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Letzte Änderung für Artikel IG Farben: 07.02.2006 15:15

IG Farben

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IG Farben ist die gebräuchliche Abkürzung von IG Farbenindustrie AG, dem ehemals größten deutschen Chemieunternehmen , das 1926 aus einer Vielzahl von Chemieunternehmen gebildet und 1946 durch Beschluss des Alliierten Kontrollrates aufgelöst wurde.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die Interessen-Gemeinschaft wurde 1904 gegründet von

  • Agfa (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Berlin)
  • BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen)
  • Bayer (Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co. Elberfeld),

daher auch Dreibund genannt. Die IG beschränkte sich zunächst auf Erfahrungsaustausch und Verzicht auf Konkurrenz durch gemeinsame Produkte. Vorbild dazu waren Trusts -- Unternehmenszusammenschlüsse in den USA , z.B. Standard Oil . Trusts waren Zentralaktiengesellschaften, entstanden durch die Vereinigung mehrerer Aktiengesellschaften , die formell ihre Existenz behielten, tatsächlich jede Selbständigkeit verloren. Die Ausschaltung des Konkurrenzkampfes erlaubte Gewinnmaximierung und einfacheres Durchsetzen eigener Interessen.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs ( 1916 ) schlossen sich die Unternehmen

  • Cassella (Leopold Cassella & Co., GmbH, Frankfurt)
  • Chem. Fabrik Griesheim-Elektron, Griesheim
  • Chem. Fabriken vorm. Weiler ter Meer, Uerdingen
  • Hoechst (Farbwerke vorm. Meister, Lucius u. Brüning, Höchst a. Main)
  • Kalle (Kalle & Co. AG, Wiesbaden-Biebrich)

zur erweiterten Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken an. Die Unternehmen blieben jedoch rechtlich selbständig. Durch diese Kartellbildung konnten enorme Profite einerseits und schlagkräftige Kriegsführung andererseits gewährleistet werden. Die Herstellung von Giftgaskampfstoffen , aber auch die Ammoniaksynthese als Grundstoff für den Sprengstoff nach dem Haber-Bosch-Verfahren , das die Rohstoff-Abhängigkeit ( Salpeter ) stark verringerte, seien als wichtigste Produkte der I.G. zu dieser Zeit erwähnt.

Die IG Farbenindustrie AG

Der Hauptsitz in Frankfurt am Main
Der Hauptsitz in Frankfurt am Main

Erst 1925 / 1926 wurde die IG Farbenindustrie AG in Frankfurt am Main gegründet, und zwar durch Namensänderung der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die dann die anderen Unternehmen aufnahm. Carl Bosch von der BASF war erster Vorstandsvorsitzender , Carl Duisberg von Bayer AG erster Aufsichtsratsvorsitzender , in dem unter anderem auch Fritz Haber Mitglied war. Die Einzelunternehmungen waren nun nur noch Zweigniederlassungen der IG. Das Stammkapital betrug nach der Fusion 1926 rund 1,1 Milliarden Reichsmark, die Anzahl der Beschäftigten über 80.000. Der Konzern war führend in der Luftstickstoffindustrie sowie in der Erzeugung von Teerfarben , Sprengstoffen und Fasern. Der Hauptsitz der IG Farben in Frankfurt war zur damaligen Zeit eines der größten Bürogebäude Europas .

Bereits seit den dreißiger Jahren bestand ein System wechselseitiger Beteiligungen von IG Farben und DuPont .

Die IG Farben und der NS-Staat

1926 begann in Leuna die Herstellung von synthetischem Benzin, nach dem Bergius-Verfahren aus Kohle hydriert. Es bestand die Gefahr, dass dies eine der größten Fehlinvestitionen werden würde, weil die Gestehungskosten immer höher waren als beim natürlichen Benzin. Mittelfristig war ohne Hilfe des Staates die Benzinsynthese nicht überlebensfähig.

Deshalb suchte im Sommer 1932 der Direktor der Leuna-Werke Heinrich Bütefisch den Kontakt zu Adolf Hitler in München, um herauszufinden, ob das für den Weltmarkt zu teure synthetische Benzin der IG auch weiterhin durch Schutzzölle konkurrenzfähig gemacht würde. Hitler machte ihm klar, dass er deutschen Treibstoff für ein politisch unabhängiges Deutschland für zwingend notwendig erachtete. Dies waren nach Carl Bosch "vernünftige Ansichten", die 1932 mit der höchsten Einzelspende der deutschen Industrie in Höhe von 400.000 Reichsmark im Rahmen von Hitlers Wahlkampf unterstützt wurden. Unter dem Vorsitz von Carl Bosch stimmte die IG-Farben-Generalversammlung Anfang Dezember 1932 dem Programm der "Agrarkartellierung" zu, einem Interessenkompromiß von Industrie und Großagrariern. Dieser Entschluss des damals größten Konzerns Europas bereitete auch den Weg zur NS-Diktatur (Borkin 1986, S 57f.   [1] ; Sohn-Rethel 1992, S. 87   [2] ).

