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Letzte Änderung für Artikel Berlinisch: 20.02.2006 15:35

Berlinisch

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Berlinisch (Berlinerisch) ist ein Dialekt des Berlin-Brandenburgischen , der in Berlin gesprochen wird. Berlinisch entwickelte sich aus einer Variante des Mark-Brandenburgischen . Es weist allerdings einige stadttypische Formulierungen auf, die auf die vielfältigen Herkunftsorte von Zugezogenen hinweisen, darunter Hugenotten aus Frankreich.

Wesentlicher Unterschied zwischen Berlinisch und Brandenburgisch ist die stärkere Verwendung der hochdeutschen Grammatik im Berliner Dialekt, was allerdings durch ein Überschwappen des Brandenburger Dialekts nach Berlin (Zuwanderer, Pendler) relativiert wird, wodurch der Eindruck eines einheitlichen berlin-brandenburgischen Dialekts entsteht.

Die Umgebung der Stadt Berlin war eine der ersten, die das Ostniederdeutsche als Schriftsprache ( 1500 ) und später auch als Umgangssprache aufgaben. So entstand der wohl erste Dialekt des Standardhochdeutschen mit klarer mitteldeutscher Basis, aber starkem niederdeutschen Substrat . Erst in jüngster Zeit griff dieser neue Dialekt auf das Umland über, das bis dahin ostniederdeutsch geblieben war.

Der Wortschatz des Berlinischen ist erfasst und beschrieben im Brandenburg-Berlinischen Wörterbuch.

Da das Berlinische keine offizielle Sprache ist, wird eine Beschreibung der Grammatik des Berlinischen einer Benennung seiner Berlinismen hinten angestellt.

Inhaltsverzeichnis

Sprachliche Besonderheiten

Hauptartikel: Berlinische Grammatik

Berlinisch hat durch den Zuzug vieler Bevölkerungsgruppen eine Reihe von Worten aufgenommen, die sowohl Dialekten und Umgangssprachen Zugewanderter entstammen als auch sonst nicht im Deutschen Sprachraum geläufig sind. Durch die starke sprachliche Verschleifung ist die Herkunft oft kaum zu erkennen. Eine Reihe von Worten entstammen auch dem Rotwelsch .

Die Grammatik und dazugehörende Syntax weichen zum Teil deutlich von der Hochsprache ab, im Brandenburgischen oft stärker als im Berlinischen. Adverben und Adjektive können problemlos wechselweise gebraucht werden, z. B. ne zue Tür (eine geschlossene Tür) oder komm oben (komm herauf). Die Konjunktionen erscheinen in alter Form, also als wie (wie), denn (dann), wenn (wann), wie (als), worum (warum). Der Akkusativ und Dativ werden scheinbar kaum unterschieden ( Akkudativ ), wenn der Berliner sowohl für "mir" als auch für "mich" lediglich den "maulfaulen" Universalausdruck "ma" verwendet.

Auch Genitiv -Formen werden besonders im Brandenburgischen durch präpositionale Akkudativ-Formen ersetzt, zum Teil noch mit eingefügtem Pronom, z. B. dem sein Haus. Die Pluralformen gehen oft auf zusätzlichen -s, Verkleinerungsformen enden auf -ken oder -sken. Darüber hinaus sind dutzende weitere Formen zu bemerken.

Die Lautung hat viele Besonderheiten. Zugezogene bemerken zuerst den Ersatz von g zu j, und der meisten Doppellaute zu langem Einfachlaut (au zu oo, ei zu ee). Tatsächlich kann man daran Altberliner und Neuberliner unterscheiden - das g wird eigentlich in einen velaren Frikativ-Laut γ verschleift, das insbesonderen nach dunklen Vokalen eher wie hochsprachliches r klingt, jedoch nach den hellen Vokalen und Halbvokalen (i,e,l,r) wird der Laut als stimmhaftes j gesprochen. Durch den γ-Laut lassen sich hochsprachliches Augen und Ohren nur schwer auseinanderhalten: "Augen" klingen in berlinischer Lautung wie Oogn, das hochsprachliche "Ohren" klingt wie Oan, wird also weniger kehlig und stärker behaucht gesprochen. Ohne Gewöhnung kann man diesen hörbaren Unterschied nur schwer bemerken (ähnlich wie Japaner den Unterschied l/r nur schwer heraushören).

