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Letzte Änderung für Artikel Berlinische Grammatik: 14.02.2006 14:40

Berlinische Grammatik

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Der Berlinische Dialekt hat nie eine eigene offizielle Schriftsprache entwickelt. Der Dialekt entstand aus einem niederdeutschen Dialekt, der durch die Verwendungen der hochdeutschen Sprache und ihrer schriftsprachlichen Besonderheiten überformt wurde. Bei der Schriftsetzung wird gewöhnlich hochdeutsche Rechtschreibung verwendet.

Neben der offiziellen Schriftsprache finden sich inoffizielle Schriftsetzungen, die zur Wiedergabe von Texten des Berlinischen eingesetzt werden. Dies geschieht häufig in kurzen Glossen der Tageszeitung von Berlin, die insbesondere den Berliner Sprachwitz aufgreifen. Daneben gibt es einige wenige Bücher, die gänzlich im Berliner Dialekt geschrieben sind.

Je nach Art der Publikation wird die Berlinische Schriftsetzung mal mehr oder weniger abweichend von der hochdeutschen Rechtschreibung angesetzt. In der Regel versucht man, die Ähnlichkeit zur hochdeutschen Rechtschreibung zu erhalten, da auch den Berlinern nur diese aus dem Alltag geläufig ist. Man beschränkt sich dann auf wenige Grundregeln der Lautersetzung und einer begrenzten Liste von gänzlich ersetzten Worten (Berlinismen).

Daneben ist es möglich, die Berlinische Schriftsetzung stark an den phonetischen Klang anzulehnen. Dies ist schon deshalb problematisch, da die Aussprache im Umgang stark von Alter und Herkunft des Berliners abhängt. Noch dazu tendieren Berliner dazu, je nach Situation stärker Berlinische oder hochdeutsche Lautung einzusetzen; sie passen sich dabei oft ihrem Gegenüber an.

Inhaltsverzeichnis

Vokale

Entrundungen

„ä“ zu „e“

ä [ ɛ ] wird immer zu e [ e ].

  • Mädchen [ ˈmɛːtçən ] → Medchen [ ˈmeːtçən ]

„ei“ zu „ee“

ei [ aɪ̯ ] wird oft zu ee [ ] ( Monophthongierung ), und zwar wenn es dem urgermansichen ai entspricht:

  • keine [ ˈkaɪ̯nə ] → keene [ ˈkeːnə ] (< urg. *kainô)
  • Schein [ ʃaɪ̯n ] → Scheen (hier entspricht es dem Urg. î: *skînaz)

Wird ei nicht zu ee, wird es vor Konsonant mit schwachem e ( Schwa ) gesprochen (eie):

  • Teil [ taɪ̯l ] → Teiel [ ˈtaɪ̯əl ]
  • Schein [ ʃaɪ̯n ] → Scheien [ ˈʃaɪ̯ən ]

„au“ zu „oo“

au [ aʊ̯ ] wird oft zu oo [ ] (Monophthongierung), und zwar wenn es dem urgermanischen au entspricht:

  • auch [ aʊ̯x ] → ooch [ oːx ] (<Urg. *auk)
  • aus [ aʊ̯s ] → oos (hier entspricht das au dem ugm. û: *ût)

Wird au nicht zu oo, wird es vor Konsonant mit schwachem e (Schwa) gesprochen (aue)

  • aus [ aʊ̯s ] → aues [ aʊ̯əs ]

„i“ zu „ü“

Offenes i kann zu offenem ü werden.

  • Fisch [ fɪʃ ] → Füsch [ fʏʃ ]
  • nichts [ nɪçts ] → nüscht [ nʏʃt ]

Die Transkription der Lautung auf ü ist selten und meist auf feststehende Formen wie nüscht beschränkt. In anderen Fällen verbleibt die hochdeutsche Rechtschreibung bei anderer Lautung.

