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Letzte Änderung für Artikel Benno Ohnesorg: 17.02.2006 10:34

Benno Ohnesorg

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Benno Ohnesorg (* 15. Oktober 1940 in Hannover; † 2. Juni 1967 in Berlin) war ein verheirateter Student der Romanistik und Germanistik . Er war Pazifist und Mitglied einer evangelischen Studentengemeinde und wollte Gymnasiallehrer werden.

Ohnesorg ist durch die Umstände seines Todes bundesweit bekannt geworden. Er nahm am 2. Juni 1967 in Berlin an einer Demonstration teil, in deren Verlauf er von einem Polizisten erschossen wurde (Ort: Krumme Straße 66/67 Hinterhof, Berlin). Die genauen Hintergründe und Zusammenhänge dieses Vorfalls sind bis heute umstritten und immer wieder Gegenstand politisch motivierter Auseinandersetzungen. Von der linken Szene wird Benno Ohnesorg häufig als "Opfer von polizeilicher Willkür" dargestellt, der friedfertig demonstriert hätte, die Gegenmeinung sieht ihn als gewaltbereiten Aktivisten, der die eingesetzten Polizeikräfte angegriffen habe. Der genaue Hergang lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei rekonstruieren.

Seine Frau, Christa Ohnesorg (1999 verstorben), war schwanger und gebar das gemeinsame Kind am Jahresende. Sie wurde eine gute Freundin von Gretchen Dutschke-Klotz , auf deren Mann Rudi Dutschke am 11. April 1968 , im Zusammenhang mit den Studentenunruhen in Westberlin, ein Mordanschlag verübt wurde, an dessen Spätfolgen er am 24. Dezember 1979 starb.

Inhaltsverzeichnis

Der Demonstrationsverlauf am 2. Juni 1967

Die Demonstration wurde vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund organisiert und richtete sich gegen den Schah von Persien , der an diesem Abend als Staatsbesucher die Berliner Deutsche Oper besuchte. Nach unabhängigen Recherchen (Der Spiegel spezial, Juni 1988; Die Zeit, Magazin Nr. 25, 1992) haben zahlreiche Augenzeugen den Ereignisverlauf wie folgt beschrieben:

Als der Schah sich in die Oper begab, wurde er von mehreren 1.000 Demonstranten mit Sprechchören, Farbbeuteln, Mehltüten und Tomaten empfangen. Sie riefen z.B. „Schah, Schah, Scharlatan“, „Mo, Mo, Mossadegh" (der vom Schah gestürzte ehemalige Regierungschef), „SA-SS-Schah", um gegen die täglichen Menschenrechtsverletzungen in Persien zu protestieren. Nachdem das Schah-Ehepaar die Oper betreten hatte, wollten die Demonstranten den Platz verlassen. Doch die Polizei hatte sogenannte Jubelperser - vom Staat bestellte und bezahlte Schahanhänger - zwischen Oper und Protestierern postiert, und hinter dem Opernvorplatz befand sich ein hoher Bauzaun. So waren die Demonstranten auf engem Raum eingezwängt. Nun begannen die Schah-Anhänger, mit Dachlatten, Holzknüppeln, Schlagringen und Eisenstangen auf sie einzuschlagen. Da Flucht nicht möglich war, brach Panik aus. Viele Teilnehmer wurden verletzt, einige schwer. Die Polizei sah dabei zu und griff nicht ein, ließ nach einer Weile aber die Schläger durch eine nahegelegene U-Bahnstation abziehen, ohne jemanden festzunehmen. Danach blockierte die Polizei diesen Ausgang für die Demonstranten und begann nun ihrerseits, auf diese einzuschlagen.

Keiner der Anwesenden konnte bestätigen, dass es vorher eine Aufforderung zum Verlassen des Platzes gegeben habe, wie die Polizei später behauptete. Dies war auch nicht möglich, weil die Polizei die Menge eingekesselt hatte und nun vom Zentrum her auseinandertrieb, um die Fliehenden außen mit Wasserwerfern und Prügeln in Empfang zu nehmen. Polizeipräsident Erich Duensing , der diesen Einsatz vorbereitet hatte, beschrieb dies später als „Leberwurst-Methode: in der Mitte drücken, damit die Wurst an den Enden platzt". Erst 22 Minuten nach Beginn der Übergriffe durch die Polizei wurde ein Räumungsbefehl laut. Die Demonstranten, die aus dem Kessel entkamen, wurden von Polizeigruppen bis in Nebenstraßen und Häusereingänge hinein verfolgt, wo weitere gewalttätige Übergriffe durch die Polizisten stattfanden.

