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Letzte Änderung für Artikel Estrongo Nachama: 17.02.2006 01:38

Estrongo Nachama

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Estrongo „Eto“ Nachama (* 4. Mai 1918 in Thessaloniki ; † 13. Januar 2000 in Berlin) war von 1947 bis 2000 Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Oberkantor Estrongo Nachama entzündet die Chanukka-Kerzen in der Jüdischen Gemeinde, Berlin, 5.12.1999
Oberkantor Estrongo Nachama entzündet die Chanukka -Kerzen in der Jüdischen Gemeinde, Berlin, 5.12.1999

Inhaltsverzeichnis

Sephardische Wurzeln

Nachama wurde als Sohn eines Getreidehändlers im nordgriechischen Saloniki (Thessaloníki) geboren; er entstammt einer Familie sephardischer Juden , die 1492 unter der Herrschaft der katholischen Könige Isabella und Ferdinand aus Spanien vertrieben wurde und ins Osmanische Reich flüchtete. Etliche von Nachamas Vorfahren waren bedeutende Rabbiner und Talmudgelehrte , und die Erinnerung an die verlorengegangene iberische Heimat wurde in der Familie über Jahrhunderte gepflegt: bis zur Enteignung jüdischen Besitzes in Griechenland während der deutschen Okkupation bestand bei den Nachamas der Brauch, den Schlüssel des ehemaligen Hauses in Spanien vom Vater auf den ältesten Sohn weiterzuvererben.

Sein Leben bis zur Shoa

Nach seinem Schulabschluss trat Nachama in das väterliche Geschäft ein, doch setzte der Zweite Weltkrieg der provinziellen Idylle bald ein drastisches Ende: Estrongo wurde zur griechischen Armee einberufen, die im Frühjahr 1941 innerhalb weniger Wochen von den Deutschen überrannt wurde; Saloniki fiel am 9. April.

Im Frühjahr 1943 wurde die gesamte Familie Nachama nach Auschwitz deportiert, wo dem jungen Mann die Häftlingsnummer 116155 auf den linken Unterarm tätowiert wurde. Nachamas sängerisches Talent und die außergewöhnliche Schönheit seiner Baritonstimme fielen nicht nur seinen Mitgefangenen, sondern auch den Wachmannschaften auf. Nachama war zeitlebens davon überzeugt, dass es sein Gesang war, der ihm ermöglichte, nicht nur Auschwitz, sondern auch den Todesmarsch der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu überleben. Am 5. Mai 1945 befreite ihn die Rote Armee in der Nähe von Nauen; Nachama feierte von nun an dieses Datum als seinen „zweiten Geburtstag“.

Berlin als neue Heimat

Nachama begab sich ins nahe gelegenene Berlin ursprünglich nur mit dem Vorsatz, dort wieder zu Kräften zu kommen, bevor er in seine Heimat zurückkehren konnte. In den Wirren der ersten Nachkriegswochen erwies sich die Umsetzung dieses Vorhabens als schwierig. In dieser Zeit lernte Nachama seine spätere Frau Lilli kennen, die die NS-Diktatur im Untergrund überlebt hatte. Über sie kam er in Kontakt zur jüdischen Gemeinde Berlins, die ihrerseits auf das außergewöhnliche Potential des jungen Griechen als Sänger aufmerksam wurde und ihm 1947 einen Posten als Kantor anbot.

Kantor im Berlin der Nachkriegszeit

Estrongo Nachama 1956
Estrongo Nachama 1956
Die Verheerungen der Shoa hatten die Jüdische Gemeinde zu Berlin zwar existenzbedrohend dezimiert, doch bemühte man sich nach Kräften, die Tradition der Stadt als eines der bedeutenden Zentren aschkenasischer Kultur lebendig zu erhalten. Für Nachama bedeutete dies zunächst eine erhebliche Herausforderung, da er sich als Sepharde erst in die ihm fremde Ästhetik der liturgischen Musik in den mitteleuropäischen Synagogen einarbeiten musste.

Dieser Stil war im 19. Jahrhundert von Komponisten wie Louis Lewandowski (1821-1894) in Berlin und Salomon Sulzer (1804-1890) in Wien geprägt worden und zeichnete sich durch das Bestreben aus, die zum Teil jahrtausendealten kultischen Gesänge im Sinne der musikalischen Errungenschaften der Klassik und Romantik zu bearbeiten.

Nachamas Wirken als "Brückenbauer"

Seit 1948 ist Estrongo Nachamas Stimme mindestens einmal wöchentlich im RIAS, später im Deutschlandradio zu hören, wenn dort am Freitag die Sabbatfeier mit RIAS Kammerchor übertragen wird. Auf diesem Wege wurde seine Stimme schnell auch nichtjüdischen Berlinern bekannt.

Außerdem betreute er den Gottesdienst der jüdischen Angehörigen der US-Army in der Synagoge am Hüttenweg. Seine griechische Staatsbürgerschaft ermöglichte es ihm, selbst nach der Teilung Berlins 1961 ungehindert in den Ostteil der Stadt einzureisen und den dortigen Teil der Gemeinde, vor allem in der Synagoge in der Rykestraße im Prenzlauer Berg zu besuchen.

Durch etliche Platteneinspielungen (unter anderem auch mit dem RIAS-Kammerchor) und Auftritte in Europa, Israel und den USA erwarb sich Nachama internationalen Ruhm; sein Name war zeitweise geradezu gleichbedeutend mit jüdischer Kultur in Deutschland. Diese für einen Kantor ungewöhnliche Popularität nutzte er häufig für sein Engagement im Sinne der Verständigung und Zusammenarbeit zwischen Juden und Christen. Bezeichnend für dieses lebenslange Eintreten für den interreligiösen Dialog ist die Tatsache, dass einer von Estrongo Nachamas letzten großen Gesangsauftritten im April 1998 im Berliner Dom stattfand.

Diskographie (Auswahl)

  • Schabbat-Feier. Oberkantor Estrongo Nachama Live. Chor der Synagoge Herbartstraße, Orgel und Leitung: Monika Almekias-Siegl
  • Es tönt von der Erde zum Himmel empor. Gebetsgesänge für die Neue Synagoge. Oberkantor Estrongo Nachama, RIAS Kammerchor, Leitung: Uwe Gronostay, Orgel: Harry Foss
  • Hebräische Gebetsgesänge Chanukka Kiddusch. Oberkantor Estrongo Nachama, RIAS Kammerchor, Leitung: Uwe Gronostay, Orgel: Harry Foss
  • Meisterwerke der Synagogalmusik. Oberkantor Estrongo Nachama, RIAS Kammerchor, Leitung: Uwe Gronostay, Orgel: Harry Foss
  • Jom Kippur- Gebetsgesänge zum Versöhnungstag. (CD zu einer gleichnamigen Sendung des ZDF), RIAS Kammerchor, Leitung: Uwe Gronostay, Orgel: Harry Foss
  • Chasanut- Gebetsgesänge aus der Synagoge. Oberkantor Estrongo Nachama und Chor, Orgel: Harry Foss
  • Die große neue Sabbat Feier. Oberkantor Estrongo Nachama, Berliner Konzert-Chor, Leitung: F. Weisse, Orgel: Harry Foss
  • Oberkantor Estrongo Nachama im Berliner Dom. Live-Mitschnitt 1998, Shalom-Chor Berlin, Leitung: Elisabeth Liebig, Orgel: Gloria Seipelt

Wikipedia

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