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Letzte Änderung für Artikel Cafe Größenwahn: 23.01.2006 17:57

Cafe Größenwahn

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Das Café Größenwahn (eigentlich Café des Westens) war ein bedeutendes kulturelles Kommunikationszentrum im Berlin zur wilhelminischen Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

In den Jahren 1894/95 baute der Zimmermeister Christoph Osten in Berlin auf seinem Grundstück Kurfürstendamm 18-19, Ecke Joachimsthaler Straße 8-9, da, wo man heute vom Kranzler-Eck spricht, ein hochherrschaftliches Wohnhaus mit weiträumigen Zimmern und Sälen, wie das am Kürfürstendamm üblich war. Der Architekt Max Welsch entwarf die Fassade, reich ausgestattet und mit einer mächtigen Attika in Gestalt einer durchbrochenen Balustrade mit Figuren und Akroterien .

An der Straßenecke, hinter einem Vorgarten, eröffnete in den unteren Räumen Herr Kirchner ein kleines Café, das erste Caféhaus am Kurfürstendamm.

In den umliegenden Wohnhäusern des Neuen Westens Berlins hatten schon ein paar Künstler Ateliers gemietet, und anstatt sich zum Vergnügen in den Rummel der City zu stürzen, trafen sie sich im "Kleinen Café".

Seit dem Herbst des Jahres 1896 formierte sich um Maximilian Bern und Fritz Stahl ein fester Stammtisch.

Als 1889 Rocco, "der Koch aller Köche" die Leitung übernahm, wurde der Zulauf größer. Jetzt kamen auch die Künstler aus Berlins Mitte, und in gewissen bürgerlichen Kreisen wurde es schick, von einem Besuch in dem verrückten Café erzählen zu können.

Man sprach nun nicht mehr vom "Kleinen Café". Im Berliner Adressbuch firmiert es seit 1898 als "Café des Westens", aber da es sich von selbst verstand, dass solch ein Lokal nur im Neuen Westen Berlins liegen konnte, wurde es zur genaueren Charakterisierung schlicht "Café Größenwahn" genannt.

Im Jahre 1900 gründete Ernst von Wolzogen hier sein Kabarett-Theater "Überbrettl", das am 18.1.1901 in der Alexanderstraße 40 als erstes deutsches Kabarett Premiere hatte. Zur gleichen Zeit probte Max Reinhardt in einem Nebenzimmer des Cafés seine Don-Carlos-Parodie, die zur Silvesterfeier 1900 in den Parzifalsälen des Theaters des Westens aufgeführt wurde. Am 23.1.1901 eröffneten Max Reinhardt , Friedrich Kayßler und Martin Zickel auf der Bühne des Künstlerhauses am Potsdamer Platz das zweite Berliner Kabarett . Mit diesen beiden Theatergründungen begann die Entwicklung des Kabaretts in Deutschland .

Beide Kabaretts schlossen zwar schon nach 1 bzw. 2 Jahren, aber Nachfolger gab es genug. Von Berlin breiteten sie sich über ganz Deutschland aus.

Das "Café Größenwahn" aber wurde eine internationale Berühmtheit. Richard Strauss, Alfred Kerr , Maximilian Harden , Ludwig Fulda , Paul Lindau , Christian Morgenstetn , Frank Wedekind , Carl Sternheim - es ist unmöglich, alle Berühmtheiten aufzuzählen, die sich hier sehen ließen. Prof. Emil Orlik , selbst eine Berühmtheit und regelmäßiger Stammgast, hat viele von ihnen im Café gezeichnet.

Das "Cafe Größenwahn" war für viele Künstler eine Heimat, und der Besitzer Ernst Pauly (er übernahm das Café 1904 ) kam auf seine Kosten, weil die mittellosen Künstler das zahlende Publikum anlockten.

Das "Café Größenwahn" war auch berühmt für die Frauen, die sich hier sehen ließen und neuesten Chic gleichzeitig mit ihrem Anspruch auf Emanzipation demonstrierten.

In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde das "Café Größenwahn" zum Mittelpunkt der literarischen Bewegung des deutschen Expressionismus . Hier trafen sich die avantgardistischen Literaten - Naturalismus und Impressionismus schienen überwunden -, diskutierten mit ihren Kollegen, knüpften Kontakte mit ihren Verlegern unf gründeten revolutionäre Zeitschriften.

Else Lasker-Schüler und ihr Gatte Herwarth Walden , René Schickele , Roda Roda , Johannes Schlaf , Erich Mühsam und John Henry Mackay , Peter Hille und Paul Scheerbart , Frank Wedekind , Artur Landsberger , Carl Sternheim und Leonhard Frank , Salomo Friedländer , Jacob von Hoddis - am "Café Größenwahn" kam niemand vorbei, der in der neuen expressionistischen Bewegung mitreden und mitschreiben wollte. Zeitschriften wie Der Sturm und Aktion wurden hier aus der Taufe gehoben.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg geriet das Café zunehmend in die Schlagzeilen der konservativen Presse. Die Künstlerkreise im Café des Westens seien Gesindel aus dem "Café Größenwahn", sie hätten den Westen Berlins in einen Sumpf verwandelt.

Vielleicht waren es diese Angriffe, die den Besitzer Ernst Pauly bewogen, umzuziehen in den Neubau "Union Palast", Kurfürstendamm 26. Die Künstler blieben aus, es war das Ende vom "Café Größenwahn". Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Romanische Café an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zum neuen literarischen Zentrum Berlins.

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