Der Ablauf der Ereignisse in der Krummen Straße

Ohnesorg beobachtete mit weiteren Demonstranten, wie mehrere Polizisten einen Mann in einen Häuserinnenhof in der Krummen Straße – 300 Meter von der Oper entfernt – zerrten. Er folgte seinem Impuls, dem Mann zu helfen. Dabei wurde er gestellt und seinerseits in den Hof getrieben, wo Polizisten auf ihn einschlugen und auf die zu Boden Gegangenen eintraten.

Ein Demonstrant warf einen Taschenschirm auf einen Beamten, um ihn vom Prügeln auf einen am Boden Liegenden abzulenken. Als der Beamte den Schirm nahm und damit drohte, löste sich Ohnesorg etwas aus der Gruppe und trat einen Schritt auf den Polizisten zu. In diesem Moment kam von hinten her ein Schuss, der ihn in den Kopf traf. Ein Augenzeuge sah das Mündungsfeuer in Kopfhöhe des Getroffenen. Andere hörten einen weiteren Polizisten brüllen:

Bist Du denn wahnsinnig, hier zu schießen?
Die ist mir losgegangen,

soll der Schütze geantwortet haben. Es war der Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras .

Verschiedene Zeitungen sammelten Zeugenaussagen zum Verlauf des Geschehens vor und nach dem tödlichen Schuss auf Ohnesorg. Die Zeitschrift konkret , die sich als "einzige linke Publikumszeitschrift Deutschlands" sieht, gab unter der Überschrift "Bitte, bitte, nicht schießen!" einen Sonderbericht heraus (Juli 1967, Nr. 7), der Eindrücke von mehr als 12 Zeugen schilderte. Diese Aussagen hatte der damalige Berliner Rechtsanwalt Horst Mahler gesammelt, der die Witwe Ohnesorgs vertrat. Sie bestätigten übereinstimmend einen anderen Ablauf als die Polizeiberichte:

Ein einzelner Beamter aus den Greiftrupps stürzte sich plötzlich in der Krumme Straße auf einen in einem Hauseingang stehenden jungen Mann. Er riss ihn um und schleifte ihn auf einen halboffenen Garagenhof. Im gleichen Moment hatte ein anderer Greiftrupp einen zweiten Mann aus der Menge herausgegriffen und in den Hof gebracht. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es Benno Ohnesorg. Zwei Zivilbeamte und ein uniformierter Polizist warfen die Studenten zu Boden und wollten sie verprügeln. Andere hinzukommende Demonstranten wollten die Polizisten daran hindern.
Doch noch ehe es zu ernsthaften Aktionen kam, stürmten weitere Zivilbeamte und eine Kette von uniformierten Schutzpolizisten in den Garagenhof. Sie riegelten den Ausgang ab und begannen loszuschlagen. Die Studenten wollten flüchten, doch nur wenige entkamen über eine kleine Mauer am Hofrand.
Es gibt Aussagen, aus denen hervorgeht, dass Ohnesorg sich mit letzter Kraft losreißen konnte, doch in der Nähe stehende Demonstranten hörten noch den entsetzten Ausruf: 'Bitte, bitte, nicht schießen!'

Dr. med. Alfred Alexander Mentschel, der mit seiner Arzttasche in der Nähe war und dem Verletzten erste Hilfe leisten wollte, berichtete: Ich ging bis zu einer Garage in der Krummen Straße, wo ein mir unbekannter Mann von ca. 25 Jahren in der Toreinfahrt lag, der aus dem Kopf blutete. Die dort oben erwähnten Polizeibeamten verweigerten mir aber jeglich erste Hilfe, trotzdem ich mich als Mediziner auswies.

Auch ein Journalist hatte die Szene beobachtet und forderte die Polizisten auf, einen Krankenwagen zu holen. Er bekam zur Antwort: Nee, wieso? Das hat Zeit. Die Krankenschwester, die sich im Krankenwagen um Ohnesorgs Leben bemühte, war selbst von Polizeiknüppeln blutig geschlagen worden. Nach ihrer Aussage starb Ohnesorg in ihrem Beisein auf dem Transport ins Moabiter Krankenhaus. Nach der Krankenhausakte dagegen starb er gegen 23:00 Uhr im Krankenhaus. Seine Kopfverletzung wurde genäht. Beides deuteten Beobachter als Versuch, die Todesursache zu vertuschen.

