fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Senatsreserve: 12.02.2006 13:01

Senatsreserve

Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Senatsreserve war eine gesetzlich verordnete Bevorratung des West-Berliner Senats fĂĽr den Fall einer zweiten Blockade West-Berlins.

Nach der Berlin-Blockade 1948 / 1949 beauftragten die drei Stadtkommandanten West-Berlins den Berliner Senat, Lager für Grundnahrungsmittel , Medikamente, Kohle, Treibstoffe, Rohstoffe für die Industrie und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs anzulegen. Beabsichtigt war, dass bei einer eventuellen neuen Blockade Berlins, ein „normales“ Leben in dem Westteil der Stadt für mindestens 180 Tage, also ein halbes Jahr, gesichert wäre und eine Blockade somit nicht mehr sinnvoll wäre.

1953 wurde eine Vergrößerung der Senatsreserve beschlossen, zu diesem Anlass kam Mrs. Eleanor Lansing Dulles (1895–1996) in die Stadt und wurde Zeugin der Unruhen vom 16./17. Juni 1953 .

Jahrzehntelang wurden in der Senatsreserve etwa 4 Millionen Tonnen GĂĽter gelagert. Zeitweise bestanden ĂĽber 700 meist geheime Lager in West-Berlin und nur sehr wenige Menschen hatten detaillierte Kenntnisse darĂĽber.

Inhaltsverzeichnis

Zahlen

Bevorratung (Auswahl) fĂĽr 2 Millionen West-Berliner:

  • 189.000 Tonnen Getreide
  • 44.000 Tonnen Fleisch
  • 19 lebende Rinder
  • 7.130 Tonnen Salz
  • 11.800 Tonnen Bratfett
  • 96 Tonnen Senf
  • 291.000 Paar Schuhe fĂĽr Kinder/Jugendliche
  • 380 Tonnen Gummisohlen/Absätze fĂĽr Schuhreparaturen
  • 20,9 Tonnen Leim
  • 18 Millionen Rollen Toilettenpapier
  • 10.000 Nachttöpfe
  • 35 Millionen Kunststoffbecher
  • 4 Millionen GlĂĽhbirnen
  • 5.000 Fahrräder
  • 25,8 Millionen Zigarren
  • 1.000 Tonnen Futterhafer fĂĽr Tiere

und vieles mehr.

Der Wert der bevorrateten Güter betrug etwa 2 Milliarden DM, das permanente Auswechseln der Güter gegen frische Produkte, die so genannte „Wälzung“, kostete West-Berlin jährlich rund 200 Millionen DM.

Die hohen Kosten der Lagersbestände und des ständigen Austausches wurden durch die Finanzhilfen der Bundesregierung bewerkstelligt.

Die Altbestände verkaufte der Senat preisgünstig an die Bevölkerung; in Kochbüchern fanden sich Rezepte, die in der Zutatenliste auf Waren aus Senatsreserven zurückgriffen, beispielsweise hieß Rindfleisch in Dosen „Senatsreserve“.

Lebensmittelkarten/Bezugsausweise

Abb. 1: Säuglingskarteder Berliner Senatsreserve
Abb. 1: Säuglingskarte
der Berliner Senatsreserve
Abb. 2: Paketmarkender Berliner Senatsreserve
Abb. 2: Paketmarken
der Berliner Senatsreserve

Um im Notfall die Güter geordnet an die Bevölkerung abgeben zu können, wurden bei der Bundesdruckerei Bezugsausweise/ Lebensmittelmarken hergestellt:

  • bis 1 Jahr: Säuglingskarte, Milchkarte A, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte (Abbildung 1)
  • 1–3 Jahre: Kinderkarte, Kartoffelkarte 200, Milchkarte B, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 4–5 Jahre: Kinderkarte, Zulagekarte C, Kartoffelkarte 200, Milchkarte B, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 6–8 Jahre: Kinderkarte, Zulagekarte D, Kartoffelkarte 300, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 9–13 Jahre: Grundkarte, Zulagekarte B, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 14–19 Jahre weiblich: Grundkarte, Zulagekarte B, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • 14–19 Jahre männlich: Grundkarte, Zulagekarte A, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • ab 20 Jahre: Grundkarte, Kartoffelkarte 500, Sonderbezugsausweis, Seifenkarte
  • Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahre: Raucherkarte
  • Erwachsene und Jugendliche ab 18 Jahre: Bezugsausweis A
  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Versandberechtigung fĂĽr Postpakete (12 Paketmarken) (Abbildung 2)

Lager der Senatsreserve (Auswahl)

  • Glaslager in der Alten JakobstraĂźe 123–128 (Gebäude entworfen von Horst GrĂĽtzner (* 1928), Fertigstellung 1968, heute Lager der Berlinischen Galerie)
  • Insel Eiswerder – von Trockenzwiebeln bis Bekleidung
  • ehemaliges AuĂźenlager des KZ Sachsenhausen in Berlin-Lichterfelde in der Wismarer StraĂźe – Baustoffe
  • ein 1940 von Albert Speer zum Bunker umgebautes Gasometer an der FichtestraĂźe 12 (bis 1990)
  • die sogenannten Speerplatte, eine ehemalige groĂźe Betonplatte am Friedrich-Olbricht-Damm (1993 entfernt) – ab 1955 Kohlenbevorratungslager
  • eine ursprĂĽnglich zum Borsig-Gelände gehörende Halle aus dem Jahr 1937 an der Sterkrader StraĂźe in Berlin-Reinickendorf – Kaffee, Zucker, Getreide (evtl. auch Kohlevorräte)
  • ehemaliger Festsaal (heute: Labsaal) neben dem Alten Dorfkrug in Alt-LĂĽbars – DĂĽngemittellager
  • Speichergebäude im Tempelhofer Hafen
  • ehemaliger Bunker am Anhalter Bahnhof
  • Speichergebäude im Westhafen
  • Speichergebäude der "Victoria MĂĽhlenwerke", Cuvrystrasse 3-4

Das Ende

Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges wurde die Senatsreserve aufgelöst. 90.000 Tonnen Lebensmittel, Medikamente und andere Güter wurden 1990/1991 der Sowjetunion kostenlos als humanitäre Hilfe überlassen.

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Senatsreserve aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Senatsreserve verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de