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Letzte Änderung für Artikel Kursächsische Postmeilensäule: 11.01.2006 01:54

Kursächsische Postmeilensäule

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Eine der beiden in Geithain stehenden Postmeilensäulen
Eine der beiden in Geithain stehenden Postmeilensäulen

Kursächsische Postmeilensäulen wurden während der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Nachfolgers an zahlreichen bedeutenden Post- und Handelstraßen und in fast allen Städten des Kurfürstentums Sachsen zur Angabe der Entfernungen aufgestellt. Da das Kurfürstentum Sachsen damals wesentlich größer als das gleichnamige heutige Bundesland war, findet man derartige Säulen auch in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und im heutigen Polen .

Die Errichtung der Postmeilensäulen im Kurfürstentum Sachsen war keinesfalls eine singuläre Entwicklung. Aus der Geschichte sind eine Reihe von Ländern bekannt, die derartige Säulen oder Steine mit Entfernungsangaben an Straßen errichten ließen.

Eine systematische Ausmessung mittels in regelmäßigen Abständen erstellter hölzerner Wegsäulen wurde bereits 1695 vom sächsischen Oberpostmeister Ludwig Wilhelm für die Straße Leipzig - Dresden vorgeschlagen.

Weiterhin waren in Sachsen vor 1700 so genannte Arm(en)säulen als Wegweiser an Straßen gebräuchlich. Diese Säulen bestanden aus einem hölzernen Pfahl, der am oberen Ende Richtungsanzeiger in Form von menschlichen Armen mit Händen hatte. Ihr Nachteil war jedoch die Kurzlebigkeit, da das Holz durch permanente Nässeeinwirkung schnell zum Faulen neigte und dadurch zahlreiche Säulen umstürzten.

Postmeilensäule auf dem Markt von Neustadt in Sachsen
Postmeilensäule auf dem Markt von Neustadt in Sachsen

Inhaltsverzeichnis

Landesvermessung durch Zürner

Die sächsischen Postmeilensäulen sind untrennbar mit dem Namen des in Marieney gebürtigen Pfarrers Adam Friedrich Zürner aus Skassa verbunden. Dieser fertigte eine Karte von Großenhain an. Durch diese Arbeit wurde der Kurfürst Friedrich August I. auf ihn aufmerksam und erteilte ihm nach weiteren kartografischen Arbeiten am 12. April 1713 den Auftrag: „Aemter samt denen darinnen befindlichen Herrschaften, Rittergütern, Städten, Dörfern und dergleichen mehr in mappas geographicas bringen“. Dies bedeutete die topografische Erfassung der kursächsischen Gebiete. Sie umfassten neben dem Kernland, die kursächsischen Anteile der Grafschaften Henneberg und Mansfeld, die Schönburger Lande, die Gebiete der albertinischen Nebenlinien Merseburg, Weißenfels und Zeitz, sowie die beiden Lausitzen.

Die Ergebnisse dieser Arbeiten und das daraus entstandene Kartenmaterial blieben aus militärischen Gründen mehrere Jahrzehnte weitestgehend geheim. Nur, die wenige Wochen später erfolgte Erweiterung das Vermessungsauftrages, die Erstellung einer verbesserten Post - Landkarte , ließ der Kurfürst veröffentlichen. Die daraufhin erstmals 1718 publizierte „Chur-Sächsische Post-Charte“, blieb durch entsprechende Nachauflagen bis ins 19. Jh. in Gebrauch.

Da die Entfernungsangaben zur damaligen Zeit häufig auf ungenauen Schätzungen beruhten, mussten die Entfernungen von Zürner neu ermittelt bzw. die vorhandenen Daten zunächst überprüft werden. Dazu wurde von ihm der „ Geometrische Messwagen “ konstruiert, bei dem das Hinterrad über ein Schneckengetriebe ein Zählwerk antrieb. Diese Methode ermöglichte eine sehr genaue Vermessung der Straßen .