Der Umgang von Medien und verantwortlichen Behörden mit der Erschießung

Sofort nach Bekanntwerden des Todesschusses begannen offizielle Vertuschungsmanöver. Noch während des Knüppeleinsatzes setzte die Polizei das Gerücht in Umlauf, Demonstranten hätten Beamte mit Messern attackiert. Ein angeblicher Steinewerfer, Fritz Teufel , wurde verhaftet. Den Steinwurf konnte wiederum kein Augenzeuge bestätigen.

Für Ohnesorgs Tod gaben die Behörden zuerst "Schädelbasisbruch" als Todesursache an. Der Versuch eines Arztes im Moabiter Krankenhaus, das Einschussloch zusammenzunähen, sollte offenbar diese Lüge stützen. Dann hieß es, der "Querschläger" eines Warnschusses habe Ohnesorg getroffen. Als Augenzeugen auch dies widerlegten, behauptete Kurras, er habe am Boden gelegen und in Notwehr gehandelt, weil er mit Messern angegriffen worden sei. Auch dies hatte sonst niemand von den Augenzeugen gesehen. Messer oder andere Waffen wurden bei keinem der Festgenommenen gefunden.

Alle verletzten Polizeibeamten konnten das Krankenhaus am selben Abend wieder verlassen. Für die schwerverletzten Studenten dagegen wurde eine tagelange Nachrichtensperre verhängt, so dass ihre Angehörigen ihren Aufenthaltsort und Verletzungsgrad nicht erfuhren.

Am 3. Juni berichtete die Berliner Bildzeitung nur, es habe einen Toten gegeben. Abgebildet wurde daneben ein blutender Polizist. Von einem Messerangriff war nichts zu lesen, ebensowenig von einem Todesschuss. Der Kommentar lautete:

Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden.

Am nächsten Tag hieß es:

Die Polizei trägt keine Schuld an den Zusammenstößen, die eindeutig von unseren Krawallradikalen provoziert wurden. Die Polizei tat ihre schwere Pflicht. Benno Ohnesorg ist nicht der Märtyrer der FU-Chinesen, sondern ihr Opfer...Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten.

Auch die Berliner Polizeigewerkschaft erklärte am Folgetag, sie verlange schärfere Maßnahmen gegen das zügellose Treiben dieses „Mobs" und ein Abgehen vom Kurs der „weichen Welle" bei der „Behandlung dieser Kriminellen."

Der Berliner Senat verbot alle weiteren Demonstrationen. Die Polizei riegelte auch den Campus der Freien Universität ab. Bürgermeister Heinrich Albertz sagte: "Die Geduld der Stadt ist am Ende." Auch er gab den Demonstranten selbst die Schuld an der Erschießung Ohnesorgs und fand kein Wort für die Angehörigen des Toten. - Erst unter dem Eindruck der unabhängigen Untersuchungsergebnisse traten er und der Polizeipräsident im September zurück. Nun gaben beide zu, dass sie den Polizeieinsatz in dieser Form geplant und befohlen hatten.

Der Todesschütze blieb zunächst im Amt. Er wurde in einem ersten Prozess am 21. November 1967 von der Anklage des Totschlags freigesprochen. Gleichzeitig wurde der angebliche Steinewerfer Fritz Teufel bis zu seinem Prozessbeginn am 27. November inhaftiert. Die Anklage hatte versucht, ihn in die Psychiatrie einzuweisen. Nun sollte er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt werden. Doch sein Anwalt - das damalige SDS-Mitglied Horst Mahler - konnte nachweisen, dass die Festnahme Teufels 5 Minuten vor dem angeblichen Steinwurf stattfand. Am 22. Dezember 1967 wurde Teufel freigesprochen.

In einem zweiten Prozess 1970 wurde Kurras zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits nach vier Monaten Haft wieder freigelassen. 1975 trat er erneut in den Polizeidienst und wurde 1987 pensioniert.

Die weiteren Folgen

Für viele damalige Studenten war die Erschießung von Benno Ohnesorg ein unmissverständliches Zeichen der Gewaltbereitschaft staatlicher Behörden, um unliebsamen Protest für Menschenrechte zu unterdrücken. Er wurde deshalb zum Signal für die Radikalisierung der Studentenbewegung ( APO ).