Vokalisierungen

„r“ zu „a“

Nach langem Vokal wird r zu einem kurzen a:

  • wir [ viːɐ̯ ] → wia [ viːa̯ ]
  • Tür [ tyːɐ̯ ] → Tüa [ tyːa̯ ]

Die Ersetzung von -r zu -a ist so regelmäßig, dass die Ersetzung zumeist nicht transkribiert wird. Es verbleibt die hochdeutsche Rechtschreibung (wir, Tür) bei anderer Lautung.

„r“ als Längung

Ein r nach kurzem Vokal wirkt als Längung desselben. Im Vergleich zum Hochdeutschen ist dabei auffällig, dass der Vokal offen bleibt, obwohl er lang ausgesprochen wird. Im Schriftbild können solche Vokale durch Verdopplung des Vokals selbst und Verdopplung des folgenden Konsonanten dargestellt werden.

  • Wort [ vɔʁt ] → Woot [ vɔːt ], auch Wooat [ vɔːa̯t ]

Aber: Das gelängte e entspräche genau einem ä, welches es im Berlinischen nicht gibt (Entrundung ä zu e). Dementsprechend wird ein kurzes er immer wie ein langes er ausgesprochen.

  • fern [ fɛʁn ] → fern [ feːɐ̯n ]

„l“ zu „ł“

Das l wird - wie im Berndeutschen - außer vor Vokal und am Wortende zu stimmhafterem ł - das ł klingt wie eine Mischung aus Schwundvokal Schwa und englischem w.

  • kalt [ kalt ] → kalt [ kaɫt ]
  • halb [ halp ] → halb [ haɫp ]

Steht es vor einem Schwundvokal, wird l ebenfalls zu ł.

  • alles [ aləs ] → allet [ alət ] → [ aɫət ]

Steht das stimmhafte l mit andere stimmhaften Lauten wie d und g/j zusammen, so werden nachfolgende gekürzt, teils ganz ausgelassen:

  • Entschuldigung [ ɛntˈʃʊldɪgʊŋ ] → Tschuldjung [ ˈtʃʊɫjʊŋ ]

Endungen: „el“, „em“, „en“, „er“ zu silbischem „l“, „m“, „n“, „r“

Das e der Endungen el, em, en und er fällt, wie auch im Hochdeutschen, sehr oft aus (oder verkürzt zu Schwundvokal ):

  • Deckel [ ˈdɛkəl ] → Deck’l [ ˈdɛkl̩ ]
  • seinem [ ˈzaɪ̯nəm ] → sein’m [ ˈzaɪ̯m̩ ]
  • sehen [ ˈzeːən ] → seh’n [ ˈzeːn ]
  • bessere [ ˈbɛsəʁə ] → bess’re [ ˈbɛsʁə ]

Steht el, em, en oder er nach j, r oder Konsonant mit Nasal , so fällt das e nicht aus.

  • besserenbessrenbessr’n
  • rechnenrechn’n
  • atmenatm’n

In unbetonter Vorsilbe wird er zu a.

  • verrückt [ fɛɐ̯ˈʁʏkt ] → varückt [ faˈʁʏkt ]
  • herbei [ hɛɐ̯ˈbaɪ̯ ] → habei [ haˈbaɪ̯ ]

Als Nachsilbe wird er auslautend oder vor Konsonant zu a.

  • besser [ ˈbɛsɐ ] → bessa [ ˈbɛsa ]
  • verbessern [ fɛɐ̯ˈbɛsɐn ] → vabessan [ faˈbɛsan ]

Die Ersetzung von -r zu -a ist so regelmäßig, dass die Ersetzung zumeist nicht transkribiert wird. Es verbleibt die hochdeutsche Rechtschreibung (besser, verbessern) bei anderer Lautung.

