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Letzte Änderung für Artikel Meyers Hof: 05.02.2006 04:08

Meyers Hof

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Der Meyers Hof im Berliner Ortsteil Wedding (Ackerstraße 132) war ein besonders extremes Beispiel von sehr dichter Wohn- und Fabrikationsraumbebauung. Diesen Bautyp des Gewerbehofes, wo Wohnen, Arbeiten und die Transporteinrichtungen noch nicht rĂ€umlich getrennt waren, gab es in Berlin oft. Der Gewerbehof war zugleich Arbeitsraum, Ankunftsort der Post- und Fuhrwerke, Lagerraum fĂŒr Rohstoffe, Produktions- und Wohnort. Man konnte so im gleichen Haus wohnen und arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Im Meyers Hof wurden auf einer Parzelle ein Vorderhaus mit fĂŒnf HinterhĂ€usern hintereinander gereiht. Schon das Wort Hof weist auf GewerbetĂ€tigkeiten hin. Der Name Meyer bezieht sich auf den Bauherrn dieser GebĂ€ude. Jaques Meyer besaß in den 1870er Jahren eine Textilfabrik in der Köpenicker Straße 18–20, auf deren GelĂ€nde auch die Villa stand, in der er bis zum Bau von Meyers Hof wohnte. Am 30. Dezember 1871 wurde auf das GrundstĂŒck seiner Fabrik eine bis zum 1. Januar 1877 zurĂŒck zu zahlende Hypothek eingetragen. Dieses Geld wurde wahrscheinlich fĂŒr den Bau von Meyers Hof benötigt. Ab 1878 ĂŒbernahm sein 27-jĂ€hriger Sohn Otto Meyer die Verwaltung. Ein Zeitungsartikel berichtet ĂŒber Probleme in den Anfangsjahren:

„Noch vor Bauvollendung wurde das GebĂ€ude von wohnungssuchenden Mietern gestĂŒrmt und in Besitz genommen. Eine schlechte Mieterschaft nistete sich ein, und als der jetzige Besitzer im Jahre 1878 das GrundstĂŒck ĂŒbernahm, war es in der kurzen Zeit völlig verwahrlost. Von der Mieterschaft, die der Besitzer Herr Otto Meyer jetzt antraf, gab er mir einige drastische Schilderungen. Miete zahlten ĂŒberhaupt nur die wenigsten, und die sich nur auf das Nichtzahlen beschrĂ€nkten, waren eigentlich noch die besseren Elemente. Einzelne gingen noch viel weiter. Einer der Mieter, von Beruf Töpfer, hatte die Kachelöfen seiner Wohnung abgerissen und verkauft. Ein anderer handelte mit WeihnachtsbĂ€umen, er hatte den Fußboden seines Zimmers aufgebrochen und die Bretter zu BaumstĂŒtzen und Unterlagen zersĂ€gt ...“

Zuerst wurde Meyers Hof als Gewerbe- und Wohnraum geplant, im Rahmen des GrĂŒnderkrachs vom 1873 wurde die GewerbeflĂ€che zugunsten der Wohnungen erheblich eingeschrĂ€nkt. Durch den Zusammenbruch vieler Unternehmen auf Aktienbasis erschien nun die Vermietung von WohnflĂ€chen lukrativer und sicherer als die von GewerbeflĂ€chen .

Bebauung

Was die Wohnungen betrifft, gab es, wie in den meisten WohnhĂ€usern, viel mehr Ein-und Zweizimmerwohnungen als grĂ¶ĂŸere Wohnungen. Meyers Hof hat insgesamt 257 Wohnungen, von denen 229 Wohnungen mit KĂŒche, Stube und Kammer ausgestattet waren. Die Wohnungen reihten sich links und rechts entlang eines gemeinschaftlichen Flurs auf. Wollte man von der Stube in die KĂŒche, musste man diesen fensterlosen Dunkelgang durchqueren. Jeder zweite Hof war mit KlohĂ€usern besetzt. Die anderen, also der zweite,der vierte und der sechste, waren nicht bebaut. Dort standen kleine StĂ€nde, Frauen verkauften GemĂŒse und Kinder liefen umher. Viele Arbeits- und WerkstĂ€tten wurden ohne polizeiliche Erlaubnis im Meyers Hof errichtet. Die ArbeitsstĂ€tten mussten von den Wohnungen abgezweigt werden und waren meist nur sehr klein. Es entstand keine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Wohnen. In den alten WerkstĂ€tten, die geschlossen werden mussten, wurden schnell verschiedenste neue Kleinbetriebe eingerichtet. Es herrschte eine rege Fluktuation.

Industrie

Herr Meyer richtete 1903 im 6. QuergebĂ€ude eine Dampfmaschine ein, so dass er dieses QuergebĂ€ude von oben bis unten mit Kleinbetrieben einrichtete. Vorwiegend mieteten Drucker , Klempner , Stanzer, Kammmacher, Drechsler, Schuster und Schneider die kleinen GewerbeflĂ€chen. In diesen kleinen WerkstĂ€tten arbeiteten nur zwei, manchmal auch nur eine Person. Die Korridore, die zu den Wohnungen und zu den Kleinbetrieben fĂŒhrten, waren fensterlos und schon wĂ€hrend des Tages sehr dunkel. Bei starken RegengĂŒssen standen die Kellergeschosse, wo sich neben den grĂ¶ĂŸeren WerkstĂ€tten auch andere Wohnungen befanden, unter Wasser.

Vor der Umwandlung der hinteren HĂ€user in GeschĂ€ftsrĂ€ume lebten etwa 2.100 Personen im Meyerhof, danach wohnten schließlich nur noch 900 Personen in dieser Mietskaserne . Als 1910 noch ein Lastenfahrstuhl im 5. QuergebĂ€ude eingebaut wurde, fungierte dieses QuergebĂ€ude nur noch als Gewerbehof. In allen QuergebĂ€uden gab es jetzt LĂ€den, Lager und Betriebe mit einer Branchenvielfalt, die auf so engem Raum kaum vorstellbar ist:

„FĂŒnf Cigarrenmacher, eine GrĂŒnkramhandlung, die 13. VolkskĂŒche, eine Bildhauerwerkstatt, drei Mostrichfabriken, das Vereinslokal der Methodisten-Gemeinde, eine Nudelfabrik, die "Erste Berliner WĂ€schenĂ€herei", eine Knopf-Fabrik, ein Bierverlag, ein Depot der Straßenreinigung, eine Filzplattenfabrik, eine Honigkuchen-Fabrik, eine Pantoffelfabrik, eine Cylinderputzer-Fabrik, eine Reisekoffer-Fabrik, eine Bindfadenhandlung, eine Kesselschmiede, eine Glasbuchstaben-Fabrik, eine Schirmstockfabrik, drei Sackhandlungen, eine Haarnadelfabrik, eine Kochschule des Zweigvereins des VaterlĂ€ndischen Frauenvereins, eine PapiertĂŒten-Handlung, eine Waschanstalt, eine Cartonfabrik, eine BĂŒrstenhölzer-Fabrik, eine Perlmuttschleiferei, eine Kammfabrik, eine Badeanstalt, eine GĂ€nsehandlung, ein Instrumentenmacher, eine Ladenkassenfabrik, eine Eierkognak-Fabrik, ein Metallfaden-Lampenwerk, eine Milchverdampfung, eine BlumendĂŒnger-Fabrik, eine Hutfabrik und schließlich eine Sarghandlung ...“

Siehe auch

Literatur

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Meyers Hof aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Meyers Hof verfügbar.

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