Kulturelle Besonderheiten

Hauptartikel: Berlinismus

Der Berliner Dialekt ist weniger wegen seiner sprachlichen Besonderheiten bekannt, sondern wegen seiner kulturellen Besonderheiten. Berlin ist seit Jahrhunderten eine Zuwandererstadt, die oft in kurzer Zeit stark angewachsen ist. In dem kulturellen und sprachlichen Schmelztiegel entstehen täglich Dutzende oder gar Hunderte von alltäglichen Kleinkonflikten, wo eben irgendwas irgendwie nicht den Erwartungen entspricht. Das Berlinische hat mit Hilfe seiner Berlinismen nun die Fähigkeit entwickelt, Situationen derb-humorig zu kommentieren, ohne schwere Schimpfworte einzusetzen oder gar in lauthalse Diskussionen zu verfallen.

Für Zugezogene ist dieser Umstand immer verwirrend - viele leicht abwertende Bemerkungen entstehen durch Vergleich, etwa sieht hier aus wie bei Hempels unterm Sofa. Jetzt ist die Frage, wie reagiert man als Angesprochener darauf, denn eine angesprochene Person erscheint nicht in dem Satz. Das ist durchaus auch bezweckt, denn oft ist es dem Sprecher ziemlich egal, wie es bei Hempels wirklich unterm Sofa aussieht, aber das musste doch mal gesagt sein, um sich von dem Anblick zu erholen (und abzureagieren). Wenn es ausgesprochen wurde, ist es auch schon fast wieder vergessen.

Na man du hast heut aba wieda ’ne Kodderschnauze, ist sowohl negativ wie positiv gemeint. Kodderig steht für "übel" sein (vom Befinden), und gleichzeitig für "frech, unverschämt". Ne koddrige Schnauze ist ein "loses Mundwerk", das zu allem und jedem sein’ Senf beijehm muss (seine (überflüssigen) Kommentare dazugeben muss). Eine Randbemerkung ist so nicht ursächlich beleidigend gemeint, auch wenn sie in anderen Kreisen nur gesagt würde, wenn sie beleidigen soll. Es ist reine Gewöhnungssache, über viele Sätze hinwegzugehen, und wenn man nicht sprachlos bleiben mag, einfach einen Satz zurückzugeben.

Die so entstehenden "Gespräche" sind auch heute viel in den Berliner Straßen zu hören, wenn auch nicht im Dialekt sondern in hochsprachlicher Lautung. Im Vergleich hört sich das dann aber immer etwas gezwungen an, jemanden anranzen (grob zurechtweisen) klingt im Dialekt immer lockerer und unbekümmerter. Die sprachlichen und kulturellen Besonderheiten gehören so zusammen, und werden auch außerhalb Berlins miteinander in Verbindung gesehen. Wer berlinert, dem traut man auch ein paar lose Sprüche zu.

Typisch ist eine von Westdeutschen oft missverstandene Uhrzeitangabe (die übrigens umgangssprachlich fast im gesamten Ostdeutschland und weiten Teilen Süddeutschlands so gebraucht wird), z. B. Viertel Fünf, was für "16:15 Uhr" steht, weil ein Viertel der fünften Stunde abgelaufen ist. Außerdem heißt 16:45 Uhr Dreiviertel Fünf, also ein Dreiviertel der fünften Stunde. Außerdem heißt es zehn vor halb, statt "zwanzig nach" oder zehn nach halb statt "zwanzig vor".

Entwicklung

Lange Zeit wurde das Berlinische (oder Berlinerisch wie der Berliner sagt) als Verballhornung des Hochdeutschen betrachtet, diese Sicht ergab sich gerade auch durch den allgegenwärtigen Sprachwitz der Berliner, der gern mit Verschiebungen aufgeschnappter Begriffe arbeitet - die Redensart Det zieht wie Hechtsuppe wurde zurückgeführt auf jiddisch "hech supha (Sturmwind)", ein na zum Bleistift kommt klar von "zum Beispiel", und mir is janz blümerant soll von französisch "bleu mourant (blassblau)" kommen. Ebenso das mach keene Fisematenten entwickelten die Berliner aus "visite ma tente" (besuch mein Zelt), was französische Soldaten während der Zeit der französischen Besetzung der Stadt unter Napoleon den jungen Berliner Mädchen hinterherriefen, was deren Mütter zu der ernsten Ermahnung führte ihren Töchtern zu raten, keine Fisematenten zu machen. Die berühmte Berliner Boulette kommt vom frz. boule, dem Fleischbällchen. Der Einfluß der Hugenotten bzw. der französischen Besatzer führte sogar soweit, daß ursprünglich deutschsprachige Begriffe französisiert wurden: Trottoir für den Bürgersteig und Pissoir für das Café Achteck, das öffentliche Klohäuschen.
Durch die allgemein weitgehende Verwendung von Begriffen des Hochdeutschen gab es keine eine Notwendigkeit für einen schriftlichen Gebrauch, und das Berlinern blieb eine Mundart , was allerdings wohl auch darauf zurückzuführen sein wird, daß berlinern stets als Dialekt der einfachen Leute verpönt war, und sich die Bildungsschicht davon distanzierend stets um einwandfreies Hochdeutsch bemühte.