Die neue Regierung schloss dafür noch 1933 mit der IG-Farben einen Vertrag über Absatz- und Mindestpreisgarantie für 350.000 Tonnen synthetisches Benzin und bewahrte so das Unternehmen vor insgesamt 300 Millionen Reichsmark Verlust. 1935 wurde Hermann Schmitz Nachfolger von Carl Bosch als Vorstandsvorsitzender und 1940 Carl Krauch Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender. Krauch hatte eine Doppelfunktion. Er machte nämlich auch in der Regierung Karriere und war zum Schluss Direktor der rüstungswirtschaftlichen Kommandozentrale und Bevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Produktion. Bis 1937 waren nahezu alle Direktoren der IG Mitglied der NSDAP . Die Aufsichtsratsmitglieder der IG nannten sich im internen Kreis "Der Rat der Götter".

Das Riesenunternehmen IG Farben expandierte stark; ihm gehörten zu Spitzenzeiten in Deutschland 200 Werke, sowie etwa 400 deutsche und 500 ausländische Unternehmensbeteiligungen.

Die Vorkriegsepoche

Mit der Stickstoffproduktion zur Herstellung von Munition, Buna synthetisches Gummi als Kautschukersatz, synthetischem Benzin aus Kohle und Magnesium unter der Bezeichnung Elektron waren so vor dem und im Zweiten Weltkrieg bei entsprechenden Mengen- und Preisgarantien durch die Machthaber höchst profitable Geschäfte zu machen. Weitere bekannte Produkte von IG Farben waren u.a. der Kunststoff Perlon und das Nervengas Tabun .

Die seit 1929 mit der mit IG-Mitarbeitern besetzt, denen der Konzern außerordentlich hohe Gehälter zahlte, um sie mit dem Konzern verbunden zu halten.

Zweiter Weltkrieg

Von den 43 Hauptprodukten der IG waren 28 Produkte für die Wehrmacht. Die IG Farben war auch in die Planung der Invasion in Polen und der Tschechoslowakei mit einbezogen, sie übernahm eine Reihe von Chemiewerken in den besetzten Gebieten, wie die in jüdischem Besitz befindlichen österreichischen Skoda-Werke Wetzler.

Der starke Bedarf an Rohstoffen zur Kriegsführung, wie Synthetikkautschuk und -benzin, führte 1941 zur Errichtung einer großen Bunafabrik in Auschwitz. Die Finanzierungskosten in Höhe von ca. 1 Mrd Reichsmark trug die IG Farben allein, um so Herr im eigenen Haus bleiben zu können. Für die Häftlinge, welche die Fabrik bauen mussten, wurde extra das Konzentrationslager Monowitz, Auschwitz III errichtet. In diesem war die IG für die Unterkunft und Verpflegung zuständig und die SS für die Bewachung und den Austausch des "Rohstoffes" Mensch. "I.G. Auschwitz" kostete über 25.000 Häftlinge das Leben. Auch im benachbarten Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war die IG Farben aktiv. Ihre Tochtergesellschaft Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) lieferte das Zyklon B , das in den Gaskammern der Vernichtungslager eingesetzt wurde (siehe Degussa).

Auflösung nach 1945

Aufgrund seiner intensiven Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Regime sollte der Konzern konfisziert und geschlossen werden. Die Alliierten gründeten dazu ein eigenes Kontrollorgan, die Alliierte IG-Farbenkontrolle. Mit dem Befehl 124 der SMAD vom 30. Oktober 1945 hatte die UdSSR die Werke der IG Farben in ihrer Besatzungszone unter ihre Kontrolle gestellt. Aufgrund der Verflechtung des Konzerns vor allem mit der mächtigen amerikanischen Standard Oil wurde die Zerschlagung des Konzerns in den westlichen Besatzungszonen jedoch nicht konsequent verfolgt. 1951 wurde in der Bundesrepublik beschlossen, den Betrieb weiterzuführen und aus der IG Farben deren ursprünglichen Bestandteile wieder auszugliedern. Als offizielle Nachfolgeunternehmen wurden im Juni 1952 benannt: Agfa , BASF, Cassella , Huels (Chemische Werke Hüls AG, Marl), Bayer AG, Hoechst AG , Duisburger Kupferhütte AG, Kalle, Wacker-Chemie München, Dynamit AG Troisdorf, Wasag Chemie AG.

Neben der Spaltung wurde die Benutzung der mit "Ig-" beginnenden Markennamen untersagt, und so wurde zum Beispiel Igepon in Hostapon umbenannt. Ansonsten konnten die Betriebe ihre Arbeit fast wie zuvor weiter führen und eroberten in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich die Weltmärkte, ohne sich dabei ernsthaft gegenseitig Konkurrenz zu machen.

