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Letzte Änderung für Artikel Mittelhessische Dialekte: 23.01.2006 01:30

Mittelhessische Dialekte

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Mittelhessisch wird in einem Gebiet gesprochen, das im Süden und Westen etwa von den Orten Limburg a.d. Lahn , Marburg, Bad Orb, Bad Vilbel und Taunusstein begrenzt wird und im Osten bis an die Grenzen im Osthessischen vor Fulda heranreicht. Im Süden Hessens wird der Dialekt durch die städtischen Mundarten des Rhein-Main-Gebiets jedoch umgeformt - und verdrängt.

Aufgrund der Dominanz dieses Wirtschaftsraumes ist in den 50er und 60er Jahren der Eindruck entstanden, das Frankfurterische sei das Hessische allgemein. Zudem trugen populäre Unterhaltungssendungen wie die "Hesselbachs" oder der "Blaue Bock" wie nicht zuletzt die Übertragungen der Mainzer Fastnacht "Mainz wie es singt und lacht" zu dieser Fehleinschätzung bei.

Die Dialekte in ihren jeweils ortsgebundenen Lautgestalten wurden bis vor etwa 50 Jahren vom überwiegenden Teil der ländlichen Bevölkerung gesprochen. Der Einfluss der modernen Massenmedien, heute der Sprache des Internets selbst, wie auch die sich seit der späteren 50er Jahren entwickelnde Mobilität und der historischen Veränderungen der Lebens- und Arbeitswirklichkeiten führten dazu, dass er immer weniger verwendet wird.

Am Südrand des mittelhessischen Sprachgebietes und in den meisten größeren Städten sind diese Dialekte bereits teilweise verschwunden. An ihrer Stelle haben sich in diesem Raum neue Formen des Sprachgebrauchs herausgebildet, die in der modernen Dialektologie als "Neuhessisch" diskutiert werden. Die alten Formen der mittelhessischen wie oberhessischen Dialekte werden heute meist nur noch von Angehörigen der älteren, ortsgebundenen Generationen gesprochen, bzw. in der Traditionspflege heimischen Brauchtums beibehalten.

Merkmale

Außer dem charakteristischen gerollten r, das in vielen Dialekten auch am Wortende und vor Konsonant deutlich hörbar bleibt (z.B. in "Wasser" oder "Ort"), sind die kennzeichnenden Merkmale des Mittelhessischen:

  • hd. /u:/ wird zu /ou/: Kuh > Kouh
  • hd. /i:/ wird zu /ei/: lieb > läib
  • hd. /y:/ wird zu /oi/: müde > moid
  • hd. /e:/ wird zu /i:/: gehen > giehe
  • hd. /o:/ wird zu /u:/: Brot > Brut
  • hd. /t/, /d/ zwischen Vokalen wird zu /r/: Wetter > Wearrer
  • hd. /b/ zwischen Vokalen wird zu /w/: aber > awwer
  • hd. /pf/ ist in allen Stellungen /p/: Pfennig > Penning
  • hd. "ich habe" > aich hun
  • hd. "ich bin" > aich sein
  • hd. "nicht" > näi
  • hd. "nichts" > naut

In zahlreichen (aber nicht allen) mittelhessischen Dialekten wird außerdem

  • hd. /i/ zu /ea/: ist > eas (oft auch "iäs")
  • hd. /u/ zu /uo/: und > uon (oft auch "ean")
  • hd. /u/ zu /o/: Pfund > Pond

Sprachbeispiele

Zur Illustration hier eine Strophe aus einem Lied, das früher jedes Kind kannte, das heute aber kaum noch gesungen wird:

Ei truotz näi su, ei truotz näi su,
Es kimmt däi Zeit beast wearrer fruh,
Ei truotz näi su, ei truotz näi su,
Es kimmt däi Zeit beast fruh.
Wann alles rar uon deuer eas, no easse m'r de waaße Käs,
Wann Schouh uon Strimp verreasse sein, no foahr m'r meat de Schees.

Auf hochdeutsch etwa:

Ei trotz nicht so, es kommt die Zeit bist wieder froh; Wenn alles rar und teuer ist, dann essen wir den weißen Käse (d.h. den Quark), Wenn Schuhe und Strümpfe zerrissen sind, dann fahren wir mit der Chaise (d.h. dem Wagen).


Ein weiteres Volkslied aus Oberhessen:

Siehsde näid die säu iam goare;
siehsde wäi se wäule?
Wäi se täife Lächr growe
ian die geäle Räuwe.
Spitz komm enaus,
ian beis se ian die Boo!
Däi Missgebihrer freässe uus
die Räuwe korz n kloo.

Ãœbersetzung:

Siehst du nicht die Schwein' im Garten; siehst du wie sie wühlen? Wie sie tiefe Löcher graben in die gelben Rüben. Spitz komm heraus, und beiss sie in die Beine! Die Fehlgeburten fressen uns die Rüben kurz und kleine.

Es gibt noch eine weitere Variante, wahrscheinlich unter zahlreichen.

"...Spitz komm eraus/ beiß se ean die Baa/ beiß se ean die Rüsselschnut/ un beiß aach gleich mei Fraa"

Textbeispiel aus dem Gießener Raum: "Mir kenne also virläufich folgendes feststelle: Mittelhessen muss mer als e Gejend verstieh, däi vo städtische Enklave - wäi z.B. Gäiße oawwer Wetzler - durchlechert eas, wäi en Schweizer Kees. Nur halt met winger Lecher. Un wann en Mittelhesse ean so e fremd Loch kimmt, dann fremdelt er." Quelle: Siegward Roth, "Der Knotterbock - Grondlejendes zoum mittelhessische Charakter o sich." Wolfram Schleenbecker Verlag, Wettenberg ( ISBN 3-9803797-1-X ).

Textbeispiel aus dem Hinterland (Biedenkopfer Raum): "Wann´s raant, gieh ma heem/ Wann´s nit raant, bleiwe ma häi/ Raants nit un ma hu ke Lost, gie ma aach heem/ Raants, breache ma suwisu nit ze bleiwe/ Gieh ma da heem un wesse nit, woas ma da mache sinn/ Kinte ma jo aach gleisch häibleiwe/ Feräasgesast es raant nit" Quelle: Kurt Werner Sänger, "schwortswaise raabooche", Jonas Verlag, Marburg ( ISBN 3-922561-53-5 )

Redewendungen

- Dou mächst vielleicht e Front e ropp.-

 Wörtlich übersetzt: "Du machst vielleicht eine Front herunter"
 Soll heißen: "Du siehst vielleicht aus" oder wird z.B. angewendet, wenn
 jemand nicht ordentlich gekleidet ist, das Hemd aus der Hose guckt usw.

- Aich hu die gonz Noacht monder gelähe.-

 Wörtlich übersetzt: "Ich habe die ganze Nacht munter gelegen."
 Soll heißen: "Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht."

- Es roat.-

 Ãœbersetzt: "Es regnet."

- Wu widd`n doi haa hie hu?-

 Wörtlich übersetzt: "Wo willst du denn dein Heu hin haben?"
 Soll heißen: "Wo soll ich dein Heu hin tun?"

Wikipedia

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