Konsonanten

Man betrachte, dass manche hierunter als „ Lautverschiebungen “ markierten Korrespondenzen zwischen dem Standarddeutschen und dem Berlinischen nicht die Folgen einer Lautverschiebung im Berlinischen sondern gerade im Hochdeutschen sind. Das Hochdeutsche pf is aus dem Urgermanischen p entstanden, ch aus k, und ß bzw. z aus t, nicht umgekehrt. Diese urgermanischen Konsonanten sind in den Berlinischen Worten Appel (vgl. hochdeutsch Apfel) und Schnute (vgl. hochdeutsch Schnautze) immer noch enthalten.

Lautverschiebungen

„pf“ zu „p“ oder „f“

Die Verbindung pf ist im Berlinischen sehr selten. Meistens wird sie anlautend zu f, innlautend und auslautend zu p.

  • Pferd [ pfeːɐ̯t ] → Ferd [ feːa̯t ]
  • Apfel [ ˈapfl̩ ] → Appl [ ˈapl̩ ]
  • Kopf [ kɔpf ] → Kopp [ kɔp ]

Einige Worte erhalten ihr pf. Dies ähnelt dem Niederdeutschen.

  • KupferKuppa
  • OpferOppa

„z“ zu „ß“

Das z [ ts ] kann zu ß [ s ] werden.

  • zu Hause [ tsuˈhaʊ̯zə ] → ßu Hause [ suˈhaʊ̯zə ]

„k“ zu „ch“

Das k [ k ] kann nach r zu ch [ x ] werden.

  • Markt [ maʁkt ] → Marcht [ maːxt ]

„g“ zu „j“, „r“ oder „ch“

Das g kann immer zu einem frikativen Laut werden. Stimmhaft wird es dann nach i, ü, e und ö zu j, nach a, ä, o und u zu einem r, ähnlich dem arabischen غ (gheyn).

  • Frage [ ˈfʁaːgə ] → Frare [ ˈfʁaːʁə ]
  • Liege [ ˈliːgə ] → Lieje [ ˈliːjə ]

Stimmlos werden r und j zu ch ( Ach-Laut oder Ich-Laut ):

  • fragst [ fʁaːkst ] → frachst [ fʁaːxst ]
  • liegst [ liːkst ] → liechst [ liːçst ]

Auslautendes g verkürzt bzw. modifiziert ein vorhergehendes a oder u.

  • Tag [ taːk ] → Tach [ tax ]
  • Zug [ tsuːk ] → Zuch [ tsʊx ]

Anlautend wird g immer zu j, jedoch bei jüngeren Sprechern seltener vor r, l, o und ei.

  • genau [ gəˈnaʊ̯ ] → jenau [ jəˈnaʊ̯ ]
  • sogar [ zoˈgaːɐ̯ ] → sojaa [ zoˈjaː ]
  • grünjrün
  • KönigreichKönichreich

„ich“ zu „ij“

Bei schnellerem Sprechtempo können die Silben -lich- und -ig- beide stimmhaft enden, also zu -lij- und -ij- werden.

  • richtig [ ˈʁɪçtɪç ] → rüchtij [ ˈʁʏçtɪʝ ]
  • wirklich [ ˈvɪʁklɪç ] → würklij [ ˈvʏʁklɪʝ ]
  • gleich [ glaɪ̯ç ] → gleij [ glaɪ̯ʝ ]

Auch mich, dich, sich und nich können dann stimmhaft enden.

  • mich [ mɪç ] → mij [ mɪʝ ]

Die Verschiebung wird fast nie transkribiert. Es verbleibt die hochdeutsche Rechtschreibung. Bei Bindung mit anderen Worten endet man am i und fährt fort.

„ch“ zu „sch“

ch kann mehr oder weniger häufig zu sch werden.

  • ordentlich [ ˈɔʁdn̩tlɪç ] → oonntlüsch [ ˈɔːn̩tlʏʃ ]
  • richtiger [ ˈʁɪçtɪgɐ ] → rüschtija [ ˈʁʏʃtɪʝa ]

Nasale Mutation

Stößt das Nasal n oder m auf einen anderen Konsonanten, so verändert sich der Klang. Besonders auffällig ist die Ersetzung von -ben zu -m.

