften. In offener Wahl ermittelt jede Gesellschaft ihren Führer. Die eigentliche Vorbereitung, Leitung und Durchführung des Festes liegt in den Händen des 1937 gegründeten Grensgangvereins mit dem Bürgeroberst und dem Komitee an der Spitze. Das Komitee setzt sich aus Vertretern der einzelnen Gesellschaften zusammen. Gewählt werden Komitee und Bürgeroberst in einer Bürgerversammlung. Vom Komitee werden dann auch anhand der eingegangen Vorschläge und Bewerbungen der Mohr und die Wettläufer – die Symbolfiguren des Grenzganges – gewählt. Zwei Sappeure – mit Äxten bewaffnete Bürger – sorgen dafür, das der Grenzgangweg frei von Hindernissen ist.

Mohr und Wettläufer.

Unter Peitschenknallen laufen die Wettläufer neben dem Zug her und suchen sich Bürger und Gäste aus, um ihnen gründlich die Grenze zu zeigen. Unter dem Tusch der Kapelle wird man dreimal hochgehoben und wieder sanft auf den Grenzstein zurückgesetzt. Der Mohr sagt dazu den Satz: „Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit“. Als Dank für diese Ehre gibt man dem Mohren eine Geldspende in die Kasse. Dieses „Zeigen der Grenze“ ist eine Funktion, während eine andere Deutung berichtet, das mit dem Mohren und den peitschenknallenden Wettläufern die bösen Geister von der Grenze vertrieben werden sollen.

Der Abschied.

Beendet wird das Fest am Montag mit einem zünftigen Frühschoppen, der sich allerdings bis zum Abend ausdehnt. Am Nachmittag wird dann der Grenzstein noch vergraben, und es heißt, wieder sieben Jahre warten bis zum nächsten Grenzgang.

Alter Streit, der zwischen den Bürgern herrschte – und wenn er auch sieben Jahre andauerte, muss zum Grenzgangfest begraben werden. So will es ein alter Brauch.

AuszĂĽge aus dem Buch (Buchenau an der Lahn Geschichte und Geschichten in Wort und Bild) und nach Karl Huth (Buchenau - Eine Wanderung durch Geschichte und Gegenwart)

Schnadegang

Verbot in Preussen

Nach der Einführung des Grundsteuerkatasters wurden sie in einer Verfügung des preußischen Innenministeriums vom 6. Juli 1817 für nicht mehr notwendig erklärt.

Im "Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg" vom 3. Februar 1841 wurde der Schnadegang schließlich verboten:

"Die an einigen Orten noch üblichen Grenz- und Schnadenzüge haben in der neueren Zeit, zur Verübung mehrerer grober Exzesse Veranlassung gegeben. Da derartige Züge in der jetzigen Zeit keinen Nutzen mehr gewähren, weil bei der vollendeten Katastrirung des Grund und Bodens eine Verdunklung der Grenzen nicht leicht möglich ist, eintretendenfalls aber ohne Theilnahme der einzelnen Gemeindeglieder von den Behörden gehoben werden kann, so werden diese bisher an einigen Orten noch übliche Grenzzüge, in Folge Bestimmung des Königlichen Ministerium des Innern und der Polizei ganz untersagt, und sämmtliche Ortsbehörden sowie die Königlichen Landrräthe unseres Bezirks hiedurch angewiesen, Niemanden zur Veranstaltung eines Grenzzuges, welcher die Begehung einer Jagd-, Gemarkungs- oder Gemeindegrenze durch die Gemeindeglieder oder sonstiger bei Feststellung der Grenzen nicht interessirter Personen zum Zweck hat, die Erlaubnis zu ertheilen."

So geriet im preuĂźischen Staat der Brauch des Schnadezuges vielerorts in Vergessenheit.

Brilon

In Brilon fand der erste Schnadegang am 24. Juni 1388 statt. Zwischenfälle beim Schnadegang von 1840 nahm die preußische Regierung zum Anlass, den Schnadegang zu verbieten. 1848 wurde der Schnadegang für die Stadt Brilon durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. aus besonderer Gnade wieder gestattet.

Heute findet der Schnadegang alle 2 Jahre am Schützenfestwochenende statt. Dabei wird etwa 1/5 der Stadtgrenze abgeschritten. Jeweils mehrere Tausend Männer beteiligen sich am Schnadegang. Frauen sind erst auf den Lagerplatz zugelassen, wo ein zünftiges Waldfest stattfindet.

Weblinks

Wikipedia

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