Erst zu Anfang der 1980er hat man zur 750-Jahr-Feier die Etymologie des Dialektes in der damals geteilten Stadt erneut untersucht. Dabei wird offenbar, dass die einfache Regel ei->ee nicht allgemein zutrifft, sondern ei bleibt bei altem "i" (wie im niederdeutschen) erhalten. Auch bei anderen Gelegenheiten wird nun eine niederdeutsche Grundlage gesehen, die oft gerügte mangelnde Unterscheidung von Akkusativ und Dativ (scherzhaft Akkudativ) folgt der Nichtexistenz dieser Fälle im neueren Niederdeutschen , wo es nur einen Objektiv als dritten und letzten Kasus gibt (dort aus dem skandinavischen eingesickert).

So nimmt man heute an, dass in Berlin als wichtiger Handels- und Verwaltungsmetropole ein erhöhter Druck zur Verwendung des Hochdeutschen bestand, der auch auf die Bediensteten, Arbeiter und Mägde übergriff. So war die Stadt Berlin und Umgebung die erste, die das Ostniederdeutsche als Schriftsprache ( 1500 ) und später auch als Umgangssprache aufgab. So entstand der wohl erste Dialekt des Standardhochdeutschen mit klarer mitteldeutscher Basis, aber starkem niederdeutschen Substrat.

Erst in jüngster Zeit griff dieser neue Dialekt auf das Umland über, das bis dahin ostniederdeutsch geblieben war. Die Berlin-Brandenburgischen Dialekte haben sich so klar aus dem ostniederdeutschen Mark-Brandenburgisch entwickelt, werden heute jedoch oft dem ostmitteldeutschen zugeordnet, dem sie durch die Überformung näher stehen.

Der Druck zum Hochdeutschen besteht auch heute durch den wiedererlangten Status Berlins als gesamtdeutsche Hauptstadt. Die Zuwandererwelle (Ende 1990er) von Bonner Rheinländern hat den Berliner Dialekt bisher nicht angenommen, der Dialekt der zugewanderten Schwaben (Mitte 1990er) ist auch Anfang 2000er viel zu hören. Die zugewanderten Russlanddeutschen (Anfang 1990er) haben einen eigenen Dialekt entwickelt, der erst langsam ins Berlinische übergeht. Auch heute werden Sprache und Kulturszene in Berlin von solchen Zuwandererwellen geprägt, und lässt die verwendete Umgangssprache unbeständig bleiben. Im Schnitt hat nur ein Viertel der Berliner auch Eltern, die schon in Berlin geboren sind.

Schreibung

Bei der schriftlichen Fixierung des Berlinischen herrscht immer wieder Unsicherheit, da jeder Sprecher auch tatsächlich die Lautung verschieden stark einsetzt, und je nach Gelegenheit stärkere hochdeutsche Lautung oder stärker berlinernde Lautung einsetzt. Einen kommunalen Konsens zur schriftlichen Fixierung gibt es nicht, im Buchdruck kann so jeder Verleger eine eigene Variante wählen.

Die überwiegende Zahl der Publikationen mit eingebetteten berlinischen Texten verwendet die hochdeutsche Rechtschreibung, bei der Buchstaben, Buchstabengruppen oder ganze Worte ersetzt werden, wo sie in der Mundart stark von der üblichen Aussprache des Hochdeutschen abweichen. Dies ermöglicht gewöhnlich jedem Deutschsprechenden, nach kurzer Eingewöhnung auf die üblichen Ersetzungen die Berlinischen Texte zu verstehen.

Literatur

  • Der kleine Duden, Sonderausgabe Berlin. Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich; Mannheim 2005, ISBN 3-411-14072-0
  • Norbert Dittmar, Peter Schlobinski: Wandlungen einer Stadtsprache - Berlinisch in Vergangenheit und Gegenwart. Colloqium-Verlag, 1988, ISBN 3-7678-0704-1
  • Hans Meyer, Siegfried Mauermann, Walther Kiaulehn : Der richtige Berliner in Wörtern und Redensarten. ISBN 3406459889
  • Joachim Schildt, Hartmut Schmidt: Berlinisch - Geschichtliche Einführung in die Sprache einer Stadt. Akademie-Verlag, 1986, ISBN 3-05-000157-7

Weblinks

Siehe auch

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Berlinisch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Berlinisch verfügbar.

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