  • haben [ ˈhaːbn̩ ] → ha’m [ ˈhaːm̩ ]
  • legen [ ˈleːgn̩ ] → lee’ng [ ˈleːŋ̍ ]
  • reden [ ˈʁeːdn̩ ] → ree’n [ ˈʁeːn̩ ]
  • machen [ ˈmaxn̩ ] → mach’ng [ ˈmaxŋ̍ ]
  • decken [ ˈdɛkn̩ ] → deck’ng [ ˈdɛkŋ̍ ]
  • rennen [ ˈʁɛnən ] → renn’n [ ˈʁɛnn̩ ]
  • keinem [ ˈkaɪ̯nəm ] → kee’m [ keːm ]
  • Auskunft [ ˈaʊ̯skʊnft ] → Auskumft [ ˈaʊ̯skʊɱft ]

Folgt auf die nasale Mutation ein Vokal, relativiert sich die Mutation.

  • Signal [ zɪˈgnaːl ] → Singnal [ zɪˈŋnaːl ]

Folgt auf die nasale Mutation ein t-Laut, kann das n der Mutation wieder gesprochen werden.

  • Abend [ ˈaːbn̩t ] → Aamnd [ ˈaːmn̩t ]
  • eigentlich [ ˈaɪ̯gn̩tlɪç ] → eingntlij [ ˈaɪ̯ŋn̩tlɪʝ ]

Worte

Liaison

Wörter können zusammengezogen werden und verändern sich dabei. Einige dieser Formen sind so auffällig, dass sie im Berlinischen ins Schriftbild transkribiert werden.

ich [ ɪç ] → i(c)k [ ɪk ] kann ich [ ˈkanɪç ] → kann ickkannik [ ˈkanɪk ]
du [ duː ] → de [ ] / e [ ə ]    wenn du [ ˈvɛnduː ] → wennde [ ˈvɛndə ]; hast du [ ˈhastd̥u ] → haste [ ˈhastə ]
er [ eːɐ̯ ] → a [ a ] will er [ ˈvɪlˀeːɐ̯ ] → willa [ ˈvɪla ]
sie [ ziː ] → se [ ] will sie [ ˈvɪlziː ] → willse [ ˈvɪlzə ]
wir [ viːɐ̯ ] → wa [ va ] haben wir [ ˈhaːbn̩ˌviːɐ̯ ] → hamwa [ ˈhamva ] (→ hamma [ ˈhamma ])
ihr [ iːɐ̯ ] → a [ a ] wisst ihr [ ˈvɪstiːɐ̯ ] → wissta [ ˈvɪsta ]
sie [ ziː ] → se [ ] sehen sie [ ˈzeːənziː ] → sehnse [ ˈzeːnzə ]
mir [ miːɐ̯ ] → ma [ ma ] kannst du mir [ ˈkanstd̥uˌmiːɐ̯ ] → kannstema [ ˈkanstəˌma ]
dir [ diːɐ̯ ] → da [ da ] wenn ich dir [ ˈvɛnɪçˌdiːɐ̯ ] → wennikda [ ˈvɛnɪkˌda ]
ihm [ iːm ] → m [ ] habe ich ihm [ ˈhaːbəɪçˌiːm ] → habbikm [ ˈhabɪkm̩ ]
ihr [ iːɐ̯ ] → a [ ] wollte er ihr [ ˈvɔltəˌˀeːɐ̯ˌˀiːɐ̯ ] → wollta-a [ ˈvɔltaˀa̯ ]
mich [ mɪç ] → mij [ mɪʝ ] als sie mich [ ˈalsˌz̥iːˌmɪç ] → als-semij [ ˈalsəˌmɪʝ ] (oder als-se mir)
dich [ dɪç ] → dij [ dɪʝ ] hast du dich [ ˈhastˌd̥uˌdɪç ] → hastedij [ ˈhastəˌdɪʝ ] (oder haste dir)
ihn [ iːn ] → n [ ] will ich ihn [ ˈvɪlɪçˌiːn ] → willikn [ ˈvɪlɪkn̩ ]
sich [ zɪç ] → sij [ sɪʝ ] da kann er sich [ daˈkaneːɐ̯ˌzɪç ] → da kannasij [ daˈkana̯ˌsɪʝ ])
dem [ deːm ] → m [ ] zu dem [ ˈtsuːdeːm ] → zum [ tsʊm ]
den [ deːn ] → n [ ] zu den [ ˈtsuːdeːn ] → zun [ ˈtsuːn̩ ]
der [ deːɐ̯ ] → a [ ] zu der [ ˈtsuːdeːɐ̯ ] → zua [ ˈtsuːa̯ ]