Die Überführung des Sarges von Ohnesorg nach Westdeutschland am 8. Juni und seine Beerdigung am Folgetag wurden von bundesweiten Demonstrationen begleitet. Der Berliner Theologe Helmut Gollwitzer, ein enger Freund Rudi Dutschkes , sagte an der DDR-Grenze:

"Ein Tod verpflichtet zur Versöhnung. Der Todesmonat von Benno Ohnesorg ist auch der Todesmonat für viele junge Vietnamesen, Amerikaner, Israelis und Araber gewesen. Benno Ohnesorgs Leidenschaft galt dem Frieden... Als er sich dort von seiner Frau an der Straßenecke in der Schillerstraße trennte und hinüber zur Krummen Straße ging, ...war es vielleicht sein Impuls, einem Misshandelten zu helfen, der ihn sein Leben kostete... Nehmt diesen ersten unkontrollierten Konvoi seit Kriegsende als Zeichen der Verheißung für ein künftiges friedliches Deutschland..., in dem man wieder, ungehindert durch Autobahngebühren, Stacheldrähte und Mauern, frei hin und herfahren kann."

Die Erschießung markierte eine deutliche Zäsur in der politischen Auseinandersetzung in Westdeutschland der 1960er Jahre . In den folgenden anderthalb Jahren schwoll die internationale studentische Protestwelle enorm an. In der Bundesrepublik kam es nun häufiger zu zum Teil gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizeiaufgeboten. Zugleich nahmen die Aufklärungs- und Reformversuche an den Hochschulen zu. Erstmals gerieten die Polizeiausbildung und die von ihr angewandten Methoden in die öffentliche Kritik.

Andererseits begünstigte die Debatte über die Lehren aus der Erschießung auch den Zerfall des SDS in viele dogmatisch verfeindete sogenannte K-Gruppen . Sie wurde auch der Auftakt des deutschen Terrorismus der 1970er Jahre . So bezog sich die " Bewegung 2. Juni " um Bommi Baumann , aber auch die RAF um Andreas Baader und Ulrike Meinhof ausdrücklich auf das Todesdatum Ohnesorgs und leitete daraus ihre prinzipielle Staatsfeindschaft ab.

Die Studentenbewegung , die eine ganze Generation nachhaltig prägte und politisierte, erzeugte also ambivalente Tendenzen: Einer gewissen Liberalisierung des innenpolitischen Meinungsklimas und Reformbereitschaft im Bildungssektor, die den Wahlsieg der sozialliberalen Koalition 1969 begünstigten, standen ab 1973 die Berufsverbote , Eskalation des RAF-Terrors mit Anschlägen auf Einrichtungen und Morden an Vertretern des politischen Systems, Sondergesetze, Abbau von Bürgerrechten und Aufrüstung der Polizei gegenüber.

An den Tod des Studenten Benno Ohnesorg erinnert vor der Deutschen Oper in der Bismarckstraße seit 1971 eine Gedenktafel, sowie das Relief "Der Tod des Demonstranten" des Bildhauers Alfred Hrdlicka . In seiner Heimatstadt Hannover ist seit 1992 eine Brücke über die Ihme nach ihm benannt. Der Schriftsteller Uwe Timm hat Benno Ohnesorg mit der Erzählung Der Freund und der Fremde (2005) ein literarisches Denkmal gesetzt.

Siehe auch

  • Studentenbewegung
  • Rudi Dutschke
  • Bewegung 2. Juni
  • Philipp Müller

Literatur

  • Timm, Uwe (2005): Der Freund und der Fremde. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 176 S. ISBN 3-462-03609-2
  • Dutschke-Klotz, Gretchen (1996): Rudi Dutschke. Eine Biographie. Köln: Kiepenheuer & Witsch, S. 125 - 134; 163 - 165 und Anmerkungen S. 487 - 488.
  • Haffner, Sebastian : Die Nacht der langen Knüppel, stern , 25. Juni 1967
    „... dieses Springer-Berlin von 1967 [ist] in der Sache, wenn auch nicht in der Form, wieder ein faschistisches Berlin geworden.“
    Erinnerungen eines beteiligten Kollegen von Haffner zu diesem damals aufsehenerregenden Kommentar: [1]
  • Die Zeit, Magazin Nr. 25, 1992
  • Der Spiegel spezial, Juni 1988
  • konkret -Ausgaben

Weblinks

Bilder

Artikel

Wikipedia

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