Ein weiteres Problem stellten in diesem Zusammenhang die benutzten Maßeinheiten dar. Im Kurfürstentum existierten zur damaligen Zeit noch verschiedene Meilenmaße . Zur Vereinheitlichung wurde daher am 17. März 1722 die „Kursächsische Postmeile“ (1 Meile = 9,062 km) eingeführt. Als Entfernungsangabe auf den Distanzsäulen wurde von Zürner die damals übliche Wegstunde genutzt, wobei eine Meile zwei Wegstunden entsprach.

Die Messfahrten begannen in der Regel in Leipzig oder Dresden, wobei das Zählwerk an der Stadtgrenze (am Stadttor ) auf Null gesetzt wurde. Aus diesem Grund wurde auch von einer Leipziger bzw. Dresdner Distanz gesprochen. Bei einer solchen Fahrt musste der Gehilfe des Vermessers aller viertel Meile einen durchnummerierten hölzernen Distanzpflock einschlagen und daneben ein Loch graben. Das Aushubmaterial wurde dabei zur Befestigung des Holzpfahls genutzt. Für den Schutz des Vermessungspfahles hatte letztlich der Besitzer des Grundstücks Sorge zu tragen.

In einigen Fällen wurden die Vermessungen auch außerhalb des Kurfürstentums fortgesetzt. Überall dort, wo das sächsische Territorium durch andere Herrschaftsbereiche unterbrochen war, wurde auf Straßen, auf denen sächsische Posten verkehrten, mit Erlaubnis des Eigentümers ebenfalls vermessen.

Insbesondere in der Oberlausitz gestaltete sich die Landesvermessung schwierig, da hier die Stände die Tätigkeit Zürners zu verhindern suchten. Erst ab dem 29. Juni 1723 konnte Zürner mit der Vermessung der Ober- und Niederlausitz beginnen. 1733 waren die Vermessungsarbeiten an den wesentlichen Straßen des Landes abgeschlossen.

Errichtung der Säulen

Bild:Canaletto (I) 010.jpg Am 19. September 1721 erging der kurfürstliche Befehl an die Ämter der Städte Dresden, Meißen und Großenhain, steinerne Postmeilensäulen zu errichten. Kurze Zeit später, am 1. November 1721 , wurde der Befehl auf das gesamte Land ausgedehnt. Noch am selben Tag wurde von der zuständigen staatlichen Behörde

„Die Generalverordnung, die Setzung der steinernen Post-Säulen in Chur-Sächßis Landen betreffend“

und das

„Mandat, daß die Unkosten zur Setzung der steinernen Post-Säulen auf Kosten desjenigen Orts Obrigkeit, auf dessen Grund und Boden selbige zum stehen kommen, geschehen sollen.“

erlassen. Für die Oberlausitz erfolgte am 24. November 1721 eine separate Anweisung.

Welche Säulen im Einzelnen gesetzt werden sollten, wurde von Zürner selbst, der damit am 14. Dezember 1721 durch ein Dekret Augusts des Starken beauftragt wurde, ausgearbeitet. Zürner legte fest, dass direkt vor den Toren der Stadt eine große Distanzsäule, aller viertel Meile eine Viertelmeilensäule, aller halbe Meile eine Halbmeilensäule und aller Meile eine Ganzmeilensäule errichtet werden musste.

Orte mit kursächsischen Distanzsäulen

Orte, in denen kursächsische Distanzsäulen erhalten geblieben oder wiederaufgestellt worden sind:

Altdöbern, Altenberg , Annaberg-Buchholz, Auma, Bad Gottleuba-Berggießhübel, Bad Liebenwerda, Bärenstein, Belgern, Belzig, Brehna, Bischofswerda, Brück, Calau, Dahme, Delitzsch, Dippoldiswalde, Dohna, Dresden, Doberlug-Kirchhain, Eibenstock, Elsterwerda, Elstra, Elterlein, Erlabrunn (Erzgebirge), Frankenberg/Sa., Frauenstein , Freiberg, Frohburg , Geising, Geithain, Geringswalde, Geyer, Glashütte , Grimma, Grünhain-Beierfeld, Guben, Hoyerswerda, Johanngeorgenstadt, Jöhstadt, Kamenz, Kemberg, Königstein, Landsberg, Leisnig, Lieberose, Löbau, Lommatzsch, Lübben , Lübbenau , Marienberg, Mittweida, Moritzburg_(Sachsen), Mügeln, Mühlberg , Mutzschen, Niemegk, Neustadt an der Orla, Neustadt in Sachsen, Niederwiesa, Nossen, Oberwiesenthal, Ortrand, Pegau, Penig, Pirna, Plauen, Pulsnitz, Radeburg, Reichenbach im Vogtland, Rochlitz, Roßwein, Schlettau, Sebnitz, Senftenberg, Stolpen, Strehla, Tharandt, Thum, Uebigau-Wahrenbrück, Waldheim , Wilsdruff, Wittichenau, Wolkenstein , Wurzen , Zörbig, Zwickau, Zwönitz

Widerstände

Distanzsäule von 1728 vor dem Postamt in Johanngeorgenstadt
Distanzsäule von 1728 vor dem Postamt in Johanngeorgenstadt

Sowohl die Kosten als auch die Verantwortung für die Setzung der Säulen lagen bei der jeweiligen Obrigkeit des Ortes. Dies erklärt, weshalb die Maßnahmen nicht auf ungeteilte Zustimmung im Lande stießen. Einerseits bat der Sächsische Landtag den Kurfürsten, auf das kostspielige Projekt zu verzichten, andererseits traf es im gesamten Land auch auf den Widerstand der Beamten und Städte.

Aufgrund der schleppenden Umsetzung der Anweisungen musste der Kurfürst schließlich zu harten Maßnahmen greifen. So wurde Beamten für Nachlässigkeiten Disziplinarmaßnahmen und bei Terminüberschreitungen Strafen in Höhe von 20 Talern angedroht.

Da bereits dem Befehl vom 19. September 1721 eine, wahrscheinlich von Zürner selbst ausgearbeitete, 24 Punkte umfassende Denkschrift beigefügt war, ist anzunehmen, dass man von Anfang an mit Problemen rechnete. Als Vorteile der Landesvermessung wurde beispielsweise angeführt, dass die Bezahlung von Boten und Stafetten etc. überprüfbar werde und die Preise dadurch nicht mehr willkürlich festsetzbar seien, dass es weniger Klagen der Reisenden über zu hohe Entgelte geben werde, die zu dieser Zeit im hohen Maß Gerichte und Oberbehörden beschäftigten und dass Wege- und Beförderungszeit durch die Vermessung erstmals exakt festgelegt sein würden. Ein weiteres Argument war, dass Straßen im Winter und bei schlechtem Wetter besser erkennbar seien.

Besonders stark war der Widerstand gegen die Postmeilensäulen in der Oberlausitz. 1723 weigerten sich die Stadträte von Bautzen und Görlitz, Zürner in dieser Angelegenheit überhaupt zu empfangen. Erst am 31. März 1724 erklärten sich die Stände der Oberlausitz bereit, den Anweisungen Folge zu leisten.

Da vereinzelt Säulen beschädigt und sogar umgeworfen wurden, setzte ein Mandat von 1724 für solche Taten „ Festungshaft “ und andere „harte und exemplarische Strafen“ fest.

Aufgrund des anhaltenden Widerstandes konnte sich schließlich am 12. April 1728 der Sächsische Landtag mit dem Beschluss, die Säulen nur auf Haupt- und Poststraßen zu errichten, gegen den Kurfürsten durchsetzen.

Erscheinungsbild

Überlieferungen legen nahe, dass erste Skizzenentwürfe von August dem Starken selbst angefertigt wurden. Das letztendliche Erscheinungsbild der Säulen ist aber mit großer Gewissheit auf den Landesbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann zurückzuführen.