Gegebenenfalls wird das Trägerwort der Liaison der Aussprache angepasst, um eventuell die Stimmlosigkeit des Auslauts oder die Kürze des Vokals zu verdeutlichen.

  • hat er [ ˈhatˀeːɐ̯ ] → hatta [ ˈhata ]
  • ob ich [ ˈɔpɪç ] → ob ickoppik [ ˈɔpɪk ]
  • mit dem [ ˈmɪtd̥eːm ] → mittm / mippm [ ˈmɪpm̩ ]
  • mit der [ ˈmɪtd̥eːɐ̯ ] → mitta [ ˈmɪta ]
  • in der [ ˈɪndeːɐ̯ ] → inna [ ˈɪna ]

Der Auslaut des Trägerwortes kann in einigen Fällen verschwinden. Ist der ausfallende Auslaut ein n, so wird -ik zu -ink.

  • Dazu hättest du doch auch noch einmal etwas sagen können. [ ˈdaːtsuː ˈhɛtəstˌd̥uːˌdɔx ˈaʊ̯xˌnɔx ˈaɪ̯nmaːl ˈɛtvas ˈzaːgn̩ˌkœnən ]
Da hättste do’ oo’ no’ ma’ wat ßu sag’n könn’n. [ daː ˈhɛtsˌtə dɔː ˈoːnɔma vat suː ˈsaːŋ̍ kœnː ]
  • wenn man [ ˈvɛnˌman ] → wemman / we-man [ ˈvɛman ]
  • wennik [ ˈvɛnɪk ] → we’ink [ ˈvɛɪŋk ]

Sätze

Pronomen

Ersetzen von Personalpronomen

Im Berlinischen wird wesentlich häufiger ein Demonstrativpronomen statt eines Personalpronomens benutzt.

  • itdit (it regnetdit regnet)

„hier“ und „da“ statt „dieset“ und „jenet“

Gebräuchlicher als diesa, diese und dieset sind der hier, die hier und dit hier. Ebenso hört man häufiger der da, die da und dit da als jena, jene und jenet.

  • Gibst du mir jenes Buch?Jibste mir dit Buch da?

Wegfall am Satzanfang

Personalpronomen, Demonstrativpronomen und da können am Satzanfang ausfallen, wenn der Kontext klar ist.

  • Ick hab keene Ahnung.Hab keene Ahnung.
  • Dit ha’ik do’ jewusst.Ha’ik do’ jewusst.
  • Da warik schon.Warik schon.
  • Jedient? (statt "Haben Sie gedient?)

Auftrennung von Pronomen und Partikel

Verbindungen wie woher werden im Berlinischen öfter als im Hochdeutschen aufgetrennt.

  • Woher kommst du?Wo kommste her?
  • Davon habe ich nichts.Da ha’ ik nichs von.

