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Letzte Änderung für Artikel Berliner Wasserkunst: 16.01.2006 20:24

Berliner Wasserkunst

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Die Berliner Wasserkunst war eine Anlage zur Wasserversorgung in Berlin, als Wasserkunst bestehend aus einem Pumpwerk mit WasserbehĂ€lter auf einem Turm sowie einem hölzernen Röhrensystem. Sie wurde im Jahr 1572 von Johann von Blankenfelde im Auftrag von KurfĂŒrst Johann Georg entworfen und gebaut. 1706 stĂŒrzte der Wasserturm als letzter bis dahin noch vorhandener Teil der Anlage ein.

Inhaltsverzeichnis

Planung

Die Berliner Wasserkunst war eine der frĂŒhesten Planungen des 1571 durch den Tod seines Vaters, KurfĂŒrst Joachim II., an die Macht gekommenen KurfĂŒrsten Johann Georg. Er war bereits vor seinem Amtsantritt ein großer Freund von Wasserspielen und Gartengestaltungen und soll wahrscheinlich auch zu dieser Zeit die ersten PlĂ€ne zur Gestaltung des spĂ€teren Lustgartens entwickelt haben. Da ihm sein Vater jedoch 4,7 Millionen Taler Schulden hinterlassen hatte, konnte er seine PlĂ€ne ersteinmal nicht ausfĂŒhren. Um die Schulden zu tilgen entwickelte Johann Georg mehrere Ideen, darunter eine, mit der er die BĂŒrgerschaft Berlins mithilfe einer Wasserkunst mit Wasser versorgen wollte. Inwiefern dies zugleich die Voraussetzungen fĂŒr eine Betreibung von Wasserspielen im spĂ€teren Lustgarten bieten sollte ist unklar, es wird allerdings davon ausgegangen, dass dieser Gedanke eine Rolle spielte.

Bau der Wasserkunst

Mit dem Bau der Anlage wurde der Berliner Ratsherr und BĂŒrgermeister Johann von Blankenfelde beauftragt. Dabei wurde erst ein unterirdisches, relativ flach verlegtes Röhrennetz aus ausgehöhlten BaumstĂ€mmen verlegt. An den Wasserentnahmestellen in den Höfen der angeschlossenen BĂŒrger sowie an einigen Straßen wurden Wasserspender mit HĂ€hnen angebracht, die auch fĂŒr Feuerlöschzwecke genutzt werden sollten.

Den Wasserturm bildete ein ehemaliger Wachturm , der an der heutigen SchlossbrĂŒcke (frĂŒher HundebrĂŒcke) stand. Dieser hatte eine GrundflĂ€che von 13,7 x 14,5 Meter und war 14 Meter hoch. Auf diesen wurde ein dreigeschossiger Aufbau gesetzt mit einer FlĂ€che von 10,4 x 11 Meter und einer Höhe von nochmals 18 Meter (ohne Aufbauten wie Haube, Laterne und Spitze). Damit lag der WasserbehĂ€lter also in etwa 30 Metern Höhe, die fĂŒr den Druckaufbau genutzt werden konnten. Hochgepumpt wurde das Wasser durch ein Druckwerk, welches von einem an der Ostseite installierten unterschlĂ€gigen Wasserrad betrieben wurde. FĂŒr das Antriebswasser wurde ein neuer Graben angelegt, der mit einer Stauvorrichtung (Arche) versehen war. Der Graben endete am Turm und wurde wahrscheinlich in die Spree wieder abgeleitet. Darstellungen davon sind jedoch nicht bekannt. Der WasserbehĂ€lter hatte wahrscheinlich ein FĂŒllvolumen von etwa 50 Kubikmetern.

Ende 1572 war die Anlage betriebsbereit und wurde am 16. Dezember des Jahres mit einem Vertrag zum Unterhalt und der Finanzierung der Anlage in Betrieb genommen. FĂŒr jeden Anschluss an die Anlage sollten von der Stadt 20 Taler bezahlt werden, zusĂ€tzlich 10 Taler pro Jahr fĂŒr die Unterhaltung der Anlage. Zur Pflege wurde eine Kunstmeister mit einer Jahresbesoldung von 27 Talern sowie freier Wohnung eingestellt. Ebenfalls geregelt wurde eine Bestrafung bei VerstĂ¶ĂŸen gegen die Wasserentnahmeordnung mit 10 Talern Strafgeld beschlossen.

Der Lustgarten

1573 begann KurfĂŒrst Johann Georg mit dem Bau seines Lustgartens, allerdings sind fĂŒr diesen Garten keine Wasserspiele dokumentiert. Geleitet wurde dieser Garten von Desiderius Corbinianus ,

um mit zwei Knechten und zwei MĂ€gden unsere GĂ€rten zu verwalten und einen newen Lustgarten ... zu erbauen und zuzurichten.