Distanzsäule

Die große Distanzsäule bestand aus sieben Teilen. Den Unterbau bildeten Sockel, Postament und Postamentbekrönung.
Das sächsische und das polnische Wappen
Das sächsische und das polnische Wappen
Der Oberbau bestand aus Zwischenplatte (Schaftfuß), Schaft, Wappenstück und Aufsatz(Spitze). Die Säulen hatten in der Regel eine Höhe von 8 Ellen (4,53 Meter ) und ruhten auf einem eine halbe Elle hohen Fundament. Die einzelnen Teile der Säule wurden mittels in Blei vergossenen Eisenstiften zusammengehalten. Auf dem Schaft der Säule wurde die Inschrift angebracht. Diese war, auf Anweisung Zürners, in deutscher Schrift ( Fraktur ) gehalten und anhand von für jede Stadt ausgearbeiteten Distanztabellen erstellt. Einige Strecken wurden durch Grenzen unterbrochen, diese sind durch gr oder eine waagerechte Linie gekennzeichnet. Teil der Inschrift war auf allen Säulen ein auf jeder der vier Seiten angebrachtes Posthorn , das als Zeichen für die staatliche Posthoheit stand. Am oberen Teil waren zwei von der polnischen Königskrone bekrönte Wappen über Eck angebracht. Bei diesen Wappen handelt es sich um das kurfürstlich-sächsische und das königlich-polnische. Direkt unterhalb des Wappens befand sich auf blauem Grund das goldene Monogramm AR (Augustus Rex) als Zeichen der Königswürde August des Starken.

Ganzmeilensäule

Die Ganzmeilensäule wurde, wie der Name bereits sagt, im Abstand von einer Meile errichtet. Sie war ungefähr 3,75 Meter hoch und ähnelte in ihrer Form der großen Distanzsäule. Sie war jedoch schlanker und hatte kein Wappenteil. Die Beschriftung wurde auf zwei Seiten angebracht, so dass der Reisende diese in Fahrtrichtung lesen konnte. Auf der Straßenseite befand sich die so genannte Reihennummer.

Halbmeilensäule

Die Halbmeilensäule, auch als Stundensäule bezeichnet, hatte einen niedrigen Sockel und einen darüberliegenden, sich von oben nach unten verjüngenden, Schaft. Nach oben hin abgeschlossen wurde die Säule durch eine dachförmig abgeschrägte Platte. Die Gesamthöhe betrug etwa drei Meter. Sie enthielt dieselben Inschriften wie die Ganzmeilensäule. Die ungünstige Bauform dieser Säule führte dazu, dass heute nur noch wenige dieser Art erhalten sind.

Ein erhaltener Viertelmeilenstein in Bad Lausick
Ein erhaltener Viertelmeilenstein in Bad Lausick

Viertelmeilenstein

Der Viertelmeilenstein ruhte auf einem niedrigen Sockel und bestand aus einer rechteckigen Platte. Die Gesamthöhe betrug etwa 1,7 Meter. Inschriften waren für diese Säulen nicht vorgesehen, sie trugen lediglich das Monogramm „AR“, ein Posthorn und das Jahr der Anfertigung.

Siehe auch

  • Postmeilensäule
  • Galerie der Sächsischen Postmeilensäulen
  • Milliarium
  • Meilenstein
  • Holländische Stundensäule
  • Werstsäule
  • Meilensäule

Literatur

  • Lexikon Kursächsischer Postmeilensäulen, Transpress Verlag, Berlin 1989
  • Brückner, Jörg: Die zweite kursächsische Landesaufnahme unter Adam Friedrich Zürner (1679-1742), Johanngeorgenstadt 1993 (Diplomarbeit).
  • Postsäulen und Meilensteine, Sächs. Druck- und Verlagshaus GmbH Dresden Herausgeber: Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e.V., Autor: Dr. Siegfried Rühle, 1994
  • Siegfried Lange: Kursächsische Postmeilensäulen um Pirna. Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna, Heft 2, Pirna 1984

Weblinks

Wikipedia

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