Beginnt der Partikel mit einem Vokal, sodass zwischen da bzw. wo und dem Partikel ein r eingefügt werden muss, beginnt nach der Auftrennung der Partikel mit dr.

  • Daraus mache ich mir nichts.Da machikma nichs draus.

Deklination

Die berlinische Deklination verwendet die gebeugten Formen des Hochdeutschen. Die Verwendung unterscheidet sich jedoch deutlich. Im Berlinischen existiert keine grammatikalische Unterscheidung von Dativ und Akkusativ, sodass die hochdeutschen Beugungsformen wahlweise erscheinen können. Der auch im Hochdeutschen erscheinende Trend, viele Genitivformen nach Präposition durch eine Dativform zu ersetzen, ist im Berlinischen Sprachgebrauch fast durchgehend, und greift auch auf präpositionsfreie Wendungen über.

Akkudativ

Die mangelnde Unterscheidung des Berliners zum Einsatz eines Dativs oder Akkusativs ist sprichwörtlich. Schon im letzten Jahrhundert entstand das geflügelte Wort von

„Mir“ und „mich“ verwechs’lik nich,
dit kann mich nich passier’n.

Nach neueren Untersuchungen folgt hier das Berlinische jedoch dem neueren Niederdeutschen , wo es nur einen Objektiv als dritten und letzten Kasus gibt. Dies ist aus dem Skandinavischen eingesickert, wo es nur einen Kasus für das direkte Objekt gibt. Das Berlinische kennt jedoch keine spezielle Beugungsform eines Objektivs, sodass zur Objektnennung wahlweise Akkusativ oder Dativ eingesetzt wird, der (ursprünglich scherzhaft) auch Akkudativ genannt wird. Welche Beugungsform erscheint, hängt nicht von grammatikalischen Regeln ab, sondern erfolgt mehr nach klanglichen Gesichtspunkten - im obigen Beispiel durch Reim auf nich.

Bei den meisten Substantiven verwendet der Berliner die Formen des Akkusativ, da sie sich leichter aussprechen. Dies gilt umso mehr, wenn ganze Artikel durch Präpositionen gebunden werden können. Ein Endungs-e kann dabei auch als Verkürzung eines geschlechtslosen de statt der/die/das gesehen werden:

  • mit der Freundinmitta Freundinmitte Freundin
  • mit den Leutenmittn Leutnmitte Leute

Bei den Personalpronomen ist die Dativform geläufiger. Im Niederdeutschen ist die Objektform von dir / dich und mir / mich ein einfaches di und mi. Da hochsprachliche mir und dir steht dem klanglich näher, sodass es regelmäßig bevorzugt wird, und oftmals zusätzlich verschleift wird. Um eine Verwechselung des Dativs mit dem Akkusativ handelt es sich jedoch an sich nicht, lediglich um einen verkürzten Gleichklang:

  • Das habe ich mich gefragt.Dit ha’ikmi’ jefracht.Dit ha’ikma jefracht.

In den wenigen Fällen des Hochdeutschen, wo nach einem Verb zwei direkte Objekte gefordert werden, wird im Berlinischen das zweite Objekt regelmäßig mittels zusätzlicher Präposition gegenüber markiert:

  • Ich bevorzuge Matthias (Akkusativ) gegenüber Hans (Dativ).

Gendativ

Der Genitiv wird im Berlinischen nahezu durchgehend ersetzt. Der Trend im Hochdeutschen, präpositional geforderte Genitive durch Dativ zu ersetzen (wegen-wem) ist im Berlinischen durchgehend für alle präpositionalen Formen, und darüberhinaus auch häufig für direktes Genitiv anzutreffen. Zur Unterscheidung von anderen Objektformen kann es dazu mit zusätzlicher Präposition von markiert werden:

  • die Schwester meines Freundesdie Schwester von meinem Freund (die Schwesta von mein’m Freund)
  • wegen dieses Vogelsweg’n dies’m Vogel (wee’ng dies’m Voorel)
  • während des Spielswähr’nd’m Spiel (weamptn Spiel)