Wahrscheinlich wurden nach einem Jahr wenige kleinere Springbrunnen betrieben, die ihr Wasser von der Wasserkunst erhielten.

Der Verfall der Anlage

Bereits 1579 kam es zu ersten Kritiken an dem System. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Anlage wahrscheinlich sehr gut funktioniert, in diesem Jahr drohte der KurfĂŒrst jedoch der Stadt mit einem Bußgeld in Höhe von 200 Talern womit sie

an den Gang der Wasserkunst erinnert werden sollte, ihren Gang habe, gebessert und erhalten werde.

Der Rat stellte am 24. Juli 1579 einen Gegenbericht auf und schrieb, dass sie zwar fĂŒr das Holz zur Erneuerung der Leitungen sorgen wollten, nicht jedoch fĂŒr das Bohren aufkommen könnten. Hinzu kamen Einnahmeeinbußen, da viele BĂŒrger bei Vererbung oder Verkauf aus der Wasserversorgung austraten und andere das Geld nicht mehr bezahlen wollten. Wegen hoher Steuern konnten sie nicht einsehen, warum sie fĂŒr ungereinigtes Flußwasser aus der Leitung zahlen sollten, wenn sie die Möglichkeit hatten, durch einen Brunnen in geringer Tiefe selbst gutes Grundwasser zu finden und zu nutzen.

Der KurfĂŒrst mahnte die Erneuerung 1580 erneut ohne Erfolg an, die Rohre waren zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits soweit verfault, dass sie nicht mehr repariert werden konnten. So vergammelte das Holz weiter und das Röhrenwerk der Wasserkunst war kurze Zeit darauf nicht mehr zu verwenden. Erst 1618 verlangte sein Enkel Johann Sigismund, KurfĂŒrst von 1608 bis 1619 , erneut eine Reparatur der Leitungen damit sie wenigstens fĂŒr die Feuerlöschung nutzbar wĂ€ren, auch dieser Aufruf blieb wirkungslos.

Der Turm versorgte aufgrund dieser Situation nur noch die Anlagen des Lustgartens. FĂŒr diesen Bereich der Wasserkunst wurden 1632 und 1639 Erneuerungen an der Wasserkunst dokumentiert, ab 1640 wurde der Lustgarten selbst mit weiteren Teichen und Brunnen ausgestattet, unter anderem ab 1647 mit einer liegenden Kolossalfigur, die den römischen Meeresgott Neptun mit einem wasserspeienden Dreizack darstellte.

Umgestaltung des Wasserturms zum MĂŒnzturm

Da der Turm der Wasserkunst auch nach dem Zerfall der Wasserleitungen noch voll betriebsfĂ€hig war wurde 1630 die königliche MĂŒnzprĂ€geanstalt an und in den Turm verlegt. Das alte Wasserrad war nicht mehr reparaturfĂ€hig und konnte die Anlage aus Schneide- und PrĂ€gemaschinen nicht mehr betreiben. So wurde an den Wasserturm ein WerkstattgebĂ€ude angelegt und die Maschinen stellte man wahrscheinlich in die unbenutzten RĂ€ume des Turmes. Der Turm wurde somit zum „MĂŒnzturm“, der Wassergraben zum „MĂŒnzgraben“.

Als der KurfĂŒrst Friedrich III. im Jahr 1701 zum König Friedrich I. in Preußen wurde, ordnete er neben einem Umbau des Berliner Schlosses auch einen Umbau des MĂŒnzturmes an. Dieser sollte auf 91 Meter aufgestockt und mit Uhr, Glockenspiel, GelĂ€ut sowie einem neuen WasserbehĂ€lter ausgestattet werden. Zu diesem Zweck verlegte man die MĂŒnzwerkstĂ€tten und verstĂ€rkte das Fundament des Turmes. 1704 neigte sich das GebĂ€ude nach Westen und bekam Risse, worauf 1705 diese Seite durch einen 13 Meter hohen Mauerblock abgestĂŒtzt wurde. Eine weitere StĂŒtzung erfolgte 1706 und die Westseite wurde außerdem durch Mauerpfeiler gestĂŒtzt. Auf einen weiteren Aufbau wurde verzichtet und man einigte sich in einer Kommission auf den Vorschlag des Architekten Andreas SchlĂŒter vom 18. Juli 1706, den Turm auf eine Höhe von 36 Metern abzutragen und als Aussichtsplattform zu nutzen. Noch bevor der König dazu seine Zustimmung geben konnte war der Turm allerdings eingestĂŒrzt. Im gleichen Jahr wurde der nun funktionslose MĂŒnzgraben zugeschĂŒttet.

Literatur

  • Hilmar BĂ€rthel: Zur Geschichte der Wasserkunst, Berlinische Monatsschrift 5/2000 ( luise-berlin.de Volltext)

Wikipedia

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