In den Nürnberger Prozessen wurden einige 23 leitende Angestellte vor Gericht gestellt, zwölf von ihnen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, u. a. Hermann Schmitz wegen "Plünderung" zu vier Jahren, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch, Direktor der IG Auschwitz, jeweils wegen "Versklavung" zu sechs Jahren Haft.

Siehe auch:

Nachfolgegesellschaften

Nach Aufkäufen der kleineren Unternehmen in den Folgejahren bestehen heute nur noch Agfa , Bayer und BASF. Die Hoechst AG bestand seit dem Zusammenschluss mit Rhône Poulenc zu Aventis 1999 nur noch als deutsche Zwischenholding und wurde 2004 von Sanofi-Synthélabo (heute Sanofi-Aventis ) übernommen.

Am 1. Januar 1952 trat die IG in Liquidation und nannte sich IG Farbenindustrie AG i.L.. Durch das Liquidationsschlussgesetz vom 21. Januar 1955 wurde die IG Farben aus der Kontrolle der Alliierten genommen. Nach der folgenden Hauptversammlung am 27. Mai 1955 befand sich die IG Farben jahrzehntelang in Abwicklung (IG Farbenindustrie AG i. A.). Ihre einzige Aufgabe war es, alte Ansprüche zu verwalten und die rechtliche Verantwortung zu übernehmen. Das Weiterbestehen der IG Farben erlaubte auch den daraus hervorgegangenen Chemieunternehmen, die Verantwortung für die während der Zeit des Dritten Reiches begangenen Verbrechen weitgehend auszuklammern und dazu auf die IG Farbenindustrie AG i. A. zu verweisen. Ehemalige Zwangsarbeiter sowie einige Aktionäre forderten immer wieder, dass das Unternehmen endgültig aufgelöst und sein Kapital für Entschädigungen verwendet würde.

Am 10. November 2003 meldeten die Liquidatoren der IG Farben Insolvenz an. Grund sind finanzielle Schwierigkeiten der Beteiligungsgesellschaft WCM, womit auch die Liquidität der IG Farben nicht mehr hinreichend gesichert sei.

Rechnet man die heutigen Umsätze der grössten involvierten Firmen zusammen, käme die IG Farben 2004 auf einen Umsatz von ca. 103 Mrd. €. Dies entspricht dem Gesamtumsatz der vier grössten Chemiekonzerne der Welt. Der umsatzstärkste Chemiekonzern der Welt, die BASF, erzielte 2004 einen Jahresumsatz von ca. 35 Mrd. €

Literatur

  • ↑  Joseph Borkin: Die unheilige Allianz der IG-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich. Campus, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-593-34251-0
  • Bundesfachtagung der Chemiefachschaften/Arbeitskreis IG Farben (Hrsg.): ...von Anilin bis Zwangsarbeit. Der Weg eines Monopols durch die Geschichte. Zur Entstehung und Entwicklung der deutschen Chemischen Industrie. AStA TU Berlin, Berlin 1994
  • Josiah E. DuBois: The Devil's Chemists. 24 conspirators of the International Farben Cartel who manufacture wars. Beacon Press, Boston 1952
  • Dirk Hackenholz: Die elektrochemischen Werke in Bitterfeld 1914-1945. Ein Standort der IG-Farbenindustrie AG. LIT, Münster 2004 ISBN 3-8258-7656-x
  • Peter Hayes: Industry and Ideology. IG Farben in the Nazi Era. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-78638-X
  • Charles Higham: Trading with the Enemy. An exposé of the Nazi-American money plot 1933 - 1949. Delacorte, New York 1983, ISBN 0-440-09064-4 (Higham belegt die These: ohne die Unterstützung von Wall-Street-Banken, US-Industrie und Großbritannien wäre eine NS-Diktatur viel weniger wahrscheinlich gewesen.)
  • Otto Köhler : ... und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter. Rasch und Röhring, Hamburg, Zürich 1986, ISBN 3-89136-081-9
  • James Stewart Martin: All honorable Men. Little, Brown & Company, Boston 1950
  • Jan Große Nobis: Die IG FARBEN und das Ende der Weimarer Republik. Münster 1994 (nur online bei www.ig-farben.org )
  • Die IG Farben spielen eine große Rolle in der Novelle Gravity's Rainbow von Thomas Pynchon .
    • Thomas Pynchon: Gravity's Rainbow. Vintage, London 1995, ISBN 0-09-953321-9
    • Thomas Pynchon: Die Enden der Parabel. Rowohlt, Reinbek 1998, ISBN 3-49-809332-0 (Deutsche Ãœbersetzung)
  • ↑   Alfred Sohn-Rethel : Industrie und Nationalsozialismus. Aufzeichnungen aus dem Â»Mitteleuropäischen Wirtschaftstag«. Wagenbach, Berlin 1992, ISBN 3-8031-2204-X

Weblinks

Commons: IG Farben – Bilder, Videos oder Audiodateien

Wikipedia

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