Die generelle Nicht-Unterscheidung aller Fälle ist eher mundartlich. Das Berlinische hat dabei eine Tendenz, nur Subjekt und direktes Objekt in seiner Lautung zu unterscheiden. So kann ein durch Dativ ersetzter Genitiv auch durchaus in der Beugungsform eines Akkusativ erscheinen. Dies ist im Sprachgebrauch jedoch selten:

  • Hast du mich nicht gesehen?Haste mir nich jeseh’n?
  • einen Elefantennn Elefant
  • wegen der Hitzewegen die Hitze (wee’ng di Hitze)

Diese Deutung ist allerdings umstritten. Meist erscheint Nichtberlinern bereits der verkürzte Gleichklang von "mir" und "mich" zu "ma" bzw. "mi" oder von "der" und "di" zu "de" als eine Verwechselung von Genitiv und Dativ.

Betonungsformen auf „e“

Zur Betonung eines Wortes kann ein e angefügt werden, besonders wenn dieses Wort alleine steht. Dies ähnelt dabei einer Unterscheidung in vielen nichtdeutschen Sprachen, etwa im Französischen dem Unterschied zwischen unbetontem je und betontem moi. Im Berlinischen ist dieses jedoch weitgehend generalisiert, zu den häufig anzutreffenden Formen gehören:

  • ickicke
  • jetzjetze
  • ditditte
  • drindrinne

Erweiterter Infinitiv mit "zu"

Der Gebrauch von Infinitiven mit oder ohne "zu" stimmt nicht immer mit dem Hochdeutschen überein.

  • Haste nix bess’ret zu tun als-n janz’n Tach rumsitzen? (statt: rumzusitzen)
  • Ick hab'm Buch uff'm Tisch zu lieng. (statt: uff'm Tisch lieng)

Meist wird "brauchen" ohne "zu" gebraucht. Hinzu kommt, dass die dritte Person Einzahl ohne "t" gebildet wird, wodurch "brauchen" im Berlinischen zu den Hilfsverben gezählt werden kann.

  • Dann braucht er es nicht zu machen.Denn broochat nich mach’ng.

Alternative Schreibweise mit diakritischen Zeichen

Wenn eine stärkere lautliche Darstellung gewünscht ist, so bietet es sich an, Lautersetzungen durch diakritische Zeichen zu markieren. Dies vermeidet, dass der Leser intuitiv versucht ist, einen Rechschreibfehler zu vermuten statt einer regelmäßigen Lautersetzung.

  • Einzig für den ɣ-Laut findet sich eine Schreibung als gh, da dies in hochdeutscher Schreibung nicht vorkommt, von Linguisten jedoch schon regelmäßig als Vereinfachung eines diakritisch markierten g verwendet wird (ĝ).
  • Wenn eine diakritische Markierung mit Circumflex-Buchstaben erfolgt, dann können viele Ersetzungen regelmäßig geschrieben werden, darunter er->â (acirc, gesprochen kurzes offenes a), g->ĵ(jcirc, gesprochen zwischen g und r), i->î (icirc, gesprochen als ü), und optional e->ê (ecirc, gesprochen offenes langes e), - meen Vâlêĵâ hat nîscht jesaĵt dazu. (Die Verwendung von ĵ statt ĝ bietet sich an, da die j-Lautung im weiteren Berlinischen dominiert).
  • Andere Buchstabenersetzungen sind möglich. Im skandivanischen Sprachraum findet sich etwa eine Verschiebung ar zu oo, die man als å schreibt. Nach Vokal erfährt l oft eine Aufweichung, die man auch als ł schreiben kann (willst zu wiłłst, alles zu ałłet). Ein stimmhaftes d wird dabei stumm (Entschuldigung zu Tschułłjung).

Siehe auch

Wikipedia

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